Gibt es genetische Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen?

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Es stimmt, dass Sichelzellanämie besonders bei Afrikanern und in Folge dessen auch häufiger bei US-Amerikanern auftritt als bei Europäern bzw. europäischstämmigen Amerikanern. Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass das Sichelzellallel ein "rassisches" Merkmal wäre. Das Sichelzellallel müssten wir dafür exklusiv bei Schwarzen finden, es kommt aber tatsächlich, wenn auch mit niedrigerer Frequenz, auch in der weißen Bevölkerungsgruppe vor.

  • Exkurs: Der Grund für die hohe Frequenz des Sichelzellallels in Afrika ist der sog. Heterozygotenvorteil. Von einem solchen spricht man, wenn der heterozygote Genotyp eines Merkmals eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit hat als die homozygoten Genotypen. Die Sichelzellanämie wird durch eine Genvariante (S) des Hämoglobingens verursacht, bei der anstelle des "gesunden" Hämoglobin A (HbA) ein abnormes Hämoglobin (HbS) gebildet wird. Infolgedessen verformen sich die Erythrocyten bei niedrigen Sauerstoffpartialdrücken sichelartig. Bei homozygoten Trägern des Sichelzellallels (SS) wird ausschließlich HbS gebildet. Die Erythrocyten verformen sich dann schon unter physiologischen Bedingungen (in den Blutkapillaren herrscht ein niedriger O2-Partialdruck). Bei der heterozygoten Form (AS) werden HbA und HbS im Verhältnis 50:50 gebildet, sodass es für gewöhnlich nicht zur Verformung kommt. Erst bei extremen Bedingungen, z. B. im Hochgebirge, können sich die Erythrocyten einkrümmen. Heterozygote Träger sind aber gleichzeitig vor Malaria geschützt. Gegenüber homozygot gesunden (AA) Trägern haben sie in Gebieten, in denen die Malaria endemisch ist, eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit. Warum das Sichelzellallel vor Malaria schützt, ist nicht eindeutig geklärt. Klar ist, dass die einzelligen Erreger der Malaria (Plasmodium sp.) intrazelluläre Erreger sind, die in Erythrocyten eindringen und sich dort vermehren. Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass die Plasmodien nicht in die Sichelzell-Erythrocyten eindringen können. Andere Erklärungen gehen davon aus, dass das Immunsystem aufgrund des Allels befallene Erythrocyten schneller abbaut.

Tatsächlich gibt es keine biologische Begründung dafür, wonach eine Einteilung der Menschen in verschiedene "Rassen" gerechtfertigt wäre. Ausnahmslos alle Menschen gehören einer einzigen Abstammungslinie an, dem anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens). Weder gibt es morphologische Merkmale (z. B. Hautfarbe, Körpergröße, Gesichtsform, ...), die eine Unterteilung in Rassen möglich machen, noch gibt es dafür eine genetische Rechtfertigung. Was die morphologischen Merkmale betrifft, so gibt es zwischen den verschiedenen Populationen stets fließende Übergänge - und wo eine Grenze nicht eindeutig gezogen werden kann, ist eine Unterteilung nicht möglich. Es gibt eben nicht nur "Schwarz" und "Weiß", sondern auch alle möglichen Hauttöne dazwischen.

Genetisch ist der Mensch ohnehin eine extrem uniforme Art. Das Erbgut aller Menschen stimmt zu 99.9 % überein, ganz egal woher sie kommen. Zum Vergleich: die genetischen Unterschiede zwischen Schimpansen, die innerhalb derselben Region leben (also zur selben Unterart (=Rasse) gehören), sind schon größer als zwischen zwei Menschen, die von verschiedenen Kontinenten kommen, wie eine Studie aus Oxford bestätigt. Außerdem haben populationsgenetische Studien bei Menschen gezeigt, dass die genetische Variabilität innerhalb einer Gruppe größer ist als die genetische Variabilität zwischen den Gruppen. Will heißen: die einzelnen Individuen einer Gruppe, z. B. eines Dorfes, weisen eine größere genetische Variabilität untereinander auf als z. B. die genetische Variabilität zweier Dörfer. Das ist ziemlich einleuchtend. Denn die Einzelpersonen eines Dorfes können sich sehr stark voneinander unterscheiden. Manche sind blond, andere haben braune Haare, manche sind groß, andere klein usw. Innerhalb eines Dorfes kann die Variation also ziemlich groß sein. In anderen Dörfern sind die Menschen aber auch groß oder klein, blond oder braunhaarig, sodass sich die Variabilität zwischen den Dörfern kaum voneinander unterscheidet. Zusammenfassend ist das Resümee daher eindeutig: es gibt keine Menschenrassen. Für eine umfassendere Auseinandersetzung mit dem Thema sei auf die Jenaer Erklärung verwiesen.

Übrigens darf man den Begriff der Ethnie nicht mit dem Begriff Rasse (bzw. Unterart) verwechseln. Unterarten (oder Rassen) begründen sich auf die Abstammungsgeschichte (Phylogenie), die Ethnie wird aber kulturell definiert. Eine Ethnie kennzeichnet sich nicht durch genetische oder morphologische Merkmale, sondern durch gemeinsame kulturelle Merkmale, etwa eine gemeinsame Sprache, Musik, Essgewohnheiten, Rituale und Bräuche, Tänze, Mythen, Religion usw.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Es wird hier und da Unterschiede geben. Jeder Mensch hat sein eigenes Genom und unterscheidet sich von seinen Mitmenschen.

Ganz eindeutig haben Afrikaner südlich der Sahara eine größere genetische Variabilität, während der Rest der Welt diesbezüglich sehr reduziert ist, weil er aus einer kleinen Menschengruppe entstanden ist, die den Kontinent verlassen hat. Darum sind sich Afrikaner untereinander sehr viel mehr verschieden, als du dich genetisch von einem Chinesen oder einem Aborigine unterscheidest. Und du unterscheidest dich von den meisten Afrikanern vermutlich weniger als etwa die San in der Kalahari

Unterschiede. Du kannst die Hautfarbe aufzählen oder zum Beispiel die Laktosetoleranz. Das sind aber wirklich nur winzige Schalter im riesigen Genom, die umgelegt sind. Unsere weiße Hautfarbe dürfte zum Beispiel noch sehr neu sein; Ötzi etwa war noch extrem südländisch. Und das Vertragen von Kuhmilch ist auch erst wenige tausend Jahre alt. Das ist aus biologischer Sicht nicht genug, eine Art oder Rasse daraus zu basteln.

Durch Vererbung. Für Sichelzellenanämie ist das gesichertes Lehrbuchwissen, das du so in jedem Lehrbuch finden wirst. Die Krankheit ist für niemand anders relevant ausser für Afrikaner.

Wenn die antirassistische Lehrbuchzensurkommission das nicht mehr erlaubt, weil es nicht ins Weltbild passt, wird man in der Medizin dazu übergehen müssen, illegal die wissenschaftlich korrekten Lehrbücher aus den letzten unzensierten Ländern zu beschaffen.

Als die Menschen noch wussten, was Begriffe wie "Rassismus" oder "links" oder dergleichen Schlagworte bedeuteten, war das übrigens kein Widerspruch. Jede linke Aktionsgruppe hätte über deine Frage nur gelacht.

Rassist war, wer die Gleichwertigkeit von Menschen bestritt. Alle Menschen haben Anspruch auf kostenlose medizinische Behandlung. Auch natürlich der Afrikaner für die Sichelzellenanämie.

Aber natürlich sind die Menschen nicht gleichartig. Mann und Frau ist nicht dasselbe, Afrikaner und Europäer sind nicht dasselbe. Der eine hat diesen, der andere jenen medizinischen Hilfebedarf. Frauen werden schwanger, Männer impotent, Afrikaner bekommen Sichelzellen usw. etc.

Heute wird von Leuten, die sich "links" und "antirassistisch" nennen, da manches umgedreht, um es nett zu sagen. Da soll dann angeblich alles gleichartig sein. Es gibt aber auffälligerweise keinen sicheren Anspruch auf Solidarität mehr, wenn z.B. soziale Sicherheit gefährdet ist. Die Krankenversicherung oder Arbeitslosenhilfe ist für die heutigen "Linken" nicht mehr so selbstverständlich. Mal für den Weissen wie den Afrikaner gleichermassen nicht, mal für den einen oder anderen.

Und für manche sind Afrikaner und Weisse ja auch nicht mehr gleichwertig, aber dann andersherum. Da ist jetzt weisse Hautfarbe böse.


Schachpapa  29.06.2023, 10:35
Alle Menschen haben Anspruch auf kostenlose medizinische Behandlung. Auch natürlich der Afrikaner für die Sichelzellenanämie.

So sollte es sein. Die Tatsachen sind anders:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/sichelzellanaemie-gentherapie-gegen-rassismus-a-1196474.html

Schachpapa  29.06.2023, 10:52
@DocPsychopath

Es reicht wenn du die ersten beiden Absätze liest. 12 Zeilen linksgrün versifftes Mainstream, mit etwas Überwindung schaffst du das.

DocPsychopath  29.06.2023, 10:54
@Schachpapa

Da geht es um US-Amerikaner und experimentielle Therapien.

Das hat auch entfernt nichts mit linker Programmatik zu tun.

Schachpapa  29.06.2023, 11:19
@DocPsychopath
Das hat auch entfernt nichts mit linker Programmatik zu tun.

So wie die Frage des Fragestellers. Die angebliche linke Programmatik und "antirassistische Lehrbuchzensurkommission" hast du ins Spiel gebracht.

Schachpapa  29.06.2023, 11:41
@DocPsychopath

??? Was meinst du mit Doppelaccounts? Mich gibt's nur einmal und ich habe keinen weiteren Account. Stehe aber vielleicht mit meinen Ansichten nicht alleine da.

Der Begriff "Rasse" ist (auf Menschen bezogen) in Verruf geraten, weil er über Jahrhunderte dazu missbraucht wurde, die "Überlegenheit" oder "Unterlegenheit" von Menschen mit bestimmten phänotypischen Merkmalen zu begründen. Oft wurden dann auch noch zusätzlich religiöse Vorwände verwendet - aber das ist ein anderes Thema.

Rein biologisch (und nur so) betrachtet, haben die Menschengruppen über die Jahrzehntausende in unterschiedlichen Regionen (in denen sie weitgehend isoliert von anderen Menschengruppen existierten) unterschiedliche Merkmale ausgebildet - Hautfarbe, Haarfarbe, Gesichtsschnitt ... was auch immer - die ihnen geholfen haben, in ihrer Umwelt besser zu überleben. Doch Änderungen, die sich genetisch durchsetzen haben eben auch unerwünschte/als negativ betrachtete Nebenwirkungen - dazu gehört dann eben die erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Sichelzellenanämie bei schwarzafrikanischen Personen. Oder das höhere Darmkrebsrisiko bei Menschen europäischer Abstammung.

Tja, das ist das sprachliche Dilemma. Das Wort Rasse ist "verbrannt", weil Rassisten daraus eine Wertigkeit abgeleitet haben (und immer noch tun). Man sagt stattdessen Ethnie oder Population und meint letztendlich dasselbe.

Auch unser Grundgesetz benutzt den Begriff noch in Artikel 3:

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Zu deiner eigentlichen Frage:

Es gibt genetische Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen, wenn diese lange genug von anderen Bevölkerungsgruppen abgegrenzt waren. Durch die Abgegrenztheit vermindert sich die genetische Vielfalt, so dass sich bestimmte Eigenschaften verstärken, die man dann als typisch bezeichnet (was aber nicht heißt, dass alle Individuen diese Eigenschaft haben müssen)

https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0036-139380

In diesem Artikel sind die Gründe für die erhöhte Häufigkeit von Sichelzellenanämie bei Afrikanern und Afroamerikanern gut verständlich erklärt:

Ein Mensch mit zwei mutierten beta-Globin-Genen hat die Sichelzellanämie mit all den schwerwiegenden Folgen. Ein Mensch mit einem mutierten und einem nicht mutierten beta-Globin-Gen ist nicht krank, kann aber die Krankheit weitergeben. Man nennt diese Personen deshalb Überträger oder Merkmalsträger. Sie tragen das krankmachende Gen in sich, sind aber nicht krank.

Die Überträger erkranken nicht an Malaria, haben also in entsprechend verseuchten Gebieten einen Selektionsvorteil. Sie geben allerdings das Sichelzellgen an die Hälfte ihrer Nachkommen weiter. Sind beide Eltern Überträger, wird statistisch jedes vierte Kind sehr schwer krank (statistisch, d.h. es können auch die ersten beiden sein)