Fundament/Bodenplatte; wie tief muss diese sein?

3 Antworten

Vorab die Antwort: NEIN

Bevor ich Dir eine "fachkundige" Antwort gebe, sollte ich wissen, auf welchem Level 😉

Welche Vorbildung hast Du? Physik-Basiswissen, im Studium 2. Semester Bauing.-wesen, 
 einfach so (dann bitte Dein Alter)? Je nachdem formuliere ich es Dir anders 😁

Als Erstes: Das entscheidende fĂŒr das Fundament sind natĂŒrlich die Auflast aber genauso, was man fĂŒr einen Untergrund hat. Jetzt mal die einfache Metapher: wenn Du auf Fels der Bodenklasse 7 grĂŒndest, ist die Anzahl der Etagen nahezu egal, auf Sand oder in Mutterboden wird die GrĂŒndung tiefer oder man muss andere Maßnahmen ergreifen (Bodenverbesserung). Dann noch die Frage nach dem Grundwasserstand ...

Schau auch mal vorab nach dem Absatz "Frostgrenze im Boden": https://de.wikipedia.org/wiki/Frostgrenze

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

lschecker90gf 
Beitragsersteller
 06.12.2019, 22:50

absolut keine Vorahnung... wie gesagt mir ist die Frage vor kurzem durch den Kopf gegangen.. und lÀsst mich nicht in Ruhe.

oklein  06.12.2019, 23:17
@lschecker90gf

Hast Du Dir den Link angeschaut? Die Mindest-Tiefe des Fundamentes ist erst einmal unabhÀngig von der Last darauf (also der Anzahl von Etagen) - solange der Untergrund die Last aufnehmen kann. Falls nicht, kommt es zu Setzungen und damit zu Rissen oder gar Einsturz.

Deine Anmerkung mit den klimatischen Bedingungen gilt nur in Extrembereichen. Sehr gut kann man das z.B. hinter dem Ural sehen. Im Sommer taut der sonst im Permafrost befindliche Boden auf und dann "schwimmt das Haus weg" oder versinkt einfach im Morast. Aus diesem Grund gibt es PfahlgrĂŒndungen, die tief in den Grund bis zu einem festen Boden realisiert werden oder man erstellt den Keller als "weiße Wanne" also wasserdicht. Zu den PfĂ€hlen in kleiner Exkurs: PfĂ€hle werden bemessen nach "Mantelreibung" also der Reibung, die in Verbindung mit dem Boden die Auflast aufnimmt, oder als Spitzendruck, also Weiterleitung der Last bis z.B. zum Fels (kommt aber eher selten hierzulande vor).

Es kann aber auch sein, dass aufgrund er Architektur/Statik eine Einzellast (durch eine StĂŒtze) aus dem GebĂ€ude so dermaßen viel Kraft in den Boden einleiten muss, dass dort das Fundament zwar nicht unbedingt tiefer aber wesentlich breiter sein muss.

Reicht das? Frag ruhig konkreter.

lschecker90gf 
Beitragsersteller
 07.12.2019, 14:17
@oklein

Na gut gehen wir davon aus dass nun ein Untergrund gefunden wurde auf dem ein Haus gebaut werden kann.....

Dann kam mir die Frage wie denn die darauffolgenden Etagen aufgebaut werden um ein EinstĂŒrzen oder gleichmĂ€ĂŸiges Verteilen der Last zu verwirklichen.

Bei einer Etage und einem Dach oder noch einem Keller dazu ist das ja relativ leicht. SĂ€ule aus Stahlbeton oder Massivholz oder sowas in die Mitte wo das Ganze dann abgestĂŒtzt wird.

Wie ist es aber wenn ĂŒber mehrere Etagen gebaut wird und die Zimmer nicht alle gleich groß sind, wie ist dann eine optimale "Eigengewichtsverteilung" gegeben?

Werden die Decken (also der Boden der darĂŒberliegenden Etage) auch als Stahlbeton "gegossen"? Also werden da auch Stahlmatten eingelegt die dann verschweist und mit Beton zugegossen werden.

WĂŒrde es außer das Frostproblem auch andere Probleme (Außnahme erdrutsch also etwas was vom Umfeld verursacht wird) geben wenn das Fundament nicht 80 cm Tief mit Stahlmatteneinlage wĂ€re, sondern nur 50 cm Tief wĂ€re.
WĂ€re es ausreichend stabil?

oklein  07.12.2019, 14:50
@lschecker90gf

Jetzt wird es zum Statik-Grundkurs 😁

Nimm Dir mal einen Spekulatius-Keks und lege ihn auf den Tisch. Auf diesen kannst Du ziemlich viele BĂŒcher (Last) legen bevor der zerbröselt. Nimmst Du ihn nun in beide HĂ€nde und knickst ihn, wird er sofort zerbrechen. Das ist analog Beton (zur Weihnachtszeit).

Stahl ist wie ein GummibÀrchen an einem Lebkuchenhaus. das kannst du relativ lange Biegen/Ziehen, bevor es auseinander geht.

Stahlbeton ist also ein Verbundstoff, bei dem der Beton die Drucklast aufnimmt und der Stahl darin (muss man nur einlegen) nimmt die BiegungskrĂ€fte auf bzw. in einer Decke werden diese vertikalen Lasten (auf die Decke von oben auf den Beton) in horizontale KrĂ€fte (im Stahl) zu den nĂ€chsten WĂ€nden geleitet, auf denen eine Decke aufliegt. Damit die KrĂ€fte besser vom Beton an den Stahl gelangen, ist der Baustahl ĂŒbrigens "gerippt".

Nun zu Deiner Etagenfrage: In einem Wohnhaus sind nur ein Teil der WĂ€nde tragend, also fĂŒhren die Last in die Fundamente. Auf diese liegen die Decken auf. Wenn nun WĂ€nde "verspringen", also nicht ĂŒbereinander liegen, braucht es diese Stahlbetondecken, die die Lasten "spazieren fahren" bis sie wieder auf statischen WĂ€nden ankommen (ĂŒber den Fundamenten). Je nachdem, wie die Spannweite zwischen den WĂ€nden ist und welche Lasten von oben kommen, wird sowohl die Dicke der Decke als auch die Menge und QualitĂ€t des Stahls im Beton anders. Das berechnet eine Bauingenieur/Statiker. Wiki zeigt dazu auch ein paar Bilder: https://de.wikipedia.org/wiki/Baustatik

Die nicht tragenden WĂ€nde in den Obergeschossen sind also "einfach" nur eine weitere Last auf der Decke wie eine StĂŒtze oder auch das Eigengewicht der Stahlbetondecke selbst. Eine "Eigengewichtsverteilung" ist erst einmal nicht erforderlich, da jede Last an jeder Stelle fĂŒr sich berechnet wird und die Decke entsprechend ausgelegt wird (auch hier: schau Dir die Bilder an mit den Pfeilen. Jeder Pfeil steht fĂŒr eine Last)

Die Decke in den darĂŒberliegenden Geschossen werden gleich behandelt. Jede wird fĂŒr sich berechnet, die KrĂ€fte in die tragenden WĂ€nde eingeleitet (auch hier wird berechnet, ob Mauerwerk reicht oder Stahlbeton her muss) und dann ab in die Fundamente.

Final: 50 cm können auch reichen. Du kannst auch eine Bodenplatte DIREKT auf den Boden betonieren, ganz ohne Fundamente.

lschecker90gf 
Beitragsersteller
 07.12.2019, 21:40
@oklein

Nehmen wir mal an ich wĂŒrde das Fundament 80 cm tief machen dun darĂŒber einen Keller. Alle WĂ€bnde sind aus Stahlbeton.
Egal ob tragend oder nicht. Klar wÀre rein von den Kosten her gesehen sinnlos.

Dann könnte ich aber im Grunde das Haus 3 - 4 Etagen hoch machen und alles auf die AußenwĂ€nde abfĂŒhren, Also die Lasten Decke und sowas. Da ja die AußenwĂ€nde aus Stahlbeton wĂ€re. liege ich da richtig?

Nein, es gibt nur die ortsspezifische MindestgrĂŒndungstiefe fĂŒr Fundamente. FĂŒr Frostsicherheit reicht das.

Bei mehreren Stockwerken muss jedoch auch die TragfÀhigkeit des Baugrunds gegeben sein.


lschecker90gf 
Beitragsersteller
 06.12.2019, 18:57

Also kann ein mehrstöckiges Haus dieselbe Fundamenttiefe haben wie ein einstöckiges Haus?!?! Obwohl die Fragestellung ist nicht ganz eindeutig....

Sind die "Mindestfundamenttiefe" (keine Ahnung ob das so heist) beider HÀuser (mehrstöckig und einstöckig) gleich tief?

Kopfleer  06.12.2019, 18:59
@lschecker90gf

Ja. In der RealitÀt wird jedoch meist unterkellert. Auch muss ab einer bestimmten Höhe gegen Umkippen gesichert werden.

lschecker90gf 
Beitragsersteller
 06.12.2019, 19:02
@Kopfleer

Wenn unterkellert wird bedeutet es doch nur dass das Fundament eine Etage tiefer gelegt wird oder?

Und gegen Umkippen sichern? Was meisnt du damit?

Kopfleer  06.12.2019, 19:19
@lschecker90gf

Es wird auch mehretagigunterkellert, ansonsten ja, wenn es höher wÀre, wÀre es Sousterrain.

Ein Fundament muss derart gestaltet sein, dass ein Umkippen, durch z B. Windlasten, ausgeschlossen werden kann. Meist heißt das tiefer.

lschecker90gf 
Beitragsersteller
 06.12.2019, 19:21
@Kopfleer

Ja... ich habe noch kein Anhaltspunkt zum VerhÀltnis zwischen Etagenanzahl und Fundamenttiefe gefunden.

Die Tiefe des Fundamentes hat nix mit der Anzahl der Geschosse zu tun.

Streifenfundamente oder biegesteife Bodenplatten (letztere macht man heute öfter, da man da darunter besser dĂ€mmen kann) sind heutzutage völlig ĂŒblich.

Bei einer biegesteifen Bodenplatte braucht man eine FrostschĂŒrze 80 cm tief, bei Streifenfundamente sind diese außen herum 80 cm tief; jedenfalls in unseren Breitengraden. In Wladiwostok z.B. ist die Frostgrenze natĂŒrlich noch wesentlich tiefer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung