Gibt es eine Anwendung, wo man den Neutralleiter schalten muss?
bei einer Überlastung des Neutralleiters wäre ein Leitungsschutzschalter für den Neutralleiter problematisch, er müsste dann auch die Zuleitung (Phase/Außenleiter) abschalten (Koppelschalter),
daher wäre eig. nur ein höherer Querschnitt sinnvoll um den N-Leiter vor Überbeanspruchung zu schützen oder ?
5 Antworten
ein höherer Strom auf dem Neutralleiter als auf dem Außenleiter kann eigendlich nur auftreten wenn:
- durch eine Fremdeinstreuung Strom über den Neutralleiter fließt. z.B. durch einen Brandschaden Kabel verschmelzen
- im "Notwechselstrombetrieb" bei fehlender Phasenverschiebung z.B. beim Herd
- bei aufgeteilten Drehstromkreisen, an denen stark induktive und stark kapazitive Lasten gleichzeitig auf verschiededenen Phasen betrieben werden
- hinter nicht verpolungssicheren Steckvorrichtungen wie Schutzkontaktsteckdosen*
(*) im vorliegenden Fall fließt der Strom durch die Phase, die dann halt den blauen Leiter darstellt.
Was den gekoppelten Schalter angeht, hast du vollkommen recht. Ins besondere bei Drehstromanwendungen. aber diese Schalter gibt es ja.
- ABB S204 C16
- Hager MCN 416
- AEG EPC 64 C16*
- Döpke DLS 6i C16-4
das sind jetzt die, deren Bezeichungen mir aus dem Stehgreif einfallen. das Besondere beim AEG: der Schalter ist nur zwei Teilungseinheiten breit! von Gewiss gibt es das mittlerweile auch.
Was den Fall 1 betrifft, nehmen wir einfach mal an, das Kabel verschmilzt mit was richtig dickem, dann müsste man den Neutralleiter ja extrem überdimmensioniren, um da eine Sicherheit rein zu kriegen. Da endstromkreise ja mittlerweile generell über RCD gesiuchert sind, ist hier also eine ausreichende Sicherheit gegeben ohne den Neutralleiter überzudimensionieren.
Was den Fall 2 betrifft, das haben wir nur, wenn die Elektroanlage mit einer Noteinspeisung ausgestattet ist. hier könnte man über das Wegschalten einzelner Phasen den Einsatz eines 4poligen LS Sicherheit schaffen. also auch hier nicht zwangsweise nötig. Abgesehen davon, dass praktisch alle 230 Volt Agregate derart Leistungsschwach sind, dass hier keine siginifikante Überlast drohen würde.
Was den Fall 3 betrifft, das ist eher eine seltenheit und kann optimal durch einen 4poligen LS Schalter verhindert werden.
was Fall 4 betrifft, Da die Vorschriften so wie so vorsehen, dass der Neutralleiter zu behandeln ist wie jeder aktive leiter, besteht hier keinerlei Gefahr. auch wenn der Strom durch den blauen Leiter größer dessen auf dem braunen Leiter ist, so kann er durch die Vorsicherung den dauerhaften nennstrom nie überstiegen. meist 16 Ampere.
Den Neutralleiter mit schalten, also LS Schalter, die den Neutralleiter nicht überwachen, aber beim Abschalten trennen, das kann in vielerlei Belangen duchaus von Sinn sein. Geraade im TT Netz kann durch stark unsymetrische Belastung oder Kurzschluss der Neutralleiter ein gefährlich hohes Potenzial gegen Erde entwickeln. Ganz abgesehen davon erhöht die Maßnahme die Betriebssicherheit. der getrennte Neutralleiter im Endstromkreis bei abgeschaltetem LS Schalter verhindert zuverlässig bei einem Schluss zwischen Schutz- un Neutralleiter oder Neutralleiter und Erdung das Auslösen des RCD.
EIne Anlage, die mit LS Schaltern mit mitshaltentendem Neutralleiter ausgerüstet ist, kann also im Fehlerfall bei ausgeschaltetetem, fehlerhaften Stromkreis sicher weiter betrieben werden.
Ganz abgesehen davon, VDE 0100-718 fordert, dass der Neutralleiter abklemmfrei und zum jeweiligen Stromkreis zuzuordnenen getrennt werden können muss. ein LS Schalter mit N Schaltkontakt ist hier als gleich- wenn nicht sogar höherweritge Maßnahme anzusehen. Der Einsatz von Reihenklemmen kann hier also theoretisch entfallen.
Wir fassen zusammen:
der Einsatz vierpoliger Leitungsschutzschalter kann unter gewissen Umständen durchaus sinnvoll sein. Diese sind aber auf wenige Ausnahmen begrenzt.
Der einsatz zweipoliger Leitungsschutzschalter ist nur auf äußerst wenige Ausnahmen begrenzt. Zu denken ist hier z.B. an ein IT Netz, bei dem es keinen definierten Außenleiter gibt oder das alte, mittelleiterlose 220 Volt Drehstromnetz, welches in diversen Ostblockländern noch vertreten ist.
Im gewebrblich-öffentlichen Bau, oder im TT Netz sind Leitungsschutzschalter 3p.+ N wobei ich hier dann auf Grund des geringen Aufpreises zu 4p. rate, bzw, 1p. + N als äußerst sinnvoll anzusehen. an sonsten im "normalen" bereich sind sie auf jeden fall eine Überlegung wert.
lg, Anna
Und in welchem Fall soll das passieren können? Wie willst du den N überlasten können, ohne den L zu überlasten? Und warum sollte man den Neutralleiter ebenfalls schalten, wenn durch die Absicherung des Außenleiters der Stromkreis unterbrochen wird, wenn eine Überlastung vorliegt? Dann fließt durch den Neutralleiter ja auch kein Strom mehr.
Es gibt Sicherungsautomaten, die den Neutralleiter mit abschalten. Sie sind für Außensteckdosen vorgesehen, damit eine Manipulation oder ein Fehler keine Auswirkungen auf den RCCBs im Gebäude hat. Würdest du bei der Außensteckdose nur den Außenleiter trennen, könnte im Urlaub der verfeindete Nachbar rüber kommen und eine Brücke zwischen N und PE setzen, wodurch der Fehlerstrom-Schutzschalter auslöst, der Kphlschrank dadurch womöglich keinen Strom mehr bekommt und die ganze Bude nach vergammeltem Essen riecht, wenn du aus dem urlaub zurück kommst. Apropos Fehlerstrom-Schutzschalter: Diese und auch bestimmte Haupttrennschalter schalten den Neutralleiter ebenfalls mit ab.
Bei einem Stromkreis mit mehreren Phasen muss der Neutralleiter nach den Außenleitern getrennt und auch davor wieder geschlossen werden. Andernfalls kannst du für einen Sekundenbruchteil eine Sternpunktverschiebung erzeugen, die empfindliche elektronische Bauteile zerstören kann.
Auch Abgangsklemmen in Unterverteilungen haben oft Trennvorrichtungen für den Neutralleiter, um bei Arbeiten das Auslösen des RCCb durch eine Verbindung von N und PE zu verhindern.
Grundsätzlich haben solche Trennvorrichtungen für den Neutralleiter also nicht die Aufgabe, den Neutralleiter zu schützen, sondern den Stromkreis gänzlich von allen aktiven Leitern der Versorgungsspannung zu trennen, meist mit dem Hintergrund sicher daran arbeiten zu können.
Man darf wohl davon ausgehen, dass ein Leitungsnetz hinsichtlich der Belastung von Phase und Neutralleiter immer symmetrisch ausgelegt ist. Der Leistungsschutzschalter (Sicherung) wird meist unmittelbar hinter einem Verteilungspunkt gesetzt. Unmittelbar vor dem Verteilungspunkt gibt es dann ja die grösseren Querschnitte für Phase und Neutralleiter. Und dahinter wird wohl kaum jemand auf die blöde Idee kommen zwei oder mehrere Sicherungskreise auf einem gemeinsamen (dünnen) Neutralleiter zurück zu führen.
Und falls doch, dann wäre es sträflicher Unfug einen Leistungsschalter in den Neutralleiterphad einzufügen. Angenommen der Leistungsschalter trennt die Stromzufuhr. Dann glaubt jeder der Sicherungskreis sei aus und stromlos. Dann liegt aber immer noch die voller Spannung auf der Phase. Sehr gefährlich für den der an eine tote Leitung glaubt und diese wohlmöglich berührt.
Edit: der als Kommentar eingegeben Text sollte eine Antwort auf die Frage werden
Dafür gibt es zweipolige bzw. 1+N-polige Automaten.
Weil es bei den meisten "normalen" Anwendungsfällen faktisch ausgeschlossen ist das nur der N überlastet wird ohne gleichzeitig auch die Phase zu überlasten.
Letztlich ist es aber hauptsächlich eine Kosten- und Platzfrage, die meisten derartigen Automaten benötigen 2TE und kosten mindestens 30-60% mehr als ein einpoliger.
RCD schalten immer allpolig ab also auch den N
Im IT Netzen muss de Überstromschutzschalter allpolig trennen
warum werden die nicht generell eingebaut ?