Führen lange Wartezeiten bei den Ärzten dazu, dass viele gar nicht zum Arzt gehen?

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Frage ist doch, warum es so lange Wartezeiten gibt?

Ich weiß es auch nicht, aber vielleicht gibt es zu wenig Ärzte? Gerade auf dem Land? Vielleicht werden gewisse Fachbereiche zu schlecht bezahlt? Vielleicht ist es auch erstrebenswerter "einfach nur" ein angestellter Arzt in einer Praxis oder Klinik zu sein als sich mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen?

Vielleicht gehen auch zuviel Menschen mit Nichtigkeiten zum Arzt. Wenn ich über die Medien mitbekomme, für was die Menschen am Wochenende in die Krankenhäuser stürmen oder für was der Notarzt gerufen wird, da fällt einem nichts ein.

Und nun will die FDP auch noch die telefonische Krankmeldung abschaffen. Da fällt einem auch nichts zu ein.

Vielleicht sind die Arbeitgeber auch teilweise Schuld? Mangelndes Vertrauen? Mit einer Erkältung schone ich mich 1-2 Tage und dann geht's weiter. Fordert der AG aber grundsätzlich eine Krankmeldung, muss ich ja zum Arzt. Volles Wartezimmer und ich bin dann aber eine Woche nicht da. Auch das ist vollkommen irrsinnig.

Ich denke, da spielen viele Aspekte rein.


beamer05  24.09.2024, 16:15
Vielleicht gehen auch zuviel Menschen mit Nichtigkeiten zum Arzt.

Das ist einer der Gründe... zumindest bei den Basisversorgern

Zu wenig Ärzte.. gibt es eigentlich nicht, aber zu wenig Arzt-Arbeitszeit für den Patienten, u.a. wegen durchschnittlich 2-2,5 Stunden täglichem "Papierkrieg" u.a. wg. Dokumentationspflichten, überbordender Kontrollen, dysfunktionaler IT, Kassennachfragen mit Begründungsbedarf etc. pp.

Kai42  24.09.2024, 18:39
@beamer05

Danke für den Hinweis. Das mit dem "Papierkram" habe ich auch schon gehört. Ja krass, was da an Arbeitszeiten verloren gehen oder Abends rangegangen werden. Beides nicht gut.

nimi90  24.09.2024, 12:55
Vielleicht ist es auch erstrebenswerter "einfach nur" ein angestellter Arzt in einer Praxis oder Klinik zu sein als sich mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen?

Das ist der Punkt. Die Vorteile einer Anstellung überwiegen.

Führen lange Wartezeiten bei den Ärzten dazu, dass viele gar nicht zum Arzt gehen?

Naja... wenn viele gar nicht zum Arzt gehen [würden], gäbe es auch keine bzw. zumindest weniger Wartezeiten.

Und es wäre durchaus wünschenswert, wenn so manche Banalitäten nicht gleich zum Praxisbesuch führten (Husten seit 2 Tagen... "der Rücken"... (aber keine Bewegung), "mir war gestern übel", oder ich fühl´ mich grade nicht so... etc. pp.

Oder auch die Pat., welche nicht akzeptieren wollen, dass z.B. kein CT/MRT o.ä. nötig ist... aber dennoch darauf bestehen wollen... und das länglich diskutieren (am Besten noch mit "ausgedrucktem Internet"....

... und die Ärzte machen das dann halt oft als "Versicherungs-Medizin" mit...

Und bevor jetzt die Entrüstung zu groß wird: Ja, es gibt auch Fälle, wo die Ersteinschätzung des (z.B.) HA unzutreffend war/ist...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Nein.

Die wirklich was haben werden trotzdem gehen.

Nur manche etwas später als nötig.


IA3007 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 11:24

… und dann ist es möglicherweise zu spät. Und wer ist daran Schuld? Am wenigsten der Patient.

StRiW  24.09.2024, 11:39
@IA3007

Nur der Patient, dieser hat aus freien Stücken entschieden nicht dort hinzugehen.

Selbstverantwortung.

Es besteht kein Anspruch darauf bedient zu werden vom Hausarzt wenn man mag.

Hier sollte man schlicht Hausarztpraxen zusammen fassen und Schichtdienst einführen.

15 bis 20 Stunden öffnen. So können Berufstätige vor oder nach der Arbeit erscheinen und alle anderen wenn sie dann kommen, der Zeitrahmen passt.

nimi90  24.09.2024, 21:10
@StRiW

Viele Praxen bieten Sprechstunde für Berufstätige an. Aber selbst dann kommen welche, die den ganzen Tag Zeit hätten und eben nicht zu Berufstätigen zählen - … und wundern sich, wenn sie abgewiesen werden.

Ja, das ist so. Darum steigt auch die Zahl der lebensbedrohlichen Notfälle, weil zu spät behandelt wird. Ein genereller Vertrauensverlust gegenüber Ärzten kommt noch erschwerend hinzu.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – 15 Jahre im Gesundheitswesen

IA3007 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 14:27

Bei diesem Vertrauensverlust werden irgendwie alle beschuldigt, nur nicht die Ärzte selbst.

molihartmann  24.09.2024, 14:29
@IA3007

Na ja, es ist in erster Linie ja keine Beschuldigung. Man hat einfach kein Vertrauen mehr und erwartet keine Lösung.

nimi90  24.09.2024, 21:16
@IA3007

Gegenfrage: wer stellt dauernd Diagnose und Therapie infrage? Ich meine das sind Patienten.

Was soll ich mit einem Patienten anfangen, der kein bisschen Vertrauen in meine Arbeit hat?! Kann ich mir sparen, vergeudete Zeit.

Die Zeit nutze ich dann für dankbarere Patienten.

IA3007 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 22:00
@nimi90

Riecht nach Gewaltmonopol…

nimi90  24.09.2024, 22:37
@IA3007

Nö. So wie Patienten freie Arztwahl haben, kann ich mir meine Patienten ebenso aussuchen 😉 und das schöne ist: kein Heinz kann mir was vorschreiben

Ich hatte im April einen Unfall. Mein Facharzt bot mir einen Termin für Oktober an. Daher betonte ich, dass ich Schmerzpatient bin. Antwort: "Wir haben nur Schmerzpatienten und wenn es so dringend ist, sollten sie besser ins Krankenhaus gehen!" Habe mich dann also selber kuriert, mit Halbwissen und Hausmittelchen.


IA3007 
Beitragsersteller
 24.09.2024, 11:26

Typisch. Und das Gesundheitsministerium ist immer noch auf freiem Fuß.

Realisti  24.09.2024, 11:29
@IA3007

Das hat mit dem Gesundheitsministerium nix zu tun. Die Boomergeneration wechselt die Seiten. Viele Ärzte ziehen den Kittel aus und gehen in Rente, bzw. werden selber zur Patienengeneration

Und es wächst nicht genug nach. Die scheidenden Ärzte haben keine Nachfolger, denen sie die Praxen übergeben können. Die sind einfach nicht geboren oder ausgebildet worden. Dafür haben wir genug Influencer und TikTok-Stars. Daran herrscht kein Mangel. Man kann nicht alles haben.

nimi90  24.09.2024, 12:54
@Realisti
 Die scheidenden Ärzte haben keine Nachfolger, denen sie die Praxen übergeben können.

Was wiederum dem Gesundheitssystem anzulasten ist.

Realisti  24.09.2024, 12:55
@nimi90

Hast du meinen Text überhaupt gelesen oder nur Stichwörter gesucht?

Die sind erst gar nicht geboren worden. Und Traumberuf ist nicht mehr Arzt sondern Influencer.

nimi90  24.09.2024, 12:57
@Realisti

Doch habe ich. Aber dieser neuartigen Erkrankung "Influencer" schenke ich keine Aufmerksamkeit. Deshalb außer Acht gelassen. Zu wenig nicht unbedingt, aber viele bevorzugen eben das Leben als Angestellter - die Vorteile überwiegen.

Realisti  24.09.2024, 12:58
@nimi90

BWL oder Medienwissenschaften werden weiter fleißig studiert. Nur an Medizin trauen sich zu wenig ran, oder sind unqualifiziert.

beamer05  24.09.2024, 16:00
@Realisti
Nur an Medizin trauen sich zu wenig ran

Es gibt weiterhin - wie schon in den letzten Jahrzehnten - deutlich(!) mehr Bewerber als Studienplätze.

nimi90  24.09.2024, 17:35
@Realisti

BWL - Studiengang für Unentschlossene. Die Aussage, Medizin trauen sich nur wenige, absoluter Blödsinn.

nimi90  25.09.2024, 12:35
@Realisti

Einen Mangel gibt es an sich nicht. Aber es möchte sich nunmal fast niemand mehr niederlassen - aus nachvollziehbaren Gründen. Abgesehen davon sind andere Stellen lukrativer.