Inwiefern kann man englische Muttersprachler wirklich verstehen, wenn man Schulenglisch spricht?
Ich war eigentlich in der Schule in Englisch immer recht gut. Wenn ich englisch spreche klinge ich zwar wie Günther Oettinger, aber verstehen tue ich es recht gut - dachte ich. Jetzt habe ich allerdings zwei englisch-sprachige Videos geschaut, und habe auf den ersten Blick nur Bahnhof verstanden.
In der Schule bekommt man natürlich immer Aufnahmen vorgespielt, in denen langsames, exaktes Schulenglisch gesprochen wird. So klar und deutlich spricht aber im wirklichen Leben kaum jemand.
Deshalb frage ich mich, ob man sich mit englischen Muttersprachlern wirklich verständigen kann, nur weil man im Schulfach Englisch gute Noten hatte.
13 Antworten
Das ist einfach eine Sache der Gewöhnung. Gib mal bei Youtube ein "Englische Filme zum Sprache lernen". Da suchst du dir dann jeden Tag etwas aus. Nach und nach gewöhnst du dich daran. Später kannst du dann zu anderen, auch längeren Filmen übergehen.
Wenn's anfangs doch noch zu frustrierend ist, kannst du ja erst mal mit untertitelten Filmen anfangen. Die Crux dabei ist nur, dass man dann durch den Text unten so abgelenkt ist, dass man nicht mehr wirklich auf das konzentriert ist, was gesprochen wird. Aber zumindest gewöhnt man sich an den Klang, die Sprachmelodie.
Wenn du bei 60% Verständnis (ohne Untertitelung!) angekommen bist, hast du schon ganz Beachtliches geschafft und darfst dir auf die Schultern klopfen.
Was deine Filmbeispiele betrifft: Der "Robin-Hood"-Trailer ist vom Tempo her o.k. und auch sonst gut zu verstehen. Das wirst du merken, wenn du dir nach ein paar Wochen Übungsvorlauf nicht nur den Trailer, sondern auch die einzelnen Episoden dieses alten Films anschaust. - Das Interview mit Kenneth Clarke ist da schon schwieriger. Woran liegt's? Vielleicht daran, dass er ein sehr unterschiedliches Tempo beim Sprechen hat, außerdem ein sehr starkes Auf und Ab in der Intonation: Über manche Wörter rattert er hinweg wie ein MG, verschluckt dabei auch Silben bzw. die Vokale darin, dann zieht er wieder Wörter in die Länge. Das macht es für einen Ausländer schwer, seinen Worten zu folgen.
Aber das gibt's in der Muttersprache auch. Mir gehen z.B. sehr hohe Frauenstimmen auf die Nerven, vor allem wenn diese Stimmen dann noch blechern und scharf sind und diese Frauen mit sich überschlagender Stimme sehr hektisch mit schwäbischem Akzent sprechen. Das ermüdet mich nach nur wenigen Minuten derart, dass ich mich auf den Inhalt nicht mehr konzentrieren kann. Der von dir erwähnte G. Oettinger ist zwar ein Mann, gehört aber auch dazu: Er keift hektisch, das hält kein Mensch aus!
Du kannst es ja auch erst einmal mit Filmchen probieren, bei denen man nicht unbedingt viel Text verstehen muss, z.B. "Die kleinen Strolche" (The little rascals) auf Englisch. Da ist allerdings außerdem noch die Tonqualität schlecht.
Hörverstehen lernt man nur, wenn man genau das übt: Hörverstehen.
Am besten sind Filme mit Untertiteln auf Englisch oder Deutsch
oder Hörbücher (die sind meist viel deutlicher gesprochen) ev, mit dem Buch auf E oder D vor den Augen...
Das Problem ist, dass wir unser Alphabeth auf Deutsch gelernt haben. Wenn wir lesen, wenden wir implizit immer das Alphabeth auf deutsch an.
Auf Englisch haben die Buchstaben einen ganz anderen Klang, manche werden überhaupt übersprungen, etc.
deshalb kann man nur mit lesen, ohne Hören, nicht lernen, wie die englische Sprache gesprochen wird.
Man muss das sehr bewusst trainieren, durch zuhören (und nachquatschen). Nur auf Papier geht das nicht...
Zu den Filmen muss ich sagen: die finde ich beide eher undeutlich gesprochen.
robin hood, besonders am Anfang, ist sehr schnell gesprochen, und es ist ein geschriebener, vorgelesener Text mit relativ dichter Information. Der Film, mit den Film-Dialogen, ist dann leichter...
Der gute Ken Clark spricht oft eher leise und nicht übertrieben deutlich.
also alles in allem keine leichte Aufgaben...
Deshalb frage ich mich, ob man sich mit englischen Muttersprachlern wirklich verständigen kann, nur weil man im Schulfach Englisch gute Noten hatte.
Ja, und das obwohl ich mittelmäßige bis schlechte Noten hatte. Englisch ist insofern relativ einfach, als dass man Sätze (meistens) unabhängig von Konjugations- und Deklinationsformen bilden kann. Daher wird man auch meistens verstanden.
Ich würde dir raten Videos in englischer Sprache und mit deutschen Untertitel zu gucken, auch öfters englische Radiosender zu hören, Natur BBC Filme zu schauen.
News in Englisch wäre auch gut.
es gibt auch gute Hörbücher in englischer Sprache
Schulenglisch ist so ne Sache. Ich kenn Leute, an deren Schule hatten sie keinen Englischlehrer für mehrere Jahre.
Bei uns wurde ab der 7. Eben keine perfekten Aufnahmen mehr benutzt und mehr solche mit Störgeräuschen und nuschelnden Menschen. Teilweise saß ich in Tests und fragte mich, wer im echten Leben ein Interview auf einem Bahnhof aufnimmt während ein ICE einfährt..
Ich hab mir mal dein erstes Beispiel angehört. Auf der Aufnahmequalität klingt es nach 60er oder 70er Jahre. Solch alte Aufnahmen finde ich als Muttersprachler auf Deutsch auch schwer zu verstehen
War auch der erste und vorerst einzige seiner Art.
Sogar noch älter. Der Film ist aus den späten 30er Jahren.