Hat Schopenhauer recht?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

"Freier Wille stand für mich nie mit Schopenhauers Zitat in absolutem Widerspruch. Ich denke allerdings, dass er nur zum Teil Recht mit seiner Aussage hat."

Witzigerweise denke ich genau so. Auf eine gewisse Art hat Schopenhauer auch recht: wir können unsere Veranlagung und unseren Geschmack nicht ändern. Wer keine Garnelen mag, kann sie beim nächsten Restaurantbesuch nicht "wollen". Er kann nicht wollen, was er will.

Allerdings spielte der Wille immer eine große Rolle bei Schopenhauer.
Und seitdem ich ein wenig über Wittgenstein gelesen habe, ist mir klar, dass wir bei Wörtern aufpassen müssen. Was heißt "frei"? Frei von Zwang? Oder frei von Bedingungen?

Natürlich sind unsere Entscheidungen nicht frei von Bedingungen (siehe oben). Dennoch kann man ja sagen, dass die Entscheidung gegen Garnelen "freiwillig" getroffen wurde, in dem Sinn, dass sie nicht erzwungen wurde.

Es gibt verschiedene Arten der Freiheit.

Ich hatte schon immer eine gewisse Schwäche für die Ansicht von Hume. "Nach Hume bedeutet „freier Wille“ nicht die Fähigkeit, unter exakt gleichen inneren und äußeren Bedingungen jeweils eine andere Entscheidung zu treffen. Vielmehr versteht er darunter eine hypothetische Fähigkeit, eine andere Entscheidung zu treffen, wenn der Mensch psychologisch durch andere Wünsche oder Überzeugungen anders disponiert gewesen wäre."

Und der Determinismus widerspricht dem Willen ja nicht.
Wenn ich ein Schnitzel bestelle (ich will eins), rechne ich auch damit, dass das nun deterministisch abläuft (dass ich auch ein Schnitzel bekomme). Auch ein Gegner des freien Willens würfelt im Restaurant nicht, sondern entscheidet selber.

Würde der Bestellvorgang in der Küche nicht deterministisch ablaufen, würde es ja keinen Sinn machen, etwas Bestimmtes zu wollen - denn dann ist es rein zufällig, was man bekommt, dann könnte man auch "irgendwas" bestellen.


Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 21:50

Mega Antwort, danke dir! Echt stark und durchdacht formuliert. Du hast Recht, sorry - mit deterministisch habe ich mich geirrt. Nochmal danke für deine Antwort, sehr hilfreich!

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Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 22:05
@OlliBjoern

Ich muss zugeben dein Profil überprüft zu haben - jetzt wundert es mich nicht mehr. Bin es zu sehr gewohnt, dass beinahe alle Antworten hier auf GF, oder auch auf einem Äquivalent wie Reddit, sehr oberflächlich oder unnütz sind

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OlliBjoern  05.07.2024, 22:08
@Thelostboy342

Naja, ich lese hobbymäßig über Philosophie. :)
Aber ich habe das nicht studiert.

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Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 22:20
@OlliBjoern

Ja, das habe ich mir bereits gedacht, als ich las du bist promovierter Chemiker - aber Orthographie und Logik waren von vornherein verdächtig ;)

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Der vermeintliche Wille ist und wird doch durch Erziehung, Umfeld, Tätigkeit, Erwartungshaltungen anderer Menschen (denen man gefallen will), Ideologien, Glaubensfragen, Ängste und Befürchtungen, u.ä. beeinflusst.

Daher vermute ich, dass nur sehr wenige Menschen wissen, was sie eigentlich wollen, und entsprechend handeln.

Welchen Gedanken- und Gefühlsstrang Schopenhauer im Moment dieser Aussage hatte, weiß ich nicht.

Aber ich kann es ein Stück weit verstehen.


Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 21:51

Ja, teilweise hat er mMn Recht, aber keinesfalls generell gültig

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Ob Schopenhauer mit seiner Aussage "Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will." Recht hat, ist eine komplexe philosophische Frage, die seit Jahrhunderten diskutiert wird. Es gibt keine einfache Antwort und beide Seiten haben ihre Argumente.

Schopenhauers Argumentation

Schopenhauer argumentiert, dass unser Wille durch unsere Charaktereigenschaften und unsere Lebensumstände bestimmt wird. Wir können zwar wählen, was wir tun, aber wir können nicht wählen, wer wir sind oder wie unser Leben aussieht. Daher sei unser Wille nicht frei.

Gegenargumente

Es gibt verschiedene Gegenargumente zu Schopenhauers These. Beispielsweise wird argumentiert, dass wir zwar durch unsere Charaktereigenschaften und Lebensumstände beeinflusst werden, aber dennoch die Freiheit haben, unsere Entscheidungen zu treffen. Wir können unsere Charaktereigenschaften ändern und unsere Lebensumstände verbessern.

Meine Meinung

Ich denke, dass beide Seiten etwas Richtiges haben. Unser Wille ist nicht völlig frei, aber er ist auch nicht vollständig determiniert. Wir haben einen gewissen Grad an Freiheit, unsere Entscheidungen zu treffen, aber diese Freiheit ist durch unsere Charaktereigenschaften und Lebensumstände eingeschränkt.

Fazit

Die Frage nach dem freien Willen ist eine komplexe Frage, die wahrscheinlich nie endgültig beantwortet werden kann. Es ist wichtig, die verschiedenen Argumente zu kennen und sich selbst eine Meinung zu bilden.

Es ist auch wichtig zu berücksichtigen, dass das Konzept des freien Willens in verschiedenen Kulturen und Religionen unterschiedlich interpretiert wird. In einigen Kulturen wird der freie Wille als Illusion angesehen, während er in anderen als Grundprinzip der menschlichen Existenz angesehen wird.


OlliBjoern  05.07.2024, 20:02

Ja, so ähnlich denke ich auch.

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Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 19:43

Danke ChatGPT

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Diese Aussage von Arthur Schopenhauer bezieht sich auf die Idee, dass Menschen oft von ihren eigenen Wünschen und Impulsen getrieben werden, auch wenn sie sich bewusst dafür entscheiden, etwas anderes zu wollen.

Dies kann darauf hindeuten, dass unsere Handlungen nicht immer vollständig von unserem bewussten Willen gesteuert werden, sondern auch von unbewussten oder inneren Triebkräften beeinflusst werden können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Freigeist – aufgeklärte Denkweise & selbstbestimmtes Agieren

Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 19:41

Ich rieche ChatGPT

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Naja, dann werden Fetische schwer zu erklären und Fetischänderungen ins Gegenteil ein Ding der Unmöglichkeit.

Von Homosexuell -> Heterosexuell könnte auch spannend zu erklären werden dann.

Deine Gedanken?


Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 19:44

Biologische Fakten kann man ggf. anpassen, aber ich denke die Sexualität kann man gewiss nicht bestimmen; wieso würde man das auch wollen. Aber bei trivialeren Dingen, wie Interessen, Präferenzen, Handlungsweisen, sportlichen Aktivitäten, usw. haben wir meiner Meinung nach sicherlich zumindest ein Mitspracherecht. Glaube Schopenhauer hat teilweise Recht und teilweise Unrecht, es ist nicht schwarz weiss. Danke für deine Antwort übrigens, endlich mal eine die nicht von ChatGPT geschrieben wurde :)

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Roguerouge  05.07.2024, 19:46
@Thelostboy342

Naja, wenn dir Mathe liegt und du Interesse hast, würdest du alles in die Tonne kloppen, nur um zu beweisen, mit Altgriechisch Karriere zu machen?

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Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 19:58
@Roguerouge

Es wäre möglich

wir können auch unlogische und kontraintuitive Entscheidungen treffen

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Thelostboy342 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 21:18
@Roguerouge

Natürlich, aber mit Bezug auf die Metadiskussion des Themas denke ich nach wie vor, dass Schopenhauer nur teilweise recht hat

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