Gibt es sowas wie freie Wissenschaftler/ Forscher?
Gibt es noch Wissenschaftler wie damals Albert Einstein oder Da Vinci die komplett frei und nur für sich Wissenschaft betreiben dürfen im stillen Kämmerlein und dafür bezahlt werden? Denen man nicht sagt du muss in diese und jene Richtung forschen?
Oder ist man immer den Weisungen einer Universität gebunden?
2 Antworten
Warum sollte jemand Geld für ziellose Forschungsarbeit ausgeben?
Jemand, der Geld ausgibt, möchte dafür i.d.R. eine Gegenleistung erhalten. Bei Forschern sind das Forschungsergebnisse in einer bestimmten Thematik; sei es aus reiner Neugier (des Sponsors) oder aus Hoffnung auf einen technologischen/wirtschaftlichen Vorteil.
Also: Wer direkt Geld dafür haben möchte, dass er sich hinsetzt und Forschung betreibt, der wird nicht großartig eine andere Wahl haben als sich dafür bezahlen zu lassen, dass er ein bestimmtes Thema erforscht. Ob man das nun an einer Uni, einem Institut, in der F&E eines Unternehmens oder als Freelancer betreibt, ist da einerlei.
Aber natürlich gibt es auch Leute, die einfach so forschen, aus ihrer eigenen Neugier heraus. Schaue dir Hobbyarchäologen, Hobbyhistoriker, Schatzsucher usw. an. Die sind frei in dem was sie tun. Vielleicht bekommen sie dann einen Verkaufserlös, wenn sie ihre Ergebnisse veröffentlichen.
Was du ganz offensichtlich unterschätzt, ist wie tief Forschung heutzutage geht und welchen Aufwand das mit sich bringt. Zu Da Vincis Zeiten konntest du neue Erkenntnisse gewinnen, indem du einige Pflanzen anzüchtest und manche mehr, manche weniger gießt. Und einem theoretischen Physiker vor 100 Jahren haben Tafel & Kreide für all seine Arbeit gereicht. Heute findest du nichts Neues mehr, indem du dir mit beschränkten Mitteln ein kleines Labor in der Garage einrichtest - medizinische Forschungen finden eher auf der Ebene der Zellchemie statt, für theoretische Physik werden Rechenleistungen benötigt die die Ausstattung eines Pro-Gamers in den Schatten stellen...
Heißt einmal: Um wirklich was Neues zu erforschen zu können, wirst du dich vorher schon sehr tief in die Materie eingearbeitet haben müssen. Mal eben in drei unterschiedlichen Fachgebieten ein Experte zu sein, ist kaum mehr machbar - einfach, weil es schon ein krasser Aufwand ist, ein Experte in einem einzigen Fachgebiet zu werden.
Und heißt zweitens: Forschung zu finanzieren, bedeutet nicht einem einzelnen Menschen den Lebensunterhalt zu sichern. Sonden Forschung zu finanzieren, kann einen erheblichen Finanziellen Invest bedeuten. Nur so als kleiner Anhaltspunkt: Um sich Nanoobjekte anzuschauen, reicht erstmal ein Rasterelektronenmikroskop (REM) - die günstigen, brauchbaren Geräte fangen bei einer halben Million Euro an. Willst du dir deine Nanoobjekte genauer anschauen, vielleicht wissen wie sie atomar aufgebaut sind, brauchst du hingegen ein Transmissionenelektronenmikroskop. Das grob ab 5 mio. Euro zu haben ist.
Und ich wiederhole mich mit der Frage: Warum sollte jemand dir Laborgeräte im Wert von Millionen zur Verfügung stellen, wenn er sich nicht wünscht dass du was Bestimmtes für ihn erforschst?
Ja, die meisten Professoren an den Universitäten forschen recht frei. Je theoretischer, desto freier. Wirtschaft interessiert sich nur für Anwendungen, nicht für Kosmologie z.B.