Gute Freundin will, dass ich als Atheist für sie bete?
Ich habe eine gute Freundin, die sehr gläubig ist. Immer, wenn sie etwas Anstrengendes vor sich hat z.B. Klassenarbeit, Prüfung bittet sie mich darum, für sie zu beten. Das meint sie nicht nur als Redewendung, sondern als ernstgemeinte Aufforderung.
Ich bin nicht gläubig, sondern Atheist. Ich habe aber kein Problem damit, dass andere (z.B. besagte Freundin) an Gott glauben. Ich würde nie jemanden für ihren/seinen Glauben kritisieren. Ich akzeptiere die Glaubensvorstellungen von jeder und jedem, erwarte mir das Gleiche aber auch von meinem Gegenüber.
Damit komme ich aber auch schon zu meinem Problem. Ich verstehe, dass es ihr am Herzen liegt, dass andere für sie beten. Ich habe ihr aber schon mehrmals klar gemacht, dass ich nicht an Gott glaube und deshalb aus Prinzip nicht bete. Sie fordert mich dennoch regelmäßig dazu auf. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren und was ich ihr sagen soll. Ich akzeptiere ja ihre Religiösität, hätte aber gern, dass sie dasselbe tut. Ich habe das Gefühl, sie ignoriert meine Weltvorstellungen, indem sie mich, obwohl ich ihr meinen Standpunkt mehemals eindeutig und trotzdem freundlich erläutert habe, dazu auffordert für sie zu beten.
Ich akzeptiere ihren Glauben. Das heißt aber nicht, dass ich meinen Nicht-Glauben ignoriere und für sie bete.
Was soll ich als Atheist tun, wenn sie als Christin mich dazu auffordert, für sie zu beten?
(Ich bedanke mich bei all jenen, die sich das angetan haben und alles gelesen haben.)
27 Antworten
Hallo David,
Was Deine Freundin tut, ist nicht in Ordnung. Wenn sie doch christin ist, wäre Ihre eigene Aufgabe, "Nächstenliebe" walten zu lassen, und zwar auch Dir gegenüber.
Zur Nächstenliebe gehöhrt es, Deinen "Nicht-Glauben" zu akzeptieren, und Dich anzunehmen, so wie Du bist. Ihre Aufgabe wäre, Dir kein ungutes Gefühl zu vermitteln, indem sie ignoriert, dass Du Dich unwohl dabei fühlst, für sie zu beten.
Nächstenliebe bedeutet, seine eigenen Gedanken auch mal loszulassen, und sich auf die Bedürfnisse seines Mitmenschen einzulassen.
Mir scheint, Deine Freundin befolgt vielleicht viele Regeln, hat aber noch nicht das Wesentliche des Glauben verstanden.
An Deiner Stelle würde ich Dir empfehlen, dass jedesmal, wenn Sie damit ankommt, dass Du jedesmal wiederholst, dass Du Dich nicht geliebt fühlst, wenn Sie von Dir das Beten verlangt. Und laut Jesus, ist das aller-wichtigste Gebot über allen anderen: Die Nächstenliebe. 😀
Erinnere Sie jedes Mal daran, wenn sie damit ankommt, und versuche Dich nicht darüber zu ärgern: Sie ist einfach "in Ihrem Film" und übersieht Dich mit Deiner Persönlichkeit.
PS: Ich finde große Klasse von Dir David, dass Du Deine Freundin so sehr annimmst, trotz der Unterschiede. Ich glaube sogar fast , Du David erfüllst mehr vom Evangelium als Deine Freundin. ;-)))
PPS: Aber keine Sorge, sie ist ja noch jung, man lernt oft erst später, worauf es wirklich ankommt.... 👍
Noch ein Gedanke für Deine Freundin: In der Bibel steht, dass wenn einer von zwei in einer Partnerschaft gläubig sind, dann ist der andere automatisch mit geheiligt.
Deine Freundin braucht also keine Angst um Dich haben, und sie darf entspannt bleiben, dass Du David nicht eines Tages verloren wärest. :-)
Na ja, aber du kannst ihr doch auch "gute Energie senden" oder die Daumen halten, oder whatever...
Es geht ja mehr darum, dass sie sozusagen deine moralische Unterstützung braucht, und sie drückt das aus mit "bete für mich"...
Diese moralische Unterstützung und guten Wünsche finde ich eigentlich ziemlich real, in verschiedener Hinsicht... auch wenn Telepathie an sich nichts bewirkt (=ich nicht an Telepathie glaube)...
Was soll ich als Atheist tun, wenn sie als Christin mich dazu auffordert, für sie zu beten?
Sag ihr, dass sie das bitte respektieren soll, dass du nicht an Gott glaubst und daher nicht beten willst. Sag ihr stattdessen einfach sowas wie "Ich werde an dich denken und wünsche dir viel Erfolg".
Sie kann auch selbst für sich beten, es ist nicht nötig, dass andere für sie beten. Wenn ich z.B. irgendwas habe, bete ich für mich selbst. Anderen Menschen, die davon wissen oder denen ich etwas davon erzählt habe, steht es frei, ob sie für mich beten oder nicht. Gott hört auch Gebete, die nur von einer Person kommen. Wenn mehrere für etwas beten, geht es nicht schneller in Erfüllung. Das heißt auch nicht, dass sich das Gebet 100%-ig erfüllt, nur weil mehrere Menschen für eine Sache gebetet haben.
Ein Kompromiss wäre es für sie eine Kerze anzuzünden. Sie ist zufrieden und du brauchst nicht zu beten. Besorge dafür eine geweihte Kerze, die du ihr widmest.
Was soll ich als Atheist tun, wenn sie als Christin mich dazu auffordert, für sie zu beten?
"Würde ich ja tun, aber das ist für mich, wie wenn ich ein Toast brot bitten, dir zu helfen. Ich wünsche dir einfach, dass deine Vorbereitungen auf die Prüfung ausreichen."