"Ich möchte nicht, dass mein Kind nur aus dem Schulbuch lernt, er oder sie soll sich Zusatzinformationen beschaffen"- übertriebener Ehrgeiz oder normal?

8 Antworten

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Jupp, gute Einstellung. Nicht nur die Schule sondern auch die Eltern haben einen Bildungsauftrag.

Aber das mit dem Internet ist so ne Sache. Die meisten Plattformen und gerade die die Jugendliche gern besuchen filtern zum Teil stark und auch einseitig. Über Profile werden auch scheinbar bevorzugte Inhalte präsentiert. Also mit Vorsicht zu genießen.

Ich möchte nicht, dass mein Kind nur aus dem Schulbuch lernt, er oder sie soll sich Zusatzinformationen beschaffen

Von der Grundeinstellung her ist das ja erstmal gut und Du bringst dem Kind damit bei, auch immer mehrere Seiten zu hören bzw. verschiedene Quellen zu überprüfen und sich nicht auf eine Aussage einer Seite zu verlassen.

Aber es kommt darauf an, wo man das im konkreten Fall fordert bzw. in welchem Alter.

Und im Rahmen der Schule habe ich da Bedenken, dass Du Deinem Kind damit ggf. auch das Leben an bestimmten Stellen schwerer machst als nötig/sinnvoll oder es damit verwirrst, so das es den Schulstoff im Zweifel schlechter lernt, womit dem Kind nicht wirklich geholfen ist.

  • Bei "Meinungsfragen" in entsprechenden Fächern im fortgeschrittenen Alter kann das hilfreich sein.
  • Aber beim Lernen von Fakten ist das nur eine unnütze, zusätzliche Bürde, die dem Kind im Zweifel nicht weiterhilft sondern ihm das Leben schwer macht. Beispiel Mathematik: Es braucht nicht mehrere Quellen um zu lernen, das 2+2=4 ist. (Das ist nur ein Beispiel, aber ich hoffe das Du verstehst, worauf ich hinaus will.)

Also grundsätzlich sehr gut,

Aber aufpassen dabei, dass du dein Kind nicht damit überforderst.

Dazu kommt noch die Gefahr, dass du ihm deine Wahrheiten auftischen willst durch Manipulation, die dir möglicherweise nicht einmal bewusst ist.

Daher ist auch an dich die Herausforderung, was glaube ich dass es zuverlässig ist und warum.

Denn es gibt viele die meinen dass sie selbständig denken und prüfen.

Aber zu schnell neigt man sich da etwas einzubilden was nicht ist.

Mann lässt sich gerne von seinen Gefühlen und eigenen Erwartungen an etwas lenken das dann aber nicht zu einer Zuverlässigen Antwort führt, sondern nur eine andere lüge ist als die, die vermittelt wird.

Aber lüge bleibt lüge und Unwahrheit bleibt Unwahrheit, wie auch Unzuverlässigkeit Unzuverlässigkeit bleibt gleich aus und in welche Richtung auch immer.

Sei dir daher bewusst, dass der Mensch von Natur aus, eher sich an unzuverlässigem Orientiert als an dem was zuverlässig ist.

Denn das unzuverlässige kann man anpassen an seine eigenen Bedürfnisse.

Das Zuverlässige bleibt immer gleich.

Solange die „Zusatzinformationen“ nicht zum Beispiel den Holocaust leugnen, die Erde als Scheibe beschreiben, Impfungen als Chipimplantationsprogramme abtun und gleichgeschlechtliche Partnerschaften wieder strafbar machen wollen, dürfte da grundsätzlich niemand etwas gegen haben.


Bonzo240195 
Beitragsersteller
 01.10.2023, 12:40

Um Gottes Willen, nein!

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Das ist ein frommer Wunsch, der seine Berechtigung hat, man muss aber aufpassen, dass das Kind nicht unter Druck gesetzt wird. Wer unter Druck gesetzt wird, entwickelt keinen Spaß, reagiert mit Trotz und ggf. Traurigkeit und wird keine Lust haben, sich mit dem Thema zu befassen - so wie ein Kind, das im Sportunterricht nicht so behände ist, von Stund' an immer ausgelacht und schikaniert wird, meist sein Leben lang kein Sportler mehr sein wird.

Bei mir damals (bin Jahrgang 1990) war es ab der Grundschulzeit Standard, dass man sich auch außerhalb der Schule auf eine altersgerechte Weise informiert und bildet - sei es durch die Sachgeschichten der "Sendung mit der Maus" oder die "Was ist was"-Bücher und vergleichbare Sachbücher für Kinder, allgemein gute Kinderbücher (Erich Kästner, Astrid Lindgren usw.) zum Aufbauen eines guten Wortschatzes, das Kinderlexikon (ich habe meines noch), die Kinderbibel (habe ich auch noch) und den Kindergottesdienst oder gezieltes Musikhören - ich habe z.B. die Reihe "Klassik für Kids" von und mit Justus Frantz sehr gemocht, das war mit ca. zehn Jahren mein erster Kontakt zur Klassik. Das geschah aber alles sehr zwanglos - es wurde zwar schon erwartet, dass ich "mehr" mache und Eigeninitiative zeige und mich ernsthaft mit der Wissenserweiterung beschaffe, aber es war nicht so, dass es einen Druck gab oder einen Zwang, der Beste zu sein oder alles oder noch mehr zu können. Ich durfte auch ganz normal Kind sein und es war nicht verboten, sich auch typische Zeichentricksendungen für Kinder (ich mochte u.a. "Walter Mellon" besonders gern, das war cool) anzusehen oder zu spielen oder einfach mal was zu tun, das nix mit Bildung zu tun hatte.

https://www.youtube.com/watch?v=pXwpD6IcXSo

Ich muss heute sagen: Gerade dass ich so viel gelesen und gesehen habe und so viel erklärt bekam, vor allem von meinem Opa, hat mir viel geöffnet und ich merke es heute erst recht, wie viel mir das alles gegeben hat - ich würde mich selbst ohne mich zu loben als überdurchschnittlich gut gebildeten Menschen bezeichnen, der vieles weiß und kennt, das viele Gleichaltrige nicht kennen oder wissen. Es war aber auch wichtig, dass mir vor lauter Bildung nicht die Luft zum Atmen genommen wurde: Der richtige Mix macht es aus!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung