Freundschaften mit MHD?
Haben Freundschaften in der Regel ein Verfallsdatum? Menschen, deren Weltanschauungen etc. verändern sich ja. Ich sehe es in letzter Zeit oft, dass Freundschaften nach 20 Jahren und mehr zerbrechen.
3 Antworten
In meinen Augen: Ja.
Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich persönlich habe spätestens nach einen halben Jahr bei vielen angefangen mich zu distanzieren und selbst langjährige Freundschaften hinter mir gelassen, weil sie mir alles andere als gut taten.
Es gibt natürlich Menschen, deren Charakter oft bereits in den ersten Wochen zum Vorschein kommt. Ich lande lustigerweise immer bei denen, die erst nach längerer Zeit zeigen wie sie sind.
Eine Freundschaft bis ans Lebensende wäre schön, aber sie wird verdammt selten sein. Ich schätze die Menschen die ich habe, aber im Gegensatz zu damals würde ich nie wieder alles für eine andere Person geben.
Muss natürlich dazu sagen, dass ich erst 19 bin. Meine Eltern haben bspw. auch Freundschaften von bis zu über 30 Jahren aus ihrer Kindheit und Jugend, aber auch dort ist der Großteil bereits weg, auch nach 20-30 Jahren können Freundschaften also zerbrechen.
Ja und nein.
Es gibt immer wieder übliche Momente im Leben, wo sich viele verändern. Manche Freundschaften überstehen das, aber nicht alle.
Als erstes die Pubertät, wo man wieder stärker Grenzen austestet und immer mehr zu dem Menschen wird, der man später ist. Da entwickeln sich Interessen usw. schnell mal auseinander, gerade wenn man noch sehr selbstfokussiert ist und mir anderen Interessen nicht umgehen kann. Da wird es nämlich verstärkt vorkommen, dass Freunde auch mal andere Meinungen und Interessen haben als man selbst.
Zudem kommt da bei vielen dann die erste große Liebe und die erste Beziehung, bei der viele erstmal die Freunde vergessen und zwangsweise weniger beachten, weil sie die Aufmerksamkeit und Zeit erstmals bewusster teilen müssen.
Der erste große Schritt ist das Ende der Schulzeit, wo Freundschaften die die Pubertät überstanden haben oder dort neu gebildet wurden auf eine harte Probleme gestellt werden. Denn Orte um Freunde zu treffen waren bisher die Schule und ggf. Hobbys um den Wohnort der Eltern. Doch plötzlich sieht man sich nicht mehr automatisch dort, sondenr muss sich aktiv vereinbaren und Zeit dafür nehmen, erlebt immer mehr verschiedene neue EIndrücke in Ausbildung/Studium und lebt sich auseinander. Plötzlich muss man viel aktiver die Freundschaft erhalten, damit sie hält. Dazu lernt man viele neue Leute kennen, also können da leicht mal in Vergessenheit geraten. Dazu hat man dann danach, mit ersten Job, ggf. Umzug und neuem Leben einrichten, neuer Umgebung, Haushalt und allem viel weniger Zeit und muss erstmal selber den Weg finden. Durch das weniger an Zeit und das fehlen des automatisch ständig sehen, halten das oft nur gute Freundschaften aus, während andere zu alten Bekannten werden, die man nicht/kaum noch sieht.
Der nächste große Einschnitt bei vielen sind dann Kinder. Weil man nicht mehr flexibel und motiviert ist auf Partys zu gehen oder andere (nicht kindgerechte) Dinge zusammen zu unternehmen, sich gerade die ersten Jahre zwangsweise alles ums Kind und dessen Rythmus dreht. Bei Müttern die stillen noch mal deutlich stärker als den Vätern. Wobei selbst ohne stillen oft ja die Mutter deutlich mehr macht. Auch das kann Freundschaften stark belasten, gerade wenn die andere Person keine Kinder hat/plant oder Kinder eher störend findet. Dazu bleibt wieder deutlich weniger Zeit für Freundschaften, man muss sich also auf die wichtigsten konzentrieren.
Wer es schafft Freundschaften über diese Zeiten zu erhalten, die halten dann oft auch bis zum Ende. Aber viele verliert man an diesen Meilensteinen, weil eine oder beide Seiten sie Freundschaft nicht mehr wollen oder nicht stark genug dafür kämpfen.
Ich habe eine alte Schulfreudin, viele meinen es sei ein "Wunder" dass wir noch befreundet sind, weil wir mittlerweile kaum noch Hobbys und Interessen teilen. Oft sind wir einer komplett unterschiedlichen Meinung (z.B. bei Politik), aber wir kommen beide damit gut klar, hören gerne mal Dinge aus dem Blickwinkel der anderen und können damit umgehen, dass wir trotzdem am Ende oft nicht der gleichen Meinung sein werden. Manchmal schickt sie mit z.B. Möbel oder Kleidung mit dem Hinweis werde ich hässlich finden, aber mit der Frage ob ich meine dass es zu ihr/ihrer Wohnung passen würde. Einfach weil ich, auch wenn es gar nicht meinen Geschmack trifft, ihren ja trotzdem kenne und einschätzen kann. Trotzdem finden wir immer Themen wo wir auch mal einer Meinung sind oder beide was schön finden, aber gerade die "großen" Punkte im Leben sehen wir unterschiedlich. Zudem vertrauen wir uns und sind einfach gerne in der Nähe der anderen. Wenn wir uns sehen, selbst wenn es Monate her ist, ist das immer als hätten wir uns erst gestern zu letzt gesehen.
Die Frage ist nicht frei von Sarkasmus. Aber dennoch gibt es langjährige -relativ seltene- Freundschaften, ebenso wie intensive kurzzeitige Freundschaften, die schon durch einen Umzug zerbrechen können.