Findet ihr Tiere in der Natur auch so viel schöner?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Ja 82%
Nein 18%

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja

Grundsätzlich bin ich da ganz bei dir, aber folgendes möchte ich dennoch zu bedenken geben:

Manche Tiere wären in der freien Natur schon ausgestorben, wenn sie nicht in Zoos nachgezüchtet und dann ausgesetzt worden wären.

Teilweise werden auch Tiere in Zoos gebracht, die aufgrund Konflikten mit Menschen sonst eingeschläfert oder getötet worden wären.

Manche Zoos, wie der in meiner Heimatstadt, beherbergen auch zum Großteil Tiere, die aus schlechter Privathaltung und illegalen Tier-Importen stammen, wo man die Tiere vor dem sicheren Tod gerettet hat. Viele Zoos haben auch Tiere aufgenommen, die in der Natur schwer verletzt wurden, verstümmelt wurden oder behindert sind und die alleine sonst nicht mehr lebensfähig wären.

Für solche Tiere sind Zoos der letzte Rettungsanker.

Es ist also – zumindest in Europa 2024 – nicht mehr so, dass da Tiere aus der Wildnis entnommen und im Zoo eingesperrt werden, sondern es handelt sich um Zuchtprogramme oder um Tiere, die sonst schlicht nicht leben würden.

Und das Leben im Zoo ist dann womöglich doch besser als garnicht zu leben, oder?

MyNameIsMike 
Fragesteller
 25.04.2024, 10:54

Du hast absolut recht und gibt auf das Thema Zoos nicht nur eine einsichtige Sicht, aber wäre es nicht besser ein ausgestorbenenes Tier zu haben als wohlmöglich ein unglückliches Tier welches im Gehege leidet? Oder: Könnte man das Geld welches in Zoos investiert wird, nicht besser vor Ort wo die Tiere herkommen investieren und sie dort unter besonderer Aufsicht durch z.B Wilderer etc. schützen? Es gibt Wildlife-Projekte in Afrika wo das sehr gut klappt.

Das sind so Fragen die ich mir immer wieder stelle, da mich das Thema sehr beschäftigt.

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frostfeuer85  25.04.2024, 11:07
@MyNameIsMike

Ich denke, es muss beides geben, sowohl den Schutz von Wildtieren vor Wilderern, die neue Schaffung von geschützten Lebensräumen und Reservaten, aber auch Zoos, wo Tiere, die bereits verletzt wurden oder vom Aussterben bedroht sind, eine letzte Zuflucht finden. Ich würde das auch nicht nur auf das einzelne Individuum betrachtet sehen. Für das einzelne Tier mag es so sein wie du sagst, dass es besser wäre, ausgestorben zu sein, als im Zoo sein Dasein zu fristen. Aber für die Tierart als ganzes und den Planeten eher nicht, wenn dadurch vielleicht die Möglichkeit besteht, dass künftig diese Tierart wieder in freier Wildbahn angesiedelt werden kann. Stirbt sie gänzlich aus, ist diese Möglichkeit für immer verloren und die Erde verliert etwas von unschätzbarem Wert.

Gute Eltern sind ja z.B. auch bereit, härter als gut für sie ist, zu arbeiten, damit es den Kindern einmal besser geht. Ebenso sehe ich es als gerechtfertigt an, wenn Tiere in Zoos nachgezüchtet werden, damit künftige Generationen dieser Tiere vielleicht wieder in freier Wildbahn leben können.

Und man sollte auch nicht vergessen, dass die Natur nicht nur Idylle und Freiheit bedeutet, sondern meist auch ein deutlich kürzeres Leben, einen starken Konkurrenzkampf, Konflikte, Verletzungen oder sogar den Tod.

Gerade schwächere Exemplare überleben in freier Natur nicht lang, sondern fallen schnell Fressfeinden, Nahrungsknappheit oder Revierkämpfen zum Opfer.

Viel grausamer als die Natur kann auch ein Zoo nicht sein.

Und es gibt ja z.B. auch viele Menschen, die Sicherheit der Freiheit ganz klar vorziehen. Die leben dann, sinnbildlich betrachtet, auch in einer Art Gefängnis, aber das tun sie aus eigener Motivation heraus, weil ihnen dieses ruhige und sichere Dasein lieber ist, als die Gefahr und die täglichen Herausforderungen eines Lebens in Freiheit.

Im Grunde ist auch der Mensch der Natur entfremdet. Wir ziehen uns Kleidung an und führen monogame Beziehungen, anstatt nackt um 100 Sexualpartner zu kämpfen. Das tat der Mensch, weil er seine Sicherheit, seine Bequemlichkeit und seine Harmonie der Freiheit und seiner eigentlichen Natur (nämlich sich soviel fortzupflanzen wie möglich) vorgezogen hat.

Wer weiß, ob Tiere es nicht auch so machen würden, wenn sie die Wahl hätten?

Kannst du mit Sicherheit sagen, dass ein Tier lieber Rangkämpfe in seiner Gruppe erduldet und am Ende mit gebrochenen Knochen und zerkratzter Haut humpelnd von einem Fressfeind erbeutet wird, anstatt in den engen aber sicheren 4 Wänden eines Zoos alt zu werden, wo ihm täglich sein Essen gebracht wird?

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 25.04.2024, 11:20
@frostfeuer85

Du hast mich gerade postiv sprachlos gemacht und eine komplett neue Sicht auf die Dinge gegeben, an welche ich davor nie gedacht habe. Also aus der Sicht finde ich es wiederum gut. Dennoch würde ich es dann vor Ort bevorzugen, wo man durchaus das Konzept so wie du es sagtest führen kann aber mit deutlich mehr Platz als bei uns und eines für die Tiere natürlichen und sicheren Umgebung, also eine Zwischenlösung. Also keine freie Wildbahn, aber ein riesiges Gehege, welches den natürlichen Lebensraum so gut es geht gewährleistet, welches bei uns niemals so möglich ist. Das was du gesagt hast, was auch richtig ist, wäre z.B in Afrika oder halt in der Region woher die Tiere herkommen deutlich besser umsetzbar. Das kommt den Tier zu Gute, aber auch den Menschen da dann neue Arbeitsplätze geschaffen werden. In unseren Zoos würde ich dann hingegen auf regionale Tiere setzen.

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frostfeuer85  25.04.2024, 11:27
@MyNameIsMike

Ja, ich bevorzuge auch Zoos, in denen fast nur regionale Tiere beherbergt sind und wo die Gehege großzügig angelegt sind und reichlich Versteckmöglichkeiten bieten. Nichts ist schlimmer als besagter Eisbär im 20 Quadratmeter-Betonkäfig oder der Tiger hinter Gitterstäben, der sich nichtmal um die eigene Achse drehen kann, ohne an den Grenzen seines "Lebensraums" anzustreifen.

Sowas gibt es leider noch immer in manchen Ländern, aber gerade in Europa hat sich da in den letzten Jahrzehnten einiges zum besseren verändert, finde ich.

Ich war kürzlich in einem Zoo, wo es vor 20 Jahren noch diese Bären im Betongraben gab. Die wurden mittlerweile in ein Wildreservat ausgesiedelt. Statt dessen wurden die alten Betonkäfige mit exotischen Tieren mittlerweile in begrünte Großgehege für regionale Tiere wie Ziegen, Schafe, Pferde, Auerhähne, Murmeltiere und Damwild umgewandelt. Und die sahen auch einigermaßen glücklich aus.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 25.04.2024, 11:59
@frostfeuer85

Absolut, genau das meinte ich. Ich muss aber leider sagen, das sich da in den letzten 10 Jahren immer noch bei vielen Zoos kaum was verbessert hat und wenn nur sehr minimal. Ich finde da bräucht es bessere und eindeutige Vorgaben wie das Tier zu halten ist, aber leider prallen Zoos damit wenn die Tiere einen Quadratmeter mehr haben (übertrieben gesagt) und dieser Beigeschmack zieht sich bei mir generell bei Zoos durch. Man macht es in erster Linie für die Menschen. Das sieht man auch daran wie Gehegen aufgebaut sind. Das Tier kann sich teils kaum zurückzuziehen, nur damit es der Mensch besser durch die Glasscheibe beobachten kann. Solche Zoos wie du letztens warst begrüße ich sehr und sind absolute Vorzeiger wie es richtig geht. Leider gewinnt aber die Profitgier bei Zoos oft oder wie Robert Mac Lehmann mal sagte:

"Zoos setzen sich für Tierschutz ein, aber verkaufen paar Meter weiter eine billig-Currywurst"

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frostfeuer85  26.04.2024, 12:32
@MyNameIsMike

Danke für dein Sternchen.

Hoffen wir, dass sich bei den Zoos noch einiges verbessert in nächster Zeit.

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Tiere sind im Zoo nicht eingesperrt. Die Tiere im Zoo akzeptieren die Gehegegrenzen als Grenze "ihres" Reviers - so, wie sie es in der Natur auch täten.

Der Freiheitsbegriff lässt sich auf Tiere überhaupt nicht anwenden. Das romantische Bild vom "Leben in Freiheit" existiert schlicht und ergreifend gar nicht. Tiere sind an klimatische und ökologische Umweltbedingungen gebunden, an die sie angepasst sind. Auch die Topographie schränkt sie in ihrer Freiheit ein. Bei territorialen Arten sind sie durch Reviergrenzen ihrer Artgenossen beschränkt und selbst wandernde Arten machen das nicht, weil sie es toll finden, sondern weil sie es müssen, wenn sie nicht verhungern wollen. Nebenbei bemerkt: nennenswerte Wildtierbestände findet man heute sowieso nur noch in Nationalparks und ähnlichen Naturschutzeinrichtungen, die genauso vom Menschen verwaltet werden wie ein Zoo; viele Nationalparks sind sogar vollständig umzäunt.

Außerdem haben die modernen Zoos nichts mehr mit den Zoos des 20. Jahrhunderts zu tun. Die Zoogehege sind heute viel, viel größer und bieten den Tieren so viel Platz, von dem Haus- und Nutztiere leider nur träumen können. Sie werden optimal ernährt und im Krankheitsfall vom Veterinär versorgt. Außerdem werden die Gehege heute durch Enrichment bereichert, sodass die Tiere sich beschäftigen können und auch geistig gefordert sind. Die moderne Tiergartenbiologie hat den Anspruch, dass die Tiere im Zoo tiergerecht gehalten werden, d. h. alle Verhaltensweisen befriedigen und ausleben können, die sie auch in der Natur ausleben würden.

Zoos sind heute sogar wichtiger als je zuvor. Nach neuesten Schätzungen sind 2 Mio. der rund 8 Mio. auf der Erde lebenden Spezies in ihrem Überleben bedroht. Das Artensterben ist die größte Umweltbedrohung überhaupt, noch weit vor dem Klimawandel. Zoos leisten hier einen wichtigen Beitrag im Erhalt der Biodiversität. Alle wissenschaftlich geführten Zoos unterstützen und betreiben Naturschutzprojekte weltweit. Sie betreiben Auffangstationen, in denen verletzte oder beschlagnahmte Wildtiere gesund grpflegt und wieder ausgewildert werden. Sie helfen dabei, Land aufzukaufen und unter Schutz zu stellen, unterstützen die Ausbildung und die Ausrüstung von Rangern, betreiben Aufklärungskampagnen in der lokalen Bevölkerung. Sie erhalten und züchten bedrohte Arten, die ohne Zoos längst ausgestorben wären, z. B. Wisent, Kalifornischer Kondor, Waldrapp, Bartgeier, Säbelantilope, ...

Und Zoos erfüllen wichtige Forschungs- und Bildungsfunktionen sowie eine Erholungsfunktion. Die moderne Verhaltensbiologie wäre nicht denkbar, wenn es zoologische Einrichtungen nicht gäbe, in denen man das Verhalten der Tiere studieren könnte. Auch Veterinärmedizin und Naturschutzbiologie profitieren vom Wissen, das in Zoos gewonnen wird. Und Zoos betreiben Bildungsarbeit; Schulklassen können hier außerschulisch Wissen vermitteln, es gibt Gehegeschilder, Besucherführungen, Lernstationen, Thementage usw., die auf die Bedrohung der Tiere aufmerksam machen und für Naturschutz sensibilisieren.

Ja

Generell ist es immer schöner, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen, aber wenn ich überlege, was es mit unserer Umwelt machen würde, wenn sich jeder Löwe Elefant und Co live in ihren Ursprungsländern anschauen würde ist auch erschreckend.

Auch finde ich kann man Zoos heute nicht mehr mit Zoos früher vergleichen, im Zoo Wuppertal z.B. ist das Löwengehege mehrere Hektar groß, eher wie in einem Wildpark, das Tigergehege ebenso, die haben sogar einen eigenen Wald und einen Fluß in ihrem Gehege.

https://www.youtube.com/watch?v=DJAcWjXD88w

(leider von Express, da der Zoo seine Videos nur auf der Stadtseite hat, und die sich hier nicht einbinden lassen)

https://www.wuppertal.de/medien/Zoo/Tiger.mp4

tiere in der natur wirken auch nicht übermässig glücklich. davon abgesehen, dass "glücklich aussehen" stark vermenschlicht ist und man wildtieren gar nicht nahe genug kommen kann, um zu sehen, wie glücklich sie aussehen mögen oder nicht.

und die tiere, denen man nahe kommen könnte, verfügen nicht über mimik - z.b. schnecken, grashüpfer, hummeln...

ich glaube auch nicht, dass ein zebra oder ein gnu glücklich aussehen kann, wenn es gerade von einem löwen angegriffen wird.

Ja

Tiere gehören nicht in den Zoo sondern in die Natur

Schokokeks9000  25.04.2024, 10:52

Genauso wie Tiere nicht auf Teller gehören

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