Gottgleichheit des Menschen?

4 Antworten

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Anselm von Canterbury definierte Gott als dasjenige, "über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann". Gott als vollkommenes Wesen: Das ist seine erste Prämisse (Annahme/Voraussetzung) für seinen angeblichen "Gottesbeweis".

Diesen sehe ich als logisch fragwürdig an. Es ist ein Zirkelschluss. Indem er behauptet, dass "nichts Größeres als Gott gedacht werden kann", geht er bereits von der Existenz Gottes aus. Dies ist jedoch genau das, was er beweisen möchte. Das ist so, als ob ich in Excel einen Wert in einem Feld aus demselben Feld heraus berechnen möchte. Da bekomme ich auch eine Zirkelbezugswarnung und Excel "streicht die Segel" ;-)

Ja wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre. Abgesehen von dem Zirkelschluss kann es logischerweise die Größe des Menschen im Vergleich zu der Größe Gottes wohl nicht sein. Es gibt andere Eigenschaften, in denen der Mensch gottgleich sein könnte. Andere Religionen betrachten z.B. Liebe, Gerechtigkeit oder Transzendenz als entscheidend. Übrigens noch ein Kritikpunkt für Anselms Prämisse. Er nimmt einfach die Größe als die wichtigste Eigenschaft Gottes an. Was, wenn das nicht stimmt?

Ich hätte eine ganz andere Lösung anzubieten. Erstens gibt es für mich keinen persönlichen Gott. Es gibt eine physikalische Hierarchie von den Elementarteilchen wie Elektronen, Quarks, Photonen, Neutrinos usw. bis zum Universum. 100%-tig können wir auch nicht sagen, ob es darunter oder darüber weitergeht (Multiversen?).

Für mich ist GOTT=NATUR und NATUR=GOTT. Der Mensch ist in seiner Entwicklung in dieser Hierarchie irgendwo dazwischen. Wir sind auch wie ein Gott für die Amesein, die keine Vorstellung von uns Menschen in seiner Komplexität haben (können). Und wir Menschen sind auch nicht daran interessiert, alle Ameisen zu beobachten on sie fleißig ihre Aufgaben zu erfüllen, z.B. die Blattläuse melken oder sonstwas und dafür dann zu belobigen oder zu bestrafen. Da Alles in seiner Gesamtheit Gott (bzw. Natur) ist, alles was wir kennen und alles was wir nicht kennen, sind auch alle Vorstellungen von Gott/Natur richtig. Jedes Wesen kann es eben nur entsprechend seinem "geistigen Horizont" erfassen.

Ein Totempfahl der angebetet wir ist ebenso ein Teil der Natur/Gott so wie die vielen Götter z.B. im Hinduismus (viele Entwicklungsstufen hier auf der Erde und im Universum) bis zu dem monotheistischen Gott/Natur in seiner Gesamtheit (Universum/Multiversen?) usw. Je größer und umfassender dieser "Gott" wird, desto unpersönlicher wird er für die darunterliegenden Stufen und auch in den Zeiträumen viel langatmiger.

In diesem Sinne bin ich selbst "Gott" für den Microkosmos in mir so wie ich selbst auch nur ein Teilchen des allumfassenden "Gottes" des Universums/Multiversums bin. Ergo bin ich im Prinzip Gottgleich. Wie bei Fraktalen wiederholt sich alles wieder in Kleinen und im Großen und ist sich dabei selbstähnlich ;-)

P.S.: noch was zu dem Thema, "warum Gott nicht das Böse in der Welt verhindert"...

  • Wenn Gott willens ist das Böse zu verhindern, aber nicht fähig, dann ist er nicht allmächtig.
  • Wenn er fähig sein sollte aber nicht willes, dann ist er bösartig.
  • Wenn er sowohl fähig als auch willens sein sollte, woher kommt dann das Böse?
  • Ist Gott weder fähig noch willens, warum sollten wir ihn dann Gott nennen?

EPIKUR

Du sollst Gott, deinen Schöpfer ehren. Das ist ein Gebot Gottes.

Für Menschen gilt: Deine Würde ist unantastbar. So steht es auch in der Verfassung Deutschlands.


stescope 
Beitragsersteller
 27.05.2023, 20:00

Und in der Prüfungsordnung steht: Halten Sie sich bitte eng an die Fragestellung ;-)

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Wer weiß. Das Büchlein wurde von Ziegenhirten und Sklaven vor 5000 Jahren geschrieben, was denen groß vorkam ist heute oft trivial. Dass auch Tiere moralische Werte und ein Konzept von Selbst besitzen können, ist nichts neues mehr.

Aus Deiner Frage kann ich einfach ableiten, dass der Satz: ,,Gott hat gleichzeitig die Menschen nach seinem Abbild geschaffen" blanker Unsinn ist. (Es ist nicht der einzige Unsinn im Buch Genesis)

Gott ist nicht sichtbar, hat keine Form und keine Eigenschaften, die mit menschlichen Adjektiven passend beschrieben werden können. Demzufolge gint es auch kein ,,Abbild" Gottes.


stescope 
Beitragsersteller
 26.05.2023, 22:05

Zugegeben, die Frage ist natürlich etwas provokativ, wenggleich auch gut begründet, da ja viele Menschen das in der Form geglaubt haben bzw. immernoch glauben.

Jedoch muss sich Gott auch von der reinen Physik unterscheiden, und diese Unterscheidung muss ja schon in Richtung Mensch gehen. Es ragt sich eine Personifizierung um den Gott, die ihm Absichten, Moral, Gnade etc. unterstellt.

Bei all diesen Dingen wird selten hinterfragt, ob diese nicht eine Allmacht "schwächen", da sie nur aus menschlicher Sicht idealisiert werden können.

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