Extreme Konzentrationsprobleme, was tun?
Ich hatte schon immer starke Konzentrationsprobleme und lasse mich von jedem kleinsten Ding ablenken, sei es das Handy, und wenn ich das weggesperrt habe, die Meerschweinchen oder Tagträume, und wenn ich dann doch wieder zum Lernen komme, ist mein Gehirn komplett chaotisch.
Früher habe ich mich noch mit meinen Heften abschotten können, aber jetzt in der Uni läuft alles digital, und die ganzen Möglichkeiten, wie man sich ablenken kann sind immens, dann entdecke ich hier und dort wieder ein buntes Websitchen, nach einer Stunde schließe ich alles wieder und lerne krampfhaft, weil ich das diesmal unbedingt schaffen will.
Also es ist nicht so, dass ich mich speziell bei diesem Fach schwertue, das ist mein Lieblingsfachgebiet ( Bio, Chemie und Physik), in dem ich eigentlich am besten lernen kann... und dann schweife ich wieder ab..
Es ist extrem frustrierend, weil ich nur wegen der fehlenden Konzentration nicht gescheit lernen kann, also wenn ich mich auf Knopfdruck konzentrieren könnte, wäre der Stoff, den ich bis jetzt nur unkonzentriert gelernt habe, in zwei Stunden intus, aber wenn das nicht besser wird, wird das verpasste immer mehr und ich komme nicht mehr mit.
Also bei mir war öfters der Verdacht auf ADS und später ADHS, aber das blöde ist ja, ich könnte es eigentlich. Abi habe ich mit einer guten Note geschafft, komplizierte Sachen sind normalerweise im Nu verstanden nach zwei Minuten Recherche, und wenn manchmal plötzlich Konzentration da ist, kann ich ja sechs Stunden durchgehend konzentriert lernen, bloß passiert das immer zufällig, und ich habe noch nicht rausgekriegt, was genau der Auslöser dafür ist.
Ich meine, abgesehen davon fällt mir lernen nicht schwer, und wenn die Konzentration da wäre, hätte ich im nu alles reingeschaufelt, aber die fehlende Konzentration macht irgendwie alles kaputt.
Hat jemand Tipps? Und falls das jemand liest, der auch riesige Probleme damit hat oder hatte, wie bist du damit umgegangen oder hast es in Griff bekommen?
3 Antworten
So, wie Du das schilderst hört sich das durchaus nach einer ADS an. Du solltest auf jeden Fall einen Test bei einem Psychiater machen, der auf ADS spezialisiert ist. Denn eine mögliche Therapie bekommst Du nur von der Krankenkasse bezahlt, wenn Du die Diagnose von einem Facharzt hast.
Das Wichtigste ist in dem Fall, dass Du ein Strukturtraining macht. Dazu gehören
mehrere wesentliche Punkte:
1. Gewöhne Dir an, dass Du prinzipiell erst mal eine Sache fertig ma hst, ehe Du Dich dazu verleiten lässt Dich einer anderen Sache zu widmen. das ist nicht immer einfach, aber sehr gut hilft, wenn Du da "mit Dir selbst sprichst". "Halt, erst die Arbeit fertig machen und, wenn die fertig ist, mache ich das Andere." Man kann sich durchaus dazu zwingen,muss aber sehr konsequent handeln.
- Was Dir überdies helfen kann ist, wenn Du Dir eine Tagesagenda anlegst, am bestsen am Nachmittag des Vortags für den darauf folgenden Tag. Da wird alles eingetragen, was es zu erledigen gilt, nicht nur Pflichten, auch Positives wie Treffen mit einer Freundin.
Besorge Dir dafür einen Terminkalender, in dem 1Tag eine Seite ist. Nicht nur einen Bock nehmen!
Und nun das Entscheidende:
Am Abend des Tages wird alles, was erledigt wurde dick und fett durchgestrichen, nicht nur abgehakt, das Durchgestrichene ist nämlich auch die Belohnung für Dich, dass Du aktiv warst und was erledigt hast.
Alles, was nicht erledigt wurde kommt nun auf die Agenda des nächsten Tages noch einmal drauf. Und so wächst die Agenda bis zum Wochenende. Am Wochenende schaust nach ab wann es nicht mehr funktioniert hat und überlegst, warum das so ist.
Hintergrund ist meistens, weil man sich zu viel vornimmt, was man gar nicht alles schaffen kann. Deshalb mach auch Zeitaufnahmen, wenn Du eine Tätigkeit beginnst, damit Du künftig weißt wie lange Du dafür benötigst, um dann die Tätigkeiten auch besser planen zu können. Trage daher auch die Startzeit ein, wenn Du eine Tätigkeit beginnst und die Uhrzeit, wann Du damit fertig bist.
Ein Verhaltenstherapeut, die meistens auch mit den Psychiaten zusammenarbeiten kann Dir dabei noch sehr viel mehr Hilfen geben, um zu einer Struktur zu finden.
Herzlichen Dank für Deine Auszeichnung meiner Antwort als hilfreichste. Ich habe viel mit AD(H)S-Betroffenen beruflich zu tun, insbesondere mit deren Struktur.
Besorge Dir doch mal das Buch: "ADS das kreative Chaos" von Walter Beerwerth.
Der Autor ist Arzt und selbst Betroffener , er hat das Buch sowohl aus der Sicht des Arztes als auch aus der Sicht des Beroffenen geschrieben. Leider ist das Buch komplett vergriffen, es gibt es nur noch bei Amazon als gebrauchtes Exemplar.
Hier noch ein Link zum Bundesverband der Selbsthilfegruppen ADHS und ADS:
Dort findest Du den Reiter "Shop" mit einer Bücherliste zu beiden Themen, die besser sind als das, was man im Handel dazu findet. Vielleicht findest auch dort hilfreiche Dinge für Dich.
Kann viele Ursachen haben und tut mir Leid für dich und weiß dass es frustet. Aber ich denke, so wie die Ursachen individuell sein können, so auch die Lösungen.
Du kannst versuchen, Artikel von Webseiten und lehrreiche Videos runterzuladen und dann offline zu sein
Oder vielleicht hilft es in einer Gruppe oder in der Uni-Bibliothek zu lernen. Manchmal macht das Umfeld was aus
Ein Grund kann auch sein, dass du zu hohe Erwartungen an dich selber hast und du deswegen schnell abschaltest
;eider ist ein Gruppenlernen in solchen Fällen überhaupt nicht geeignet, da das noch mehr ablenkt!
Man sollte sich für das Lernen auf keinen Fall in einen öffentlichen Raum begeben, wie eine Bibliothek, wenn es nicht erforderlich ist, dass man sich dafür Literatur ausleiht.
Für die Lernvorgänge gehören feste Rituale, wie eben ein Platz, der ausschließlich für das Lernen vorgesehen ist, sowie das Herrichten dieses Platzes. Dazu könnte
durchaus auch gehören, dass man sich z.B. prinzipiell eine Tasse Tee macht, ehe man mit dem lernen beginnt.
Gerne, ich hoffe doch sehr, dass Du mithilfe meiner Hinweise neue Inputs bekommst.
Leider gibt es online eine Menge Unsinnigkeiten zu dem Thema, so dass ich nicht empfehle, dass jemand, der von der Materie keine Ahnung hat sich mit diesen Unsinnigkeiten befasst.
Mit Erwartungshaltung an sich selbst hat eine Aufmerksamkeits- und Konzentrationsauffälligkeit überhaut nichts zu tun! Eine solche Auffälligkeit wird vererbt, sie kommt nicht einfach so angeflogen.
Tabletten nehmen
Vielen Dank, hat mir sehr geholfen!