Hitlers Abrechnung mit der Kirche nach dem Endsieg

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Das ist jz ein Teil von meinem Handout meiner GFS letztes Jahr über die Deutschen Christen.. ich hab da Hitlers allgemeine Meinung zum Christentum dargestellt. Der wollte die Kirche jedenfalls vernichten und eine germanische Religion aufbauen, die dann an Thor und die Reinheit des Blutes glaubt... Keine hundertprozentige Garantie!

Hitler ließ die Vertreter und Mitglieder der Bekennenden Kirche verfolgen, viele von ihnen wurden Häftlinge in Konzentrationslagern. Hitler selbst war Atheist, in einem persönlichen Gespräch mit Herrmann Rauschning, lange Zeit Staatspräsident Danzigs, hat Hitler dies auch unverblümt zugegeben. Hitler erklärte ihm, die Kirche hätte „Keine Zukunft mehr“6, er sagte zwar, dass der Faschismus Frieden mit der Kirche machen solle, Hitler selbst wäre auch bereit, dies zu tun, jedoch sagte er: „Das wird mich nicht davon abhalten, mit Stumpf und Stiel, mit allen seinen Wurzeln und Fasern das Christentum in Deutschland auszurotten.“7 Der Italiener sei naiv, er könnte gleichzeitig Christ und Heide sein,aber der Deutsche „will seine Sache mit Ernst treiben, entweder ist er Christ, oder Heide.“8 Weiter sagt er: „Für unser Volk ist es aber entscheidend, ob sie den jüdischen Christenglauben und seine weichliche Mitleidsmoral haben, oder einen starken heldenhaften Glauben an Gott in der Natur, an Gott im eigenen Volke, an Gott im eigenen Schicksal, im eigenen Blute.“9 Er sagt, es sei egal ob altes, oder neues Testament, es sei alles derselbe „jüdische Schwindel [...] Man ist entweder Christ, oder Deutscher.“10 Hitler versicherte am Ende des Gesprächs: „Wenn ich will, könnte ich die Kirche in wenigen Jahren vernichten.“11 Die Kirche hatte im Dritten Reich keine Zukunft, Hitler hätte, hätte er den zweiten Weltkrieg gewonnen, wahrscheinlich die Kirche abgeschafft, so wie es 1939 im Reichsgau Wartheland, ein im zweiten Weltkrieg von Hitler erobertes Gebiet in Polen, geschehen ist. In dieser Region haben die Nationalsozialisten die Kirchengemeinden zu privatrechtlichen Vereinen degradiert, die Diakonie wurde verboten, da die Nationalsozialisten in dieser einen Konkurrenten zur „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ sahen. Klöster wurden aufgelöst, die geistlichen Berufe durften nicht mehr hauptamtlich ausgeübt werden. Die Kirche durfte kein Eigentum mehr besitzen, Spenden durften nicht angenommen werden. Außerdem wurde es verboten, dass Deutsche und Polen in der selben Kirchen ihren Gottesdienst feiern.


Kaimosi  08.01.2013, 13:08

Mit Abstand die einzige Antwort, die sich die Mühe macht, die Erkenntnisse aktueller Historik nach dem Jahrtausendwechsel überhaupt zu berücksichtigen!

Ian Kershaws 'HitIer Biografie' ist sicher die wichtigste, genau dort findet man auch die Ansätze, die KonnoBollo erwähnt. Da ich schlecht die rund 100 relevanten Seiten hier posten oder verlinken kann, weise ich auf ein Interview hin, dass man im Fachbereich der Uni Marburg findet:

http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/kershaw.htm

Die Auseinandersetzung und Analyse der Goebbels-Tagebücher kam vielen Historikern in Deutschland bis in die 90er Jahre überhaupt nicht in den Sinn, dazu war die öffentliche Meinung auch gar nicht geeignet. Mittlerweile gibt es viel differenziertere Einschätzungen, die neuerlich populäre Verquickung mit der katholischen oder protestantischen Kirche ist eine Farce, solange man selbst bei den - nicht so schlechten - Wiki-Artikel einfach nur Textbausteine herauskopiert.

Gleichschaltung und Einvernahme lief ja nicht ohne Folgen ab, die Deutsche Ärzteschaft war nach Ihrer Vereinnahmung durch die Nazis ja auch keine durchweg verbrecherische Organisation, obwohl man Ihren Anteil an Euthanasie und Menschenversuchen nicht abstreiten kann. Gleichwohl war auch die Rolle Pius XII. erst eindeutig und heute eine heftig debattierte, nur stimmt sie keineswegs mit dem Bild überein, dass sich überwiegend bei Nicht-Katholiken eingebrannt hat, auch das kann man in Wiki mal nachlesen und sich die entsprechenden Quellen genauer anschauen.

Warum das die meisten nicht tun (wollen) ist auch klar

  • Als Nicht-Katholik kommt mir jede Schuld der Katholiken gelegen, es lenkt von der Allgemeinschuld ab und verdeckt die Tatsache, dass Katholiken und Ihre Einrichtungen mehr Menschen vor dem Tod in der Gaskammer gerettet haben, als jede andere Institution in Europa
  • Warum sich so anstrengen? Das Lesen und Recherchieren überlässt man dem Fernsehen oder der Boulevardpresse, mehr als 200 Wörter ist man nicht bereit zu lesen, Dokumentationen werden von weniger als 5% der Fersehzuschauer wahrgenommen

In bezug auf den Kirchenkampf meinte Hitler, die Macht der beiden Kirchen sei so groß, daß man bis nach dem gewonnenen Krieg warten müßte, bis man dann die Abrechnung mit den Kirchen machen könnte. Insofern war es dann folgerichtig, daß er noch drinblieb in der Kirche nach dem Motto: ,,Ich bin nicht der asiatische braune Bolschewist!“, wie manche Leute schon versuchten, ihn in den Dreißiger Jahren darzustellen, sondern: ich stehe durchaus für eine Religion. Also hat er sich immer wieder auf Gott bezogen und auf die Vorsehung. er wollte nicht den Eindruck erwecken, daß er da völlig draußen stünde, sondern versuchte, alle möglichen Leute heranzuziehen. Das war ihm propagandistisch viel wichtiger als zu sagen: ich trete jetzt aus der Kirche heraus. (Ian Kershaw - aus dem verlinkten Interview -Uni Marburg)

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Unsinkable2  08.01.2013, 16:34
@Kaimosi

Warum das die meisten nicht tun (wollen) ist auch klar

Ich bewundere diesen Hang der Christen zur Selbstbeweihräucherung ein ums andere Mal, Kaimosi. Kaum jemand anderes bringt es über die Jahrhunderte hinweg immer und immer und immer wieder zu so einer umfassenden Realitätsverweigerung, wie unsere Christen. ;)

  • Gott sagt - und das nicht irgendwo, sondern als eines der 10 (ja, es sind nur 10 und nicht 200) Gebote: "Du sollst nicht töten!" --- Daraus machen katholische Christen ... den Feldpfarrer, der Waffen, Kanonen und (auch christliche) Soldaten segnet, auf dass sie möglichst viele Menschen töten mögen.
  • Gott sagt "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" --- Daraus machen amerikanische Christen (die nicht etwa deshalb aus der Kirche fliegen) den Wahlspruch: "We just kill em - Let God sort em out" ("Wir töten sie nur. Gott sortiert sie in Himmel und Hölle.")
  • Judenverfolgung, Hexenverfolgung, Ketzerverfolgung, Fremdenhass, Sklavenhaltung, die Wertigkeit des Menschen nach Hautfarbe, Geburtsort, Lebensraum festlegend ... die Spur der Christen ist mit Blut geschrieben; nicht selten knietief.

Nichts, was Hitler, der Ku-Klux-Klan oder andere Verbrecher jemals trieben, ist den Christen fremd oder neu.

Seit nunmehr 1700 Jahren überraschen die Christen immer wieder aufs Neue mit spannenden Interpretationen ihrer eigenen Taten. Ganz egal, ob es um Judenverfolgung (die seit Jahrhunderten durch die "ehrbaren Christen" erfolgte und den fundamentalen Nährboden der hitlerschen/nationalsozialistischen Ideologie bildete) oder um die Verfolgung von Kommunisten (Ja, der Penner "Jesus" war auch Kommunist. Aber welchen Christen interessiert das schon, nicht wahr?!) geht.

Bewundernswerterweise ziehen sie das absolut stringent durch: So werden allzu "kinderliebe Priester" bis heute nicht etwa der weltlichen Gerichtsbarkeit überlassen, sondern es wird vertuscht, gelogen und betrogen, dass es nur so raucht.

Und als "Entschuldigung" heißt es dann immer wieder, dass es ja auch ein paar Katholiken gibt, die einige Kinder aus den Händen anderer, ähnlich schlimmer Verbrecher gerettet haben...

Als Nicht-Katholik kommt mir jede Schuld der Katholiken gelegen, es lenkt von der Allgemeinschuld ab und verdeckt die Tatsache, dass Katholiken und Ihre Einrichtungen mehr Menschen vor dem Tod in der Gaskammer gerettet haben, als jede andere Institution in Europa

Lieber Kaimosi, die Christen legten das Fundament des hitlerschen/nationalsozialistischen Wahns. SIE waren es, die in Jahrhunderten immer und immer wieder bemüht waren, die Juden zu drangsalieren, zu vertreiben, ja, sie auszurotten. Holocaust, Judenverfolgung, Massenhinrichtungen von Juden ... nichts davon ist den Christen fremd. Nicht einmal der Reichstagsbrand oder der Überfall auf Gleiwitz ist Hitlers Erfindung. Er kopierte einfach nur die katholischen Christen, die sich in den Jahrhunderten immer und immer wieder zu eigen gemacht hatten, dass "ein guter Grund" erheblich mehr Menschen motiviert, auf ihren langjährigen und vertrauten Nachbarn einzuprügeln, bis dieser tot am Boden liegt...

Hitlers einzig "neue" Tat (im Vergleich zu dem, was die Christen seit Jahrhunderten machten) war es, das Ganze global organisieren zu wollen.

Wenn unter diesen Vorzeichen ein paar Katholiken aufstehen und sich den Folgen ihrer eigenen Religionsausübung widersetzen, dann ist das mit "nett, ansonsten aber erbärmlich" noch sehr höflich umschrieben. Sie hätten meine Bewunderung, würde die Lehre spätestens zu diesem Zeitpunkt lauten: Ein Papst, der Kriege duldet, ein Papst, der Morde duldet, ein Papst, der zu Misshandlungen und Unrecht schweigt, ja, selbige sogar noch (persönlich) deckt ... so eine Religion brauchen wir nicht.

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Kaimosi  08.01.2013, 17:23
@Unsinkable2

Machen wir mit Polemik weiter, ein Eingehen auf historische Standardwerke und bedeutende Historiker brauchen wir ja auch nicht vorzunehmen, weil uns die eigene Meinung ja vorgaukelt, dass wir immer Recht haben...

Gott sagt - und das nicht irgendwo, sondern als eines der 10 (ja, es sind nur 10 und nicht 200) Gebote: "Du sollst nicht töten!" --- Daraus machen katholische Christen ... den Feldpfarrer, der Waffen, Kanonen und (auch christliche) Soldaten segnet, auf dass sie möglichst viele Menschen töten mögen.

Das kann man so verdrehen, nur ist der Soldat Erfüllungsgehilfe der Exekutive und der Pfarrer der Soldaten, der Seelsorger und Trostspender. Das Segnen von Kanonen ist eine Mär, denn die letzte belegte Segnung von Waffen stammt aus dem Jahr 1739...ansonsten bitte belegen, aber nicht mit Bildern, die Gottes Segen für Soldaten zeigen, das steht nämlich jedem Christen zu...

Judenverfolgung, Hexenverfolgung, Ketzerverfolgung, Fremdenhass, Sklavenhaltung, die Wertigkeit des Menschen nach Hautfarbe, Geburtsort, Lebensraum festlegend ... die Spur der Christen ist mit Blut geschrieben; nicht selten knietief.

Die Gründer der Sowjetunion haben bereits nach 50 Jahren mehr Menschen getötet als alle Ketzer-&Hexenprozesse, Kreuzzüge und Judenpogrome vor dem 19. Jh. zusammen genommen. Mit dem Unterschied, dass wir es seit der franz. Revolution und den ersten Formulierungen der Menschenrechte, mit einer anderen Zeit verbinden. Also wiegen die Taten der Verbrecher des 20. Jh. sicher schwerer, die Unmenschlichkeiten waren wesentlich heftiger und sie wurden von Ideologien begangen, die nichts mit dem Glauben an einen Gott, sondern einem Führer- und Personenkult zu tun hatten.

Bewundernswerterweise ziehen sie das absolut stringent durch: So werden allzu "kinderliebe Priester" bis heute nicht etwa der weltlichen Gerichtsbarkeit überlassen, sondern es wird vertuscht, gelogen und betrogen, dass es nur so raucht.

Natürlich müssen sich die Geistlichen der weltlichen Gerichtsbarkeit unterwerfen, so ungeschoren wie Honecker und Mielke sind die nicht weggekommen.

Ein Papst, der Kriege duldet, ein Papst, der Morde duldet, ein Papst, der zu Misshandlungen und Unrecht schweigt, ja, selbige sogar noch (persönlich) deckt ... so eine Religion brauchen wir nicht.

Welcher Papst der Neuzeit duldete Kriege? Benedikt der XV. hat den Beinamen 'Friedenspapst' sollte er sich nun vor die Kanonen stellen, wenn gleichzeitig ein Volk, besoffen vom Kaiser mit 'Hurraa, wir sind Weihnachten wieder zu Hause' ins eigene Verderben rennt?

Dein 'Hass' - und das lese ich aus Deiner Wortwahl - ist sicher nicht historisch begründet, sondern so einseitig, dass ich Dir nur raten kann, die einzelnen Dinge mal nachzulesen, meine Links und historischen Hinweise sind keine Beschönigungen oder gar Lügen sondern Fakten, die sich in jedem aktuellen Geschichtsbuch finden lassen...

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izreflexxx  08.01.2013, 17:51
@Unsinkable2

Eine Unterscheidung zwischen Christen und (Macht)Kirche häufiger zu machen wäre wünschenswert und nützlich. Das betrifft auch jene, die für "Kirche" eintreten, was auch immer sie darunter verstehen.

Desweiteren gibt es ja sicherlich einen Unterschied zwischen Christ und Kirchenmitglied. Zu damaliger Zeit mehr noch als heute. Die meisten Menschen verbleiben aus Opportunismus in einer Kirche. Ich bin davon überzeugt, dass bezogen auf die Staatskirchen die Atheisten und Agnostiker, Deisten und Theisten zusammen den größeren Teil bilden als die Christen. Eine Kirchenmitgliedschaft qua feuchtem Kindersegen sagt doch nichts über die Haltung eines Menschen zu Christus aus.

Wobei Jesus sicher nicht auf die Rolle eines Sozialrevolutionärs reduziert werden sollte. Wobei die Gesellschaft durchaus radikal verändert werden soll - bei seiner Wiederkunft, wenn er seine Herrschaft auf der Erde antritt. Das ist aber ein Nebenaspekt der christlichen Botschaft und nicht der Hauptteil.

LG

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Kaimosi  08.01.2013, 19:17
@izreflexxx

Eine schöne Sache ist es, wenn man sich immer in der Rolle des 'Unbetroffenen' sieht...:-)

Noch interessanter ist allerdings, dass man sich gerne an die 'Argumente' von Anti-Theisten ranhängt, Du meinst doch nicht ernsthaft, dass Dich diese Vorwürfe nicht betreffen, oder?

Welche Glaubensgemeinschaft hat denn keinen Bezug zur Urkirche? Keinen Bezug zum christlichen Abendland? Keinen Bezug zur Reformation? Keinen Bezug zum 20, Jahrhundert?

Von der aktuellen Situation will ich gar nicht erst anfangen, denn die großen Verkünder in den USA, die ja hier Ihre Filialen eröffnet haben, sind ja auch nicht ohne Schuld.

Mich interessiert eher der historische Bezug, mit dem der eine oder andere seinen Kirchenhass begründet, ich wage zu bezweifeln, dass uns ein Neu-Kirchlicher Papst oder Pfingstler-Gemeinden vor den Gräueltaten der letzten 2.000 Jahre bewahrt hätten. Trotzdem muss die Frage dann erlaubt sein, wie sich Europa ohne die Bildung und Wohlfahrt der Kirche entwickelt hätte, denn auch das ist Teil der Geschichte, das kann man auch mit den bösesten Vorwürfen nicht tilgen...

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PeVau  08.01.2013, 21:04
@Kaimosi

Trotzdem muss die Frage dann erlaubt sein, wie sich Europa ohne die Bildung und Wohlfahrt der Kirche entwickelt hätte,

Es gibt mehr als einen ernstzunehmenden Historiker, der der "Bildung und Wohlfart" der Kirche den Verfall von Wissen und Kultur nach dem Ende der Antike in Westeuropa anlastet.

Beispielhaft dafür:

Rolf Bergemeier. Schatten über Europa, Der Untergang der antiken Kultur, Alibri Verlag, Aschaffenburg, 2012, ISBN: 978-3-86569-075-3

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PeVau  08.01.2013, 21:16
@PeVau

Der Autor heißt natürlich Rolf Bergmeier.

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Kaimosi  08.01.2013, 21:48
@PeVau

PeVau...ich kenne doch den Ausgangspunkt Deiner Beweisführungen, nun ist der Bergmeier kein Vergleich zu Kershaw und schon gar kein anerkannter Historiker, genauso wenig ist Karl Mai von der Uni-Bremen ein anerkannter Experte für Wirtschaft bzw. Wirtschaftssysteme...:-)

Wer es nicht weiß, Herr Bergmeier ist Anti-Theist und von seiner Berufung Bildhauer, sein Buch ist vor allem die persönliche Einschätzung von Vorgängen in der Spätantike, wir reden hier von einem Zeitraum von mehr als 1.500 Jahren...

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Kaimosi  08.01.2013, 21:59
@Kaimosi

Übrigens bin ich auf die anderen 'Historiker' mal gespannt insbesondere im Hinblick auf Deine These:

Es gibt mehr als einen ernstzunehmenden Historiker, der der "Bildung und Wohlfart" der Kirche den Verfall von Wissen und Kultur nach dem Ende der Antike in Westeuropa anlastet.

Bergmeier ist eine Nebelkerze, wenn Du den in eine Facharbeit über diese Zeit einbaust - vor allem die bergmeierische Hypo-Synthese - fliegt Dir das aber sehr um die Ohren...

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PeVau  08.01.2013, 22:00
@Kaimosi

Rolf Bergmeier, geb. 1940, verh., 2 Söhne, Agnostiker. Seit 2000 Forschung im Bereich antike, christliche und arabische Kultur des Mittelalters im Vergleich.

Laufbahn: Bundeswehr; IT-Studium bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung; Systemanalytiker in der Software-Industrie. Studium der Alten Geschichte und Philosophie in Mainz. Seit 2000 Forschung im Bereich antike, christliche und arabische Kultur des Mittelalters im Vergleich, Thema: „Was eigentlich ist abendländische Kultur?“. Veröffentlichungen seit 2009: „Requiem für die antike Kultur“, in: Aufklärung und Kritik, hrsg. von der Gesellschaft f. kritische Philosophie, 2009. „Konstantin und die wilden Jahre des Christentums. Die Legende vom ersten christlichen Kaiser“ 2010. „Schatten über Europa. Der Untergang der antiken Kultur“, 2012. In Vorbereitung: Parallelwelten. Die islamischarabische Kultur des frühen Mittelalters im Vergleich mit der christlich-mitteleuropäischen Kultur.

http://www.welthumanistentag.ch/der-referent

Der hat nixxxx mit dem Bildhauer zu tun.

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PeVau  08.01.2013, 22:09
@PeVau

Ich kann jedem nur empfehlen, das Buch selbst zu lesen und sich ein Urteil zu bilden. Dann wird man auch verstehen, dass es ein ziemlich armseliger Versuch ist, den Autor als inkompetent abzuqualifizieren. Der Mann ist Althistoriker und Philosoph.

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Kaimosi  08.01.2013, 22:13
@PeVau

Du hast natürlich völlig recht, sie haben genau den gleichen Namen und deshalb wohl auch die Vermischung der beiden Biografien, der Bildhauer ist übrigens in den 80ern in Ähnlicher Mission unterwegs gewesen...

Ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Quelle nun alles andere als zielführend für dieses Thema wäre, ein neutraler Beobachter ist Bergmeier ja nun auch nicht, ich habe sein Werk über das 'Konzil von Nicäa' mal überflogen, das ist ähnlich populistisch angelegt.

Nochmal die Frage, wie kann man anhand von Bergmeier u.a. Deine These mit dem katholischen Nationalsozialismus untermauern?

Was hat die Spätantike mit der Geschichte Europas zu tun, in Bezug auf die Vorgeschichte zu den Nazis?

Wenn Du die Wohlfahrtseinrichtungen der Kirche mit Bergmeier widerlegen willst, dann bitte, nur macht das aus HitIer noch keinen frommen Katholiken und aus der SS keinen katholischen Männerverein...

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PeVau  08.01.2013, 22:33
@Kaimosi

... Deine These mit dem katholischen Nationalsozialismus untermauern?

Eine solche These habe weder ich noch andere aufgestellt.

Wohl aber wird immer wieder und so auch hier, die These vom atheistischen Nationalsozialismus aufgestellt. In diesem Zusammenhang muss es schon gestattet sein, auf die Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus zu verweisen und ihre Affinität zum Faschismus, der in seinem Antikommunismus und Antisemitismus mehr als nur eine Wurzel im reaktionären Christentum hat.

Angesichts dieser nicht zu leugnenden Tatsachen ist es nicht einfach Geschichtsklitterung sondern bewusste Lüge, Nationalsozialismus zur atheistischen Bewegung zu erklären.

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Kaimosi  08.01.2013, 23:19
@PeVau

Das habe ich auch nicht getan, sondern lediglich die Argumentation Kershaw's verwendet, dieser trennt auch die Begrifflichkeit, denn damals war ein Atheist eben erstmal ein Bolschewist, das dürfte für die heutigen Atheisten wohl kaum noch gelten...

Selbst der Antijudaismus existiert und auch heute findest Du Christen, die das ganz offen bekennen, der Unterschied liegt aber anders begründet als bei einem Antisemitisten, der Rassenbegriff scheidet ja gerade die Geister in den Kirchen und u.a. zu den Schriften der 'Weißen Rose', dem Widerstand vieler Geistlicher, dem Verstecken von Juden in christlichen Einrichtungen und auch bei Privatpersonen. Vergessen wir auch nicht die Empörung z.B. in Italien oder der Aufruhr der Ehefrauen bei der Internierung Ihrer jüdischen Männer in Berlin...

In wieweit man den Kirchen Versagen unterstellt, kommt ganz entscheidend darauf an, wie man die Begeisterung der Bevölkerung sieht. 1933-1936 war die letzte Chance sich aufzubäumen und das geschah ja öfter, als wir uns das heute zugestehen, entsetzlich versagt hat aber vor allem die alte Ordnung in der Weimarer Republik, die Abneigung zwischen Linken und eher mittig stehenden Konservativen, ließ die Nazis erst zu der machtvollen Bewegung werden.

Letztendlich waren die Nazis weder betont christlich noch atheistisch, Ihre völkische Verklärung war wie eine eigene Religion, die christlichen Protagonisten die sich diesem Unsinn anschlossen, verfolgten wie viele - eher unpolitische - Bürger nur die eigene Karriere, die wirklich verdorbenen Demagogen waren doch alles merkwürdige Gestalten, wenn man nur an die Rassismus-Lehrer aus Wien oder den Herausgeber des 'Stürmers' denkt. Im Endeffekt entschied doch nur eine ganz kleine Gruppe, wie man die Details anging, man tat das in kleinen Schritten und entmenschlichte schließlich alle Bereiche. Das tat man mit der Gleichschaltung der Kirchen, der Ärzteschaft, der Jurisprudenz und natürlich auch mit allen anderen Einrichtungen...

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Unsinkable2  09.01.2013, 18:05
@Kaimosi

Also wiegen die Taten der Verbrecher des 20. Jh. sicher schwerer

Ich sag's ja immer wieder: Die Christen haben nur zwei Probleme:

  1. Wie kann ich mich am besten, schnellsten und umfangreichsten selbst beweihräuchern?
  2. Wer spricht hier von Realität und Fakten?

Zur Erinnerung: Der christliche Gott hat's euch schon vor 3000 Jahren hinterlassen: DU SOLLST NICHT TÖTEN.

Kein "Du sollst nicht töten, aber wenn du ab und zu ein paar Millionen Menschen umlegst, ist das nicht so schlimm." Ein einfaches "Du sollst nicht töten. <- Punkt"

Das mit "Das ist ja wohl weniger schlimm, nur weil ATHEISTEN die neuzeitliche Menschenrechtscharta noch nicht geschrieben hatten."bestenfalls mutig gerechtfertigt, nicht wahr?! ;)

Welcher Papst der Neuzeit duldete Kriege?

Fragen wir anders herum: Welcher machte es es nicht?! Die alten Päpste riefen aktiv dazu auf; die neuen schwiegen zu den Kriegen einfach (genauso wie zu zahllosen anderen Menschenrechtsverletzungen, die im Namen und mit Unterstützung der Christen erfolgten und erfolgen).

Ruanda, Kongo, Sudan, Mittelamerika, ... du kannst hinschauen, wo du willst, Kaimosi: IMMER sind Christen mittendrin. IMMER sind Christen die Waffenlieferanten, Kriegstreiber, Mörder, Vergewaltiger und Nutznießer.

Benedikt der XV. hat den Beinamen 'Friedenspapst'

Hitler hatte den Beinamen "GröFaZ". Und? War er der "größte Feldherr aller Zeiten"? Oder war er nur ein Massenmörder, der ein Deckmäntelchen bekam?

nur ist der Soldat Erfüllungsgehilfe der Exekutive und der Pfarrer der Soldaten, der Seelsorger und Trostspender.

Ohne Soldaten keine Kriege, Kaimosi. Das mag dir jetzt verwegen vorkommen, aber im Angesicht der Tatsache, dass noch Anfang des 20. Jahrhunderts fast 90% aller Deutschen Christen waren, wäre der zweite Weltkrieg schlicht ins Wasser gefallen, würden die Christen ihren eigenen Gott ernst nehmen... ;)

Erfüllungsgehilfen wurden sie, weil der Papst sich damals in die Hose kackte, im Angesicht der Möglichkeit, dass Menschen an die Macht kommen könnten, die sich Kommunisten nannten. Nichts macht der Kurie mehr Angst, als eines Tages nicht mehr von goldenen Tellern essen und aus goldenen Bechern trinken zu können. Und um das zu erhalten, verbünden sie sich im Zweifel sogar mit dem Teufel. Erst recht, wenn dieser Teufel dafür sorgt, dass sie sich nicht selbst die Finger schmutzig machen müssen.

Nochmals: Im Jahr 1933 hob der damalige Papst die Warnung vor der NSDAP auf und ermutigte sogar persönlich dazu, in diese Partei einzutreten und ihrem Führer zu gehorchen. Katholische Priester waren insbesondere im Osten immer wieder erste Anlaufstelle, um Namen und Adressen von Kommunisten, Juden und Gegnern des Nazi-Regimes zu bekommen. Zahllose Katholiken ignorierten so ziemlich alle Gebote, die ihr eigener Gott ihnen gab. Und BIS HEUTE verweigert sich die katholische Kirche jeglicher Aufarbeitung ihrer Mitwirkung im Nazi-Regime.

Übrigens weigert sie sich auch, die allzu kinderfreundlichen Katholiken ans Messer zu liefern. Letzte Woche weigerte sich der angebliche "Friedenspapst" endgültig, einen entsprechenden Untersuchungsausschuss zu unterstützen und gab damit den regionalen Bischöfen Vollmacht, ihrerseits die durch Hitler besiegelte Stellung des Staates im Staat auszunutzen. Wieder zum NACHTEIL der Menschen. Wieder zum NACHTEIL der Opfer. Wieder zum eigenen Vorteil.

Das Segnen von Kanonen ist eine Mär, denn die letzte belegte Segnung von Waffen stammt aus dem Jahr 1739

Sprachen wir nicht gerade von Fakten und der christlichen Einstellung dazu? Waffensegnungen wurden erst im Jahr 1962 endgültig ad acta gelegt.

(Das war übrigens ziemlich genau 1 Jahr, nachdem die katholische Kirche - und damit der Vatikan als letzter europäischer Staat - sich endgültig zur Abschaffung der Sklaverei bekannte; auch wenn bereits seit dem 19. Jahrhundert einige Schriften dazu mahnten.)

Die Tatsache, dass Wikipedia eine belegte Waffensegnung aus dem Jahr 1739 erwähnt, solltest du mit Bischof Mixas Aussage nur zwei Zeilen tiefer abgleichen. Da kommt aus berufenem Munde "... in den letzten beiden Weltkriegen katholischerseits nicht mehr ..." ;)

sollte er sich nun vor die Kanonen stellen, wenn gleichzeitig ein Volk, besoffen vom Kaiser mit 'Hurraa, wir sind Weihnachten wieder zu Hause' ins eigene Verderben rennt?

Mir, ganz persönlich, würde es schon reichen, wenn der "oberste Vertreter Gottes auf Erden" ein bisschen mehr Gottvertrauen hätte und seine Panzerglas-Autos stehen lassen würde. Es ist irgendwie ein unglückliches Signal, wenn man "Gottes Wille" auf diese Weise in die Suppe spuckt, findest du nicht auch?! ;)

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Unsinkable2  09.01.2013, 18:16
@Kaimosi

Trotzdem muss die Frage dann erlaubt sein, wie sich Europa ohne die Bildung und Wohlfahrt der Kirche entwickelt hätte

Das ist leicht beurteilt, Kaimosi. ;)

Bevor die Christen kamen, waren in Mitteleuropa

  • fließend Wasser
  • Wassertoiletten
  • tägliche Reinigung (Bad)
  • öffentliche Bäder
  • (zeitgemäß) fortschrittliche Medizin
  • öffentliche Förderung von Kunst, Kultur und Forschung
  • ja, sogar Schulbildung, die weit über "Lesen & Schreiben" lernen hinaus ging

völlig normal.

Als die Christen da waren:

  • wurden Aquädukte zum Kirchenbau abgebrochen
  • gab es fließend Wasser nur noch aus Flüssen, in denen der gesamte Unrat landete
  • Wurden fast alle Krankheiten durch "Aderlass" und "Gottesurteil" behandelt
  • galten Schriftkundige, die nicht dem Klerus angehörten, als Ketzer
  • wohnte man selbst in Städten wieder in Lehm- und Holzhütten; noch dazu an (wieder) unbefestigten Straßen
  • galt unabhängige Forschung als Gotteslästerung

Kurz: Die Christen schafften es, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung um ca. 500 Jahre zurückzuwerfen, bevor sie sie weitere 1700 Jahre aufhielten...

Was würdest du sagen: Ist das etwas, worauf die Kirche stolz sein kann?

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Kaimosi  09.01.2013, 23:07
@Unsinkable2

Dein Text ist mir zu unfundiert, um Ihn nun im Einzelnen zu besprechen...

Waffensegnungen wurden erst im Jahr 1962 endgültig ad acta gelegt.

Quellen und Warum?

Wikipedia erwähnt das auf Grund von Quellen, Du lehnst das ab, weil Du nicht verstehst, dass Soldaten keine Waffen sind und der Segen nicht mehr auf Dinge gegeben wird.

Mir, ganz persönlich, würde es schon reichen, wenn der "oberste Vertreter Gottes auf Erden" ein bisschen mehr Gottvertrauen hätte und seine Panzerglas-Autos stehen lassen würde. Es ist irgendwie ein unglückliches Signal, wenn man "Gottes Wille" auf diese Weise in die Suppe spuckt, findest du nicht auch?! ;)

Das einzige was mit dazu einfällt ist die Tatsache, dass es einen deutschen Führer gab, der nach einem Attentat ein paar hundert Menschen töten oder einsperren ließ, und es gab einen Papst, der seinem Attentäter vergab...

Der Schutz des Papstes ist auch ein Schutz der Menschen die er vertritt, sobald Du solche Dinge verstehst und ohne diese hasserfüllte Argumentation auskommst, wird Dein Leben ein wenig besser verlaufen...

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Kaimosi  09.01.2013, 23:12
@Unsinkable2

Die Bäder und das andere Zeug gab es nur in römischen Garnisonen und Städten, die Stämme jenseits des Limes hatten das nicht!

Kurz: Die Christen schafften es, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung um ca. 500 Jahre zurückzuwerfen, bevor sie sie weitere 1700 Jahre aufhielten...

Dann wundere ich mich, warum China oder besser gesagt ganz Asien nicht die Führungsrolle übernahmen, sondern Europa seit dem 14. Jh. die gesamte Welt beherrschte, ja sogar die Auswanderung der Ärmsten und Verfolgten die größte Wirtschaft und führende Weltmacht kreierte?

Die Bildung, mit der Du das behauptest ist jedenfalls keine mir bekannte, weder Wikipedia noch ein beliebiges Geschichtsbuch gibt das her...so ist die Realität!

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Leviathan94 
Beitragsersteller
 08.01.2013, 11:56

Ist bisher das hilfreichste und einzige, was meine Frage ansatzweise beantwortet und nicht daran vorbei. Kannst du mir die Quellen nennen?

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user2399  09.01.2013, 19:33
@Leviathan94

-Herbert Gutschera und Jörg Thierfelder: Brennpunkte der Kirchengeschichte Schöningh Verlag, 1976

-D.Dr. Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1960

-Gerti Graff: Unterwegs zur mündigen Gemeinde - Die evangelische Kirche im Nationalsozialismus am Beispiel der Gemeinde Dahlem Alektor-Verlag,1982

-Günther van Norden, Paul Gerhard Schöneborn und Volkmar Wittmütz: Wir verwerfen die falsche Lehre Jugenddienst Verlag, 1984

-Christoph Strohm: Die Kirchen im Dritten Reich Verlag C.H.Beck, 2011

-Prof. Dr. Hermann Schuster, Dr. Karl Ringshausen und Walter Tebe: Quellenbuch zur Kirchengeschichte Band III Verlag Moritz Diesterweg, 1954

-Reichsbischof Ludwig Müller: Deutsche Gottesworte Verlag Deutsche Christen, 1936 (Der war der Führer und Schirmherr der Deutschen Christen)

Ich hoffe das hilft dir...

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Bauingenieur  07.01.2013, 21:17

Der wollte die Kirche jedenfalls vernichten und eine germanische Religion aufbauen, die dann an Thor und die Reinheit des Blutes glaubt... Keine hundertprozentige Garantie!

Da verwechselst Du offensichtlich Hitler mit Himmler. Aber das kann ja mal passieren - klingen ja beide ähnlich. :-)

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PeVau  07.01.2013, 20:51

Hitler selbst war Atheist, ...

Auch wenn es immer wieder kolportiert wird, so bleibt es doch Unsinn. HitIer war nie Atheist. Als Katholik schreib er 1923 in seinem Pamphlet mein Kampf:

„Indem ich mich des Juden erwehre, erfülle ich das Werk des Herrn.“

1932 gründete sich zudem die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ (DC) als Zusammenschluss von evangelisch getauften Nationalsozialisten. Sie wollten der NS-Ideologie in ihrer Kirche erst Raum, dann Alleingeltung verschaffen, nachdem die Deutschnationalen bzw. der „Christlich-soziale Volksdienst“ 1930 die Kirchenwahl in Preußen gewonnen hatte. Sie pflegten ein „arteigenes Christentum“, das durch Elemente einer „neuheidnischen“ Religiosität aus dem „Volkstum“ erneuert werden sollte. Sie wollten das Führerprinzip innerkirchlich verankern und strebten die Vereinheitlichung der bisher nach Konfessionen gegliederten Landeskirchen in einer Reichskirche an. Geführt wurden sie von dem Breslauer Pfarrer Joachim Gustav Wilhelm Hossenfelder (1899–1976); gefördert wurden sie von namhaften Theologen wie Emanuel Hirsch (1888–1972), der die DC-Theologie schon 1920 mit seinem Buch „Deutschlands Schicksal“ vorbereitet hatte. Auch Paul de Lagarde (1827–1891) und Arthur Dinter gelten als Vorläufer, da sie wie die DC Paulus von Tarsus zum Verderber des Christentums erklärten, Jesus als antijüdischen „Propheten“ darstellten und eine national-deutsche Religion vertraten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenkampf#Haltung_der_NSDAP_zu_den_Kirchen

Mit einer solchen Kirche musste HitIer nicht abrechnen und mit einer solchen Religion schon gar nicht.

Dass vereinzelt Christen und die bekennende Kirche bekämpft wurden, begründet keine prinzipielle Gegnerschaft zum Christentum und schon gar keinen Atheismus.

Eine systematische Christenverfolgung während der NS-Zeit gab es nicht.

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Leviathan94 
Beitragsersteller
 07.01.2013, 20:57
@PeVau

Es geht nicht um das,was passiert ist, sondern was er für die Zukunft geplant hatte! Mein Professor hat mir das Thema vorgegeben, also gab es anscheinend einen konkreten Plan, wie er nach dem Endsieg mit der Kirche abrechnen wollte..

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PeVau  07.01.2013, 21:04
@Leviathan94

Vielleicht passt das aber auch nur in die Märtyrerpose, die die Kirche so gerne einnimmt?

Nachdem sich die Kirchen nach der NS-Zeit zu ihrer Schuld bekannten, kann man mit einem angeblichen Abrechnungsplan die Verstickungen wenigstens relativieren und sich als potenzielles Opfer gerieren.

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Unsinkable2  08.01.2013, 00:58
@PeVau

Dass vereinzelt Christen und die bekennende Kirche bekämpft wurden

Bekämpft wurden nur solche Christen, die sich Hitler und seinen Ansichten widersetzten; beispielsweise durch Wehrdienstverweigerung (also die beiden Zeugen Jehovas, die ab und zu an deine Tür klopfen) und durch Unterstützung Verfolgter (einige wenige Mitglieder der Katholischen Kirche hatten ein Herz und widersetzten sich dem Greuel, indem sie Menschen versteckten und ggf. auch außer Landes schafften).

Eine systematische Christenverfolgung während der NS-Zeit gab es nicht.

So ist es. Tatsächlich war sogar das Gegenteil der Fall:

Darüber hinaus bezeugten Hitler und der Papst sich gegenseitiger Nichteinmischung. ("Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist; und gebt Gott, was Gottes ist.") Zum Dank bekam er warme Worte vom Papst, nicht zuletzt, weil er hoffen durfte, dass Hitler sich des christlichen Erzfeindes, namentlich der Kommunisten, Bolschewiken und nicht zuletzt der Juden, annehmen würde.

Deshalb wurde beispielsweise im Jahre des Herrn 1933 die "Warnung" vor der NSDAP aufgehoben, so dass Katholiken in die NSDAP eintreten konnten, ohne fürchten zu müssen, aus der Kirche rausgeworfen zu werden. Mehr noch: Der Papst empfahl die NSDAP sogar ausdrücklich, "um Deutschland vor dem Kommunismus zu retten" (wörtliches Zitat).

Diese Unterstützung hielt bis nach dem Krieg an, als Mitglieder der Katholischen Kirche unter anderem den Organisator der "Endlösung der Judenfrage", namentlich Adolf Eichmann, erst vor der Strafverfolgung versteckten, ihm gefälschte Papiere verschafften und ihn heimlich außer Landes brachten...

Und sie hält bis heute an. Der einzige Kommentar des späteren Papstes (Johannes Paul): "Es gab einige schwarze Schafe. Aber die gibt es doch überall. Das ist bedauerlich, aber auch nicht mehr zu ändern." Die Christen haben ihre Fahne hingegen schon immer nach dem Wind ausgerichtet und dem gedient, der ihren Herren am meisten dient. Warum sollten sie das ändern, nur weil ein Massenmörder an die Macht kommt?

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earnest  08.01.2013, 08:51
@PeVau

DH. Auch für den Beitrag von Unsinkable.

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Moin,

http://www.quotez.net/german/adolf_hitler.htm - hier sind noch ein paar schöne Zitate, die der gute Mann über die Kirche gemacht hat. Widersprechen sich zwar teils... aber das kennt man ja von Politikern...

mfg Nauticus

Das ergibt irgendwie keinen Sinn. Wenn er die Kirche hätte vernichten wollen, hätte er nicht den Kirchenstaatsvertrag mit Ihr schließen müssen (der übrigens bis heute gilt). Tatsächlich ist die Kirche ein Mittel mit der man viele Menschen erreichen kann. Diesen Umstand hat sich H. zunutze gemacht. Und diese Zusammenhänge hätten auch nach dem Endsieg gegolten. Mit einer Vernichtung der Kirche hätten man sich also vor allem selbst geschadet.


Kungfukuh  07.01.2013, 22:39

Und diese Zusammenhänge hätten auch nach dem Endsieg gegolten.

das würde ausschließlich von der weiteren Politik der großen Kirchen abhängen. Denn schließlich hat Hitler schon zu seiner Zeit viele Christen, vornehmlich Protestanten und Evangelikaler, in Konzentrationslager sowie Gefängnisse geschickt.

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Bauingenieur  08.01.2013, 08:44
@Kungfukuh

Zu jener Zeit waren 95 % der Deutschen Christen. Daran kam auch der Postkartenmaler nicht vorbei. Man kann sicher ein paar Abweichler ins KZ stecken - aber nicht 95 % der Bevölkerung. Das ist einfach objektiv nicht möglich.

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Bauingenieur  08.01.2013, 13:59
@Kungfukuh

Nachtrag

Du versuchst den Eindruck zu erwecken, daß Christen per se zu den verfolgten Gruppierungen gehörten. Diese These ist nicht haltbar. Man hat nicht Menschen ins KZ gesteckt, weil sie Christen bzw. Protestanten waren, sondern weil sie sich ganz konkret gegen das System gestellt hatten. Zeugen Jehovas und Evangelikale haben den Kriegsdienst verweigert.

Die Bekennende Kirche als Reaktion auf die umtriebigen „Deutschen Christen“ und deren Politik der Gleichschaltung spielte kaum eine Rolle. Die mit den Nationalsozialisten verbandelten Deutschen Christen hingegen waren so einflußreich und erfolgreich (bei den Synodalwahlen der Landeskirchen 1933 hatten sie eine Zweidrittel-Mehrheit), daß sie die Kirchenleitungen beherrschten bzw. ihre Leute in den Führungspositionen installieren konnten – bis hin zu Ludwig Müller als Reichsbischof der Deutschen Evangelischen Kirche.

Aber auch die katholische Kirche war eben nicht ein Sammelbecken des Widerstandes:

http://www.stern.de/politik/geschichte/katholische-kirche-fuer-gott-und-fuehrer-514380.html

Es ist auch nicht einzusehen, warum die Politik der Großkirchen nach einem Endsieg hätte anders aussehen sollen. Was wäre da anders gewesen, außer daß das NS-System noch deutlich stabiler gewesen wäre und noch weniger Kritiker gehabt hätte?

Gegen eine „Endabrechnung“ mit den Kirchen spricht auch die Haltung des Postkartenmalers:

"Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubige Protestant neben dem gläubigen Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen. Der gemeinsame gewaltige Kampf, den die beiden gegen den Zerstörer der arischen Menschheit führten, hatte sie im Gegenteil gelehrt, sich gegenseitig zu achten und zu schätzen." (A.H.: „Mein Kampf“, München 1933, 70. Auflage, S. 628 ff.

Tatsächlich gab es breite Interessensüberschneiden zwischen Nationalsozialisten und Großkirchen: Antisemitismus, Antibolschewismus und Antikommunismus.

Bekennenden Atheisten waren übrigens sowohl in der SS als auch in der NSDAP unerwünscht.

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Kaimosi  08.01.2013, 15:13
@Bauingenieur

Man kann sich fast alles zusammenreimen, wenn man eine selektive Geschichtserzählung verfasst, diese war ja z.B. in der DDR so grandios, dass man trotz der ideologischen Ablehnung des Adels (Junkertum) es durchaus schaffte, die rein positiven Aspekte des Preußentums für die eigene Sache zu modellieren...

Daniel Goldhagen und Auszüge aus 'Mein Kampf' für eine gesonderte Herleitung Deiner eigenen Überzeugung heranzuziehen, wirkt schon deshalb völlig überzogen, weil sich sogar der 'Stern-Artikel' - ein Boulevard.Blatt - keineswegs für Deine Argumentation eignet, denn damit nutzt Du ja lediglich die Auffassung des Ober-Anti-Kommunisten Konrad Adenauer, der kurz nach dem Kriegsende nicht nur als Anti-Nazi sondern vor allem als ein Opfer der Verhältnisse im 3. Reich gesehen werden muss.

Die "Bekennende Kirche"

http://de.wikipedia.org/wiki/Bekennende_Kirche

war u.a. auch federführend bei der Bewältigung der Nazi-Zeit nach 1945, ein Prozess der in der übrigen Gesellschaft deutlich länger dauerte, sich aber bereits bei der Neugründung der evangelischen Kirche 1945 deutlich ausdrückte.

Bekennenden Atheisten waren übrigens sowohl in der SS als auch in der NSDAP unerwünscht.

Eine Mär, solange man das heutige Verständnis von Atheismus, damals war mit Atheist fast automatisch ein Marxist oder Kommunist gemeint:

Link dazu steht im Kommentar:

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Bauingenieur  08.01.2013, 18:23
@Kaimosi

Es tut mir Leid Kaimosi, aber ich mag Dir den Gefallen nicht tun, auf Deine wirren Äusserungen einzugehen. Das artet dann wieder aus, Du unterlegst Deine aggressive Polemik mit persönlichen Angriffen und wirst dann womöglich wieder für 24 h gesperrt - so wie gestern. Dabei wollen wir doch nicht, daß Du wieder weggesperrt wirst.

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Kaimosi  08.01.2013, 18:48
@Bauingenieur

Das ist interessant woher Du das weißt, aber das ändert nichts an den historischen Fakten, die lassen sich nämlich nicht (aus)sperren...

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Huckebein  08.01.2013, 19:46
@Kaimosi

Den Text unter dem Link

http://hpd.de/node/11820

sollte man tatsächlich lesen, denn dort wird genau das Gegenteil von dem ausgesagt, was K. hier weismachen will:

In dem heutigen Beitrag aus der Serie „Ohne Gott ist alles erlaubt?“ geht es um die Behauptung, dass Atheisten gleichzusetzen sind mit Mördern. Warum ist ein derart plumpes Argument überhaupt eine Diskussion wert? Auch auf den ersten Blick sollte es doch als allzu simple Pauschalisierung auffallen. Tatsächlich aber erfreut sich das Argument auch bei einflussreichen politischen oder religiösen Führern großer Beliebtheit.

weiter

Denn keinesfalls kann behauptet werden, dass nur eine relativ kleine Zahl von Spinnern Atheisten allesamt als Mörder ansieht. Verfolgt man das Argument über die Geschichte hinweg, fällt auf, dass eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Apologeten eindeutig dem rechten Spektrum entstammt.

(Hervorhebung durch mich)

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Huckebein  08.01.2013, 20:49
@Huckebein

Noch eine Ergänzung:

"In der SS waren bekennende Atheisten unerwünscht, das gleiche galt für die NSDAP. " Zu behaupten, der Nationalsozialismus sei gottlos, ist eine grandiose Geschichtsverfälschung" ...

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/ostereklat-bischof-mixas-atheisten-predigt-empoert-nichtglaeubige-a-618696.html

Ansonsten findet man an jeder Ecke des Internets und entsprechender Literatur die Feststellung, daß Atheisten in SS/NSDAP nicht erwünscht waren.

Siehe auch hier:

http:// books.google.de/books?id=4chF4mNMcg4C&pg=PA30&dq=atheisten+ss+nsdap&hl=de&sa=X&ei=uHXsUPjkNMbLswaMi4CYCQ&ved=0CE0Q6AEwAw#v=onepage&q=atheisten%20ss%20nsdap&f=false

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Kaimosi  08.01.2013, 21:35
@Huckebein

Bekennenden Atheisten waren übrigens sowohl in der SS als auch in der NSDAP unerwünscht.

Nur deswegen die Erklärung über das Begriffsverständnis in den 30ern...

Der Rest ist zwar leicht überzogen, aber sicher auch nicht zu bestreiten, ändert doch aber nichts an der Tatsache, dass man Atheisten in der SS/NSDAP deswegen ablehnte, weil man sie als Linke abstempelte und nicht weil man fromme Katholiken haben wollte...:-)

Lese einfach mal Standard Werke über diese Zeit oder eben die Biografie von Kershaw, der Mann ist ja nun kein Kirchenvertreter und als Brite doch wohl objektiver als einige Deutsche...

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Ich finde immer wieder, dass darüber geschrieben wird, DASS er eine "Abrechnung" geplant hatte, aber nicht, WAS genau.

Tja, das könnte daran liegen, dass tatsächlich noch nichts Konkretes geplant war. Bei den Juden wurde ja auch erst 1942 die Vernichtung der Juden konkret geplant - vorher hat es schon unkoordinierte Massenschießungen o.ä. geben, aber eben keinen Gesamtplan.

Somit gibt es nur Indizien, etwa dies: in Hülben (in Würtemberg, damals ca. 2000 Einwohner) wurde 1945 eine Liste von Personen gefunden, die nach dem Endsieg verhaftet und hingerichtet werden sollte. Der erste Name auf der Liste war Johanna Busch, die damals "fast 80 Jahre alte" Mutter des Essener Pfarrers Wilhelm Busch. Eine entschiedene Evangelikale (bzw. "Pietistin", wie es damals hieß). Quelle: "Plaudereien aus meinem Studierzimmer" von Wilhelm Busch, Gladbeck 1965, S.282/83. (es lohnt sich nicht, das Buch nach weiteren Hinweisen abzusuchen, über die Pläne nach dem Endsieg war Busch auch nicht informiert)

Ich fürchte also, dass du da nicht genug für ein Referat zusammenbekommst - außer hier tritt noch ein Experte mit guten Literaturtipps auf ;) Vielleicht ist es besser, die Themenaufteilung zu ändern.