Elitesoldaten als Sportlehrer an die Schulen?

21 Antworten

Nur weil Jemand etwas gut kann, bedeutet das noch längst nicht, das er es auch gut unterrichten kann. Oft ist grad das Gegenteil der Fall.

und zweitens die Schüler zu disziplinieren

Wie stellst du dir das vor? So:

Bild zum Beitrag

Das funktioniert leider nur im Film und ist von der Realität Lichtjahre entfernt.

Es ist auch nicht Aufgabe der Schule sondern der Eltern, wenn die nicht wissen was gut für ihre Kinder ist dann steht jeder Lehrer auf verlorenem Posten. Heute brauchst du doch manche Schüler nur schief anschauen und schon drohen dir die Eltern mit dem Anwalt. Möchte nicht wissen was passiert wenn man einen Schüler wirklich mal anschreit.

Wir brauchen gut ausgebildete Pädagogen und keine Schulen welche einem Boot-Camp gleich kommen. Jeder Schüler soll entsprechend seiner Fähigkeiten und Neigungen unterrichtet werden. Dafür sind Soldaten mit ihrer Spezialisierung und oft stumpfem Drill völlig ungeeignet.

PS: Bekomme grad das Bild nicht aus dem Kopf wo ein Elitesoldat Bodenturnen mit einer Mädchengruppe macht.

 - (Schule, Politik, Deutschland)

Ich sehe das etwas anders.

Erstens reicht das kleine Zeitkontingent für Schulsport kaum aus, um eine ausreichende körperliche Betätigung zu erreichen und zweitens hat mir damals Schulsport die Lust auf Sport reichlich versaut. Es brauchte lange Zeit im Erwachsenenalter für die Erkenntnis, dass Sport gesund ist und Spaß machen muss um dran zu bleiben, und dass es für jeden eine Sportart gibt, die Spaß macht. Auch für mich, und jetzt bin ich totaler Sport-Fan - aber nur aktiv, passiv, also zugucken ist langweilig. Aber halt eben auch nicht jede Sportart, auf den Fußballplatz gehe ich nicht freiwillig, ich hänge lieber an der Kletterwand, lasse mich aber notfalls auch gerne auf ein Basketball-Match ein.

Würde man den armen Kindern nun einen Drill Sergeant vorsetzen, wäre bei den Meisten die Lust auf Sport endgültig dahin.

Dazu kommt: Sport ist eine pure Talentsache. Es wird immer die Kinder geben, die keine Top-Leistungen erreichen können. Wir hatten damals das Glück, dass es den heutigen Blödsinn wie den Cooper-Test, eigentlich eine Diskriminierung von körperlich benachteiligten (nicht behindert, sondern einfach nicht mit so guten Genen gesegnet) nicht gab und man mit gutem Einsatz im Rahmen des Möglichen durchaus noch eine wohlwollende gute 3 erreichen konnte. Besser, als alles zu geben und aufgrund von diskriminierenden objektiven Beurteilungen eine 5 zu kriegen, das demotiviert nur. Da aber nicht jeder Sportlehrer "Einsatz" fair bewerten kann, wäre ich dafür, Sport zwar als Pflicht beizubehalten, aber die Benotung abzuschaffen.

Jetzt sagen vielleicht welche, Mathe ist auch Talentsache - ja, aber erstens ist man im Alltag ziemlich im Eimer, wenn man nicht rechnen kann (ob man jetzt unbedingt Integral- und Differenzialrechnung braucht, sei mal dahin gestellt), und zweitens Mathe kann man lernen, auch wenn man untalentierter ist, da gibt es keinen limitierenden Körper. Das Talent liegt wohl eher im Interesse an der Sache.

Die andere Sache ist halt, dass jeder andere Sportarten mag. Und letztlich stehst du ja spätestens in deiner Spätjugend vor der Wahl: Ich find Autos toll, ich lerne KFZ-Mechatroniker, ich find Computer toll, ich studiere Informatik, ich will Menschen heilen, ich studiere Medizin und werde Arzt... - und man kann die Kinder ganz toll auf diese Wahl vorbereiten, indem man z.B. immer im ersten Halbjahr ein Potpourri an Sportarten macht und im zweiten Halbjahr lässt man sie nach Interesse wählen. In dem Potpourri sind sicher einige Sportarten drin, die die Kinder nicht mögen, aber da es ja meinen Vorstellungen nach nicht benotet werden soll, kann man das durchaus machen, und im zweiten Halbjahr, feel free. Vielleicht merken die Kinder ja auch einen Interessenwechsel. So kann man sich auch schon mal grob auf "irgendwann muss ich einen Weg wählen" durch Sportwahl auf Berufswahl vorbereiten.

Und was wäre der Effekt? Die Kinder können sich immer wieder orientieren (im ersten Halbjahr) und merken dann "Ich finde Fußball toll" und wählen im zweiten Halbjahr Fußball und gehen sogar noch in einen Fußballverein. Dann merken einige vielleicht "Judo ist aber auch toll" und nehmen im zweiten Halbjahr Fußball, gehen aber in einen Judo-Verein. Und schon machen sie freiwillig mehr Sport, weil sie ihn toll finden und noch mehr davon wollen.

Ich denke, so kann man deutlich mehr Begeisterung der Kinder für Sport erzielen und sie dazu anhalten, zusätzlich in der Freizeit etwas zu machen. Mit "Lauf du Pimpf, eine weitere 5 kannst du dir nicht leisten" schreckst du die Kinder ab, und wenn sie das mit Sport verbinden, werden sie in der Freizeit erst recht nichts machen.

Von Experte Udavu bestätigt

Habe noch bis vor wenigen Jahren als ehemaliger Soldat an einigen Schulen beim Sportunterricht ausgeholfen. Als Übungsleiter mit Schein kein Problem hatte ich schon vorher bestimmte Berufsgruppen sportlich auf Touren gebracht.

Nach den ersten Stunden sind mir die Jungs (15/16) Reihenweise aus den Latschen gekippt. Die leichtesten Übungen brachten sie an den Rand der körperlichen Fitness, Laufen über 1 km für einige ein Fiasko.

Es kam soweit das sich Eltern bei der Schulleitung beschwert haben weil ihre Jungs total fertig aus der Schule nach Hause kamen.

Das Projekt wurde nach 2 Jahren eingestellt da die Teilnehmerzahl zu gering war die meisten hatten sich vom Sport befreien lassen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein. Militär und Bildung ist nicht ohne Grund getrennt.

Hier sollten eher die Eltern mehr eingebunden werden.

Im Freizeitbereich vielleicht, aber da gehen diejenigen hin, die ohnehin schon aktiv sind.

Das Problem liegt nicht an den Sportlehrer*innen. Es liegt mit am System. Es gibt zu wenig Sportunterricht an den Schulen. Und er wird zusammen mit Kunst und Musik häufig als zweitrangig behandelt.

Davon abgesehen, gab es eine Änderung in der Kindererziehung. Kinder Kinder sein zu lassen ist gut, aber meiner Meinung nach, wurde es von einem Teil der Bevölkerung zu weit getrieben oder falsch verstanden oder was auch immer. Ich bin immer dafür den Kids und Teens Unterstützung zu geben und sie in ihren Meinungen zu bestärken. Ich bin aber absolut dagegen, ihnen alle Unanehmlichkeiten aus dem Weg zu räumen und Verpflichtungen zu laschen Empfehlungen werden zu lassen und ihnen stets ihren Willen zu lassen, weil sie noch Kids sind.

Ich hatte mal eine Teilnehmerin in meinen Kursen, die mit 14 nicht in der Lage war, allein mit dem Bus nach Hause zu fahren und deren Eltern ernsthaft erwartet haben, dass ich sie nach Hause fahre und bei meiner Weigerung (Ich habe nichtmal ein Auto) darauf bestanden, dass ich sie auf keinen Fall allein lasse, bis sie vor Ort waren. Zugegeben, das ist ein Extrem, aber leider kein Einzelfall und zeigt auch das immer größer werdende Problem auf.

Drill im Sportunterricht hätte eine massive Klagewelle der Eltern zu Folge. Je nach Intensität des Drills auch vollkommen zu Recht. Sportunterricht ist kein Boot Camp. Aber auch ohne hagelt es bereits Beschwerden und Klagen, wenn die Kids im Winter oder im Sommer draußen (saisonalen) Sport machen oder ihren Schmuck (Verletzungsgefahr) ablegen sollen.

Es gibt Beschwerden und Diskussionen bei Konsequenzen, die sich aus Fehlverhalten ergeben haben oder bei schlechten Noten für Leistungsverweigerung usw usf.

Das Vermitteln von Verhaltensregeln, Pflichtbewusstsein und Co liegt nicht hauptsächlich im Aufgabenbereich der Schule. Die Schule ist für die Bildung zuständig. Natürlich gehört auch Wertevermittlung dazu, allerdings ist dieser Bereich eher aufbauend auf bereits Vorhandenes oder ergänzend. Erziehung ist Aufgabe der Eltern.

PS: ich bin keine Lehrkraft an einer Schule. Ich gebe Kurse in Ballett und Modern Dance. Und selbst hier gibt es immer wieder Diskussionen mit den Eltern. Ich gebe inzwischen fast nur noch Kurse für Erwachsene. Meine Kolleg*innen aus dem Kids und Teen Bereich haben deutlich mehr "Spaß" damit.

Es gibt Diskussionen über Pflege von Kostümen, die von den Kids bei Auftritten getragen werden. Für Einige ist es unverständlich, dass ausgeliehene Sachen möglichst gewaschen wieder zurückgegeben werden sollen. Diskussionen über die Teilnahme an Proben oder den Ausschluss von einem Auftritt, wenn das Kind/ der Teenager an ebendiesen nicht teilgenommen hat. Es gibt Diskussionen über die Leveleinteilung oder die Entscheidung ein Teen noch nicht am Spitzenunterricht teilnehmen zu lassen usw usf

Und vor diesem Hintergrund stell dir vor, was los wäre, wenn Soldaten im Sportunterricht den Ton angeben würden.