Fehlerfreies Sprechen möglich?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Niemand kann immer und in jeder Situation Sprache fehlerfrei nutzen - weder schriftlich noch mündlich. Das ist völlig normal und bedeutet nicht, dass man eine Sprache nicht fließend kann. Fehler, Pausen, Wiederholungen, etc., hängen von vielen unterschiedlichen Punkten ab; z.B. davon, wie spontan man etwas sagt/schreibt, wie gut man sich mit dem gesagten/geschriebenen Inhalt auskennt, wie ablenkend das Umfeld ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft

ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 11:57

Dankeschön für die schnelle Antwort. :-) Manchmal tue ich mir darin halt schwer und werde leicht verunsichert.

0
chihiroogino  07.04.2023, 12:55
@Pudelskern666

Da ist regional beides möglich :) Allerdings ist tue erst später im Duden hinzugekommen, ursprünglich ist tu die „richtige“ Form

1

Du kannst dich doch (zumindest schriftlich) ganz gut ausdrücken!
Mach dir keinen Kopf wegen "Perfektion"! So gut wie niemand beherrscht selbst seine Muttersprache völlig fehlerfrei!

So wünsche ich dir also einen 'entspannten Sprachgebrauch'!
"Fließend sprechen" heißt übrigens auch nicht, dass keine Fehler vorkommen dürfen.


ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 11:55

Vielen herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich mache mir manchmal darüber zu sehr Gedanken, weil ich mir Mühe gebe, im Geschäft keine Fehler zu machen.

1
Tamtamy  07.04.2023, 11:57
@ZoroKepi

Kleine Fehler, besonders im Mündlichen, haben auch durchaus Charme! 😊

2
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 12:08
@Tamtamy

Ja das stimmt 😃 aber eine kurze Anmerkung noch zu meiner 3. Frage:

Wie würden Sie das beurteilen? Also wenn man bewusst/unbewusst oft den „bestimmten Artikel“ benutzt? Das passiert mir leider sehr oft.

0
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 12:42
@Tamtamy

Z.B. unsere Datenbank hat jetzt die Daten.// hat jetzt Daten.

0
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 12:47
@ZoroKepi

also mir geht es darum, ob es in dem Fall ein gramm. Fehler ist oder eher etwas stillistisches ist? Manchmal kann ich mich nicht entscheiden welche ich benutzen soll beim Sprechen.

0
chihiroogino  07.04.2023, 12:54
@ZoroKepi

Das ist in deinem Beispiel kontextabhängig, und es würde in den meisten Kontexten beides gehen. Aber der Kontext ist entscheidend.

1
Tamtamy  07.04.2023, 12:58
@ZoroKepi

"... hat jetzt die Daten" > es sind BESTIMMTE Daten gemeint

"... hat Daten" > meint ALLGEMEIN, dass die Datenbank jetzt nicht mehr 'leer' ist.

2
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 13:00
@chihiroogino

Ok verstehe also je nach Kontext. Aber angenomm ich hätte Mal den „Falschen“ erwischt. Wäre es ein echter Fehler? Bzw. wenn ich davon ausgehen würde, dass das (vermeintlich unbekannte) „Subjekt“ schon dem Zuhörer bekannt ist und ich deswegen dieses mit dem „bestimmten Artikel“ adressiere?

0
Tamtamy  07.04.2023, 13:02
@ZoroKepi

Da wären jetzt mindestens 3 schlaflose Nächte eine angemessene Reaktion !! 😁

1
chihiroogino  07.04.2023, 13:03
@Tamtamy

Interessanterweise beinhaltet die Unterscheidung zwischen bestimmtem und unbestimmtem Artikel, anders als viele annehmen, nicht zwei, sondern sogar vier Bedeutungsdimensionen: definit, undefinit, spezifisch und generisch. Deshalb ist es auch schwieriger als man zunächst annimmt, sie richtig zu verwenden.

1
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 13:09
@Tamtamy

ok 😁 ich interpretiere das als „nicht schlimm“.

1
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 13:22
@chihiroogino

Dankeschön 😁 aber wie Sie schon bereits sehr gut die unterschiedlichen Bedeutungsdimensionen erklärt haben, ist es nicht immer einfach/ eindeutig den „richtigen“ zu erwischen. Daher wäre es kein echter Fehler, richtig?

0
chihiroogino  07.04.2023, 13:37
@ZoroKepi

Genau, es ist nur dann ein Fehler, wenn das, was du ausdrückst, entweder die Option in keinem Kontext zulässt, wie „Ich gehe auf Straße“ oder in dem jeweiligen Kontext nicht das ausdrückt, was du beabsichtigst, z. B. „Unsere Datenbank hat jetzt die Daten“, wenn jene Daten vorher nicht erwähnt wurden / unklar ist, auf welche Daten du referierst. Also, kurzum: Es wird auffallen, wenn es im Kontext absolut nicht stimmig ist, aber selbst das ist nicht schlimm :)

1
ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 13:47
@chihiroogino

Nochmals dankeschön für Ihre Rückmeldung auf mein Anliegen. Sie haben mir dabei sehr gut geholfen. 🍀👍

1

Niemand ist perfekt. Du solltest dir also keinen zu schweren Kopf machen. Vor allem ist "fehlerfrei" hier ein Begriff, den man nur mit Vorsicht anwenden sollte:

  1. Sprechen und schreiben sind zweierlei. Fehlerfreies Sprechen in einem absoluten Sinn ist praktisch unmöglich; es gibt wohl keinen Menschen, der sich nicht schon mal verhaspelt hat. Fehlerfreies Schreiben ist im Deutschen auch nicht ohne; unsere Groß-Klein-Schreibung zum Beispiel stellt auch sehr geübte Muttersprachler immer wieder vor Herausforderungen.
  2. Selbst die meisten Muttersprachler haben nur einen relativ überschaubaren aktiven Wortschatz von ein paar tausend Wörtern. Damit werden sie selten Fehler machen. Doch so bald es in die Weiten des Gesamtwortschatzes geht (ca. 500.000 im Deutschen), verlieren viele schnell die Übersicht und benutzen unvertraute Begriffe nicht korrekt (wenn sie ihnen überhaupt einfallen).

Ferner ist in manchen Situationen schwierig zu entscheiden, was "fehlerfrei" überhaupt ist. Wenn ich mich im beruflichen Umfeld bewege, spreche ich relativ neutrales Hochdeutsch. Wenn ich dasselbe bei meinen Freunden in der Kneipe mache, wäre das (sofern sie es nicht als Scherz auffassen) ein Fehler - in dem Fall der falsche Soziolekt.

Was deinen Punkt 3) betrifft: Da du dir des Problems bewusst bist, kannst du ja versuchen, stärker auf die Signale deiner Gesprächspartner zu achten. Vor allem sollte man nie allzu viel voraussetzen. Die Leute hören selten richtig zu und haben dann schon Sachen vergessen, die du vielleicht 5 Minuten vorher gesagt hast.


ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 13:13

Vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche Erklärung bzgl. meiner Frage(n).👍

1

Ist es eigentlich realistisch, dass man seine Muttersprache (z.B. in diesem Fall Deutsch) fehlerfrei sprechen kann? 

sollte man meinen, wenn man nicht ganz bildungsfern ist und Lesen als Zeitverschwendung empfindet.

Allerdings kommt beim Vortragen einer Rede noch die Psyche, die eigenen Hemmungen, hindernd dazu. Die haben dann aber nichts mehr mit guter Bildung zu tun, sondern eher mit mangelnder Übung und Ängsten,


ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 13:14

Vielen Dank - ja richtig…die Psyche spielt immer wiede Mal eine wichtige Rolle.

0

Natürlich ist es realistisch, die Muttersprache fehlerfrei und fließend zu sprechen.

Trotzdem kann es bei Aufregung und Ablenkung auch mal passieren, dass man sich verspricht und einen begonnenen Gedanken bzw. Satz dann anders beendet, als geplant, wobei es zu grammatikalischen Fehlern kommt. Das merkt man dann aber selbst und korrigiert sich.

Angesichts der sinkenden Sprachkompetenzen der Eltern der letzten Generationen und der sinkenden Unterrichtsqualität der letzten Jahrzehnte wird man heute aber immer seltener Menschen treffen, die ihre Muttersprache wirklich fehlerfrei beherrschen.

Selbst Personen, die beruflich eine erhöhte Sprachkompetenz besitzen müssten (z.B. TV-Moderatoren, Nachrichtensprecher, Politiker) demonstrieren oft erhebliche Sprachdefizite. Aktuell führendes Negativbeispiel ist Annalena Baerbock, der "wandelnde Sprachfehler".


ZoroKepi 
Fragesteller
 07.04.2023, 12:00

Dankeschön für Ihre ausführliche Erklärung. Aus der Perspektive habe ich das ganze nicht betrachtet.

0
chihiroogino  07.04.2023, 12:58

Fehlerfrei nach Duden ist ungleich der linguistischen Definition von „die eigene Muttersprache beherrschen“, denn diese berücksichtigt Sprachwandel und Sprachprinzipien. Die generalisierte Aussage, es gehe mit der Sprache bergab, hat es schon immer gegeben, und sie war schon immer unwissenschaftlich.

1
Dahika  07.04.2023, 13:00

dass man sich verspricht und einen begonnenen Gedanken bzw. Satz dann anders beendet,

LOL... meine Chefin, eine hochkompetente, hochgebildete Dame, schreibt, wenn sie Essays schreiben muss, sehr gerne Mammutsätze. Sie will es offensichtlich dadurch unserem "Oberguru", "psychotherapieausbildung" nachmachen. Nur der Oberguru kann es, sie nicht. Sie verliert sich regelmäßig im Dickicht der Grammatik. Sie hat mich daher zur ihrer privaten Lektorin ernannt, Ich entwirre dann ihre Sätze, mache aus einem Satz mindestens zwei oder drei. Und dann kann man sie auch verstehen.

0
Pudelskern666  07.04.2023, 13:11
@Dahika

Warum "LOL"? Du vergleichst Eierlikör mit Kaffee. ICH bezog mich ja explizit auf jemanden, der es KANN. Dass es daneben auch Leute gibt, die es sowieso nicht können und sich dann noch unnötigerweise mit komplexen Satzkonstruktionen übernehmen, weil sie diese formulieren, ohne sie vorher bis zum Ende durchdacht zu haben, ist ein ganz anderes Thema.

0