Haben Wandteppiche & Bodenteppiche die Paläste zwischen 1400 und 1900 wirklich warm gehalten oder mussten die Herrscher wärme Kleidung tragen (einschließlich?
(einschließlich Schuhe)?
6 Antworten
Beides, man trug im Winter dickere Kleidung und die Wände der beheizten Räume wurden mit Teppichen und / oder Holztäfelungen ausgekleidet, das verhinderte das zu viel Wärme nach draussen verloren ging.
Teppiche geben keine Wärme ab und können dadurch nicht wärmen. Sie bieten nur einen Isolationsschutz vor Kälte. Jeder der Barfuß über einen Teppich läuft und dann über einen Marmorfußboden bemerkt deutlich den Unterschied.
Es gab in mittelalterlichen Burgen und später in Schlössern, Öfen und Kamine zum heizen. Das Prinzip der Fußbodenheizung war bekannt und in seltenen Einzelfällen auch genutzt, wie durch Ausgrabungen in Island es zeigen https://www.battlemerchant.com/blog/wikinger-architektur-vom-langhaus-zu-verteidigungswaellen siehe aus diesem langen Text das Zitat "In einigen Fällen fanden Archäologen Hinweise auf eine Art 'Fußbodenheizung'. Dabei wurden Steine unter dem Boden erhitzt, die dann langsam Wärme abgaben. Diese Technik zeigt, wie kreativ die Wikinger bei der Lösung alltäglicher Probleme waren." Bei meiner Rundreise durch Island wurde uns erzählt, dass auch die heißen Quellen vereinzelt schon genutzt wurden, um die Häuser von unten zu erwärmen, indem man diese unter dem Haus entlang führte (finde leider gerade keine Quelle, sorry).
Warm gehalten ist falsch, isoliert - ein wenig!
Zum wärmen gab es Kamine, offene und geschlossene.
Man kennt das Innenleben von Burgen oft nur als große Räume aus kaltem Stein. Dem ist aber bei weitem nicht immer so. Oft wurden diese Räume mit Holz komplett ausgekleidet und von Öfen beheizt.
Weberzeugnisse wie Stolen und Teppiche, wie aber auch Holzverkleidungen und Parkettböden wurden seinerzeit hauptsächlich nur in Prunksäälen und den innersten Wohn-/Schlafbereichen rund um Zentralkamine in steinernen Großgemäuern eingesetzt.
Dieses diente dort nur in kleinerem Maße der thermischen Isolation, als eher der Minderung spürbar fühlbarer "Negativabstrahlung" im damals noch nicht bekannten Infrarotbereich.
Holzvertäfelungen und Webstoffverkleidungen in einem Raum an einem zentralen Kaminfeuer erwärmten sich viel schneller und besser als nacktes Gestein, womit sich in diesen Räumen auf der kaminfeuerabgewandten Seite die scheinbare Mauerwerkskälte nicht mehr so deutlich im Gegensatz spüren ließ.
Streng genommen erfüllten solche Innenausbauten aber eher die physikalische Funktion eines Infrarot-Reflektors, das sie die Wärmestrahlung der zentralen Wärmequelle schlicht nicht so stark wie nacktes Mauerwerk direkt wieder absorbierten.
Das Raumluftvolumen dieser Räume an sich wurde dabei jedoch auch nicht besonders stark angehoben, da Brennstoffe auch zur damaligen Zeit selbst für die meisten Adeligen und Fürsten in Relation meist knapp und teuer waren.
Von daher gab es auch in deren Gebäudekomplexen wie selbst bei den Bauern nur relativ kleine "Warmzellen" nebst zum größten Teil nur schwach bis nicht beheizter Gebäudeteile und demnach variabel-mehrschichtiger Bekleidung.
Selbst die scheinbar pompös in Adelshäusern auf Podesten aufgeständerten Betten hatten teils nur den Zweck, die meist aus Stroh bestehende Isolation zwischen Boden und Matratze optisch nach unten zu kaschieren.
Baldachine und Umzugsvorhänge um die Bettstatt schützten zudem dort hauptsächlich noch zusätzlich gegen Zugluft ähnlich wie ein Zelt.
Gab es in römischen Willen auch. Dort wurden Öfen gefunden deren Abzug durch den Fußboden verlief.