Hilfe bei einem Fallfehler?

3 Antworten

Deutsch ist zwar meine Muttersprache, aber hier hast Du mich kalt erwischt: Ich muss raten und mein Bauchgefühl sprechen lassen:

Bei Zeitangaben verwende ich am liebsten ein Adverb: morgens, täglich, freitags, immer, selten, ...

Muss ein Substantiv her, braucht man fast immer eine Präposition: am Freitag, um Zwölf, in zwei Tagen, unter der Woche, übers Wochenende, für eine Woche, während der Nacht, ... Welche die richtige ist, muss man wohl auswendig lernen. Die Präposition bestimmt dann den Fall des Substantivs.

Einige Präpositionen (an, in, auf, unter, ...) verkraften zwei Fälle: Bei Ortsangaben steht der 4. Fall für eine Richtung (wohin?) und der 3. Fall für einen Ort (wo?). Bei Zeitangaben scheint fast immer der 3. Fall zu passen. Ausnahme: "über die Feiertage" (4. Fall)

Hat die Zeitangabe ein Attribut, dann darf man statt "Präposition+Attribut+Zeit" auch "Attribut+Zeit" im 4. Fall nehmen: an jedem Tag ⇒ jeden Tag. Das klingt dann viel eleganter. Allerdings klappt das wohl nur bei: kein, mancher, viele, jeder, letzter, dieser, nächster und ähnlichem. Bei anderen Attributen klingt es schnell falsch: *"Ich gehe schöne Tage spazieren.", *"Ich schlafe meinen Geburtstag aus." — Das passt einfach nicht!

Fazit: Ein Zeitpunkt oder eine Dauer steht entweder:

  • als Adverb
  • mit einer geeigneten Präposition. Diese regiert dann ihren eigenen Fall. Sind sowohl 3. als auch 4. Fall möglich, wird meistens der 3. Fall benutzt (nur über will den 4. Fall)
  • direkt im 4. Fall (wenn der Sinn dabei noch klar ist).

Alle diese Konstrukte laufen unter "adverbiale Bestimmung der Zeit". Gefragt wird: "Wann?" — heute / am Sonntag / jeden Tag.

Falls es Dich tröstet: ich bin im Moment ebenso verwirrt wie Du. Aber Du kannst jetzt wenigstens in Deinem Grammatikbuch nachschlagen :)


xJusticex  19.06.2015, 03:10

dafür, dass Du verwirrt bist, hast Du es excellent erklärt

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Normalerweise steht (am = an dem) vor dem Dativ, wenn man "wo?" fragen kann. Kann man "wohin?" fragen, steht der Akkusativ dahinter. Hier handelt es sich aber um eine Zeit- und nicht um eine Ortsangabe. Das wird analog behandelt.
Die Frage wäre hier "an wem gehst du durch den Park?"
Antwort: an dem Abend = am Abend.
(Gewissermaßen ein Punkt in der Zeit, kein Ziel.)

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"jeden Tag" ist ein Besonderheit bei Zeitkonstruktionen. Wenn man sich eine Zeitangabe wiederholt vorstellt, ist der Akkusativ zu verwenden, außer wenn du an davorsetzt, dann hieße es auch: an jedem Tag -
entsprechend ohne Präposition auch: jeden Dienstag, jeden Monat, jedes Jahr (alles Akkusative).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Ist einfach so, muss man einfach lernen, ich habe mir da als Muttersprachler nie Gedanken drum gemacht. Irgendwann wusste ich einfach, dass es "jeden tag" heißt :)


Amylu 
Beitragsersteller
 17.06.2015, 19:15

Tut mir leid, hätte es dazu sagen sollen, ich weiß, dass es "jeden Tag" heißt, aber ich weiß nicht wie man danach fragt, das ist mein Problem.

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verreisterNutzer  17.06.2015, 19:15

Bei abend kann man aber doch auch nicht fragen "wem gehe in den Park?", sondern "wann gehe ich in dem park?" "am abend"...naja, ist nochmal andere grammatik (satzgliieder)

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verreisterNutzer  17.06.2015, 19:16

Bei "jeden tag" fragt. An genauso mit "wann?"

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verreisterNutzer  17.06.2015, 19:18

und musst dich doch nicht entschuldigen :) jeder vergisst mal Dinge. Was ist denn deine Muttersprache, wenn ich fragen darf?

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Amylu 
Beitragsersteller
 17.06.2015, 19:21
@verreisterNutzer

Meine Muttersprache ist Russisch, deswegen tue ich mir in Deutsch schwer. 

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Volens  18.06.2015, 09:28
@Amylu

Ich hoffe, dass du es nicht als Angriff siehst, wenn ich dich jetzt korrigiere:

"schwer tun" als Verbindung ist genau so ein transitives (gewissermaßen "zielendes" Wort) wie "korrigieren" in meinem ersten Satz und regiert den Akkusativ. Es heißt:
ich tue mich schwer, du tust dich schwer, er tut sich schwer usw.
[ Das machen selbst Deutsche oft falsch! ]

Es liegt daran, dass man sich selbst so zu sagen auch etwas antun kann, und dann kommt im Deutschen immer der "zielende" 4. Fall dahinter, der Akkusativ.

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