Eigenes Pferd realistisch?

13 Antworten

Kommt drauf an mit wieviel Geld dich deine Eltern unterstützen können. Aber es klingt schon nach einem sehr wackeligen Konstrukt. Ich habe damals mein Pony auch gekauft, obwohl ich nicht auf der Suche war nach einem Pferd. Es war auch ziemlich knapp finanziell und habe ich auch nur gemacht, weil ich wusste, dass meine Mutter mich da im Zweifelsfall unterstützt. Aber nochmal würde ich das nicht machen, obwohl ich nicht bereue den Kleinen zu haben. Ich hab auch mittlerweile mehr Gehalt aber aus meiner Erfahrung schwebte doch immer die Angst mit, was passiert wenn er krank wird und eine teure Behandlung braucht.

Und bei dir scheint es ja noch zu dauern bis du "richtiges" Geld verdienst, wenn du jetzt erst ein Studium anfängst.

Im Endeffekt musst du selbst wissen, was dir dieses Pferd bedeutet und da kann ich dir nur raten das sehr gut zu überlegen.

Ich werfe jetzt aber mal noch ein paar Ideen in den Raum:

Ich weiß ja nicht wie es bei den Besitzern aussieht. Gar kein Geld mehr oder nicht mehr genug? Wenn Zweiteres und ihr ein gutes Verhältnis habt denkt mal drüber nach, ob du vielleicht das "halbe Pferd" übernimmst. Das ist natürlich auch alles andere als leicht zwischenmenschlich, aber ich wollte es mal erwähnen.

Oder du nimmst das Pferd jetzt und hast im Kopf, dass du es eventuell auch nicht lange halten kannst. Ist natürlich auch nicht ideal, weder für dich noch für das Pferd.

Ich wollte einfach mal ein paar Gedanken dazu teilen.

Oder sie stellen es dir zur Verfügung.

mache genau das - früh ausziehen und auf eigenen beinen stehen.

und such in der zwischenzeit jemanden für das pferd, der zu ihm passt und der es sich vor allem leisten kann, auch wenn mal etwas unvorhergesehenes geschieht.

damit der besitzerin mehr zeit bleibt und sie nicht knall auf fall das pferd weggeben muss, könntest du sie zwischenzeitlich zusätzlich finanziell unterstützen. frag nach, ob ihr mit z.b. 100 oder 150 euro genug luft bleibt, einen anständigen platz zu suchen. damit wäre dem pferd am meisten geholfen. und darum geht es letztendlich, nicht darum, ob du das pferd bekommst oder ob es einen andern weg geht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

pony  07.04.2020, 12:37

ps: eine alte lebensweisheit besagt - wenn auch eigentlich nicht auf pferde bezogen

if you really love him/her. let him/her go!

denk darüber nach. liebe kann auch bedeuten, zu verzichten zum wohle des andern.

inlovewithdonut 
Beitragsersteller
 07.04.2020, 13:39

Danke, aber ich zahle bereits 150€ reitbeteiligung.
ich weiß das was du meinst ist die vernünftigere Entscheidung...

250€ ist echt arg wenig, selbst wenn deine Eltern dir die Hälfte der Stallmiete finanzieren. Was, wenn das Pferd sich morgen verletzt oder mit einer Fetzenkolik in die Klinik muss? Du könntest versuchen, die Versicherungen, grad OP-Versicherung, vom Vorbesitzer zu übernehmen (wenn denn überhaupt vorhanden...) dann hast du wenigstens keine Wartezeiten. Sonst geht das schnell mal in den 4 - 5 stelligen Bereich... dafür kein Polster zu haben und das Pferd letztlich deshalb einschläfern lassen zu müssen, ist bitter!

Und ja - deine Zukunft richtet sich komplett nach dem Tier. In allen Belangen. Klar ist es verständlich, dass du das Pferd gerne nehmen würdest und für das Pferd wäre es sicher vom menschlichen her auch eine gute Lösung, wenn ihr euch bereits kennt und gut auskommt. Aber - gut überlegen, ob es nicht noch andere Lösungen gibt wie zB dir - erstmal - das Pferd zur Verfügung stellen. Gerade auch jetzt ist das eine wirklich kritische Entscheidung, die Arbeitslosenzahlen explodieren, keiner weiß im Grunde, ob er morgen noch einen/diesen Job hat (mit dem sich dann das Pferd auch finanzieren lässt...) oder einen Job findet...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Ich würde sagen, das dass wirklich eine Herzensangelegenheit ist. Wenn das Pferd dir wirklich viel bedeutet, solltest du es kaufen. Vielleicht bringst du Mal in Erfahrung, was die jetzigen Besitzer sonst damit machen würden. Aber das kriegt man schon irgendwie hin:-)

Viel glück😉🍀


MilleW  07.04.2020, 10:20

Naja, das Pferd zu kaufen weil es einem viel bedeutet ist zwar schön, aber wenn man das Geld nicht hat leidet das Pferd drunter. Der Tierarzt muss auch bezahlt werden und es gibt dinge die du nicht verhindern kannst. Und dann zu sagen das Pferd muss noch drei Wochen mit gebrochenem Bein rum laufen weil man erst nächsten Monat geld für den Tierarzt hat ist pure Quälerei. Also liebe hin oder her, wenn nicht genug geld da ist leidet das Pferd und es in andere Hände zu geben wäre sinnvoller.

Puh, da stehst Du vor einer wirklich harten Entscheidung. Und wieder einmal ist es eine Entscheidung zwischen Herz und Verstand. Vom Verstand her - und das wird es auch sein, was Dich gerade zögern lässt, ist Dir schon klar, dass ein eigenes Pferd Dich einschränken wird und das eine oder andere erschweren oder verhindern wird.

Aber Dein Herz hängt an dem Pferd und Du willst es "retten", keinem anderen überlassen, von dem Du nicht weisst, wie es ihm dort geht. Du willst es auch selber behalten, weil Du es liebst und so ein kleines Bisschen hast Du den Weg ja schon dafür bereitet.

Über das Pferd selber schreibst Du nichts, deshalb werde ich Dir weder das eine noch das andere raten, weil ich schon so oft erlebt habe, wie ein nicht mehr junges Pferd, wegen angeblicher (manchmal auch echter) finanzieller Probleme einer Reitbeteiligung aufs Auge gedrückt wurde, um sich der Verantwortung und den Kosten für ein altes Pferd zu entziehen. Manchmal ist es aber auch nicht das Alter des Pferdes, sondern die mit ihm fehlenden sportlichen Perspektiven. Oder es ist schlichtweg die Lust, die man am Sport verloren hat und ganz oft ist es aber auch eine medizinische Diagnose einer degenerativen Erkrankung, die im Moment noch nicht so zu Tage tritt, auf Dauer aber teuer und mit großen Einschränkungen, bis hin zur Unreitbarkeit verbunden ist. Auch solcher Pferde entledigt man sich gerne rechtzeitig.

Generell ist ein Pferd - selbst mit prallem Bankkonto- immer etwas, was einem sehr viel Freude macht, aber für das man Verantwortung trägt und wofür man auch immer wieder mal auf einiges verzichten muss. Spontan mal eben mit jemandem auf einen Kaffee oder zum Shoppen treffen, geht nur, wenn klar ist, wie man an dem Tag das Pferd unterbekommt. Ob man noch vorher eben schnell 2 Stunden hat, in denen man es bewegt, oder ob man spät am Abend noch mal hin kann. Oder ob man jemanden in der Hinterhand hat, der einspringen kann und auch, ob man das selber so will.

Ich habe Familie plus Vollzeitjob, bin selbstständig und bekomme das mit den Pferden dennoch hin. Es hat viel mit Planung zu tun, aber auch mit dem richtigen Stall. In unserem Fall ist der Stall nur wenige Minuten von zu Hause entfernt, ich vergeude demnach nicht endlos Zeit mit Hin- und herfahren. Wenn ich am Abend komme, war mein Pferd tagsüber auf der Weide, die Box ist gemistet und ich muss nur putzen satteln und reiten. Einen Selbstversorgerstall würde ich in meiner Situation nicht stemmen können. Klar ist ein eigenes Pferd mit großer Verantwortung verbunden - aber eben auch (im Idealfall) mit ganz viel Freude und der Gnade, einen wunderschönen Sport ausüben zu dürfen. Dafür nehme ich gerne in Kauf, dass ich auch bei kaltem, nassen Wetter im Winter in monatelanger Dunkelheit Abends zum Stall fahre, durchgefroren nach Hause komme und meinen inneren Schweinehund auch so manches Mal überwinden muss. Denn jetzt, bei schönem Wetter unter strahlend blauem Himmel das Pferd zu bewegen, ist traumhaft - auch wenn wir Corona-bedingt ja Einschränkungen haben. Aber wir Reiter dürfen ja wenigstens noch zur Gesunderhaltung zum Pferd und uns kümmern - da haben es Sportler anderer Sportarten durchaus schlechter. Ich baue gerne meinen Alltag und meine Familie rund ums Pferd herum und wenn ich mal auf die eine oder andere Sache verzichten muss, eben weil ich mich ums Pferd kümmern muss, dann ist das so, dann komme ich gut damit klar, eben weil ich mit Leib und Seele beim Reitsport bin.

Ob das in Deinem Fall genau ist, das weiß ich nicht.

Und ich kann Dir auch nicht sagen, ob Du das alles auch gut gewuppt kriegst - sowohl zeitlich, als auch finanziell. Deine Eltern wollen Dich unterstützen - können sie das auch, wenn es mal heftige Tierarztkosten gibt? Sind sie dazu finanziell in der Lage? Das ganze kann Dein Leben unheimlich bereichern, aber auch wahnsinnig komplizieren. Es kann alles - vielleicht unterstützt von 1-2 Reitbeteiligungen- super gut klappen, aber auch zum Desaster werden. Garantien gibt es im Leben für so gut wie nichts - außer bei Autos und E-Geräten. Aber Du hängst an Deiner Reitbeteiligung - und nur Du selber weisst, ob Du das Risiko eingehen möchtest oder eben nicht. Du kennst Dich selber und weisst, ob Du endlos daran zu knacken haben wirst, wenn Du es nicht tust, oder ob Du in der Lage sein wirst, mit dem Thema, nach anfänglicher Trauer, abzuschließen. Du wirst auch wissen, ob Du Opfer bringen möchtest und kannst, oder ob Du bereits jetzt nicht sicher bist, ob Du zu diesen Opfern bereit bist.

Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, wenn Du das Pferd erst mal nicht besitzt, sonder zur Verfügung gestellt bekommst. Du, bzw. Du unterstützt von Deinen Eltern, trägst alle Kosten und die Verantwortung, musst aber keinen Kaufpreis entrichten und kannst auch an der stelle, an der Du feststellst, dass es -bei aller Liebe- nicht geht, dem Besitzer wieder auf die Füße stellen. Umgekehrt kann er es aber auch Dir unterm Hintern weg verkaufen, findet er Käufer und habt Ihr das vertraglich nicht anders fixiert.


inlovewithdonut 
Beitragsersteller
 07.04.2020, 13:50

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Sallyvita  08.04.2020, 09:05
@inlovewithdonut

Ging nicht mit weniger Text, denn ich kann Dein Dilemma verstehen. Ich bin selber als Jugendliche halb daran zerbrochen, dass mein geliebtes Schulpferd beim Schlachter gelandet ist und ich nichts dagegen hab tun können. Heute viele viele Jahre später kann ich damit leben. Es hat nicht sollen sein. Ich kann es eh nicht ändern und bei vielem habe ich im Nachgang festgestellt, dass es irgendwo Sinn gemacht hat, warum von mir so sehnsüchtig gewollte Dinge nicht geklappt haben. Im Prinzip war es für mich besser so, denn meine Mutter hätte die Kosten für ein Pferd damals nicht stemmen können und ich schon gar nicht. Und meinen Vater hatte ich nicht hinter mir. Eigene Pferde gab es dann ein paar Jahre später - und die habe ich selber finanzieren können, bis heute und bin dafür sehr dankbar und damit sehr glücklich.