Hätte der Zusammenbruch der Sovietunion vermieden werden können?
War das unvermeidlich? Kann ein Staat dieser größe einfach nicht existieren?
Oder woran macht ihr die Notwendigkeit dieses Ereignisses fest?
Wenn er hätte vermieden werden können, wie?
5 Antworten
Die einzelnen Sowjetrepubliken hatten auch vorher schon theoretisch das Recht aus der Union auszutreten. Praktisch hätte es die sowjetische Zentralmacht mit Sicherheit verhindert. Als dann Ende der 80er die Reformen der Perestroika nicht wirkten, eine große Versorgungskrise ausbrach, die Leute unzufrieden waren, war der Zerfall nicht mehr aufzuhalten. Um einen großen Bürgerkrieg mit viel Blutvergießen zu vermeiden ließ man es geschehen.
Ja, Staaten dieser Größenordnung lassen sich nur schwer demokratisch regieren. Das hat man in den letzten Jahren in der Sowjetunion versucht, mit Perestroika, Glasnost, freien Wahlen usw. Hat nicht funktioniert.
Als Diktatur hätte es vielleicht noch eine Weile funktionieren können, aber das wollte damals niemand mehr. Die Hardliner haben zwar 1991 versucht gegen die Regierung Gorbatschow zu putschen und die alten Verhältnisse wieder herzustellen, aber das ist ihnen nicht gelungen.
Anscheinend nicht. Das wäre nur passiert, wenn Gorbi mehr Mitstreiter gehabt hätte und nicht zerquetscht worden wäre zwischen korrupten Bürokraten, Konservativen und radikalen Reformer.
Und insgesamt gesehen kann man Zwang langfristig nicht aufrechterhalten.
Die Sowjetunion war ein imperialistischer Staatenbund unter Führung Russlands. Die Menschen im Baltikum, in Polen, Tschechien wollten nicht mehr unter der Herrschaft des Kremls leben. Dort war bekannt, dass Stalin Polen und das Baltikum gemeinsam mit Hitler annektiert hatte.
Zudem sahen die Menschen das Wohlstandsgefälle zum Westen. Wer heute die schön restaurierten Städte in Osteuropa sieht, kann sich kaum vorstellen, wie es Ende der 80er dort ausgesehen hat.
Stimmt, aber letztlich geht es um den Zerfall des russischen Machtapparates. Ich sehe da keinen großen Unterschied. Auch wenn Stalin Georgier und Honecker Saarländer waren.
Es war der sowjetische Machtapparat und nicht der russische. Und es hat tatsächlich einen Unterschied zwischen den Sowjetrepubliken und den Ländern des Warschauer Pakts gegeben. Letztere hatten wesentlich mehr Freiheiten, eine eigene (wenn auch sozialistisch und planwirtschaftlich geführte) Wirtschaft. Russisch war dort auch keine Amtssprache.
Das Problem war, dass es nicht ein Staat war. Es war sozusagen ein Völkerbund von vielen, sehr unterschiedlichen Staaten, die von der Militärmacht der Kommunisten zusammengehalten wurde. Als deren Macht weg war, da kamen von vielen Seiten Begehrlichkeiten auf. Deshalb hat es nicht mehr funktioniert.
Ich glaube fest, dass der Wunsch nach Freiheit bei den meisten Menschen eine große Rolle gespielt hat. Das hat man in der DDR sehr deutlich gesehen. Spätestens damit war das Eis gebrochen und der Ostblock nicht mehr zu halten.
Polen und Tschechien gehörten nicht zur Sowjetunion sondern lediglich zum Warschauer Pakt. Das ist nicht dasselbe.