In der Antike und dem Mittelalter war Papier sehr wertvoll. Wann hat sich das geändert? Und wieso?

3 Antworten

Von Experte Yrral bestätigt

Im Römischen Reich konnten unglaublich viele Leute Lesen und Schreiben. Das war nichts Besonderes, weil Papier extrem billig war. Es wurde in Ägypten aus Papyrus hergestellt und nach Rom exportiert. Oft verlangten die Römischen Kaiser das Papier einfach kostenlos und nannten es eine Steuer.

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches wurde kein Papyrus mehr von Ägypten nach Rom geliefert, denn die Ägypter dachten überhaupt nicht daran, ihr Papier weiterhin zu verschenken.

Es hat nicht lange gedauert, da gerieten die Handelsruten in Vergessenheit. In Europa nutzte man Birkenrinde zum Schreiben oder Pergament. Das wurde aus Tierhäuten hergestellt und war unglaublich teuer. Für ein ganzes Buch musste man so viel Geld hinlegen, dass man dafür auch ein Haus kaufen konnte.

Kein Wunder, dass nur noch Mönche oder Adlige das Schreiben erlernten. Die Alphabetisierungsrate sank von 70% noch im Römischen Reich auf 5%. Bildung wurde zu einem Luxusgut, weil es kein Papier mehr gab. Der Kirche spielte das in die Hände. Sie hatte das Bildungsmonopol und war damit immer sehr nah dran, an den Schalthebeln der Macht. Obendrein verdiente sie eine Menge Geld mit dem Kopieren von sehr teuren Büchern.

Gutenberg hat nicht nur den Buchdruck erfunden, sondern auch die Herstellung von Papier. Damit war das Monopol der Kirche gebrochen und die Alphabetisierungsrate stieg wieder rasant an. Die Leute ließen sich nicht länger einen vom Pferd erzählen und die Kirche verlor Stück für Stück an Macht. Das war ein langwieriger Prozess, aber Papier hat dabei eine große Rolle gespielt.

Ergänzung: Natürlich haben die Chinesen das Papier schon viele Jahrhunderte zuvor erfunden. Aber Gutenberg hat das Verfahren für sich selbst neu entdeckt. Er stand nämlich vor der Herausforderung, ein Papier zu erfinden, das für seine ölbasierte Druckfarbe und den Druckprozess geeignet war. Das damals übliche Schreibpapier war glatt und saugte die Farbe nicht gut auf. Gutenberg musste mit seine Technik anpassen, um ein geeignetes Druckpapier zu erhalten. Er hat das Papier vor dem Drucken auch leicht anfeuchtete, damit die Farbe besser aufnahm.


Chris428  21.04.2025, 23:35

Das stimmt nicht ganz. Papier ist wesentlich älter als Gutenberg und der Buchdruck. Und auch die Mönche in den Klöstern - nicht eine ominöse "die Kirche" - verwendeten Papier schon wesentlich früher.

Jorgenson  22.04.2025, 00:37
Gutenberg hat nicht nur den Buchdruck erfunden, sondern auch die Herstellung von Papier.

Wie kannst Du so etwas schreiben?

Was aber häufig Gutenberg zugeschrieben wird, wurzelt viele tausend Kilometer östlich in China. Dort wurde nicht nur der Buchdruck, sondern auch das Papier erfunden.
Quelle Wiki

Und zu Guttenberg kannst Du hier lesen.

September24 
Beitragsersteller
 21.04.2025, 23:45

70 Prozent bei den Römern? Das ist krass. Wusste, dass es viel mehr war als im MA, aber so viel mehr?

Papier, ursprünglich in China um 100 n. Chr. entwickelt, war anfangs ein seltenes und aufwändiges Produkt. Jede Seite musste von Hand geschöpft werden. Trotzdem gab es bereits im 3. Jahrhundert in China Papiertaschentücher - ein Wegwerfprodukt. Im 6. Jahrhundert produzierte eine Werkstatt für den Kaiserpalast 720.000 Stück Toilettenpapier.

Erst nach 600 kam dieses "Papier" über die Grenzen Chinas hinaus nach Korea und Japan.

Um 750 kam die Erfindung in die arabische Welt und es dauerte bis zum 11. Jahrhundert bis Papier in Europa ankam. Die älteste bekannte Dokument ist ein weltliches aus dem Jahr 1109, das älteste christliche Buch aus dem Jahr 1151.

Der Durchbruch für das Papier kam ab 1282 als man in Europa das Papier so weiter entwickelte, dass eine quasi-industrielle Herstellung mit Papiermühlen möglich war. Von da an war Papier einfach billiger als Pergament und ersetzte es dadurch. Pergament war dann ab dem 17. Jahrhundert nur noch Luxusschreibmaterial.

Der Buchdruck zwang die Hersteller von Papier zu einer Verfeinerung des Zellstoffs - also zu einer Qualitätssteigerung - was zum Erfolg des Buchdrucks beitrug.

Woher ich das weiß:Recherche

September24 
Beitragsersteller
 22.04.2025, 00:06

Vielen Dank! Aber - "es dauerte bis zum 11. Jahrhundert bis Papier in Europa ankam" - dann stimmt im Film "die Päpstin" das auch nicht, dass den Kindern Briefe mitgegeben werden? Dass die Päpstin als Kind das altgriechische Buch vom Lehrer geschenkt bekommt?

bountyeis  22.04.2025, 14:47
@September24

Eine Alternative zum Papyrus war seit der Spätantike Pergament. Allerdings war Pergament wesentlich teurer, was dazu führte, dass eben weniger Literatur sondern nur wichtige Texte überhaupt in Buchform gebracht wurden.

Chris428  22.04.2025, 18:11
@September24

"Die Päpstin" ist ein Roman bzw. Film über eine Legende - kein Historienfilm! Und selbst in gut recherchierten Historienfilmen schleichen sich solche Fehler ein.

Weil die Buchdrucktechnik die Nachfrage nach Papier steigerte, was zu einer Massenproduktion führte und die Herstellungskosten senkte.