Hydraulische Rettungsgeräte, Hebelkraft?

1 Antwort

Von Experte CreeperNicol bestätigt

Der Spreizer selbst arbeitet sogar gegen die Hebelkraft. Schaue dir mal dieses Bild an. Der Hydraulikzylinder sitzt in der Mitte, der Kolben drückt (mit dem silbrigen Zwischenstück) die kurzen Seiten der Spreizarme nach vorne und dadurch werden die Spreizarme nach außen gedreht.

Die Strecke zwischen dem Ansatzpunkt des Hydraulikkolbens und dem Drehpunkt des Spreizarms (ganz außen) ist also recht klein - vielleicht 10 cm. Das ist der Hebel, mit dem der Spreizarm gedrückt wird.

Und jetzt schaue dir mal vergleichend die Strecke vom Drehpunkt des Spreizarms bis hin zu seiner Spitze an. Das ist etwa 3x so lang! Und dieser Hebel wirkt gegen die Spreizbewegung.

Um einen Spreizer mit besserer Spreizkraft zu erhalten, müsste man also entweder die Spreizarme verkürzen, sodas der Gegenhebel kürzer wird - dann wird aber der maximale Spreizweg, also der Spalt den man maximal öffnen kann, kleiner. Oder man setzt die Drehpunkte der Spreizarme weiter nach außen, damit der Hydraulikzylinder mit einem längeren Hebel auf den Spreizarm wirken kann. Dann wird aber das Gerät deutlich größer und unhandlicher.

Man muss also einen geeigneten Kompromiss zwischen Spreizkraft, Spreizweg und Größe des Geräts finden.

Der Grund, weshalb ein hydraulischer Spreizer so viel Kraft hat, liegt in der Hydraulik. Der Hydraulikzylinder ist stark genug, um auch unvorteilhafte Hebelverhältnisse an den Spreizarmen zu überwinden.

Die Rettungsschere arbeitet genau gleich, nur dass die Spreizarme anders geformt sind (zu Scherenmessern) und der Hydraulikzylinder in die Gegenrichtung arbeitet. Deshalb ist die Umsetzung von Kombinationsgeräten auch keine besondere Herausforderung. Beziehungsweise, man kann mit dem Spreizer auch Dinge zusammen quetschen.


Noahm77 
Beitragsersteller
 20.11.2021, 01:27

Danke, sehr hilfreich!

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