Freundin hat kein Verständnis für mein Burnout?
Hallo, ich bin 25 und stehe kurz vor dem Abschluss meines Studiums und habe nur noch eine letzte Klausur. Jedoch habe ich aktuell gar keine Kraft mehr und bin komplett in einem Burnout drin. Ich hatte Tage da war mir nur schwindlig, benommen, ich hatte Kopfschmerzen und teilweise auch Herzrasen und Bluthochdruck. In der Öffentlichkeit bekomme ich manchmal Panikattacken ohne irgend einen Grund.
Und das ganze ist mir entstanden, weil ich einfach zu viel Stress hatte. Ich habe bis spät in die Nacht gelernt, um meine Klausuren so schnell wie möglich zu beenden, habe parallel noch Sachen gemacht, habe 80h im Monat gearbeitet, hatte familiäre Probleme eine Zeit lang gehabt und irgendwann auch weitere Probleme, als mein Auto kaputt gegangen ist und ich eigentlich kaum Geld hatte.
Von meiner Freundin fühle ich mich nur unter Druck gesetzt. Ich versuche alles so gut es geht zu machen, obwohl ich gar nicht mehr kann, habe mein Studium pausiert, aber arbeite immer noch nebenbei im Homeoffice. Aber sie hat kein Verständnis und kann gar nicht verstehen warum ich mich nicht aufraffe. Ich sagte ihr auch dass ich nicht weiß ob ich die letzte Klausur noch schreiben kann aktuell. Sie dann nur, na toll, wunderbar, du wirst doch jetzt nicht weil du ein wenig Kopfweh hast dann einfach aufgeben wollen. Wenn ich ihr dann sage wie es mir geht, will sie das gar nicht richtig wissen und die Stimmung von ihr ist komplett getrübt. Auch wenn sie was machen möchte und ich nicht kann, dann macht sie mir indirekt Vorwürfe und ist nur genervt. Ich hatte mich sogar gezwungen mit ihr essen zu gehen obwohl ich körperlich kein bisschen konnte und hatte im Restaurant eine Panikattacke bekommen sodass wir dann irgendwann auch gehen mussten. Auf dem Rückweg hat sie dann gar nicht mehr mit mir geredet und ich hab mich gefühlt als ob ich absolut nicht unterstützt werde. Auch als ich sagte ich gehe eventuell in eine Klinik und das hat sie abgeblockt und sie meinte auch so, dass die Beziehung wie sie aktuell läuft, sie auch unglücklich ist und keine Zukunft sieht. Ich denke mir manchmal wie kann man so nur sein ….
was meint ihr zu der Situation. Übertreibe ich oder hat sie recht ?
6 Antworten
Versuche möglichst schnell einen Thermin beim Psychologen/Psychiater zu bekommen. Das wird leider extrem schwer, denn alle sind seit Corona völlig überlaufen. Da sagst du genau das, was du hier geschrieben hast und du wirst eine Reha erhalten. Da werden gleich 4-5 Wochen angesetzt und während der Reha wirst du dann gefragt, ob du einer Verlängerung auf sechs Wochen möchtest.
Da kannst du abschalten und musst dich um nichts kümmern. Dein Tagesablauf ist durchorganisiert mit Terminen, wie Sport, psychologische Einzel- und Gruppengespräche und Freizeitgestaltung, wie malen und basteln.
So etwas kann bei Bedarf auch nach wenigen Jahren erneut verschrieben werden und wenn du erst einmal einen Arzt hast, ist es viel leichter wieder einen Termin, auch kurzfristig, zu bekommen.
Schiebe es nicht hinaus, denn deine Beeinträchtigungen können sich manifestieren. Auch wird deine Kraft sonst endgültig zu schwach, einen Arzt davon zu überzeugen, dass du dringend Hilfe benötigst.
Ich hatte vor fast 20 Jahren meinen ersten Burnout. Wortfindungsschwierigkeiten, Bluthochdruck, teilweise Gedächnislücken im Kurzzeitgedächtnis sind geblieben. Gerade die erste Reha hat mir sehr geholfen.
Mehrfachbelastungen beruflicher und privater Natur sind der übliche Grund eines Burnout. Das was du beschreibst ist sehr typisch, auch mit den Ursachen dazu.
Danke Dir, bei der Frage fühlte ich mich persönlich angesprochen. Bei mir war es gerade noch rechtzeitig, bevor meine Kräfte nicht mehr gereicht hätten. Meine Schwägerin zögerte zu lange und musste dann ihren Beruf aufgeben, weil die Therapie zu spät kam.
Ich hoffe der Fragesteller beginnt wirklich so schnell wie möglich die Therapie. Es ist leider sehr schwer überhaupt einen Psychiater/Psychologen zu bekommen. Die Meisten nehmen keine neuen Patienten.
Ich hoffe, der Fragesteller nimmt sich deine Worte zu Herzen, räumt seiner psychischen Gesundheit jetzt Priorität ein und versucht nicht, den Druck, der auf im lastet, im Alleingang zu stemmen: professionelle Unterstützung zu suchen und anzunehmen ist schließlich kein Ausdruck von Schwäche, sondern ein Zeichen, dass man bereit ist, sich dem Problem zu stellen und an sich zu arbeiten.
Völlig anderes Thema aber es gibt die Möglichkeit eines Urlaubssemesters. Einfach gesagt, dein Studium ruht. Deine Uni legt die Bedingungen für ein Urlaubssemester selbst fest, aber Krankheit (einschließlich Burnout) ist oft ein möglicher Grund. Sprich mit deiner Studienberatung. So kannst du dein Studium pausieren.
Es ist oft schwer für nichtbetroffene, wirklich nachzuvollziehen, was ein Burnout ist. Nein, du übertreibst nicht. Und ja, bei dem Ausmaß ist ein Klinikaufenthalt vermutlich sinnvoll.
Schreib Deine Klausur und dann wird erstmal alles besser. Und halt Dir Deine Freundin vom Hals, es geht um Deine Zukunft. Vielleicht ist sie nicht die richtige. Halt durch.
Ich denke, ihr seid wahrscheinlich nicht miteinander kompatibel. Ich würde mir diesen zusätzlichen Stress mit der Person nicht antun wollen.
LG
Du übertreibst nicht, du brauchst professionelle Hilfe.
Was du nicht brauchst, sind Leute, die dich nicht ernst nehmen. Mag hart klingen, ist aber so.
Gute Besserung!
Sehr hilfreiche Antwort, vor allem, da du auch deine persönliche Erfahrung teilst.