Erstaunliche Kriegs Geschichten?

Helrian  22.09.2023, 07:35

Nazis schreibt man mit a

Animefan1004 
Beitragsersteller
 22.09.2023, 07:41

Wusste eben nicht ob man das wort so normal schreiben darf

4 Antworten

Eventuell findest Du Leute in einem Altenheim, die alt genug waren, den WK2 bewusst zu erleben und Dir etwas Interessantes erzählen könnten, und die noch total geistig auf der Höhe sind.

Also nicht unbedingt Leute, die erst ab etwa 1939 beboren wurden, die waren nämlich zu der Zeit noch Kleinkinder.

Oder google nach Zeitzeugen, die Bücher veröffentlicht haben.

Solche Bücher kann man sich eventuell auch ausleihen.

Interessanter finde ich sowieso immer die Erzählungen von Leuten, die es geschafft hatten, entweder rechtzeitig vor der Schoah zu fliehen, oder in einem KZ überleben konnten.

Zum Beispiel:

https://de.wikipedia.org/wiki/Margot_Friedl%C3%A4nder

https://youtu.be/GgoQ98MBb9s?si=GtBBF4MieZ19BQbt


lesterb42  22.09.2023, 08:24

Respekt für diese alte Frau. Die war im Krieg?

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tanztrainer1  22.09.2023, 08:39
@lesterb42

Darum habe ich das auch gepostet, weil sie wohl eine der letzten Schoah-Überlebenden ist. Sie wird jetzt im November 102 Jahre alt.

Man könnte sich auch jeden Redner bei den Gedenkveranstaltungen jeweils am 27. Januar im Bundestag genauer ansehen. Sicher hat der eine oder andere auch sehr interessante Bücher veröffentlicht.

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lesterb42  22.09.2023, 08:41
@tanztrainer1

Das hast du richtig gemacht, nur wird die an keinen Kampfhandlungen teil genommen haben, nach denen hier dann wohl gefragt wurde.

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Mein Vater sollte mit seinem Uboot U-170 ab 1. August 1944 vor der afrikanischen Küste patroullieren und den alliierten Schiffsverkehr bekämpfen. Denen kam aber kein einziges feindliches Handelsschiff vors Torpedorohr. Dafür wurden sie gezielt vom US Flugzeugträger Guadalcanal und dessen Begleitflotte gejagt, denn die Amis wussten durch Funkpeilungen und Entschlüsselung des Funkverkehrs genau, wo sich U 170 befand. Die Trägergruppe war auch der Meinung, das Uboot versenkt zu haben, was aber nicht der Fall war.

Unabhängig davon gab es einen schweren Treffer auf U170, von dem man bis heute nicht weiß, wodurch er verursacht wurde. Das Boot sackte dadurch bis auf 270 m Tiefe ab und war kurz vor der Zerstörung. Die Besatzung konnte es aber gerade noch auffangen und später wieder an die Wasseroberfläche bringen. Dort wurden bei einer Inspektion schwere Schäden festgestellt. Der Kommandant fuhr dann erstmal weit abseits aller Schiffsrouten in den Atlantik hinaus, befahl absolute Funkstille und dort wurden die schlimmsten Schäden in mehrere Tagen mit Bordmitteln von der Besatzung repariert, sodass das Boot wenigstens tauchfähig, wenn auch nicht mehr kampffähig war.

Inzwischen wurden aber durch die Allierten und deren Landung in der Normandie die französischen Uboothäfen besetzt und so konnte U 170 nicht mehr dorthin zurückfahren. So entschloss sich der Kommandant, zwischen Island und England England nördlich zu umrunden und über die Nordsee nach Kiel zu fahren. So wurden dann aus einer geplanten Fahrt von 6 Wochen mit entsprechendem Proviant und Kraftstoff eine Fahrt von über 4 Monaten, die nur durch strengste Rationierung des verbliebenen Proviantes und sparsamsten Kraftstoffverbrauch möglich war. So kam U 170 tatsächlich am 4. Dezember 1944 in Kiel an. Dort überstand es im Ubootbunker dann auch gleich noch einen massiven Bomberangriff auf Kiel.

Mein Vater meinte, wenn die Besatzung nicht schon seit 3 Jahren zusammen gewesen wäre und so viel Erfahrung gehabt hätte, hätten sie das nie geschafft. Für ihre außergewöhnliche Leistungen, es bis nach Hause zu schaffen, wurde die Besatzung reihenweise ausgezeichnet. Mein Vater (Gefreiter) erhielt das Eiserne Kreuz und der Maat Rudi Mühlbauer wurde als einziger Unteroffizier ohne Portepee der gesamten Ubootflotte mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.

Das war jetzt die Ultrakurzfassung....

Das errstaunlichste an dieser Geschichte und wohl auch eher außergewöhnlich im Krieg ist der Umstand, dass die Besatzung keinerlei militärischen Erfolg hatte und nur dafür hoch dekoriert wurde, dass es ihr gelungen ist, unter den Umständen zu überleben.

Ergänzung:

Foto von Mühlbauer nach Verleihung des RK:

Bild zum Beitrag

weitere Ergänzung zur Frage nach besonderen Geschichten:

An Bord fuhr auch Gerhard Rädel, den ich durch einen Besuch mit meinem Vater bei ihm persönlich kennengelernt hatte. Laut meinem Vater war das ein verrückter Hund, mit dem er viele Abenteuer erlebt hat. Der fuhr zuerst auf der Admiral Graf Spee und ging im Rio de la Plata im argentinische Gefangenschaft. Aus der floh er und schlug sich bis zu einem japanischen Schiff durch, das ihn mit nach Japan nahm. Von dort gelang ihm die Rückfahrt mit einem deutschen Frachter nach Deutschland. Dort meldete er sich dann freiwillig zu den Ubooten und kam auf U-171, mit dem er durch einen Minentreffer unterging, aber überlebte. Dann kam er auf U-170 und überlebte dort wieder mehrere Feindfahrten und auch die letzte.

 - (Geschichte, Krieg)

JMJreboot  22.09.2023, 18:58

Ich habe die Antwort und somit Geschichte deines Vaters aufmerksam gelesen und im Anschluß aus Interesse selbst etwas Recherche betrieben.

Dabei fallen doch ein paar Unstimmigkeiten auf, die Gründe dafür mal dahingestellt.

So ging etwa die eigentliche Fahrt erst am 4., aufgrund einer Reparatur los, sie endete in Flensburg nicht Kiel, zudem wurde Mühlbauer zwar ausgezeichnet jedoch aufgrund seiner Verdienste auf U 123 und U 170 nicht allein der Rückfahrt wegen von der vierten Unternehmung.

Hier sind einige Informationen die sicher auch für dich somit von Interesse sind.

http://www.ubootarchiv.de/ubootwiki/index.php/U_170

https://uboat.net/boats/patrols/patrol_4013.html

http://www.u-boot-archiv.de/mannschaften/ubootfahrer.php?id=5049

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/K565JYNC2MILXRYDKEJMZIDUYFXQUMC5

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Hamburger02  22.09.2023, 20:10
@JMJreboot

Das sind alles Sekundärquellen. Ich habe Primärquellen vorliegen. Das wären zum einen das Kriegstagebuch von U 170, das wäre der schriftliche Bericht des Kommandanten Gerhard Hauber und das wären die Augenzeugenberichte meines Vaters. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass ich mich bei schnellen Kommentaren, die ich aus der Erinnerung schreibe, mal irre und evtl. korrigieren muss.

Aus dem schriftlichen Bericht des Kommandanten:

"In der Abenddämmerung des 30. Juli 44 lief U-170 zu seiner letzten feindfahrt aus."

Dann wird das durch Minen und Feindeinheiten schwierige Auslaufen sowie der vorgeschriebene Tieftauchversuch am 3.8 bei der 200 m-Linie geschildert. Dort wurde festgestellt, dass bei 150 m Tiefe beide Stopfbuchse der Wellen so undicht waren, dass jede Menge Wasser durch die Stevenrohre eindrang und der LI das Boot nur bis 100 m Tiefe tauchklar meldete. Daraufhin lief das Boot nochmal zurück nach Lorient, wurde dort sofort aufgeslippt und die fehlerhafte Stopfbuchse repariert. Das zweite Auslaufen geschah dann laut KTB am 4.8 um 21.53 Uhr.

Die eigentliche Fahrt war am 2.12 um 17.55 Uhr zu Ende. Da machte U-170 in Frederikshavn längsseits von zwei Zerstörern fest und wurde dort euphorisch begrüßt. Am 4.12 verlegte das Boot dann nach Flöensburg.

Dort meldete sich Hauber dann beim BdU und schlug Mühlbauer für eine besondere Auszeichnung vor aufgrund seiner besonderen Leistungen als Ausguck auf der Fahrt vor sowie der insgesamt 6 Feindfahrtem unter anderem unter Hardegen auf U-123. Der Kdt. schreibt:

"Hier unterbrach mich Gen. Admiral Frideburgmit den Worten: "Soll er haben, Deutsches Kreuz in Gold!"
Als ich antwortet: "Das hat er längst, Herr Generaladmiral, ich dachte an das Ritterkreuz!", herrschte einen Augenblick perplexe Stille. Dann brach plötzlich Kapitän Heßler unter beifälligem Gemurmel der anderen Herren los: "Ja endlich einmal ein Unteroffizier ohne Protepée, der es verdient hat, prima!". So erhielt Mühlbauer als erster und einziger Unteroffizier der U-Bootwaffe das Ritterkreuz..."

Für die Fahrten mit Hardegen hatte Mühlbauer wie der Kdt. schrieb bereits das Deutsche Kreuz erhalten. Das Ritterkreuz kam dann tatsächlich durch die letzte Fahrt auf U-170 oben drauf.

Von Flensburg lief das Boot dann nach Bremen in die Werft und erst von dort nach Kiel. Da hat meine Erinnerung die Ziwschenstationen leider vergessen.

Für das Ritterkreuz von Mühbauer incl. Verleihungsurkunde sowie einige unbedeutendere Militaria von ihm werden im Handel übrigens 13.900,- aufgerufen.

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JMJreboot  22.09.2023, 21:07
@Hamburger02

Nun, so ganz falsch liegen meine Rechercheergebnisse ja nicht.

Es war auch nicht negativ gemeint sondern lediglich als Ergänzung gedacht.

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Eine sehr erstaunliche Episode des 2. Weltkrieg, die trotz des Ernst der Lage ein wenig zum schmunzeln anregt, ist für mich immer wieder die die der 23rd Special Troops. Der sogenannten "Ghost Army". Hier findest du eine grobe Übersicht: https://de.m.wikipedia.org/wiki/23rd_Special_Troops_(Vereinigte_Staaten) Eventuell müsstest du noch ein wenig nachrecherschieren. Es gibt auch bei YouTube Videos darüber.