Findet ihr dass das „Ich“ hier positive Konsequenzen durch das Bewusstsein des Alterns jeweils herrausholt?
gedicht1:
Des Morgens nüchterner Abschied, eine Frau
Kühl zwischen Tür und Angel, kühl besehn.
Da sah ich: eine Strähn in ihrem Haar war grau
Ich konnt mich nicht entschließen mehr zu gehn.
Stumm nahm ich ihre Brust, und als sie fragte
Warum ich, Nachtgast, nach Verlauf der Nacht
Nicht gehen wolle, denn so war's gedacht
Sah ich sie unumwunden an und sagte:
Ist's nur noch eine Nacht, will ich noch bleiben
Doch nütze deine Zeit; das ist das Schlimme
Daß du so zwischen Tür und Angel stehst
Und laß uns die Gespräche rascher treiben
Denn wir vergaßen ganz, daß du vergehst.
Und es verschlug Begierde mir die Stimme.
Gedicht 2:
Ach Liebste, lass uns eilen,
Wir haben Zeit:
Es schadet das Verweilen
Uns beiderseit.
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehn Fuß für Fuß,
Daß alles, was wir haben,
Verschwinden muss.
Der Wangen Zier verbleichet
Das Haar wird greis,
Der Äuglein Feuer weichet,
Die Brunst wird Eis.
Das Mündlein von Korallen
Wird ungestalt,
Die Händ als Schnee verfallen,
Und du wirst alt.
Drum lass uns jetzt genießen
Der Jugend Frucht,
Eh denn wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest,
So liebe mich,
Gib mir, dass, wann du gibest
Verlier auch ich.
Was sagt ihr? Mein freund und ich sind anderer Meinung
2 Antworten
Nein - ich finde es überheblich. Komischerweise meint das Lyrische-Ich in dem ersten Gedicht, dass nur sein Gegenüber altert - so wie es geschrieben ist, wohl eine Frau oder ein die weibliche Rolle einnehmender Partner in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung.
Das zweite Gedicht eigentlich ähnlich. Nur das die letzten drei Zeilen selbst mit viel Phantasie einfach unverstänlich bleiben.
"POSITIV" ? - Für WEN soll WAS positiv gedacht sein ? (z. B könnte für einen geiles ICH ein libidinöses Abreagierne gemeint sein , was für mich nicht "positiv" wäre.
Hat das ICH in der Sit. nur allein ein Bewusstsein des Alterns erfahren ( und die Partnerin aber nicht), halte ich dies für eine Schieflage und d.h. "nicht positiv".