Habt ihr in eurem Leben (oft) mit Geisteskranken zu tun gehabt?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Ja, weil 57%
Nein, weil 43%

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, weil

Wir haben eine Bekannte, die jetzt seit 17 Jahren (!?) oder so in der Klinik ist ... meisten in der Geschlossenen, aber dann "geht's wieder" für eine Zeit, wird auf die normale Station verlegt und dann hat Sie auch "Freigang" ... und dann trifft man sich auch, ja!

Bis dann (leider) mal wieder ein Rückfall kommt ... < dann geht's wieder in die Klinik - auch in die Geschlossene ... *seufz&teufelskreis

Ist eine ganz liebe Frau, ist aber leider schwer krank! Wenn wir Sie mal besuchen, haben wir auch mit anderen Betroffenen Personen - ihre "Freunde" - Kontakt, ja.

Nein, weil

Man sagt heute "psychisch krank/ gestört" oder "geistig behindert".

Mit psychisch Kranken kann man hier auf GF täglich in Kontakt kommen. Das ist nur beschreibend gemeint und nicht abwertend. Wobei ich schon zugeben muss, dass vor allem Personen mit Hypochondrie und Zwangsstörungen mir auf den Keks gehen, da häufig ähnliche Fragen sehr oft vom selben User gestellt werden.

Subjektiv ja, aber man würde es nicht für möglich halten, wenn man die Personen sieht, denn das sind ach so biederlich und solide wirkende Leute gewesen, mitten im Leben, typische Spießer und Vereinsmeier, wie man sie sich vorstellt nach dem Klischee. Die Wahrheit ist, dass es in diesem "Ambiente" einen Abgrund nach dem anderen geben kann und in meiner Heimatstadt war das genau so - deswegen bin ich da auch weggezogen. Das war im Rückblick eine Art vorstädtische Dystopie mit lauter Wirrköpfen, die sich gegenseitig bespitzelten und ausspielten, um nach vorne hin eine Idylle mit Vereinen, Volksmusik, Brauchtum, geselliger Herzlichkeit, Katholizismus (wenn man sie näher kannte merkte man, dass sie einfach nur bigott waren), Sprüchen wie "ha ja, man muss auch mal was aus Idealismus machen" (das genaue Gegenteil war der Fall) und ach so netter und guter Nachbarschaft, die in Wahrheit eigentlich nur dazu benutzt wurde, um bewusst oder unbewusst (meist aber bewusst und vorsätzlich) dem Nachbarn zu schaden. Dann rannte man wieder in die Kirche ... liebe deinen Nächsten wie dich selbst! ... und fing beim Vaterunser fast zu weinen an, während man in einer Art Kommunionanzug die Bank drückte.

Teilweise musste ich mich mit diesen Individuen auch beruflich rumplagen, das war nicht selten wie im Tollhaus und ich dachte eines Tages selber, wenn das so weiter geht, komme ich bald selber in die Nervenanstalt. Ich habe daraufhin auch beschlossen, Wohnort und Job zu wechseln, denn das hätte mich ins Tollhaus geführt und meine damalige Freundin hat leider von dieser Szenerie sehr vieles davon getragen, was uns am Ende auch die Beziehung kostete. Es tut mir immer noch leid.

In meinen Augen sind 90 Prozent der Leute, mit denen ich in meiner Heimat zu tun hatte, ganz objektiv Geisteskranke oder zumindest geht es in die Richtung (es tut mir leid, anders kann ich es nicht sagen), aber sicherlich auch Opfer ihres dortigen "Systems" und der dortigen Mentalität. Dieses Umfeld züchtet gespaltene Persönlichkeiten oder forciert sie zumindest und trägt dazu bei, dass Möglichkeiten nicht nutzbar sind, weil das System sie nicht toleriert und den Menschen jegliches Selbstbewusstsein aberzieht; man muss geduckt und demütig sein und im Klartext Gott die Füße küssen dafür, dass man überhaupt die Gnade genießt, existieren (!) zu dürfen. Der Konrektor meiner Realschule war auch so ein "Spezialist", um es mal etwas humorvoll zu formulieren - richtig böse sein kann ich dem eventuell trotz allem Leid, das ich selber erlebt habe durch ihn nicht mal, weil auch eher einen Schuss erlitten hatte in diesem Moloch, aber trotzdem heiligt der Zweck nicht die Mittel.

Ehrenamtlich war ich mal in einer Tagesstätte für psychisch Erkrankte engagiert, was von den Leuten meiner Heimatstadt sehr kritisch angesehen wurden ("aha, gehst mal wieder zu deinen Bekloppten" hieß es), aber diese landläufig deren Meinung nach "Bekloppten" waren sehr ehrliche, sympathische und empathische Menschen, wo sich einige gute Freundschaften ergaben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Nein, weil

Ich hatte zwar selber eine psychische Störung und war deshalb in einer Klinik, aber dort hatte ich mit den anderen nicht viel Kontakt. Inzwischen geht es mir seit vielen Jahren wieder gut und ich komme nur noch mit meinem Bruder zusammen, der von Kindheit an "geistig behindert" ist. (Unter geisteskrank verstehe ich aber etwas anderes.)

Ja, weil

Ich selbst war über 20 Jahre in der Taxibranche in der Nachtschicht als Fahrer und Disponent tätig und nun arbeite ich in einer Drogenentzugs Therapie Klinik, beides Arbeitsstellen (Taxi, Therapie Klinik) wo man es mit überwiegend derartigen Subjekten zu tun hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung