Habt ihr Politik studiert? studiert man da aus unparteiischen Quellen?
Ich würde gerne Politikwissenschaft studieren, wenn ich das Abitur abgeschlossen habe. Ist es schwer? In Deutsch bin ich natürlich ganz ok, aber gehören noch andere Anforderungen dazu?
Lg
6 Antworten
Politikwissenschaft ist ein Teilgebiet meines Studiums, davon kann ich aber gerne berichten.
Natürlich zieht man allerlei Quellen heran, darunter sind teilweise auch Parteischriften, allerdings im nötigen wissenschaftlichen Rahmen. Die Politikwissenschaft ist, im Gegensatz zu beispielsweise Physik, keine Wissenschaft, in der es immer die eindeutig richtige und universell gültige Antwort gibt. Es geht darum zu erfassen, welche Positionen es gibt, wie der Konsens aussieht, um solcherlei Dinge. Beispiel: die AfD ist laut Konsens der Politikwissenschaft eine rechtspopulistische Partei mit extremistischen Tendenzen. Wenn man das im Studium behandelt, würde man selbstverständlich auch Schriften anschauen von Politikwissenschaftlern, die sie nicht als populistisch oder extremistisch bewerten, ebenso wie Meinungen, die sie nicht nur tendenziell als extremistisch bewerten. Daher ist aber auch der Konsens immer recht wichtig. Insofern sind Quellen nicht immer unparteiisch, aber sie sind nach wissenschaftlichen Standards gefertigt und somit nicht nur plumpe Meinungen.
Insgesamt geht es aber auch eher darum, das System zu verstehen, als zu schauen wofür jede einzelne Partei steht. Das sind quasi eher Grundkenntnisse die vorausgesetzt werden. Allerdings unterteilt sich die Politikwissenschaft in viele Themenbereiche. Wie das beim Vollstudium Politikwissenschaft aussieht kann ich nicht sagen, aber eventuell gibt es da dann auch Wahlmodule in verschiedene Richtungen wie z.B. Parteienforschung, internationale Politik, etc.
Grundlagen wird man aber in allen wichtigen Bereichen lernen denke ich.
Wichtig ist natürlich einerseits das Interesse an Politik bzw. dem Weltgeschehen, aber ich denke das ist vorhanden wenn du mit diesem Gedanken spielst. Dann wird vorausgesetzt bzw. ist es auch wichtig und nötig, dass man sich selbstständig aktuell hält. Man sollte also schon grob mitverfolgen, welche wichtigen politischen Dinge auf der Welt passieren.
Und zuletzt muss man darauf gewappnet sein, seine eigene Position zu verlassen und die Offenheit besitzen, um den Tisch herumzugehen. Genauso wie man politische Meinungen hat, findet man auch in anderen Bereichen Konzepte, denen man eher zustimmen oder auch weniger zustimmen kann. Wenn du beispielsweise die Theorien der internationalen Beziehungen lernst kann es durchaus sein, dass du schnell denkst "dem realistischen Ansatz stimme ich zu!", es ist aber wichtig sich die Offenheit zu bewahren, dass es auch andere Theorien gibt und dass sich verschiedene Menschen und Publikationen auf verschiedene Theorien stützen. Kurz gesagt: es ist kein Studium für engstirnige Menschen. Eine gesunde Debattenkultur gehört dazu und ist unumgänglich. Verbal sollte man also auch in der Lage sein, seine Meinung argumentativ zu vertreten ohne andere als falsch anzusehen.
Also ich habe bislang keinerlei Mathekenntnisse gebraucht :)
Bezüglich Beruf kann ich leider wenig zu sagen... wie in der Antwort geschrieben ist die Politikwissenschaft nur ein Teilgebiet meines Studiums, ich habe mich für Lehramt entschieden mit Fach Politikwissenschaft, daher ist für mich klar was ich beruflich mache. Hast du diesbezüglich mal Google befragt? (/die Suchmaschine deiner Wahl)
Politikwissenschaft, wäre das absolut allerletzte Gebiet, mit dem ich mich näher beschäftigen wollte. Da müßte ich mich vor lauter Ekel, vor so viel Lug, Trug und Verkommenheit, vor jedem Unibesuch übergeben. Politik ist das dreckigste, verkommenste und unmoralischte Geschäft, das es auf dieser Welt gibt.
Soviel duschen kannst Du gar nicht, was Dir auf diesem Gebiet an Schmutz und Heuchelei begegnen wird.
Du liest vor allem viele theoretische Texte über politische Systeme, das Zusammenspiel der Akteure in der nationalen und internationalen Politik usw. Dabei sind auch viele unterschiedliche Erklärungsansätze für konkretes handeln,
Das was man umgangssprachlich unter Politik versteht, also das politische Tagesgeschehen, kommt nur am Rande vor.
Schwer...naja. manche fanden es schwer, für mich war es sehr erholsam im Vergleich zu meinem stark mathelastigen Erstfach. Man muss halt sehr viel lesen zur Vorbereitung auf die Vorlesungen und Seminare, dafür hat man nicht so viel "stumpfes üben" für Klausuren wie im anderen Fächern.
Schwer ist das nicht wirklich, aber auch kein Fach wo man gezielt gute Noten anpeilen kann. Die meisten Studenten kommen da dann mit befriedigend oder ausreichend durch. Wirklich unparteiisch sind die Quellen und auch der Lehrplan nicht. Das Fach überschneidet sich in diversen Punkten mit Geschichte und Gegenwartskunde. Man sollte im übrigen bedenken, dass bei diesen Studium als Hauptfach ausser Journalismus, diplomatischer Dienst oder Lehramt an Hochschulen wenig berufliche Perspektiven sind. Ich hatte dieses Fach als Nebenfach bei meinen Studien im Bereich Verwaltungswissenschaften und Aussenhandel.
Ja, solche Studien sind an der Uni weitgehend faktengebunden. Die vermittelten Politikwissenschaften sind weitgehend Geschichte oder öffentliches Recht. Allerdings gibt es auch bei Geschichte subjektive Interpretationen und manchmal Revision wenn neue Erkenntnisse von Forschern kommen.
Danke für deine ausführliche Antwort.Das hat mir eine gute Einsicht gegeben.
Ich klinge damit bestimmt grün hinter den Ohren, aber muss ich gute Mathe Kenntnisse haben? Eher nicht oder? Was mich am meisten interessiert , ist, wie man nach dem Studium mit dem erlernten Wissen sein Geld verdient.Aber da gibt es ja einige bereiche .
Liebe Grüße