Hund überdreht, wie beruhigen?
Guten Morgen
Ich brauche mal wieder Euren Rat. Wir haben einen 1.5 jährigen Hund aus der Slowakei adoptiert. Er kannte nur Kettenhaltung und Zwinger. Er ist nun fast einen Monat bei uns. Es ist unser erster Hund, wir haben keine Hundeerfahrung. Der Hundetrainer war bis jetzt 3 Mal da.
Er überdreht öfters komplett und ich schaffe es kaum ihn zur Ruhe zu bringen. Zum Beispiel wenn ich mit ihm raus möchte. Dann beginnt er auf und ab zu springen, wälzt sich, reibt sich an allen Gegenständen, wedelt mit dem Schwanz und hechelt. Ein anleinen ist in diesem Zustand unmöglich. Ich knie mich dann hin und warte einfach ruhig ab, ab und zu greife ich ein, wenn er etwas kaputt machen will. Das nützt aber öfters gar nichts, so dass ich den Raum wieder verlasse und warte bis er ruhiger wird. Manchmal ist es dann aber so dass sobald ich die Leine einrasten will er wieder auf 180 ist.
Dann hatten wir gestern auch noch folgende Situation. Wir waren am Morgen eine Stunde draussen, seine gewohnte Strecke. Am Mittag hat es stark geregnet und wir sind einen neuen asphaltierten Weg gelaufen. Am Abend waren wir im Wald, er lief auf dem Hinweg super, blieb bei mir und lief freudig schnüffelnd hin und her. Ich hatte ihn an der Schleppleine (5 Meter). Dann war ich kurz mit meiner Schwester einen Tee trinken. Wir sassen im Aussenbereich und waren die einzigen Gäste. Da ist er wieder völlig aufgedreht/überdreht. Klare Anweisungen zu sitz wurden ignoriert, beruhigend die Hand auf seinen Körper legen hat nichts gebracht, ignorieren hat nichts gebracht. Irgendwann musste ich einschreiten, da er an das Inventar des Restaurants gehen wollte. Dann habe ich ihn mit beiden flachen Händen von mir gestossen und es war sofort Ruhe. Er hat sich hingelegt und keinen Mucks mehr von sich gegeben.
Aber warum muss ich so massiv werden, damit er es schafft zur Ruhe zu kommen, gibt es nicht einen anderen Weg?
Der Rückweg war dann auch eher eine Katastrophe er zog sehr stark an der Leine und wir brauchten ewig um zurück zu kommen, da ich dann immer stehen bleibe.
Vielen Dank und lieber Gruss
8 Antworten
Der Hund hat zuviel Input den er nicht verarbeiten kann weil er die ersten Monate seines Lebens vermutlich gar nichts kennengelernt hat wenn er nur Zwinger und Kettenhaltung kennt.
Für dich ist ein kurzes Treffen mit deiner Schwester in einem leeren Cafè kein Problem. Für den Hund bedeutet das: Neue Umgebung (das Cafè), eventuell eine unbekannte Person (deine Schwester), er muss still sitzen, die Bedienung kommt an euren Tisch, die völlig unbekannt ist. Das alles nachdem ihr an dem Tag eine Stunde unterwegs gewesen seid, später dann einen unbekannten Weg, im Wald (viele Gerüche). Die Impulskontrolle von dem Hund war verbraucht. Lies dich mal über die Löffeltheorie ein.
Der Hund braucht mehr Ruhe.
Für die Anleinsituation wäre eine Möglichkeit, dass dauerhaft eine Hausleine (kurze Leine ohne Handschlaufe) am Hund ist. Die nimmst du ruhig auf wenn du Gassi gehen möchtest. Dann gibt es bei dem Hund nicht die Erwartungshaltung "Ich werde angeleint und wir gehen Gassi".
Was für Tipps hat dir der Trainer gegeben?
Noch vergessen... Dann arbeiten wir zur Zeit auch noch daran dass er Menschen ins Haus lässt. Er will niemanden rein lassen, das ist beim Hundetrainer als erstes aufgefallen. Er bellt knurrt und zeigt auch an dass er beissen würde.
Es kann immer mal passieren, dass dein Hund zu viel oder zu wenig Auslastung hat. Je länger er mir dir zusammenlebt und je mehr er sich darauf einstellt umso besser kommt er damit klar. Wenn ich krank bin kann ich auch keine langen Runden mit meinen Hunden gehen. Damit kommen sie aber klar und wenn ich wieder fit bin dann sind wir wieder länger unterwegs.
Oder ich mach zuviel und meine Hunde zeigen Verhaltensweisen die sie eigentlich nicht mehr zeigen. Dann lasse ich es den Rest des Tages oder am nächsten Tag ruhiger angehen.
Wenn du merkst, dass dein Hund abends sein Kissen durch die Luft schleudert dann schnapp dir ein Spielzeug und zergel mit ihm oder lass ihn dann Leckerchen suchen.
Das kommt vielleicht aus seiner Zeit als Kettenhund und war damals seine Aufgabe auf sein Zuhause aufzupassen. Bei dir muss er lernen, dass du entscheidest wer dich besuchen darf. Gewöhn ihn an einen Maulkorb wenn er beißen würde.
Der Hund war Zwinger- und Kettenhaltung gewöhnt, für ihn ist die Freiheit, die er durch euch jetzt hat, total ungewohnt. Das überfordert ihn.
Ich würde euch empfehlen, eine Hundeschule zu besuchen, regelmäßig, nicht nur einmal die Woche. Dort lernt er den Umgang mit anderen Hunden, wie man mit neuen Situationen richtig umgeht etc.
Dort erhaltet ihr als Hundehalter auch wertvolle Tipps, wie ihr euch in solchen Situationen zu verhalten habt.
Wäre das die Ursache hätte Wegstoßen ihn nicht beruhigt sondern zum Heulen gebracht.
Gute Idee, aber wichtig ist immer darauf achten in welche Hunde Schule man geht, da die meisten Hunde Schulen sehr abstrakte und schlechte Tipps und Methoden benutzen
Das stimmt. Da muss man sich halt informieren, welche gut ist und welche nicht.
Ist doch völlig verständlich dass er das macht! Er verbindet Leine mit schrecklichen Erinnerungen! Da hilft nur langsames gewöhnen! Also vielleicht eine neue Leine kaufen und mehrere Wochen nur zeigen und dann Leckerlie und belohnen! Und dann sobald er das super gut macht, den Hund mit der Leine berührten mehrere Tage oder Wochen je nach Tempo eben und dann belohnen. Zuhause einen Platz schaffen Decke, Käfig, Box etc. je nach dem was er am besten annimmt und dort wird er die meiste Zeit am Tag sein! Das ist wichtig das wird sein Rückzugs Ort sein. Dir wird er von niemanden gestört ! Das erfordert aber auch Training, da er sich dran gewöhnen muss dass er dort nicht aufzustehen hat ohne deine Erlaubnis. Sowas dauert! Wegen seinem Verhalten draußen würde ich mir auch einen Hundetrainer holen (aber den habt ihr ja schon) und vor allem ist es wichtig das du ruhig bleibst! Das bist du eben nicht! Tausend Sachen auszuprobieren in nur ein paar Sekunden oder Minuten sagt aus wie hilflos und überfordert du bist und das merkt der Hund! Es ist wichtig ruhig zu bleiben auch wenn es schwer ist denn der Hund merkt sofort wenn man unruhig wird. Der Hund passt sich an dem Verhalten des Menschen an. Bist du unruhig ist er es auch, bist du aufgeregt ist er es auch. Bist du ruhig wird er es auch normalerweise. Du hast einen Hund aus sehr schwierigen Verhältnissen da kann es auch für den Anfang anders sein bzw. Schwieriger. Habe Verständnis!
Und zu deiner Frage warum er nur ruhig wird wenn du Massiv ist, ist das er da mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Angst bekommt! Deswegen bleib ruhig und selbstsicher und gebe deinem Hund das Gefühl dass du für seine Sicherheit sorgst.
Ja Hundehaltung und Erziehung ist vor allem sehr viel Zeitaufwand, eigene innere Ruhe und Gelassenheit und viel, viel Arbeit an sich selbst.
Das sagt einem so gut wie niemand vor dem Hundekauf.
Wenn etwas nicht gut läuft, liegt die Verantwortung immer beim Besitzer niemals beim Hund!
Die Verantwortung beginnt schon beim Kauf.
Warum kaufst du dir so einen Hund, wenn du keine Hundeerfahrung hast?
Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Die erste Situation, gehst du richtig an, aber es fehlt dir noch an Ausdauer. Räum Dinge weg die er zerstören kann und leg da besser einen Kauknochen, Kauwurzel oder sonst was hin.
Der junge unerfahrene Hund kennt Spaziergänge noch nicht. Er freut sich wie Bolle und kann seine Aufregung nicht bei sich behalten. Dafür kann dein Hund nichts. Schliesslich hat er das alles noch nicht gelernt. Er kennt die neue Welt da draussen nicht. Wohnungshaltung dürfte ihm sicherlich auch fremd sein.
Setze dich mit dem Halsband auf den Boden und warte bis der Hund zu dir kommt, bis du ihm das Halsband anziehen kannst. Vielleicht lässt du deinem Hund besser das Halsband in der Wohnung an, dass du nur noch die Leine einhaken musst, wenn du raus gehen willst.
Du musst ruhig werden, dann wird es früher oder später auch der Hund.
Glaube ja nicht, dass dein Hund nicht die kleinste Unruhe von dir bemerkt.
Solange dein Hund bei Restaurantbesuchen so aufdreht, besser einen Kauknochen geben. Mache es öfters und verlass die Lokalität bevor dein Hund hoch fährt. Also bezahlen sobald du deine Sachen bekommen hast, dass du gehen kannst wann immer du spürst, dass es für deinen Hund genug ist.
Hast ja gar nicht so schlecht angefangen!
Also weiter mit Zuversicht und Geduld und freue dich mit deinem Hund an kleinen Erfolgen!
Ja hättest du dir mal keinen Hund aus dem Ausland angeschafft. Wer NULL Ahnung von Hunden hat, sollte NIEMALS einen Hund mit einer solchen Vergangenheit adoptieren. Auch wenn er einem noch so leid tut, sollte man solche Hunde den Menschen überlassen, die Ahnung von Hunden und am besten auch Ahnung im Umgang mit Hunden aus dem Ausland haben.
Gib dem Hund mehr Ruhephasen, in denen wirklich NICHTS passiert. Sitz dann eben am PC oder lies ein Buch, während der Hund ruht/schläft. Natürlich solltest du im gleichen Zimmer wie der Hund sein. Dazu geh immer die gleiche Strecke gassi, die ruhig ist und nach Möglichkeiten eben nicht so lange, sondern wennschon häufiger.
Der Trainer hat uns hauptsächlich Tipps zur Leinenführung gegeben. Wir waren über eine Woche nur Zuhause und haben sehr kurze Wege genommen.
Aber unser Leben geht auch weiter und ich kann ihn nicht komplett vor neuen Einflüssen bewahren. Zum Beispiel war das Treffen mit meiner Schwester unumgänglich, sie ist auf mich angewiesen (bei ihr Zuhause geht nicht). Aber ich hätte den Spaziergang nicht machen sollen, oder nicht so weit.
Es ist für mich schwierig zu erkennen wann es zuviel wird, daran muss ich arbeiten. Vorallem sollte ich es erkennen bevor er aufdreht.
Er dreht auch ab und zu abends nochmals komplett auf und das obwohl es keine äusseren Anreize gibt. Wir sitzen entspannt auf dem Sofa, er liegt auf seinem Platz und fängt dann plötzlich an die Decke zu durchkauen oder das Kissen durch die Luft zu schleudern. Dann denke ich wieder dass er nicht ausgelastet war, den Tag über.
Ich gehe morgens mit ihm raus, eine Stunde, den Weg kennt er mittlerweile gut. Dann arbeite ich und er schläft. Dann Mittags je nachdem wie ich es einrichten kann, eine halbe Stunde mindestens, dann schläft er meistens wieder. Wenn er nachmittags unruhig wird, lasse ich ihn Leckerlis suchen. Abends gehen wir nochmals raus eine grosse Runde und kurz vor dem Zubett gehen ganz kurz ums Haus zum pinkeln.