Ich verliere die professionelle Distanz?
Hallo liebes Forum
Mich lässt eine Sache seit längerer Zeit nicht mehr los. Es lässt mich tagelang verzweifeln. Kurz vorab, ich bin ein Realschullehrer und unterrichte hauptsächlich die Klassenstufen 8-10. Was noch erwähnenswert ist, dass ich seit einem Jahr Klassenlehrer meiner derzeitigen 10. Klasse bin. Ein Mädchen meiner Klasse bereitet mir große Sorgen. Auch im ganzen Kollegium fällt ihr Verhalten auf. Natürlich habe ich sie bereits auf ihr Verhalten angesprochen und die Schulleitung sowohl als auch unsere Schulpsychologin arbeiten daran, ihr eine adäquate Hilfestellung zu bieten. Dennoch ändert sie ihr Verhalten sich, trotz mehrerer Gespräche und Hilfemöglichkeiten, überhaupt nicht. Sie schläft permanent im Unterricht ein, schwänzt regelmäßig, gibt keine Hausaufgaben ab und Klausuren versäumt sie völlig. Als ich sie auf ihr Verhalten ansprach, blockte sie zuerst ab, erzählte mir aber dann doch die mögliche Ursache ihrer Verhaltensauffälligkeiten. Mit 15/16 Jahren scheint sie mehr erlebt zu haben als der Durchschnitt. Im Elternhaus ist es momentan auch schwierig. Die Schulpsychologin schaltete das Jugendamt ein, aufgrund Misshandlungs- und Missbrauchsverdacht.
Das alles lässt mich nicht los und ich verliere die Distanz. Sie hat mir offen gestanden, dass sie in mir eine Vaterfigur sieht. Habe ihr die Grenzen aufgezeigt und ihr dementsprechend klar und deutlich gemacht, dass ich nur ihr Lehrer bin. Ich möchte ihr mehr helfen als für mich überhaupt möglich, obwohl ich nicht dazu befugt bin. Ich entwickele förmlich Rettungsphantasien!
Wie behalte ich die Distanz?
7 Antworten
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Ich denke die Distanz ergibt sich hier aus den praktischen Möglichkeiten zu helfen. Dennoch sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Rolle der Schule nicht ausschliesslich die Vermittlung von Fachwissen ist. Schülern und Schülerinnen die nicht mitziehen sollte daher ausserhalb des Unterrichts klar gemacht werden, dass extreme Leistungsmängel im späterem Leben höchstwahrscheinlich Nachteile bringen. Eventuell müssten auch mit dieser Schülerin gemeinsame Ziele erarbeitet werden damit sie sich irgendwie ändert!
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Ist doch toll, dass du dich um sie sorgst und so viel Empathie hast! Ich wüsste nicht, was daran schlimm sein sollte. Warum sollte es so schlimm sein, wenn du auch für sie da bist? Bloß sollte man nicht mitleiden, das tut niemandem gut.
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Tipps geben und unterhalten ist aber als Lehrer erlaubt oder? Erstmal respekt dafür das sie sich sorgen machen. Aber es liegt nicht in ihrer Hand die Schülerin zu „retten“ sie können ihr nur Helfen, und versuchen die situation zu verbessern. Sehen sie es, auch wenn es krass klingt, nicht als ihr problem. Dafür gibt es das Jugendamt, und am ende liegt es auch der schülerin ob sie sich helfen lassen will oder nicht.
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Und behalten sie im hinterkopf, ggf sucht sie ausreden, um sich rechtzufertigen oder so.
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Puh schwierige Lage.
Aber was du doch schonmal positiv erachten kannst, du erkennst das Problem und das du eines hast. Hut ab.
Besinne dich auf deine professionelle Ebene und Bedenke das du als Lehrkraft auch garnicht fähig bist ihr das zu geben was sie sich wünscht.
Bleibe bei deinen Hilfestellungen also rein bei den schulischen belangen. Alles andere sollen entsprechend Profis übernehmen auch wenn du Klassenlehrer bist
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Wenn du die Distanz nicht halten kannst, solltest du die Verantwortung für sie bzw. die Klasse abgeben. Such dir Unterstützung über eine Supervision, wie du mit der aktuellen. bzw. vergleichbaren Situationen in Zukunft umgehen kannst.
Das ist die beste Antwort! :D