Mindesthaltbarkeitsdatum vs. Verbrauchsdatum / Verfallsdatum

Das Ergebnis basiert auf 2 Abstimmungen

ich bin für einen Mix aus beidem 100%
ich bin für ausschließlich MHD 0%
ich bin für ausschließlich VD 0%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

das sog. Mindesthaltbarkeitsdatum ist weder ein Ablauf- noch ein Verfallsdatum. Mit diesem Datum sichert der Hersteller lediglich die einwandfreien sensorischen und optischen Eigenschaften eines Lebensmittels zu. Es dient lediglich als Hinweis für den (eigentlich) mündigen und informierten Kunden und Verbraucher.

Das MHD muss man auch stets in engem Bezug auf die richtige Lagerung eines Lebensmittels sehen. Lagerungshinweise sind auf der Umverpackung angebracht. Die Praxis zeigt, dass viele Verbraucher jedoch keine Ahnung von der richtigen und optimalen Lagerung von Lebensmitteln haben. Ein Beispiel: auf einem kühlpflichtigen Lebensmittel, z.B. bei einem vakuum verpackten Räucherfisch, ist ein MHD von 14 Tagen angegeben. Auf dem Etikett ist ein Hinweis aufgedruckt, dass das Produkt bei + 2°C bis max. + 7°C zu lagern ist. Die Obergrenze von + 7°C ist hierbei so eine Art "Schallmauer" für Bakterien und Keime, die oberhalb dieser Temperatur anfangen, aktiv zu werden.

Man muss das im Zusammenhang sehen. Der Hersteller sichert also zu, das bei max. + 7°C die zugesicherten Eigenschaften bis zum festgelegten MHD gegeben sind. Das bedeutet aber auch, dass bei einer Lagerung deutlich unter +7°C die sensorischen und optischen Eigenschaften des Lebensmittels auch über das MHD hinaus gegeben sein können. Lagere ich den Räucherfisch jetzt z.B. bei + 1°C an meiner kältesten Stelle im Kühlschrank, so kann er möglicherweise noch eine Woche nach MHD einwandfrei sein.

Der Hersteller will also mit dem MHD auf Nummer Sicher gehen, dass sein Lebensmittel - selbst bei grenzwertiger Lagerung durch den Verbraucher - bis zu dem Datum noch o.k. ist, vorausgesetzt, die Kühlkette wurde nicht unterbrochen.

Problematisch wird es, wenn die Kühlungskette vom Hersteller bis zum Endverbraucher unterbrochen wurde, was sehr häufig passiert. Die kühlpflichtige Ware wird beim Discounter angeliefert, die Palette kommt jedoch mangels Personalmangel nicht sofort ins Kühlhaus, sondern steht erst mal herum. Später beim Regaleinräumen steht die Ware nochmal, und erwärmt sich erneut. Danach, im Kühlregal, wird das Produkt auch nicht optimal gekühlt, weil die Tür des Kühlregals am Tag 100 x geöffnet wird und so keine optimale Temperatur entstehen kann. Dann wird die Ware aus dem Regal genommen und landet im Einkaufswagen, danach im Korb und schließlich im Auto und wird noch etwas spazieren gefahren. Zuhause angekommen landet der Räucherfisch dann im Kühlschrank, der jedoch nicht richtig eingestellt ist (aus Energiespargründen z.B.). Wenn jetzt der Räucherfisch einige Male über + 7°C kommt, feiern die Bakterien Party unter dem Vakuum.

Was will ich damit sagen? Solange Verbraucher mit Lebensmitteln nicht kompetent umgehen, ist eine Diskussion über MHD oder VD müßig. Ich selber kaufe bestimmte Lebensmittel gerne erst bei Ablauf MHD oder kurz davor, nicht nur weil die Ware dann meist um 50 % reduziert wurde, sondern weil ich weiß, dass die Lebensmittel, die ich gekauft habe, z,B, noch eine sensorische Reifezeit benötigen und nach Ablauf MHD erst so richtig gut werden. Einige Beispiele: Milchprodukte, Käse, gutes Fleisch und Geflügel, das ich bei entsprechenden Temperaturen (z.B. +0°C bis + 1°C) einige Wochen lagere. Die dry-aged-Lagerung von Fleisch ist ja mittlerweile auch bei uns bekannt. Sahne oder Schmand wird nach 4 - 6 Wochen über MHD erst so richtig gut. Das funktioniert auch nicht mit allen Produkten, da es auf den Hersteller und die Qualität ankommt. Wenn man sich hiermit mal etwas beschäftigt, wird man richtig Spaß an Lebensmitteln haben und das MHD mit ganz anderen Augen sehen. :-)

Jürgen

sosnik 
Fragesteller
 06.01.2015, 17:35

Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort :)

Bei deinem letzten Punkt kann ich dir nur zustimmen: manche Produkte (z.B. Mangos und andere importierte Früchte wie Kiwis oder Bananen) sind am Kauftag und manchmal noch Wochen danach nicht genießbar, laut Etikett aber abgelaufen...

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Mindest bzw Verfalldaten waren der schwachsinnigste Einfall seit Jahrzehnten: Wie schon bemerkt, werden massenhaft Produkte in den Müll geworfen. Noch schlimmer ist es bei Medikamenten. Jeder Tee altert (da nimmt man einfach ein bisschen mehr). Diese infame Pharmaindustrie zwingt diese Verfalldaten allen Herstellern von Naturheilmitteln auf, Zum Schaden von allen kranken Menschen. Kein Apother kann es sich erlauben diese Naturheilmittel auf Lager zu haben (weil er diese womöglich nicht mehr verkaufen darf). Es hilft dem Kranken nur wenig, wenn erfährt, dass das unschädliche Naturheilmittel leider erst bestellt werden muss. 50 Millionen Inhalte von Hausapotheken werden alle 5 Jahre weggeschmissen.. Macht doch Umsatz... Das ist unsere treu sorgende Pharmaindustrie

sosnik 
Fragesteller
 05.01.2015, 12:05

Danke für deine Antwort, werde das Problem bzgl. Medikamenten und Medizinprodukten hinzufügen!

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sosnik 
Fragesteller
 05.01.2015, 20:47

Eine Frage noch: du sagtest das sowohl mindest- als auch verbrauchsdaten der schwachsinnigste Einfall seit Jahrzehnten sei. Was schlägst du dann als Alternative zu diesen Optionen vor? Grüße sosnik

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ich bin für einen Mix aus beidem

Dein Text ist so nicht richtig, oder?! Nudeln, Salz etc haben KEIN VD, sondern ein mhd! VD ist zb bei Hackfleisch vorhanden, und dort meiner Meinung nach auch sinnvoll! Wenn Konservenobst (mhd) bei überschreiten seine appetitliche Farbe verliert, dann ist das nicht schädlich! Bei Hackfleisch kommt es zu gesundheitlichen Nachteilen, daher ist der Unterschied von VD und MHD durchaus sinnvoll.

sosnik 
Fragesteller
 05.01.2015, 12:08

Da hast du Recht, so wollte ich es eigentlich formulieren: GÄBE es be iz.B. Salz ein VD, wäre dies enorm unnütz und unpraktisch für Gastronomiebetriebe. Danke für deine Antwort :)

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huhu :)

es gibt noch den anbruchstiegel (das ist ein zeichen auf kosmetika zb.) in dem teigel kann eine 6M stehen oder 12M das steht dafür dass der artikel nach anbruch 6 monate haltbar ist oder 12 monate :)

sosnik 
Fragesteller
 05.01.2015, 11:56

danke werde ich hinzufügen :)

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Mit dem MHD versichert der Hersteller, nicht der Verkäufer (Supermarkt) eine einwandfreie Qualität des Produkts bei Einhaltung der vorgeschriebenen Lagerung. Spez. Eigenschaften klingt sehr komisch in diesem Zusammenhang. :D

Salz und Nudeln haben auch eher ein MHD statt VD.

Verkauft wird soweit ich weiß kein abgelaufenes Produkt im Supermarkt. Erkrankt ein Kunde dann daran, muss der Supermarkt dafür im schlimmsten Fall gerade stehen. Die Produkte werden kurz vor Ablauf des MHD vergünstigt angeboten.

sosnik 
Fragesteller
 05.01.2015, 20:39

Zu "spezifische Eigenschaften": steht so im Verbraucherprotal von BW: http://www.verbraucherportal-bw.de/servlet/PB/menu/1329374_l1/ Ich denke hauptsächlich ist damit gemeint, dass z.B. Der Käse nach Käse schmeckt und auch eine zu erwartende Konsistenz hat (>>> liegt er in der Sonne, wird sich diese verändern und somit aufgrund dieser Kriterien nicht unbedingt mehr haltbar/genießbar sein).

Salz und Nudeln haben wir ja schon bei Repwfs Antwort geklärt :)

Soweit ich recherchiert habe, ist eine Vergünstigung kurz bevor bzw. am MHD-Tag nicht verpflichtend (soll keine Kritik sein, ich ergänze bloß).

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