In welcher konkreten Weise haben die deutschen Märchen, Dichter und Denker auf die deutsche Mentalität erkennbar und erlebbar eingewirkt?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Deutsche Märchen, Dichter und Denker haben die deutsche Mentalität stark geprägt. Die Grimm’schen Märchen, die das Landleben und die Natur betonen, fördern eine tiefe Verbundenheit mit der Heimat. Dichter wie Goethe und Schiller beeinflußten die Romantik durch ihre Liebe zur Natur und freiheit.

Philosophen wie Kant und Hegel legten den Grundstein für eine Kultur, die Bildung und vernunft schätzt während die Aufklärung Deutschland zum "Land der Dichter und Denker" machte. Märchen vermittelten Werte wie Ehrlichkeit und mut, während Autoren, wie Heine und Brecht das Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit stärkten.

Die deutsche Ernsthaftigkeit spiegelte sich in den düsteren Märchen und den tiefgründigen Philosophien von Schopenhauer und Nietzsche wieder. Werke von Heine und Fichte förderten, dass Nationalbewusstsein, und die Grimm’schen Märchen trugen zur Entwicklung einer gemeinsamen deutschen Identität bei. Diese Einflüsse prägen bis heute die deutsche Kultur und das Bildungssystem.


Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 06.01.2025, 01:19

Das ist vernünftig beleuchtet. Allerdings sind die Volksstämme auf deutschem Gebiet durch Jahrtausende furchtbarer Ereignisse (u.a. auch durch Armut, Adelsterror, Pandemien und furchtbare Kriege mit geprägt worden.)

Schiller hat mit seiner Literatur die deutsche Mentalität mitgeprägt. Mehrere deutsche Redewendungen gehen auf ihn zurück. Hier habe ich Beispiele angeführt:

Aus Das Lied von der Glocke:

„Wehe, wenn sie losgelassen“ (Der vollständige Satz bezieht sich auf „die Himmelskraft“, das Feuer: „Wehe, wenn sie losgelassen / Wachsend ohne Widerstand / Durch die volkbelebten Gassen / Wälzt den ungeheuren Brand!“)

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ (Verkürzt aus: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, / Ob sich das Herz zum Herzen findet!“)

„Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“

Aus Wilhelm Tell:

„Der kluge Mann baut vor.“

„Früh übt sich, was ein Meister werden will.“

Aus Die Piccolomini:

„Langer Rede kurzer Sinn“ (Verkürzt aus: „Was ist der langen Rede kurzer Sinn?“)

Da ich jemand bin, der sehr der Musik zugetan ist, erwähne ich den "Freischütz" von Carl Maria von Weber. Das "Gespensterbuch" aus den Jahren 1810 bis 1817 bildete die Vorlage, nach der ein gewisser Friedrich Kind das Libretto zum Freischütz schrieb.

https://youtu.be/V9iaX9wWni4

Das Stück spielt in Böhmen, die Szenerie passt jedoch auch großartig zu Deutschland: der Wald, die Jäger und natürlich die Liebe (zwischen dem Jägersmann Max und Agathe).

Die Hörner passen zu dem Thema, welches den Wald beschreibt (und das alles sehr passend zu den Jägern). Ab 2:15 wendet sich die Musik ins Düstere. Nach 3:00 erscheint das Thema der "Wolfsschlucht", hier kommen Düsternis und Tragik zusammen (und die Zauberei Samiels).

Nach 4:20 schreibt die Klarinette ein neues Kapitel. Und bei 4:50 erscheint "Agathes Liebesmotiv". Und das Ganze verschmilzt in einer Mischung aus Verzweiflung und Leidenschaft.

Immer wieder erscheint der Kontrast aus der Liebe und der düsteren Bedrohung.

Ab 7:20 die leisen und dunklen Trommelschläge, die mit Samiel (sozusagen dem Teufel) in Verbindung stehen. Nach 8:00 dreht von Weber das Ganze wieder ins Dur, die Liebe wird siegen, das ist schon ganz klar.

Das Leben wird von Dunkelheit bedroht (in der Oper: Samiel und Kaspar, der dem Samiel seine Seele schuldet), aber am Ende siegt dann doch die Liebe (zwischen Max und Agathe). Der Wald und die Jagd bilden die passende Kulisse.

Zurzeit findet das wohl eher weniger statt...

Aber ein zwei Generationen zurück. Nun in gepflegten Elternhäusern, oder zumindest die etwas auf sich hielten, las man ja wohl mindestens den Kindern einmal Märchen vor. Daher kommen die ersten Eindrücke von gut und böse. Werte und Normen werden einem nahegelegt.

Zu den Dichtern und Denkern... Naja was bringt dir jetzt das ein oder andere Goethegedicht und was kann man von Schopenhauer lernen ? Sicherlich nichts was einem auf den ersten Blick klar wird, aber immerhin verkörpern sie schon die deutsche Kultur und sind Bestandteil des Kulturerbe... Sie definieren zu einem gewissen Teil die deutsche Mentalität und begleiten uns, wenn auch nur in der Schule, bis heute.