Ich habe Krebs und werde laut Ärzten bald vermutlich sterben. Ich mache mir Sorgen um meine kleine Tochter?

21 Antworten

Wie alt ist sie denn?

Unter 3 wird es schwierig, aber ist durchaus möglich. In dem Alter muss man es ihnen öfters nochmal erklären, damit sie es verstehen. Manchmal unterschätzt man die kleinen, die verstehen mehr als man denkt

Trotzdem gute Besserung an dich und viel Kraft in dieser Zeit!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Erzieherin in der Krippe :)

Du wirst mit ihr reden müssen, denn Kinder haben Antennen und ien feines Gespür. Sie merkt, dass etwas nicht stimmt.

Vor allem musst du dir Gedanken um ihre Zukunft machen. Wo wird sie leben, wenn du nicht mehr bist?

Das ist immens wichtig und auch dafür zu sorgen, dass sie sich an diese Personen gewöhnt. Bei uns wäre es damals eine Patin gewesen, die unsere Kinder aufegenommen hätte. Also Kontakt pflegen, ausbauen, viel gemeinsam machen, damit sie sich hinterher dort sicher fühlt.

Und dir wünsche ich viel Kraft, versuch die wenige Zeit mit deiner Tochter zu nutzen. Vlt. kannst du dir mit ihr noch einen Traum erfüllen- eine besondere Reise, an die sie sich auch immer erinnern wird. Mach viele Fotos von euch beiden, damit sie sich diese immer ansehen kann.

Vlt. kennst du jemanden, der ein paar schöne Potraits von dir machen kann, das wäre auch toll für sie.

ich fühle mit dir!

Es gibt die kostenlose Telefonnummer der Seelsorge (Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr. 0800/1110111 oder 0800/1110222) und auch einen anonymen Chat.

Was ist, wenn deine Tochter es "mit der Zeit" verarbeiten kann - mit Hilfe anderer Leute (Verwandte, Pflegefamilie)?

Hilfreich dabei wäre sicher auch ein Fotoalbum das du für sie gestaltest. Mit allen möglichen Fotos von dir und ihr, euren gemeinsamen Erlebnissen. Dazu dann Briefe und diverse Ratschläge die du ihr noch mitgeben willst "für irgendwann mal".

Irgendwann wird dein Kind älter sein, Fragen haben, nach Antworten suchen. Diese Antworten findet dein Kind dann vielleicht in dem Fotoalbum, in den Briefen und in den Ratschlägen.

Es gibt da auch eine gebundene Ausgabe "Mama erzähl mal" die man bestellen kann. Sie bietet Platz zu allen möglichen Punkten etwas reinzuschreiben.

Damit Du meine Antwort besser nachvollziehen kannst, berufe ich mich nun auf meine eigenen Erfahrungen und gebe eine kleine Geschichte an Dich weiter:

Meinen Vater kannte ich nie. Keinen Kontakt gepflegt, keine Briefe, nicht einmal meine Fragen wurden mir beantwortet. Bis er - da war ich fünfzehn Jahre jung - plötzlich in meiner damaligen Schule telefonisch mitgeteilt hat, er liege im Krankenhaus und sei in Lebensgefahr (Kreislauf + späteres Multi-Organversagen).

Deshalb holte mich Mama und Oma flugs ab, und wir fuhren ins Krankenhaus. Dadurch, dass ich meinen Vater zum ersten Male sehen würde, stieg‘ meine Nervosität immens, ich malte mir Horrorszenarien aus und mir wurde ganz übel und zittrig zumute.

Als ich ihn, bereits intubiert, sah, erlitt‘ ich einen so starken Schock, dass ich kein Wort ausquetschen konnte. Der Arzt erzählte mir, meinem Vater ginge es ganz schlecht und er wäre leider nicht mehr ansprechbar - und das ist der Punkt, den ich Dir, als eine verantwortungsvolle Mutter, als mittlerweile siebzehnjähriger Junge (ich behaupte ich habe bereits viele schlimme, bedrückende Szenarien durchstehen müssen), weitergeben möchte;

Es ist nie zu früh, mit dem Kind zu sprechen. Wenn auch das Kind noch sehr jung, unerfahren und naiv ist, verständnislos und nichtsahnend.

Es kann lediglich zu spät sein - und durch diese Erkenntnis hat sich meine Lebenseinstellung rapide verändert. Ich habe angefangen das Leben in vollen Zügen zu genießen, indem ich meinen Interessenfelder weitgehend intensiv nachgehe. (Fitness, Bücher lesen, Texte schreiben, und, und und.)

Heute kann ich sagen, dass es beiderseits ein riesiger Fehler war, nicht aufeinander zugegangen zu sein. Dadurch wurde so viel Freude und Trauer, so viele Chancen und letzten Endes so viel „Leben“ vertan - was unglaublich weh tun kann!

Was ich Dir sagen will: Übe Dich darin, Deine Tochter über die Situation aufzuklären. Bringe es der Kleinen so schonend wie nur möglich bei, sie kann sich - wenn auch unbewusst - emotional darauf einstellen. Leider bleibt immer ein Schmerz da...

Unternimm‘ all diese schönen Dinge mit Deiner Tochter, die die Welt uns bietet.

Das Leben ist zu kurz um dass man es wahrhaftig ernst nehmen sollte. Und bevor es zu spät ist, solltest Du die Initiative ergreifen, wenn auch der Anfang schwer sein wird.

Ich glaube an Dich!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung