Finden einige trotz Uni-Abschluss keinen Job?
Abschluss ist oft wertlos, wenn man sich nicht gut auskennt, wenn man nicht tief gelernt hatte.
Das ist besonders in Technik-Berufen, wo die Firmen Fertigkeiten erwarten, um Aufgaben fuer Kunden zu erledigen!
9 Antworten
Es ist eine traurige Tatsache, dass ein Studium alleine nicht hilft einen Job zu bekommen, wenn das Grundlegende Verständnis fehlt, Stichwort "Fachidiot", was ich jetzt wertfrei meine. Ich arbeite in der Chemischen Industrie, seit 39 Jahren, ich kann ein Lied davon singen.
Beispiel: Ich war im Produktionsbereich dabei einen Chemikalienschutzanzug anzulegen. Zum aufziehen der Atemschutzmaske, welche vorgeschrieben ist, setzte ich meinen Helm ab, als ein junger Doktor der Chemie zufällig dazu kam. Er faltete mich nach allen Regeln der Kunst zusammen, was mir einfallen würde im Produktionsbereich den Arbeitsschutzhelm abzusetzen?
Ich bat ihn dann mir zu erklären, wie ich die Atemschutzmaske anlegen sollte, ohne den Helm abzusetzen? Er stutzte einen Moment, drehte sich auf dem Absatz um und weg war er. Solche Leute sind beispielhaft, sie wissen alles über die Anlage, aber nichts über die Arbeit...
Weshalb ich es auch begrüßen würde, dass jeder Akademiker erst mal ein halbes Jahr in der Produktion mitarbeitet, damit er weiß was Sache ist. Ich könnte keinem von ihnen das Wasser reichen, was die Chemischen Kenntnisse betrifft, aber keiner von ihnen macht mir etwas vor, was die Arbeit angeht...
Nach dem Studium keine Stelle zu finden, kann da passieren, wo in dem Zielberuf praktische Fähigkeiten und Erfahrungen gefragt sind, die Nur-Uni-Absolventen kaum mitbringen. Da sind zwar Praktika ganz nett, aber nicht hinreichend, um die Anforderungen der Arbeitsstelle zu erfüllen.
Drum schauen kluge Abiturienten erstmal, eine Lehre bzw. Ausbildung in einem 'Brotberuf' zu absolvieren, um darauf aufbauend ein Studium anzuschließen. Die dafür notwendige Zeit lohnt sich auf jeden Fall, außerdem gibt es für Abiturienten m.W. Lehrverkürzung.
Vorteil: während der Semesterferien lässt sich wunderbar in diesem Beruf Geld verdienen, das ansonsten gern Mangelware bei Studenten ist, und man kann bei Bewerbungen schon auf ein paar Stationen im ansonsten etwas mageren Lebenslauf verweisen.
Meine Nichte hat es so gemacht: zuerst ein paar nützliche Erfahrungen in 11 Monaten Work & Travel in Australien gesammelt und sofort nach ihrer Rückkehr mit einer Physiotherapieausbildung begonnen. Nach ein paar Berufsjahren erhielt sie im Nachrückverfahren den Zuschlag für einen Studienplatz in Humanmedizin, der sie jetzt auslastet. So teilte sich das Sammeln erster Erfahrungen und Berufsausbildung auf und bestand auch aus Lebensqualität und Abwechslung, was ich sehr wichtig finde.
Bei mir war es so, dass ich mich nach ein paar kaufmännischen Berufsjahren in Frankreich und Deutschland zu einem Sprachenstudium entschloss, wobei ich von dem Vorteil meiner praktischen Sprachkenntnisse profitierte und mir mit guten Studentenjobs das Studium z.T. selbst finanzierte.
Diesen Mix kann ich jedem empfehlen, denn zum einen hat man eine Wahl, falls es mit dem Studium doch nicht so hinhaut, zum anderen, falls doch, gibt einem die Nachfrage neben einem Einkommen auch ein gutes Gefühl, es selbst geschafft zu haben.
Ja, gibt es: https://www.academics.de/ratgeber/arbeitslose-akademiker
Die Aussage, dass ein Abschluss oft wertlos ist, stimmt meiner Meinung nach aber nicht.
Das kommt sicherlich auf den jeweiligen Arbeitsbereich an. Im sozialen Bereich werden momentan überall Leute gesucht, da finden alle Absolventen ziemlich schnell Jobs. Ob sie dann dafür auch geeignet sind, zeigt sich erst danach, aber dafür gibt's ja die Probezeit. Und was heißt eigentlich "tief lernen"? Gründlich lernen muss man immer, sonst schafft man das Studium nicht.
Ja, das geht leider vielen so.
Das hängt ab vom Studienfach.
Für viele Studienfächer besteht nicht viel Bedarf am Arbeitsmarkt und da ist es für die Absolventen, die so ein Fach studiert haben, sehr schwer, einen Job zu finden. Viele müssen dann irgendwann auf Fach-fremde Jobs ausweichen, oder sie halten sich mit wechselnden befristeten Stellen über Wasser.
► Z.B. bei geisteswissenschaftlichen Studiengängen kommt das oft vor, denn die Nachfrage nach Geisteswissenschaftlern ist am Arbeitsmarkt nicht besonders groß.
► Z.B. bei MINT-Fächern (Informatik, Ingenieur-Studiengänge, Mathe,...) kommt das kaum vor, denn dafür besteht riesiger Bedarf am Arbeitsmarkt.
Übrigens:
Mit dem Lernen hat das nichts zu tun. Wer nicht genug lernt, schafft das Studium gar nicht. Und wer das Studium geschafft hat, hat genug gelernt.
So ist es, Technokraten gibt es reichlich, bei Praktikern sieht es mau aus.