Hat der theologische gottesbeweis noch relevant für heute?

8 Antworten

Hallo!

Die Frage nach der Relevanz des theologischen Gottesbeweises in der heutigen Zeit ist sehr spannend und vielschichtig. Aus katholischer Sicht spielen diese Beweise immer noch eine wichtige Rolle, auch wenn sie in einer zunehmend säkularen Welt anders wahrgenommen werden.

Die klassischen Gottesbeweise, wie der ontologische, der kosmologische und der teleologische Beweis, wurden von Philosophen wie Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin entwickelt. Sie zielen darauf ab, durch logische Argumentation die Existenz Gottes zu beweisen.

Heute sind diese Beweise nicht unbedingt dazu gedacht, Skeptiker zu überzeugen, sondern dienen eher als intellektuelle Übung und als Grundlage für den Glauben. Sie helfen Gläubigen, ihren Glauben besser zu verstehen und zu begründen. Außerdem fördern sie den Dialog zwischen Glauben und Vernunft, was im katholischen Denken immer von großer Bedeutung war.

Die moderne Theologie betont oft, dass der Glaube an Gott nicht nur auf rationalen Argumenten basiert, sondern auch auf persönlicher Erfahrung, Tradition und Offenbarung. Dennoch behalten die klassischen Gottesbeweise ihren Platz in der Diskussion und im Verständnis des Glaubens.

Für dein Referat könntest du also betonen, dass die Relevanz dieser Beweise heute weniger in ihrer Überzeugungskraft liegt, sondern vielmehr in ihrer Fähigkeit, den Glauben intellektuell zu untermauern und den Dialog zwischen Glauben und Vernunft zu fördern.

Viel Erfolg bei deinem Referat!

Hallo Anonym2436,

es ist schon einiges über die existierenden Gottesbeweise geschrieben worden: so z.B. zu einem Beweis von Anselm von Canterbury und aus neuerer Zeit von Kurt Gödel, der eine formale Aussagenlogik verwendet hatte. Diese Beweise zählen zu einer ontologischen Beweisführung, die versucht, ohne Glaubensinhalte auszukommen.

Nach meiner Ansicht zeigen die Beweise lediglich, dass so etwas wie Gott in hoher Abstraktion - und nicht notwendig in traditionell geglaubten Gottesbildern - existieren kann. Man sagt aber Anselm von Canterbury nach, dass in seiner Beweisführung noch viel Glaubensinhalt steckt - was ich aber anzweifeln mag.

So argumentiert Anselm von etwas "Höchstem, das man denken kann". Gödel argumentiert über etwas "Gutes". Ich kann mir vorstellen, dass man mit Gödels Beweisführung auch den Teufel darstellen kann, wenn man das "Gute" durch etwas "Böses" ersetzt.

Aber muss es tatsächlich etwas "Höchstes Denkbares" oder "Gutes" geben? Meines Erachtens wird hier Gott in sich nie bewiesen - und auch von Gödel sagt man, dass er nicht die Absicht hatte, Gott zu beweisen, sondern sein formales Verfahren hat zeigen wollen.

Nichtsdestoweniger sind solche Beweise auch heute noch relevant: meiner Ansicht nach, um zu demonstrieren, dass man durchaus formal und ohne Glaubensinhalt sich Gott nähern kann, Gott damit eine rationale Grundlage erhält.

Auf der anderen Seite steht immer die individuelle Wahrnehmung Gottes, die sich an geglaubten Gottesbildern orientiert oder auch nach der höchsten Abstraktion und Glaubensfreiheit sucht. Nur ist die individuelle Wahrnehmung im Inhalt nicht beweisbar. Sie ist lediglich für die Menschen plausibel und beobachtbar.

Ich mag ein Beispiel von mir selbst geben. So habe ich seit frühester Zeit ein bestimmtes Gottesbild, das mir vorgestellt wurde geglaubt. Mit einem auf Du und Du mit Gott hatte sich das Bild aber verändert, wurde persönlicher - teilweise anders als von den Glaubensinhalten vorgegeben. Gott war immer mein allerbester Kumpel, mit dem ich über alles reden konnte.

Ein weiterer Schritt kam, als ich mich gefragt hatte, warum es im Himmel so Liebe braucht. Daraus ist das Modell der universalen Liebe, was auch ein ontologisches Modell ist, aus plausiblen Aussagen - aber (noch) nicht beweisbar - entstanden. Dieses Aussagen ließen sich Gott im Sinne eines Postulats in einer höchsten Abstraktion andichten. Doch hat das Model nie eine Gottheit notwendigerweise gefordert.

Es hat sich aber gezeigt, dass Menschen, die in dem Sinne lieben, quasi eins mit der Liebe sind. Wenn man jetzt dieses Postulat, was Gott identisch mit Liebe zeigt, zur Hand nimmt, wäre eine liebende Person zwar nicht Gott aber so wie Gott. Dabei kann sich Gott in der Gedankenwelt als Manifestation der Liebe in Form einer Persönlichkeit abbilden - und Gott ist wieder da.

Interessanterweise geht das parallel zu so manchem Glaubensinhalt - z.B. der Einheit von Menschen mit Gott, und das Gott Liebe sei.

Wir haben damit heute eine Modellbildung, die ein höchstes abstraktes Gottesbild liefert. Das assoziieren wir mit Anselms Ansatz. Wir haben die Liebe, die mir ihren Aussagen auf etwas "Gutes" abbildbar ist. Das assoziiren wir mit Gödels Ansatz.

Zuletzt haben wir eine neue individuelle Wahrnehmung, mit der alle bisherigen Wahrnehmung Gottes konform sind, die Gott in einem quasi abbildet.

Fazit: Die Auseinandersetzung darüber, wer oder was Gott sein kann, mag mit den Beweisen bis in die Neuzeit reichend begonnen und sich über die Modellbildung bis hin zum Verständnis einer eigenen Wahrnehmung fortgesetzt haben. Es wird vielleicht nichts wirklich bewiesen, doch hat das alles eine Relevanz, Verbindung und zumindest auch eine Schlüssigkeit über Plausibilitäten.

Das Ganze ist sehr komplex und nicht unbedingt in aller Vollständigkeit hier aufzuführen. Gern biete ich Dir an, über diese Themen im Detail und im Vorfeld Deines Vortrags mit Dir zu sprechen, dann noch genauer auf Ansätze einzugehen und noch mehr zu erklären.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – früherer Glaube - heutige Plausibilität vieler Dinge

Ein Beweis ist unumstößlcihe Schlußfolgerung. Ich kann beweisen dass 7+7=14 ist. Mathematik ist ein Teilgebiert der Logik und somit auch der Philosophie. Aber nicht alles was Philosophen verzapfen ist logisch. So enstand auch der Gottesbeweis. Man versucht aus Thesen die sich in sich selbst bestätigen einen Beweise zu kreieren. Hier ein Beispiel:

Ontologischer Gottesbeweis
Ursprung: Anselm von Canterbury
Idee: Gottes Existenz folgt aus der Definition Gottes als "das größte denkbare Wesen". Ein solches Wesen muss notwendigerweise existieren, da ein Gott, der nur in Gedanken existiert, weniger großartig wäre als ein tatsächlich existierender Gott.
Logischer Fehler: Der Beweis macht einen Kategorienfehler, indem er die Existenz eines Begriffs in Gedanken automatisch auf die reale Welt überträgt. Nur weil etwas als "größtmöglich" gedacht wird, heißt das nicht, dass es existiert.
theologische gottesbeweis

Ohne h (!). Der teleologische Gottesbeweis ist in dem Sinne relevant, dass er bis heute noch verwendet wird. Als Beweis an sich ist er wertlos.

Berühmtes Beispiel ist Intelligent Design, das zB mit Nichtreduzierbarer Komplexität zu belegen versucht, dass die Entstehung der Welt zwingend einen intelligenten Designer benötigt.

theologische gottesbeweis

Du meinst "teleologische Gottesbeweis"?

Das teleologische Argument (von τέλοςtelos; auch bekannt als teleologischer GottesbeweisArgument aus dem Design oder Intelligent-Design-Argument) ist ein Argument für die Existenz Gottes oder, allgemeiner, dass die komplexe Funktionalität der natürlichen Welt (vgl. der Uhrmacher-Analogie)[1] auf einen intelligenten Schöpfer der Welt hindeutet.[2]

Dazu habe ich mir damals dashier notiert:

Teleologischer Gottesbeweis / Intelligenter Designer / Uhrmacheranalogie / Feinabstimmung"Die Welt ist zu komplex und zu zielgerichtet, um ohne einen Designer auszukommen"

An diesem "Gottesbeweis" kommt die Kritik aus Wissenschaft, Philosophie und sogar der Theologie.

Die Evolutionsbiologie z.B. erklärt die Komplexität,
"der Blinde Uhrmacher" beschreibt die natürliche Selektion als blinden und nicht zielgerichteten Prozess der die Illusion eines Designers überhaupt erst erzeugt,
dann wird noch auf manch "schlechtes Design" verwiesen welches einem perfekten Designer widerspricht,
Philosophen kritisieren dass die Analogie zwischen menschlichen Artefakten und der Natur unzutreffend sei da sie unterschiedlich entstanden seien - oder auch warum ein göttlicher Designer dieselben Eigenschaften haben solle wie wir Menschen,
Multiversen können wir ebenfalls nicht ausschließen mit ganz anderen Konstanten, weswegen wir vielleicht einfach nur eines von vielen seien und nur zufällig die Bedingungen für Leben besitzen,
ob unser Universum überhaupt feinabgestimmt ist wird angezweifelt da es auch mit anderen Konstanten funktionieren könnte (das überschneidet sich teilweise mit dem Multiversumargument),
es wird angeführt dass man eine Feinabstimmung auch gar nicht beweisen könne,
früher wurden andere Phänomene ebenfalls als Beweis für das intelligente Design vorgebracht welche heute aber durch die Wissenschaften ganz natürlich erklärt werden können,
auch ist es rein unserer Prägung und unserem Vorwissen geschuldet, dass wir eine Uhr als menschengemacht erkennen - das wahrnehmen von Ordnung oder Komplexität sei dafür gar nicht ausschlaggebend,
selbst im SETI-Programm weist man darauf hin, dass komplexe Muster allein noch lange nicht auf Intelligenz schließen lassen - darum wird dort auch lediglich nach Mustern gesucht, die wir aus Erfahrung mit der menschlichen Kommunikation kennen,
dass unser Universum speziell auf uns ausgerichtet ist wird als "verzerrte Sichtweise, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt" kritisiert.

Chatgpt sagt dazu, ein kleiner Auszug:

Er hat an Relevanz verloren, weil er durch wissenschaftliche Fortschritte wie die Evolutionstheorie und die moderne Kosmologie kritisiert wurde. Dennoch wird er als Teil der historischen Entwicklung religiöser Argumentation weiterhin untersucht.
Wissenschaftlich orientierte Denker verweisen auf die Evolutionstheorie und natürliche Mechanismen als Alternativen zum teleologischen Argument. Die Idee von "Intelligent Design" als moderner Ableger des teleologischen Beweises wird stark kritisiert und oft als unwissenschaftlich zurückgewiesen.
In säkularen oder wissenschaftlich orientierten Gesellschaften wird es oft als veraltet angesehen.
2025 ist der teleologische Gottesbeweis weiterhin von philosophischem, theologischen und kulturellem Interesse. Seine direkte Überzeugungskraft hat jedoch insbesondere in wissenschaftlich geprägten Kreisen abgenommen. Stattdessen wird er oft als Teil der Geschichte religiöser und philosophischer Argumente betrachtet.