Das Geheimnis ist, das Führung eine Gewohnheit ist. Entweder Du führst immer oder garnicht.
In Gruppen ergreifst Du gerne die Initiative.
Aber man kann es lernen. Z.B. bei den Toastmasters International. Oder bei der freiwilligen Feuerwehr. Oder in einem Verein als Vorstand engagieren.
Es ist die Angewohnheit, dass Du in Gruppen eben stets als erstes die Initiative ergreifst, weiter denkst als die anderen, immer ein paar Schritte voraus bist. Du denkst über die Gruppe oder Abteilung hinaus. Also hast einen Blick für die größeren Zusammenhänge und zeitliche Entwicklungen.
Eine kleine Anekdote:
Da kommt jemand die Straße entlang und sieht einen Maurer. Er fragt ihn: Was machst Du da? Der Maurer antwortet: Ich setze ein Stein auf den anderen, weil mein Chef das so gesagt hat.
Der Mann geht weiter und sieht wieder einen Maurer. Er fragt ihn: Was machst Du da? Der Maurer antwortet: Das siehts Du doch! Ich baue eine Mauer!
Der Mann geht weiter und sieht wieder einen Maurer. Er fragt auch ihn: Was machst Du da? Der Maurer antwortet: Ich bin Maurermeister und ich baue ein Haus. Den beiden anderen sage ich, was sie tun sollen. Der erste ist der Lehrling, der zweite ist der Geselle. Und als Maurermeister setze ich das Haus um, das vom Architekten beauftragt wurde .
Er geht weiter und sieht den Architekten, wie er mit einem Stapel von Bauplänen dasteht, hektisch mit dem Handy telefoniert usw. Er stört in besser nicht.
Der Mann geht weiter und sieht wieder einen Mann. Der arbeitet garnicht und scheint nur zuzuschauen. Er frägt ihn: Was machst Du da? Ich bin der Bürgermeister dieser Gemeinde. Ich habe den Architekten beauftragt ein Haus zu bauen. Dieses Haus soll unsere Gemeindehalle sein. Ein Versammlungsort, der der Menschheit noch in 1000 Jahren gute Dienste leisten soll. Ein Ort, wo sich die Menschen treffen können, Freundschaften schließen, interessante Projekte für unsere Gemeinde beschließen und durchziehen können und Kontakt zu anderen Gemeinden pflegen können. Auf das die Menschheit sich als Zivilisation weiterentwickelt und auch diese Gemeinde ihren Beitrag dazu leistet.
Preisfrage: Wer ist die Führungskraft? Wer hat den Weitblick? Wer denkt in übergeordneten Zusammenhängen? Wer kann eine Vision vermitteln? Wer denkt in Dimensionen, die seine eigene Lebensspanne übersteigen? Wer stellt sich voll und Ganz in den Dienst der Gemeinschaft?
Übrigens sind sehr viele Führungskräfte introvertiert! Das hängt damit zusammen, wie man bei der Arbeit Macht bekommt. Es gibt verschiedene Arten von Macht:
- Formale Macht, weil Du Leitungsbefugnisse bekommst, z.B. als Vorgesetzter mit Personalverantwortung. Die Leute gehorchen Dir dann, weil Du über sie Bestrafungsmacht oder Belohnungsmacht hast. Von Deinem Urteil hängt es ab, ob sie gefeuert werden oder eine Lohnerhöhung bekommen.
- Expertenmacht (hier sind viele Introvertierte zu finden): Du hast Dich in ein Fachgebiet eingearbeitet, wo Du in Deiner Firma der absolute Experte bist. Viele sind von Deinem Expertenwissen abhängig, Du bist sozusagen unentbehrlich. Wenn es wichtige Fragen gibt, frägt man Dich nach Deiner Meinung. Du wirst wegen Deiner Fachkenntnisse in diesem Bereich anerkannt. Daher wäre hier eine Laufbahn als fachlicher Vorgesetzter ohne Personalverantwortung ein guter Weg. Wer sich dann etabliert bekommt später schnell auch Leitungsbefugnisse.
- Macht durch Lehren oder als Mentor: Du unterrichtest andere und bringst ihnen etwas bei. Du arbeitest neue Mitarbeiter ein usw.
- Macht durch Charisma: Du hast Ausstrahlung. In Gruppen wirst Du schnell akzeptiert und gemocht. Die Leute folgen Dir einfach, weil sie Dich mögen.
- Macht durch Leistung: Du hast für Dein Unternehmen bereits sehr viel geleistet. Du hast z.B. einen großen Auftrag an Land gezogen, der Deinen Kollegen vielleicht sogar den Arbeitsplatz gerettet hast.
Usw. Es gibt viele Möglichkeiten, Macht zu erlangen. Es kann auch eine Macht sein, dass Du der Mitarbeiter bist, der alles schnell und zuverlässig erledigt, so dass Deine Vorgesetzten sich immer auf Dich verlassen können. Du steigerst den Schwierigkeitsgrad und die Komplexität Deiner Aufgaben und weil Du so gut bist, erlaubt Dir Dein Chef, dass Du kleinere Aufgaben an andere delegieren darfst.
Noch was gehört dazu: Ich verweise hier auf Jack Canefield "Five Levels of Leadership". Hier gibt es auch die "Five Levels of Followership". Es macht einen Unterschied, ob die Leute einem wegen formaler Macht folgen. Dann werden sie nur das notwendigste tun, um nicht bestraft zu werden. Oder sie folgen Dir, weil sie von Dir etwas lernen, weil Sie Deine Leistungen anerkennen, weil Du Experte bist oder weil Du sie motivierst und sie sich in Deiner Gegenwart inspiriert fühlen. So wie das Beispiel von demjenigen, der ein Schiff bauen will. Was ist besser: Du machst Druck, dass die Leute Bretter zusammennageln. Oder Du vermittelst den Arbeitern den Traum vom großen weiten Meer und der Freiheit, die sie mit dem Schiff erlangen können.
Gruppendynamik ist auch so ein Thema. Wie sehr bist Du z.B. der Top-Follower Deines Chefs? Ein Chef alleine nützt ja nichts. Der erste Follower ist fast sogar wichtiger. Denn wenn der mitzieht, setzt er die Gruppendynamik in Gang.
Die Frage ist folgende: Wie sehr möchtest Du Führungskraft sein? Welchen Preis bist Du bereit dafür zu zahlen? Dann zahlen den Preis!
Als ein Novize Sokrates fragte, wie man weise wird, ging Sokrates mit ihm an einen Fluss. Plötzlich packte er ihn und drückte seinen Kopf unter Wasser. Der Novize wehrte sich, schnappte nach Luft und ertrank fast, als Sokrates ihn endlich losließ. Sokrates sagte: "Wenn Du Dir so stark wünschtst weise zu werden, wie stark Dein Wunsch nach Luft gerade eben war, dann bin ich mir sehr sicher, dass Du eines Tages weise wirst. " Wenn also Dein Wunsch Führungskraft zu werden so stark ist, wie ein Ertrinkender nach Luft schnappt, und Du jeden einzelnen Tag einen Schritt in diese Richtung unternimmst, dann bin ich sicher, dass Du eines Tages Führungskraft bist :-)