Frage an alle Älteren: Wie fühlt es sich an, "alt" zu sein?

54 Antworten

ich bin zwar noch nicht ueber 40, aber ich gehe davon aus, dass ich trotzdem schon mehr als die haelfte lebenszeit hinter mir habe (aufgrund von unguenstigen prognosen).

fuer mich hat das mehrere unterschiedliche seiten. zum einen habe ich schon manchmal angst vor dem tod, dass mir nicht mehr genug zeit bleibt, um alles das zu tun, was ich noch tun wollte, zum anderen weiss ich auch nicht, was mich nach dem tod erwartet und habe da auch keinen rueckhalt im glauben.

dann ist es so, dass ich es als wohltuend empfinde, nicht mehr so viele bedenken zu haben und nicht mehr so viel eitelkeit. mir ist kaum noch etwas peinlich genug, um mich laenger zu beschaeftigen.

ich habe viel lebenserfahrung und profitiere davon. ich bin weit gereist, habe in verschiedenen jobs gearbeitet und viele kurze und laengere beziehungen gehabt. 

das gibt mir das positive gefuehle, dass selbst wenn ich heute sterbe, ich doch sagen koennte, ich habe ein ausgefuelltes leben gehabt und nicht alles auf "spaeter" verschoben, "wenn zeit dafuer ist" oder "wenn ich das geld dafuer habe". 


Mdhhri  15.10.2022, 16:31

Es ist schön, dass man zufrieden mit seinem Zustand stellen könnte.

Ich hoffe, dass du deine Pläne und Wünsche erreichst und deine Ängste nicht mehr im Weg stehen!!

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Ich bin 51 Jahre alt und habe damit kein Problem.

Klar, war der 40. und 50. Geburtstag jeweils ein etwas merkwürdiges Gefühl, vor allem weil mir als ich jünger war, 40- und 50-jährige selbst unglaublich alt vorkamen. Daran erinnert man sich durchaus noch sehr gut, wenn man plötzlich selbst dieses Alter erreicht hat.

Ich sehe meine Lebenssituation aber insgesamt sehr entspannt:

Ich habe privat und beruflich alles erreicht, was ich wollte. (Das kann nicht jeder von sich behaupten - ich kann es zum Glück!) Das war bei mir aber mit 25 noch lange nicht der Fall. Insofern gibt es heute diesbezüglich auch viele "Probleme" oder offene Fragen weniger, als damals. Das ist ein sehr angenehmes Gefühl.

Zudem kann man mit "Ü 50" viel einfacher machen was man will. Ich bin längst nicht mehr so darauf angewiesen, das zu tun und so zu sein, wie es gerade cool, in und angesagt ist. Mit 20 oder 30 war es mir noch wesentlich wichtiger, was andere von mir halten. Auch das ist im Alltag aber jetzt viel entspannender, dass ich nicht mehr jedem Trend hinterlaufen "muss".

Und schließlich noch ein ganz anderer Aspekt:

Die meisten Menschen haben ihre Zeit von 70 bis 90 Jahren, um zu Leben. Manche viel weniger aber niemand viel länger. Dessen muss man sich bewusst sein. Ich bin sehr froh und dankbar, 51 Jahre meines Lebens davon in Frieden und Wohlstand gelebt zu haben. Das dürfte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mehr als die Hälfte meines Lebens gewesen sein. Wer weiß, was noch kommt aber diese Zeit nimmt mir auf jeden Fall niemand mehr. Beim Blick auf so manches globale Problem, was uns in den nächsten Jahren auch hier in Deutschland garantiert einholen wird, möchte ich gar keine 20 mehr sein. Ja, ich habe auch Kinder und die Hoffnung, dass sie genauso in Frieden und Freiheit leben und älter werden können, wie ich. Aber die Hoffnung haben, dass es so wird oder die Gewissheit haben, dass es schon so war ist doch ein gewaltiger Unterschied.

Dass die Zeit immer schneller zu verrinnen scheint, würde ich nicht unbedingt teilen. Sie vergeht und wenn man überlegt, was die letzten 10 Jahre eigentlich so passiert ist, wirkt das im Verhältnis zu jungen Jahren viel weniger. Die Zeit verrinnt und man macht so wenig - das kann einem eher Sorgen bereiten.
Zwischen 16 und 26 passiert so viel: die letzten Schuljahre, eine ganze Phase, die die Kindheit geprägt hat (im guten wie im schlechten) geht zu Ende, Berufswahl/Studium. Wieder geht es um ganz viel, was das Leben langfristig beeinflusst. Eigene Wohnung. Erste richtig dauerhafte Beziehungen, manchmal heiraten schon. Berufseinstieg, für einige auch Familienplanung. In diesen 10 Jahren verändert sich die eigene Welt so oft.
Schaut man auf 40-50 - wohnt immer noch im gleichen Haus, hat den gleichen oder ähnlichen Job. Idealerweise auch noch die gleiche Familie. Der Alltag hat viel mehr Routine. Es stehen auch viele Herausforderungen an, aber in der Regel ändert sich das Leben nicht mehr so stark.

Manchmal habe ich das Gefühl, noch 30 zu sein.

Als ich 10 war, machte ich mir Gedanken, ob ich wohl 100 werden würde.

Mit 50 war ich dankbar und hatte eigentlich genug. "Was jetzt noch kommt, ist Zugabe." Dabei bin ich geblieben; doch ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dem Jahrhundert ziemlich nahe kommen werde.

Aber was sind schon Zahlen? Ob uns - Alten und Jungen - noch ein Jahr bleibt oder viel mehr - damit sollten wir uns nicht beschäftigen. Sondern mit dem, was Sinn und Spaß macht. Und Menschen und Dinge hinterlassen, in denen wir weiterleben - lange über unseren Tod hinaus.

Auch ich habe "die Hälfte" schon überschritten, fühle mich aber deshalb nicht alt. Warum auch?

Natürlich merkt man, das manches nicht mehr so gut funktioniert wie früher. Man ist nicht mehr so belastbar. Hier und da zwackt es und auch lange Partynächte und Nachtdienste steckt man nicht mehr so leicht weg. Die Zeit der sportlichen Höchstleistungen ist vorbei. 

Aber die Interessen ändern sich mit der Zeit und die Hobbies und Freizeitbeschäftigungen auch. 

Deshalb ist das Leben doch nicht schlecht. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Die eigene Einstellung ist entscheidend.