Hilfe, ich kann einfach nicht mehr?
Hallo, ich bin 13 Jahre alt und ein Mädchen. Schon sehr, sehr lange gibt es bei mir Zuhause Streit. Eigentlich schon, seit ich denken kann, sprich seit der Kindergartenzeit. Damals war es halt nur nicht so ausgeprägt wie heute, soweit ich jedenfalls weiß…
Aber fangen wie mal von vorne an:
Ich selber habe in der Grundschule und auch jetzt auf der weiterführenden Schule immer hervorragende Noten geschrieben, hatte auf den Zeugnissen also immer einen 1,0-1,1er Schnitt.
Meine Mama selber hat mir immer bei der Schule geholfen, also mir immer richtig toll erklärt und mit mir auch immer geübt. Dafür bin ich ihr auch bis heute noch dankbar. Allerdings gab es immer Streite zwischen ihr und meinem Papa.
Sie waren teilweise so ausgeprägt, dass man dass Geschrei von der obersten Etage aus und ich schätze auch von draußen aus hören konnte, bzw. kann. Meine große Schwester (sie ist viel älter als ich, also stellt deswegen im Laufe des Textes bitte keine Fragen!) war dann immer für mich da und hatte mir die Ohren zugehalten und ja, sie war halt immer für mich da, wenn ich sie brauchte.
Doch dann, hatte sie selber, als ich in der 5-6. Klasse war, einen extrem großen Streit mit meiner Mama. Ihr müsst wissen, das meine Mama teilweise sehr sensibel und reizbar ist, sodass jede Kleinigkeit schon zu einem Streit führen kann. Wenn man selber nicht Schuld ist, dann ist man es trotzdem, weil meine Mama es dann so sagt. „Ja klar, du bist hier ja die Arme, das Opfer hier“, sagt sie dann z.B., oder ähnliches, wie: „Grenzen gibt es hier keine mehr“. Weiteres könnt ihr euch sicherlich denken.
Auf jeden Fall eskalierte der Streit zwischen meiner Schwester, die ich sehr stark liebe und meiner Mama, die ich eigentlich auch immer geliebt habe, so sehr, dass meine Schwester ausziehen musste. Dort musste dann jeder aus der Familie, sprich mein Papa und ich, Stellung beziehen, uns also für eine Seite entscheiden. Es war aber klar, dass wenn man sich gegen meine Mama entschied und somit für meine Schwester war, die einfach nur ihre Meinung gesagt hatte und rausgeschmissen wurde, war, weitere Probleme mit meiner Mama bekommen würde. Und wenn man sich enthielt und sagt: „Das ist eine Sache zwischen euch beiden, ich bin kein Teil des Streites“, dann ist man trotzdem die/der Böse, weil man ja ein passiver Mittäter ist. Somit stand das wohl klar.
Jedenfalls möchte ich jetzt nicht weiter darauf eingehen, fest steht, dass sie sich nach 2 Jahren endlich vertragen, bzw. beruhigt haben.
Dennoch streiten sich meine beiden Eltern ziemlich oft und wollen sich auch scheiden lassen, tun es aber nie. In dem einem Moment tut mir meine Mama dann leid, weil so hart für das Leben, was wir führen dürfen gearbeitet und geackert hat und in den anderem Moment weiß ich einfach nicht mehr, welche Person vor mir steht und mich anbrüllt.
Wenn ich sage, dass sie nicht schreien soll, sagt sie z.B.: „Ja, jetzt hört ihr mir endlich zu, wo ich schreie, bemerkest das aber nur. Wenn ich nicht schreie, werde ich ignoriert. Aber warum ich schreie, ist euch egal“. Das haben mein Papa und ich und schon sehr lange anhören müssen. Dazu muss ich sagen, dass es teilweise sogar bei meinem Papa stimmt, möchte aber nicht weiter darauf eingehen.
Jedoch war ich immer für meine Mama da und wir haben uns auch schon vor Jahren das Versprechen gegeben, dass wir uns immer trösten werden, wenn der andere weint. Das habe ich auch immer eingehalten.
Jedoch ist es in letzter Zeit so sehr eskaliert, dass ich teilweise 2h lang alleine in meinem Zimmer da lag und geweint habe. Ohne das sie zu mir gekommen war.
Jetzt ist wieder so ein Augenblick und ich kann einfach nicht mehr. Ich schätze, ich hatte schon ziemlich oft einen Nervenzusammenbruch oder eine Panikattacke, ohne es anderen zu zeigen.
Persönlich kann ich auch nicht so gut meine Traurigkeit vor anderen, sprich Familie oder Freunden zeige. Obwohl ich heimlich gute Freunde habe, wo ich ich weiß, dass ich ihnen alles anvertrauen kann. Dennoch habe ich innerlich eine Blockade davor, kann ihnen auch nichts von meinen Sorgen erzählen und tue immer, als wäre Zuhause und bei mir selber alles gut.
Oft habe ich mir auch gedacht, mir irgendwo Hilfe zu suchen, doch ich habe Angst. Ich weiß, ihr sagt mir jetzt sicherlich, ich soll keine Angst davor haben und so weiter. Deshalb möchte ich auch keine Antworten von „Such dir Hilfe“, ö.ä. sehen.
Meine Eltern selber möchte ich immer noch nicht enttäuschen, sprich nicht das Jugendamt anrufen oder so, sondern ich möchte einfach nur eine Lösung für mich selber finden, wie ich 1. damit klarkommen kann; 2. was ich tun soll, wenn ich ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Bitte helft mir und wie gesagt, ich brauche keine Kommentare wie: „Ruf das Jugendamt“, „Ruf bei der Seelensorege an“, „Sproch mit Freunden oder Verwanten“. Nein! Ich will einfach nur wissen, was ich für mich selber tun kann, wie ich meinen Frieden finden kann, ohne andere zu verletzten.
Bitte! Ich kann einfach nicht mehr!
5 Antworten
Hi, wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du Tipps, wie du mit der Situation besser klar kommen kannst. Ich habe verstanden, dass deine Eltern häufig streiten und es für dich schwer ist, das auszuhalten. Außerdem bekommst du oft Streit mit deiner Mutter.
Du wünschst dir Frieden in deiner Familie zu finden und bist traurig, wenn es Streit gibt.
An dem Streit zwischen deinen Eltern kannst du nichts ändern. Du könntest höchstens versuchen, davon weniger mitzubekommen. Zu wechen Zeiten streiten deine Eltern?
Kannst du öfter Freunde besuchen oder mal spazieren gehen?
Könntet ihr darüber sprechen, dass dich der Streit belastet und du weniger davon mitbekommen möchtest?
Zum Beispiel indem ihr ausmacht, dass keine Streitgespräche geführt werden, wenn ihr zusammen seid oder zusammen esst?
Kannst du mit deinen Eltern mal einzeln eine entspannte Zeit verbringen? Pflege deine Beziehung zu ihnen einzeln.
Es ist ihre Sache, ob und wann sie sich trennen. Natürlich ist so eine Ungewissheit für dich belastend. Vielleicht kann es dir helfen dir zu überlegen, wie es wäre wenn sie sich trennen würden.
Vielleicht kannst du mit deiner Mutter mal in aller Ruhe darüber sprechen, was dich belastet, was du dir wünschen würdest, womit sie unzufrieden ist, was sie sich wünschen würde und wie ihr beide vielleicht bei Problemen friedlicher Lösungen finden könnt. Biete ihr deine Zusammenarbeit an und versuche sie dafür zu gewinnen.
Wenn sie laut wird, versuche darauf zu hören, was sie gerade über ihre Gefühle und Bedürfnisse ausdrückt.
Mach dir klar, dass du in einer schwierigen Situation lebst, für die deine Eltern gemeinsam die Verantwortung tragen.
Falls du an den Punkt kommst, wo du doch Unterstützung von außen möchtest:
Mein Tipp wäre dann erst mal bei einer Erziehungsberatungsstelle anzurufen. Die beraten auch Jugendliche und Kinder, vertraulich und kostenlos. Die sind für schwierige Familienverhältnisse ausgebildet.
Liebe Grüße
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Deine Eltern erwarten, dass du in ihrem Streit Partei ergreifst?
Hi, erst mal vielen Dank für den Stern. Ich danke dir für die Rückmeldung. Es bestärkt mich darin, dass meine Antworten hilfreich sind und ankommen, auch wenn sie vielleicht ungewöhnlich sind.
Deine Mutter versucht dich auf ihre Seite zu ziehen. Das ist nicht o.k. und nicht gesund. In einer Familientherapie würde das als Problem bearbeitet werden.
Du darfst eine gute Beziehung zu beiden Elternteilen anstreben. Sag deinen Eltern, dass du sie beide brauchst und beide lieb hast und dass du als Kind in ihrem Streit neutral bleiben möchtest.
Übrigens: Als ich 13 war habe ich mir gewünscht, dass meine Eltern sich trennen, weil ich den Streit und die Wutausbrüche meines Vaters nicht mehr aushalten wollte. Erst viel später ist mir klar geworden, dass meine Mutter die Verantwortung dafür trägt, bei meinem Vater zu bleiben und ihre Kinder diesem Stress auszusetzen. Beide Eltern sind für das verantwortlich, was in der Familie geschieht, ob sie sich Hilfe von einer Erziehungsberatungsstelle oder woanders holen oder nicht, ob sie zusammen bleiben.
Du kannst versuchen, für dich zu sorgen. Wie kannst du den Streit möglichst bei deinen Eltern lassen und dein Verhältnis mit ihnen möglichst friedlich gestalten?
Wie kannst du dich trotz ihrem Streit entspannen und sicher fühlen?
Wo kannst du Unterstützung finden?
Vielleicht hilft es dir auch, dir klar zu machen, was du im Notfall tun kannst.
Das Jugendamt kann versuchen, deine Eltern zu unterstützen: Bei ihrem Umgang mit Konflikten und bei der Erziehung.
Wenn du in der Familie in Gefahr bist, kann das Jugendamt überlegen, ob du woanders besser aufgehoben wärst.
Du möchtest deine Eltern nicht enttäuschen und willst deshalb nicht das Jugendamt einschalten. Du weißt aber, dass du es im Notfall tun kannst. Das bedeutet, du bist der Situation zu Hause nur so lange ausgeliefert, wie du dich entscheidest, das aushalten zu können. Ich finde das ist ein wichtiger Punkt!
Die Beratung bei einer Erziehungsberatungsstelle ist vertraulich. Das heißt, die sagen niemand was davon.
Wenn du etwas älter bist fällt es dir vielleicht auch leichter, bei so einer Beratungsstelle anzurufen. Die sind es gewohnt, mit Kindern und Jugendlichen zu sprechen. Und sie sind froh, wenn sie dich unterstützen können. Das ist kostenlos und du kannst jederzeit entscheiden, ob es dir hilft oder du genug Beratung bekommen hast.
Wenn du Fragen hast, kannst du mir gerne schreiben.
Liebe Grüße Uli
Sprich mit einer Vertrauensperson (Schule, Verwandte,...) darüber, das wird der erste Schritt für Lösungen sein.
Viel Erfolg ;-)
Das sagst du so leicht. Ich kann es einfach nicht. Habe Angst davor, was danach villeicht passieren könnte. Oder allgemein Angst davor.
Was auffällt, Kinder haben eigentlich nicht ihre Mütter zu trösten. Eine solche grundsätzliche Abmachung ist nicht kindgerecht.
Außerdem, deine Mutter klingt teilweise überlastet. Da könnt ihr als Familie, bzw. als Vater, Tochter, Tochter, positiv, unterstützend ansetzen.
Grundsätzlich, es kommt eine Zeit im Leben, da man entdeckt, dass die eigenen Eltern nicht so ideal sind, wie man sie bisher nur sehen konnte. Das ist auch nicht leicht zu verkraften, je nachdem was die Eltern so anstellen.
Darüber zu reden kann schon viel helfen. Aber nicht unbedingt ständig mit Freunden, solche Gespräche sind ja nicht unbedingt was Schönes, sondern anstrengend.
Mit deiner Mutter reden auch wenn es ihr nicht gefallen sollte. Oder ein Hobby finden das dir Spaß macht und dich ablenkt
Ich bin halt auch den ganzen Tag in der Schule oder beim Hobby abgelenkt, da ich ja meine Freunde habe. Aber wenn ich dann nach Hause komme, ändert sich das alles wieder
Habe auch schon versucht mir ihr zu reden, aber sie sieht es nicht ein
Ich habe schon sehr viele Hobbies. Habe jeden Tag die Woche jeweils eins bis zwei.
Schwieriger Fall. Eigentlich schon was für eine Familientherapie. Du klingst so, als hätte Dich das alles in der Not schon ziemlich erwachsen gemacht.
Darfst Du in Ruhe Kind sein und jetzt in dem Alter in Ruhe pubertieren?
Du scheinst stabiler zu sein als Deine Mutter, trotz Deines Alters.
Darf ich fragen, wie sich die Sache entwickelt hat?
Also es ist ziemlich schwierig…
Der Streit hat sich jetzt zwar schon etwas gelegt, allerdings eskaliert es zwischendurch immer mal wieder. Ich glaube, ich habe wegen all dieser Ereignisse unbewusst irgendeine Mauer um mich errichtet, dass ich also keinen mehr so nah an mich heranlasse (jetzt nicht, dass ich gemein oder so bin und somit jeden abschrecke, sondern eher, dass ich alles „filtere“, was mir gesagt wird und mir genau überlege, wie ich reagieren, bzw. sagen/antworten soll. Also dass ich ich den Leuten nur das zeige, was nötig oder gerade angebracht ist). Deshalb gab es dann auch wieder Streite, weil ich nun nicht mehr so „offen“ bin. Ich bin zwar freundlich und höflich, aber ich lasse keinen mehr ganz daran heran, wie ich mich fühle oder was ich wirklich denke. Ich will halt einfach nicht mehr verletzt werden. Das wird mir aber wieder und wieder zum Vorwurf gemacht und selbst wenn es eine Zeit relativ ruhig war und ich ein bisschen „aufgetaut“ war, ging es wieder von vorne los.
Ich schätze, das wird wohl nie ganz enden :(.
Hallo, erstmal vielen Dank für deine Antwort! Allerdings führt ein Gespräch mit meiner Mama leider zu nichts. Habe es oft versucht, ihr meine eigentlichen Gefühle und Gedanken dazu zusagen. Und wenn ich frage, ob sie streiten können, wenn ich nicht da bin, kann ich ja so gesehen keine Stellung beziehen und bin somit ein passiver Mittäter.
Alles weitere werde ich mir aber zu Herzen nehmen, vielen Dank!