Findet ihr es gut das die Ukraine bald in die EU kommt?
Ich mein, sie erfüllt noch lange nicht die nötigen Voraussetzungen, befindet sich im Krieg (welcher durch den Krieg noch schlimmer werden kann) und andere Länder wie Nordmazedonien warten schon Jahre und bekommen den Platz nicht (ist das nicht unfair?)...
Hätte gern mal eure Meinung, vllt seh ich das ja auch falsch...
Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen
8 Antworten
Ich habe (bzw hatte bis vor 6 Wochen) beruflich mit der Ukraine zu tun - ich mag das Land und die Leute, allerdings gibt es ein massives Korruptionsproblem. Wenn ein Land reif ist für die EU kann es andere Kandidaten auch überholen.
Die Ukraine ist meiner Meinung nach noch nicht reif gewesen für die EU - aber das hat sich jetzt ohnehin zerschlagen: Das Land steckt in einem Krieg, der sich zum Teil Richtung Vernichtungskrieg entwickelt und niemand weiss, wie das endet - alle Gespräche bzgl EU wären deshalb rein symbolisch (was durchaus auch seine Platz hat, aber ernsthaft läuft da noch recht lange nichts).
wie kommst du drauf dass es bald einen EU-Beitritt gibt? Das halte ich für eher unwahrscheinlich, das käme einer offenen Kriegserklärung gleich gegen Russland.
Die Ukraine wird seit Beginn des Krieges immer wieder glorifiziert. Schnell ist vergessen, dass wir ein zutiefst korruptes Land vor uns haben, welches auch vom Wertesystem überhaupt nicht in die EU passt. Antisemitismus ist ein großes Problem in der Ukraine, der ist da recht salonfähig, Schulabschlüsse können erkauft werden, die Gesellschaft ist massiv polarisiert, das System in vielerlei Hinsicht rückständig (Wehrpflicht für Männer z.B.) und die Demokratie mangelhaft. Es gäbe Länder die weitaus besser für eine EU-Mitgliedschaft taugen würden, bisher aber nicht beitreten dürften.
Das können die Ukrainer doch basisdemokratisch abstimmen, aber wahrscheinlich ist das nicht möglich. Immerhin sind seit 2014 14.000 gemeldete Todesfälle aufgrund der Separatisten Kriege in der Ost-Ukraine bekannt. So wirklich nach geordneten Verhältnissen sieht das nicht aus.
Die Ukraine ist demokratisch und bereit, europäische Rechtsnormen einzuhalten. Sie war in den letzten Jahren wirtschaftlich im Aufschwung. Die Menschen sind im Handwerk geschickt, das Bildungsniveau gut und die Kultur europäisch geprägt.
Dass sie in Anbetracht der Umstände irgendwelche Wirtschaftskennzahlen nicht einhalten können, haben sie meiner Meinung nach jetzt schon hundertmal gut gemacht. Mit ihrem Blut, das sie im Kampf gegen einen antidemokratischen Staat vergossen haben.
Ein klares Ja zur Ukraine in der EU von mir
Falls Antisemitismus ein Kriterium für EU-Beitritte sein sollte:
Auf die Frage würden sie es schlimm finden, wenn ins Nachbarhaus eine jüdische Familie einzieht, antworteten etwa 5% der befragten Ukrainer mit ja, etwa 10% der Deutschen und etwa 25% der Polen. Der demokratisch gewählte Präsident der Ukraine ist ein Jude, das spricht für sich.
Den pro-russischen Regenten hat das Volk im Zuge der Maidan-Aufstände gestürzt, und solange da normal gewählt wird, bin ich sicher, dass bei aller kultureller Vielfalt kein russischer Statthalter mehr von der Mehrheit befürwortet wird. Besonders nicht nach den letzten Wochen.
Was in den paar Jahren seit den Maidanunruhen im Land aufgebaut wurde, ist erstaunlich. Ich war ein paarmal im Grenzgebiet zu Polen und beeindruckt.
Ein Großteil der Ukrainer, die vor dem Krieg geflohen sind, will wieder zurück. Mein Lebensgefährte hört regelmäßig polnische Nachrichten, die Millionen von Flüchtlingen dort wollen gar nicht weiter in die EU oder nach Deutschland und sich ansiedeln, die wollen fast alle zurück in ihr Land.
Einen Schulabschluss kann man mit genug Geld in Deutschland übrigens auch arrangieren. Das Privatschulsystem bietet da schon Möglichkeiten.
Danke für Deinen Beitrag, aber ich bin immer noch für einen EU-Beitritt der Ukraine.
Es gibt da keine Reihung nach Eingang des Antrages. Die Ukraine ist noch lange nicht soweit.
Zunächst muss der Krieg beendet sein, um überhaupt mal daran zu denken, welche Reformen da noch nötig wären.
Und es erfordert ja auch erst noch die Zustimmung aller anderen Mitglieder. Dennoch ist es richtig, der Ukraine diese Möglichkeit zu eröffnen. Mehr ist das im Moment eh noch nicht.
Ein durch und durch korruptes Land in dem man nicht durch Bildung aufsteigt, in dem Schulabschlüsse gekauft werden können, das kulturell sehr antisemitisch geprägt ist, soll Rechtsnormen einhalten und europäisch geprägt sein? Und ein gutes Bildungsniveau haben?
Wenn das die europäische Prägung ist wäre das ein Armutszeugnis für Europa.
Die Ukraine kann kaum als einheitliches Land verstanden werden, Prägungen sind da über lange Zeit von allen Richtungen vorhanden, Europa, Sowjetunion, später dann Russland, aber auch vom ehemaligen osmanischen Reich. Das führt zu einer immens vielfältigen Gesellschaft, baut aber gleichzeitig viele Konfliktlinien auf. Die Ukraine ist nicht umsonst ein Auswanderungsland, alle Menschen die was aus ihrem Leben machen wollen und nicht möchten dass der Geldbeutel über der Intelligenz steht haben das Land seit jeher verlassen, weite Teile der Gesellschaft leben tendenziell in Armut, die Politik wechselt alle paar Jahre zwischen pro-Russland und pro-NATO hin und her. Ich weiß wirklich nicht ob dieses Land schon soweit ist, sich einer Wertegemeinschaft wie der EU anzuschließen...