Heyy!Was ist eure Meinung zu Abtreibungen?

Das Ergebnis basiert auf 45 Abstimmungen

Bin dafür,weil 71%
Bin dagegen,weil 29%

22 Antworten

Bin dafür,weil

Insgesamt bin ich nicht "für Abtreibung".

Ich bin für Aufklärung und Verhütung, so dass es gar nicht erst soweit kommen muss.

Dennoch kann ich akzeptieren, dass manchmal eine Frau ungewollt schwanger wird und aus Gründen, über die ich nicht zu urteilen habe, eine Abtreibung möchte und dann ist es auch "ok".

Meiner Meinung nach sollte keine Frau gezwungen werden, ein ungewolltes Kind auszutragen, auch wenn eine Abtreibung für mich selbst nicht in Frage kommt.

Was wäre denn die Alternative? Eine Frau zu zwingen, das Kind, das sie nie wollte, auszutragen? Wer das grundsätzlich für alle fordert, war noch nie schwanger.

Das würde bedeuten, der Körper der Frau wird ganze neun Monate lang fremdbestimmt. Über die langfristigen Folgen muss man sich nur mal kurz Gedanken machen.

Mit Wunschkind kann eine Schwangerschaft ein wunderbarer Zustand sein, du genießt die Zeit und freust dich über deine Kugel. Die lästigen Begleiterscheinungen - Unterleibsschmerzen, regelmäßige Übelkeit, permanentes Sodbrennen, Stimmungsschwankungen, Blasenschwäche, Schlafstörungen und so weiter nimmt man in Kauf, weil man sich ja schon auf das Kind freut. Aber sogar mit Wunschkind ist eine Schwangerschaft auch ein beängstigender Zustand. Der Körper verändert sich wie nie zuvor und du bist dem machtlos ausgeliefert. Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber: stell dir mal vor, du hättest einen schnell wachsenden Tumor, der für alle möglichen körperlichen Einschränkungen sorgt, der deine kompletten Organe verschiebt und du könntest ihm sogar beim wachsen zusehen. Ist die Vorstellung nicht irgendwie gruselig?

Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie schlimm es sein muss, ein ungewolltes Kind austragen zu müssen.

Und dann ist da ja noch die Geburt an sich. In Deutschland sind ca. 30% aller Geburten Kaiserschnitte, also eine massive, große Bauch-OP mit jeder Menge möglicher Spätfolgen (Wucherungen, Verwachsungen, beeinträchtige Funktion der Eierstöcke, Unfruchtbarkeit, Wundschmerzen, erhöhtes Risiko einer Plazenta accreta,...) und Komplikationen (Lungenembolie, starker Blutverlust, Thrombosen, ...) Bei den restlichen Geburten wird in etwa 30% der Fälle ein Dammschnitt gemacht - also das Gewebe zwischen Scheide und After durchgeschnitten. Es kommt auch nicht so selten vor, dass das Gewebe von selbst einreißt, wenn der Kopf des Kindes sich seinen Weg bahnt.

Der Beckenboden wird durch Schwangerschaft und Geburt massiv belastet. In einer britischen Studie gaben 38% aller befragten Frauen noch 12(!) Jahre nach der ersten Geburt an, eine persistierende (dauerhafte) Inkontinenz zu haben. Stell dir mal vor, was das bedeutet: du kannst nicht lachen, husten oder hüpfen, ohne ein paar Tropfen zu pinkeln.

Nicht weniger als 85 Prozent aller vaginal gebärenden Frauen müssen mit irgendeiner Verletzung ihrer Genitalien, Überdehnung und Abrissen der tragenden Muskeln und Bindegewebsplatten des Beckenbodens oder sogar dem Einreißen der Schließmuskeln des Enddarms rechnen, so beziffert es eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015.

Das Spektrum reicht von oberflächlichen Dammrissen etwa an den Schamlippen oder der Scheidenschleimhaut, die häufig unbehandelt wieder abheilen, bis hin zu tiefen Dammrissen, die quer durch den Beckenboden gehen und im schlimmsten Fall auch den Analkanal erreichen.

Als Konsequenz der Geburtstraumata und des geschwächten Beckenbodens können später innere Organe wie die Gebärmutter durch die Scheide nach außen vorfallen, oder die Harnblase beult zum Beispiel die Vaginalwand aus und drückt sich in die Scheide hinein. Weitere Beeinträchtigungen sind Harninkontinenz oder Verlust der Kontrolle über den Darmschließmuskel, was mit unwillkürlichem Abgehen von Winden oder flüssig-schmierigem bis sogar festem Stuhl – einer so genannten Fäkalinkontinenz – einhergeht.

Das sind schon mal jede Menge körperliche Folgen für die Frau, die durch eine Abtreibung zu vermeiden sind, wenn das Kind nicht gewollt ist. Ich habe es echt so satt, dass auch hier im Forum immer so getan wird, als wäre das Schlimmste an Geburt und Schwangerschaft ein paar Streifen auf dem Bauch und ein paar Kilo mehr.

Ich kann schon auch gut verstehen, dass es für den Mann schwer ist, wenn er das Kind eigentlich wollte und die Frau es trotzdem abtreibt. Aber die Frau macht das ja nicht, weil sie einfach garstig ist. Sondern vielleicht, weil die Beziehung nicht stabil genug ist, weil sie weiß, dass sie und der Partner keine guten Eltern wären, weil sie erkennt, dass beide zu unreif sind oder, oder..

Leider wird die Verantwortung für die Verhütung nur allzu oft der Frau zugeschustert. Männer wollen kein Kondom benutzen, weil "sie dann weniger spüren", und so weiter.

Verhütungspannen sind demnach die Schuld der Frau und sie soll mit den Folgen leben. Eine ähnliche Argumentation habe ich schon öfters gehört, gerade aus dem eher christlichen Milieu. So, als ob die ungewollte Schwangerschaft Gottes Strafe für Sex außerhalb der Ehe darstellen würde; eine Strafe, welche man dann annehmen muss, weil man (bzw. natürlich Frau!) ja überhaupt Sex hatte..

Dabei sind Kinder keine "Strafe" für Geschlechtsverkehr, sondern ein Geschenk. Und Geschenke kann man ablehnen. Das ist völlig legitim.

Natürlich sollte nur Sex haben, wer (auch geistig) reif genug ist, sein Handeln und die möglichen Folgen zu überblicken. So ist es aber nun mal nicht. Es haben kaum aufgeklärte Minderjährige ebenso Sex wie Frauen in prekären Verhältnissen, die glauben, damit einen Mann "halten" zu können. Oder die sich ihre Drogensucht damit verdienen und kein Geld für die Pille haben. Oder betrunkene Menschen auf Partys, die das Kondom vergessen. Oder Männer, die während dem Sex heimlich das Kondom entfernen ("Stealthing"). Oder Typen, die der Partnerin versichern, "ihn vorher rauszuziehen", "da wird schon nichts passieren". Oder Frauen, die Antibiotika verschrieben bekommen haben, die dafür sorgen, dass die Pille nicht mehr wirkt - ohne dass die Frau davon wusste.

All diese Menschen haben Sex, egal ob ich persönlich nun finde, dass das gut ist oder nicht. Aber ich bin nicht diese anderen Menschen und ich bin nicht fehlerfrei genug, ihnen zu sagen "selbst schuld, da hättest du mal lieber keinen Sex gehabt/ da hättest du mal lieber besser aufgepasst/ dich besser informiert/ nicht ausgerechnet mit diesem Typ geschlafen".

Ich jedenfalls könnte keiner verzweifelten Frau, die einen (vielleicht einmaligen) Fehler gemacht hat, sagen "Du bist selbst schuld, warum lässt du dich auch vögeln. Jetzt musst du den ganzen Rest deines Lebens mit den Konsequenzen leben, weil du einmal eine dumme Entscheidung getroffen hast".

Von daher bin ich für das Recht auf Abtreibung und werde dieses auch immer verteidigen.

Und: nur weil Abtreibungen verboten sind, heißt das nicht, dass dann keine durchgeführt werden. Entweder es gibt sie heimlich unter medizinisch/hygienisch fragwürdigen Umständen, oder die betroffenen Frauen gehen ins Ausland. Als der "stern" 1971 seine berühmte "wir haben abgetrieben"-Story veröffentlichte, waren Abtreibungen in Deutschland ja auch noch komplett illegal. Und Engelmacherinnen gab es schon im Mittelalter.

Jede Frau, die eine Abtreibung vornimmt, hat einen guten Grund dafür und sei es ihre eigene psychische Gesundheit. Ja, sie nimmt dadurch dem Kind die Chance auf Leben, das kann man nicht wegdiskutieren. Aber sie gibt sich selbst die Chance, psychisch und physisch gesund weiterzuleben. Und das sehe ich eben als wichtiger an.

Bin dafür,weil

Wenn man kein Baby will, sollte man es abtreiben...Aber nicht zu leichtfertig- man muss sich im Endeffekt wirklich sicher sein, finde ich....klingt vielleicht erstmal krass und herzlos, aber das ist immer noch besser als wenn die Kinder vernachlässigt oder misshandelt werden, wenn sie nicht gewollt sind- trifft nicht auf jeden zu! Aber oft genug kommt es vor, dass ungewollte Babys die Unachtsamkeit der Eltern ausbaden müssen...

Bin dafür,weil

Es ist alleinig die Entscheidung der Frau. Diese Entscheidung mag gut überlegt sein, wenn sie aber kein Kind (gebären) möchte, dann ist das ihr gutes Recht und NIEMAND hat ihr da einzureden.

Bin dagegen,weil

Niemand kann sich das Recht herausnehmen, über Leben und Tod eines anderen zu bestimmen. Jeder hat die Chance auf Leben verdient.

Spielt es eine Rolle, ob der Fötus keinen Schmerz fühlen kann? -Nein. Ein Mensch definiert sich nicht in seiner Kinetik, sondern in seinem Potenzial.

Ach ja, und zu dem Spruch "Mein Körper - meine Entscheidung". Wenn eine Person Sex hat, hat sie bereits eine Entscheidung getroffen und muss mit jedem Outcome rechnen. So funktionieren Kausalitäten.

Kommt auf die Situatin an. Dann bin ich dagegen oder dafür. Aber es wird meiner Meinung nach meistens in Situation abgetrieben in denen es gut so ist.