Frisch eingerittener Tinker als Problempferd?
Hallo, ich bin momentan auf der Suche nach einem Tinker als Freizeitpferd, mit dem ich einfach gemütliche Ausritte durch Wiesen und Wälder machen kann. Heute habe ich mir dann mit meinem Papa einen 7 jährigen Tinkerwallach angeschaut, der gerade eingeritten wird. Eigentlich suche ich suche ein ruhiges Pferd, mit der passenden Routine. Trotzdem habe ich mich in den Wallach direkt verliebt, aber eine Freundin meinte zu mir, dass frisch eingerittene Pferde gerne nochmal pubertieren und ihre Grenzen austesten. Nun meine Frage: Stimmt es, dass Pferde die gerade im Beritt waren noch bockiger sind? Oder ist dies einfach charakter- oder rasseabhängig? Ich bin von den Tinkern die ich kenne, eine eher ruhige und vertrauensvolle Art gewöhnt, weshalb ich mir eigentlich keine Gedanken über die kurze Zeit in der das Pferd geritten wurde gemacht habe. Aber diese Aussage hat mich doch verunsichert. Gegen den ein oder anderen Bocksprung habe ich nichts, ich reite auch nicht erst seit gestern, aber ich möchte mich trotzdem sicher auf dem Pferd fühlen. Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!
8 Antworten
Ich denke, deine Freundin hat da nicht ganz Unrecht. Ob das mit der Pubertät zu tun hat oder nicht sei mal dahin gestellt, aber meiner hatte eine ziemlich ausgeprägte "Rüpelphase". Mein Isiwallach würde erst mit 6 eingeritten und war allgemein ein totaler Spätzünder. Wir haben ihn mit 7,5 Jahren gekauft und es langsam angehen lassen, weil er anfangs noch sehr unsicher war. Als dann mit knapp 9 so langsam sowohl Selbstbewusstsein als auch Muskelaufbau da waren, begann er ALLES neu zu hinterfragen, durchzugehen und wurde auch in der Herde deutlich dominanter. Er hat sich in der Zeit nochmal absolut verändert. Wo er vorher zwar lieb aber vorsichtig war, ist er jetzt forsch und fordernd. Er ist zu dem Zeitpunkt auch deutlich frecher geworden und hat viel mehr Temperament bekommen. Als wir ihn kauften hat er sich beim Ausritt immer hinter anderen Pferden "versteckt", jetzt wird er schnell sauer wenn er nicht vorn gehen darf. Alles in allem fand ich persönlich die Veränderung zwar positiv, weil er zum Beispiel durch das Selbstbewusstsein nahezu schreckfrei geworden ist, gehfreudiger und neugieriger wurde und in der Herde schneller seinen Platz findet, aber die Änderungsphase war auch nicht einfach. Allerdings war ich damals auch noch ziemlich jung und hatte mit sowas keine Erfahrungen, das ging nur Dank guten Reitlehrern gut. Macht man in der Zeit viel falsch kann das mit Sicherheit auch nach hinten losgehen. Jetzt ist er 18 und noch kein Stück ruhiger geworden - aber beim Isländer ist vor allem das Temperament ja eigentlich auch normal, zumal meiner dabei auch immer lieb geblieben ist und abgesehen vom durchgehen nie "gegen mich" war, sondern nur deutlich mehr Input gefordert hat (und das noch immer tut). Ob das beim Tinker jetzt so extrem durchkommen würde weiß ich nicht... Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, würde ich aber ein mindestens 10-12 jähriges Pferd kaufen, da sind selbst Spätzünder meistens schon etwas gefestigter.
Naja, das ist wieder ein sich-die-Welt-zurechtreden von Menschen. Fakt ist: Das Pferd muss sich dran gewöhnen, muss seine Erfahrungen machen. Pferde, die jahrelang gute Erfahrungen gemacht haben, nie eine schlechte, arbeiten zufrieden mit. Pferde, die schlechte Erfahrungen machen mussten, wehren sich vielleicht lieber mal ein bisschen zu früh, bevor sie nochmal solche Erfahrungen machen müssen. Das bezeichnet man dann oft als austesten. Oder sie nehmen einfach die Dinge selbst in die Hand (seitwärts wegspringen als eigentlichen Fluchtbeginn oder tatsächlich mal rennen), weil sie nicht die Erfahrung haben, dass man abwarten kann, bis der Mensch um Flucht bittet (z.B. wenn ein loser Ast vom Baum fällt). Rennen unterm Sattel deutet manchmal auf Probleme hin, wie sie durch Bewegungsmangel, einen nicht gut angepassten Sattel oder auch einen unglücklich im Rücken sitzenden oder viel zu viel Hand oder Bein hantierenden (versehentlich?) Reiter verursacht werden können. Es gibt aber auch die Pferde, die als ruhig und gemütlich eingestuft werden, eigentlich keinen Vorwärtsdrang mehr haben. Das sind die, denen Weglaufen, selber machen etc. immer so hart bestraft wurde, dass sie resignierten und nur noch "Dienst nach Vorschrift" machen.
Allen Pferde außer den erstgenannten, die einfach gerne laufen und sich gerne am Menschen orientieren, weil ihrer Erfahrung nach der Mensch nichts macht, was irgendwie unangenehm sein könnte, muss man gerecht werden, all denen muss man neue Erfahrungen geben. Gute. Sonst verschlimmert sich das, was sie zum Selbstschutz tun. Ob es die sind, die mal einen Bocksprung machen, die, die wegrennen oder die, die sich möglichst wenig bewegen. Wer sich nicht zutraut, den Pferden wirklich neue Erfahrungen mitzugeben, selbst (fast) nie einen Fehler zu machen, fährt mit einem mit guten Erfahrungen besser. Jeder sollte aber für sich einen Trainer haben, dass sich nicht doch Fehler einschleichen, die dann zu negativen Erfahrungen führen könnten.
Je länger ein Pferd unter dem Sattel, desto größer sein Erfahrungsschatz. Das kann positiv oder auch negativ sein. Ich habe schon Jungpferde gesehen, die fürchterliche Erfahrungen machen mussten, die beim Satteln bereits skeptisch schauten, gar nicht erst aufsitzen lassen wollten und welche, die grade mal drei Wochen unter dem Sattel waren, aber von jedem halbwegs vernünftigen Reiter jederzeit geritten werden konnten. Sicher fühlen kannst Du Dich immer dann, wenn Du dem Pferd Sicherheit vermitteln kannst. Kannst Du das nicht, kann auch ein bisher sicheres 17jähriges Pferd unter Dir zum Geschoss werden. Auch das musste ich oft genug erleben, dass sich Pferde immer mehr zu einem echten Risikopartner entwickelten, nur weil der Käufer einfach nicht das Händchen dafür hatte, wie man exakt diesem Pferd Sicherheit vermittelt und das Vertrauen, dass es keinen Schaden nehmen wird, so lange es mit einem zusammen ist.
Also meine nachtbarin hat auch einen 3 jahre alten hafi einreiten lassen und er ist vor einem monat wieder gekommen und da meinte sie dass er testet nur testet er ob man sich durchsetzten kann also er ist lauffaul vll testet deiner auch ob du durchsetztungsvermögen hast...
Ein Hafi der mit 3 schon eingeritten wurde - der testet nicht der kennt noch nichts - und muß erst mal noch weiter beritten werden - bis er es kennt. Seltenst sind die Pferde Lauffaul meistens liegt es schlicht und einfach daran das sie nicht wissen was sie tun sollen, weil es ihnen niemand beigebracht hat.
Der Tinker ist mit 7 Jahren ja nicht mehr unbedingt der jüngste wenn er jetzt erst im beritt ist. Ich denke diese "Teenager-Phase" tritt eher bei jüngeren gerade eingerittenen Pferden auf... An sich ist es aber bestimmt auch Charaktersache und wie man mit dem Pferd umgeht. Ich kann mir aber nicht vorstellen das man mit ihm alsbald ganz gemütliche Ausritte machen kann, dafür braucht er bestimmt noch ein Weilchen... Vor allem da er noch weder auf dich geprägt noch in seinem Charakter gefestigt/routiniert ist.
Ja das stimmt, meist sind sie mit 4 oder 5 noch halbstark - manche sogar ihr Leben lang. 7 ist ein gutes Alter und wenn Du genug Pferdeverstand hast, dann wirst Du mit ihm keine größeren Probleme haben und hast ein gutes Reitpferd.