Gibt es spezielle Richtlinien nach dehnen man eigene Musik vor dem veröffentlichen überprüfen muss zum Beispiel zum klauen von Melodien usw?

1 Antwort

Nein. Man darf eben nichts direkt nachmachen. Und wenn man sich Popmusik anhört, dann merkt man, dass alle sehr ähnliche Melodien verwenden. Es gibt ja auch Dinge, die für ein gewisses Genre typisch sind und einfach dazugehören. Z.B. wenn ich Bossa Nova spiele, dann gehört eben immer ein typischer Bossa-Nova-Rhythmus, ganz bestimmte Akkorde und der Einsatz von Synkopen dazu, wie er auch in hunderten anderen Songs dieses Genres verwendet wird.

Bei Heavy Metal ist es auch immer ein bestimmter Rythmus und bestimmte Powerchords mit dem typischen Gitarrensound und Röchel- oder Schreigesang. Ich darf natürlich keinen charakteristischen Song von Metallica nachspielen und als Eigenkomposition verkaufen. Wenn ich mich davon aber inspirieren lasse, dann geht das schon.

Dieter Bohlen sagte das sogar mehrfach öffentlich, dass er Techniken wie Melodieumkehrung, Variationenbildung und dergleichen anwendet. Du kannst also durchaus die Melodie eines bestehenden Stückes nehmen, transponierst die Akkorde etwas, veränderst die Rhythmik der Melodie, dann bildest Du Variationen, indem Du einzelne Phrasen vertauschst und neu anordnest, dann jagst Du das Ganze durch eine Melodieumkehrung und schon hast Du einen super klingenden Song, ohne selbst eine Idee haben zu müssen.

Im Übrigen wird alle Popmusik und auch andere Genres auf diese Weise im industriellen Maßstab produziert. Darum hört sich das auch alles immer sehr ähnlich oder fast gleich an.

Es lohnt sich aber auch nicht, mehr Arbeit in Musik für die Massen zu stecken. Die hören das sowieso nicht, weil sie kein geschultes Gehör haben. Solange es ein Klangbild gibt, dass für ein ansonsten unmusikalisches Gehör einigermaßen klingt und einem bekannt vorkommt, und dann ein Prominame draufsteht, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen kommerziellen Erfolg gut. Details nimmt die breite Masse an Hörern eh nicht wahr .

Musikpsychologische Untersuchungen haben auch herausgefunden, dass die meisten Leute sowieso nicht gerne allzu neues hören. Sie hören am liebsten das, was sie schon kennen oder etwas, das dem Bekannten nicht zu unähnlich ist. Schon darum versuchen Profis zwar neue Songs so zu machen, dass ganz geringe Unterscheidungen da sind, z.B. bisher noch nicht verwendete Sounds oder Effekte, aber ansonsten auf bekannte Rhythmen und Melodien setzen.

Schmissige Gitarrenakkorde sind auch keine Erfindung von Jimmy Hendrix, die findet man auch in alten Landknechtsliedern. Neu war eben die elektrische Verzerrung der Gitarre.

Später war eben die enorme Lautstärke neu und der Einsatz von Subbässen. Aber die Prinzipien eines eingängigen und erfolgreichen Songs gibt es schon seit die Menschen überhaupt singen und musizieren.


Amycat52 
Beitragsersteller
 06.08.2021, 22:37

Gas ganz herzlichen Dank für deine sehr ausführliche und hilfreiche Antwort!

Du hast mir extrem weitergeholfen!

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