Frage zum "rollenden" R?

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Seltsame Behauptung - Verschwinden / Aussprache bestimmter Personen.

Dann sprich mal Spanisch (stimmhafter alveolarer Vibrant) oder Französisch (stimmhafter uvularer Frikativ) - oder Schlesisch (entspricht dem Englischen, angedeuteten 'R').

Ursprünglich ist das pro-semitische R rollend.

Die Aussprache ist gemäß Duden Band 6 völlig frei.

Und wie oft wird dieses Thema hier noch durchgekaut.

Aussprache im Deutschen

Nicht überall dort, wo der Buchstabe R in der Schrift erscheint, wird er auch tatsächlich als das Phonem /r/ ausgesprochen. Meist findet sich in Wörterbüchern, die sich an der sogenannten Standardlautung des Deutschen orientieren, die Empfehlung zur Aussprache des Buchstabens als /r/ unter anderem nach den kurzen Vokalen i, ä, a, ü, ö, u, o am Wortende oder vor einem Konsonanten, z. B. [vɪr] für „wirr“ und nicht [vɪɐ̯].[1] In anderen Fällen wird meist ein abgeschwächtes a [ɐ̯] angegeben, wie bei „Tür“, „wir“ oder „Mutter“.

Im Deutschen gibt es mehrere Möglichkeiten der Aussprache des /r/: Es kann u. a. mit der Zungenspitze einfach oder mehrfach gerollt oder am Zäpfchen reibend erzeugt werden.[2] Heute wird /r/ meist als Zäpfchen-Rʁ​ (stimmhafter uvularer Frikativ oder Approximant) ausgesprochen. Ursprünglich wurde der R-Laut als „gerollter“ Zungenspitzlaut ​r​(stimmhafter alveolarer Vibrant) gesprochen.[3][4] In Bayern, Franken, in ländlichen Regionen Deutschlands (Ostfriesland, Siegerland, Mittelhessen) und Österreichs sowie großmehrheitlich in der Deutschschweiz (außer in deren Nordosten sowie Basel) überwiegt diese Aussprache immer noch, wie auch in übrigen europäischen Ländern (außer in Frankreich, Belgien und Dänemark sowie in Westnorwegen und Südschweden).

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte das alveolare R in den meisten Teilen Deutschlands vor. Heute überwiegt es vielerorts in der Sprache der ältesten Generation ländlicher Sprecher, während jüngere Sprecher das uvulare R verwenden. Dies gilt unter anderem für weite Teile Norddeutschlands, Hessens und Westfalens.

In Bayern wird noch viel mit rollendem R gesprochen... in manchen Teilen mehr (z.Bsp. Franken) in anderen weniger. Aber hört man eigentlich fast überall raus...

Ursprünglich, also sprachhistorisch, war das deutsche R das gerollte. Althochdeutsch etc. Ich hab mal gehört, dass die Deutschen das heutige R von den Franzosen übernommen haben. Aber sicher bin ich mir nicht.


Mony321  23.07.2019, 22:18
Ursprünglich, also sprachhistorisch, war das deutsche R das gerollte.

Wow, interessant! Wieder was gelernt :D

Studium / Ausbildung – Bin Linguist

Cool, das ist mega interessant! Darf ich fragen, was man da so alles lernt?

Und das mit dem Französischen ergibt total Sinn. Ich weiß zumindest, dass die dasselbe r verwenden wie wir im Hochdeutschen. Und auch geschichtlich ergibt es Sinn, Französisch war ja damals so eine Mode-Sprache - vor allem in gehobenen Kreisen. Und wir haben ja auch verdammt viele französische Wörter bzw. Lehnwörter ins Deutsche übernommen. Aber was erzähle ich einem Linguisten ^^'

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FaruqAlAsad  23.07.2019, 22:23
@Mony321

Ein Linguist beschäftigt sich mit Sprachen im Allgemeinen. Wie funktionieren sie, Strukturen etc. Jedoch kennt sich ein Linguist nicht so gut mit einer einzelnen Sprache aus, es sei denn, er beschäftigt sich mit dieser. Also ist der Linguist der Allgemeinarzt. Der Germanist zum Beispiel kennt sich besser aus als ich mit dem Deutschen, aber nicht so sehr mit Sprachen an sich. Er ist der Augenarzt unter den Linguisten

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Pauli010  25.07.2019, 04:47
@Mony321

'Lernen' tut man das kaum, denn für viele Erkenntnisse sind Aufmerksamkeit, Erkennungsfähigkeit, Sprachgefühl erforderlich. Derartiges muss man erfahren und begreifen (mal diese beiden deutschen Verben etymologisch und semantisch analysieren!).

Der Reisende erfährt seinen Kenntnisgewinn, der Analyst fässt an und setzt im Denkapparat ins erständnis um.

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Pauli010  24.07.2019, 15:17

Beweisbar ist dies nicht, jedoch nach dem Krieg 1870, der sog. Gründerzeit, war das extraordinär, importiert mit Modeworten Trottoir, Perron, Portemonnaie, Chaiselongue, Chapeau (claque), Voiture, Pneu etc. etc.

[ich recherchiere mal nach Tonbandaufnahmen zwischen 1850 und 1870] :-)

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FaruqAlAsad  24.07.2019, 15:29
@Pauli010

Wie gesagt. Ich bin kein Germanist. Jedoch ist sprachhistorisch das gerollte R das germanische R.

Danke für die Info

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Das ist eine sprachliche Eigenart, die vom Dialekt und der Sprache abhängt, nicht von der politischen Einstellung. Es gibt übrigens zwei verschiedene Vibranten, einmal den alveolaren Vibranten (u.a. in der Schweiz verbreitet, aber auch im nördlichen Skandinavien) und dann den uvularen Vibranten.

Letzterer ist auch im Französischen zu hören, etwa bei Edith Piaf.
(Aufnahme von 1960, das war auch noch lange vor meiner Zeit) 

"Non, rien de rien, non, je ne regrette rien!"

https://www.youtube.com/watch?v=Gsz7IuZ3paM

In Österreich wird das r teilweise mit der Zunge gerollt, aber das verschwindet langsam. Das höre ich mehr von älteren Leuten vom Land. Ich glaube, in Bayern gibt es dieses r auch noch (und in irgendeinem anderen deutschen Bundesland glaube ich, kenn mich da aber nicht aus). Ich habe aber das r nie gerollt - obwohl aus Österreich - und kenne auch niemanden in meinem Alter, der das tut. Am Land ist das vielleicht auch heute noch üblicher.

Ich verbinde es nicht mit der rechten Szene, sondern einfach mit regionalen Dialekten.

Ich denke, dass es einfach gemeinsam mit den Dialekten verschwindet. Natürlich spricht man in Österreich immer noch "Österreichisch", aber mir kommt vor, dass das heute nicht mehr so heftig ist wie früher. Ich glaube, dass ist einfach, weil die Leute immer mehr umziehen - in andere Regionen oder sogar Länder. Dadurch verschwinden die Dialekte, weil man an Ort A nicht mehr nur den dortigen Dialekt spricht, sondern auch die Dialekte von der Orten B, C, usw. anzutreffen sind. Besonders in Großstädten merkt man ja, dass sich Hochdeutsch immer mehr durchsetzt. In Berlin hört man nicht mehr so viel Berlinerisch und auch in Wien spricht man hauptsächlich Hochdeutsch. Aussterben werden Dialekte vermutlich nie - vor allem am Land nicht. Aber es geht doch mit jedem, der wegzieht, und jedem anderen, der wieder zuzieht, ein bisschen zurück. Ich denke mit dem r ist es dasselbe. Ist aber nur eine Theorie.

Lustig finden die Leute, was sie nicht kennen. Wenn man sein Leben lang gewohnt ist, das deutsche Standard-r zu hören, und plötzlich spricht einer Deutsch mit dieser seltsamen Aussprache, dann ist das natürlich erst mal komisch. Ich finde es auch immer witzig, wenn ich einen Bayer oder einen Schweizer reden höre ^^


FaruqAlAsad  23.07.2019, 22:18

Hitler hat auch Hosen getragen und ich trage auch welche. Hihihi.

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Pauli010  25.07.2019, 04:29
@FaruqAlAsad

Ja, soweit mir berichtet wurde, trage der Papst ebenfalls Hosen. Doch daraus möchte ich keine Gemeinsamkeit dieses künstlich geschaffenen Personenzirkels ableiten.

Kluger Kommentar, der leider hier nur von einer Minderheit kognitiv verstanden wird.

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