Die Geschichte schreiben die Sieger?

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Immer schreibt der Sieger die Geschichte der Besiegten.

Dem Erschlagenen entstellt der Schläger die Züge.

Aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge. Bertolt Brecht

Die Sieger bestimmen (schreiben) die Geschichte - dieses Zitat wird stets falsch ausgelegt, bedeutet eigentlich, dass Sieger stets in Erinnerung fbleiben werden, über diese immer mehr berichtet werden wird, als über die Besiegten. Aber, sei es drum
Ein gewisser Winfrid Martini brachte in den 90er Jahren ein Buch heraus, mit dem Titel: Der Sieger schreibt die Geschichte. Seitdem wirds gerne immer benutzt, das Leitwort.

ERINNERUNGSPOLITIK

Die Sieger bestimmen die Geschichte? Von wegen!

Die Behauptung, dass die Geschichte die Sicht der Sieger wiedergibt, wird ständig wiederholt. Beispiele aus dem 19. und 20. Jahrhundert aber zeigen:

In Wirklichkeit ist das Gegenteil richtig. Sieger bestimmen gerade nicht die Geschichte – sie haben gar kein Interesse daran.

Vergangenheit und Geschichte sind nicht identisch, auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden.

Vergangenheit steht für die vergangene Wirklichkeit und ist daher selbstverständlich irreversibel. Geschichte hingegen bedeutet das Bild, das sich eine Gruppe, eine ganze Gesellschaft, von der eigenen Vergangenheit macht. Sie ist fließend und verändert sich mit den Zeitumständen. Geschichte in diesem Sinne ist abhängig von den Interessen jener Menschen, die sich mit ihr beschäftigen, und natürlich von ihren Urteilen. Historiker erforschen die Vergangenheit und schreiben dann Geschichte, entsprechend dem, was sie wissen wollen.

Wie kommt es überhaupt zu der Vorstellung, Sieger könnten die Geschichte schreiben? Es ist vor allem ein Affekt gegen die „Re-Education“ nach 1945. Dahinter steckt die Behauptung, Deutschland würde von den Siegermächten mittels eines vermeintlichen Schuldkultes kleingehalten.

Zeithistoriker, die sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus beschäftigen, seien bewusst oder unbewusst gesteuert. Das ist eine klassisch rechtsextreme Behauptung.

https://www.welt.de/geschichte/article181399614/Erinnerungspolitik-Die-Sieger-bestimmen-die-Geschichte-Von-wegen.html


HKDornbusch 
Beitragsersteller
 14.05.2020, 04:59

Eigentlich interessieren mich persönlich aus Templer Sicht eher die Jahre 1765 in Wien und Wied und vielleicht 1247 als Richard Priece de Bary und Richard de Bures im selben Jahr versterben. Oder: Waren es doch die Gleichen?

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Richtig ist er auf jeden fall nicht.

Und heute noch weniger als früher...

Vielleicht war es früher so, wenn ein Volk mit Schrift ein Volk ohne Schrift besiegt hat, dann war es schwer, die Traditionen, Gesetze und Bräuche des Volkes ohne Schrift zu rekonstruieren... und es ist leichter, Geschichte zu übermitteln, wenn Geschichte niedergeschrieben wurde...

Doch allgemein schreibt jedes Volk seine Geschichte, und die Subjketivität kommt mehr dadurch zum Ausdruck, auf welcher Seite man steht, als durch die Tatsache, dass man einen Krieg gewinnt oder verliert.

völlig unangemessen ist dieser Spruch, wenn er von Nazis oder Neonazis gebraucht wird, um die Verbrechen der Deutschen 1933-45 zu minimieren, mit der Behauptung, dass diese Verbrechen nur deshalb als verbrechen betrachtet werden, weil die Deutschen letztlich den Krieg verloren haben...


zetra  15.05.2020, 10:41

Deiner Aussage nach, wird ja heutzutage die reine Wahrheit geschrieben, woher hast du diese Ueberzeugung her?

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Freaking0ut  15.05.2020, 11:20
@zetra

Du hast nicht aufmerksam gelesen.

Ich habe nicht gesagt, dass jeder die reine Wahrheit schreibt.

Ich habe gesagt, dass jedes Volk,Sieger und Verlierer, die Geschichte durch die Brille ihrer Wahrnehmung schreiben.

Die Geschichte Polens wird aus der Sicht der Polen anders aussehen als aus der Sicht der Preussen (Deutschen), russen oder Österreicher... Aber niemand hindert die Polen daran, ihre Geschichte zu tradieren...

Die, die keine Geschichte schreiben, sind die Völker, die keine Schrift haben. Deshalb mag in der Zeit der Römer vielleicht der Eindruck entstanden sein, dass "Sieger Geschichte schreiben", weil damals die Römer gewonnen und geschrieben haben, während viele andere Völker um sie herum verloren und nicht geschrieben haben...

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zetra  15.05.2020, 16:58
@Freaking0ut

Darueber gehe ich mit, die jeweilige Geschichtsschreibung der Staaten ensprechen ihrer subjektiven Sicht ueber diese Dinge und sind somit niemals deckungsgleich mit anderen Staaten.

Im Krieg von 1919 Polen gegen die junge Sowjetunion und die Auswirkungen dadurch bis zum heutigen Tage, das war schon ein Disput hier mit einem polnischen Ultra, der seine obtruden Ideen hier anbringen wollte.

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Freaking0ut  15.05.2020, 17:01
@zetra

Es gibt dazu ein interessantes Buch von Omer Bartov: Buczacz -Anatomy of a Genocide, wo er sehr auf die verschiedenen Narrative der Polen, Ukrainer, Juden in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg eingeht...

wer sich von wem diskriminiert fühlt, wer sich von wem ungerecht behandelt fühlt, wer was wahrnimmt oder eben auch nicht wahrnimmt, welche Ressentiments entstehen, wie sie sich später auswirken...

Es ist eine Geschichte von Buczacz in Ostgalizien (damals Polen, heute Ukraine), grob gesagt von 1900-1950...

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Bis jetzt war und ist das so, die Darstellungen von Vorgaengen werden aus der Sicht der Sieger vorteilhaft dargestellt, das haetten sogar die Nazis geschafft, wenn sie diesen unseligen Krieg nicht gewinnen konnten..

Warum wird denn der D Day so geschildert, als ob er mit kriegsentscheidend war. Ich stelle einmal hier die Frontverlaeufe ein, daran kann erkannt werden zu welchem Zeitpunkt des Krieges dieser D Day erst einsetzte 1944.

Das soll nur ein Beispiel sein, das die Sieger so schreiben, wie sie es fuer noetig halten, von den A Bomben ueber Japan , lasse ich einmal die Finger weg.

https://www.youtube.com/watch?v=UNGRHA8jQtg

Woher ich das weiß:Recherche

Es heißt eigentlich sowas wie 'Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben'.

Das kommt heutzutage auch nicht mehr wirklich hin, aber seis drum

Es geht schlicht und einfach darum, dass im Endeffekt die Kultur und damit auch die schriftlichen Zeugnisse des Volkes mit höherer Wahrscheinlichkeit überstehen, das entsprechend Schlachten und Kriege gewinnt, also die Sieger. (Bzw. im Endeffekt die Kultur, die im Allgemeinen länger überlebt)
Betrachtet man Geschichtsschreibung im allgemeinen, dann muss man hierzu wissen, dass die Geschichtsschreibung parteiisch ist. IMMER.
Es gibt keine Möglichkeit nicht IRGENDEINEN Punkt der eigenen Meinung mit einfließen zu lassen. Selbst wenn man versucht neutral zu bleiben, muss man doch immer eine Auswahl unter einr Vielzahl von Quellen treffen und allein die Auswahl deser Quellen verrät schon viel über die eigene Meinung, zumal man ehrlich dazu sagen muss, dass sich die Menschen sehr sehr lange gar nicht mal den Anspruch gesetzt haben neutral zu schreiben.

Kurzum... wenn Rom einen Krieg gewinnt und eine andere Kultur dem Erdboden gleichmacht, dann überdauert in der Regel Rom... und damit die römischen Schriftsteller, die ihrer Heimat ein Loblied dichten und ggf. Übermachten des Gegners größer darstellen, als sie wirklich waren oder Handlungen, die Anstoß erregen könnten (natürlich n erster Linie die in den eigenen Reihen) unter den Tisch kehren.
Im Endeffekt wird im Nachhinein tendenziell eher dieser Berich gefunden und als Quelle genutzt werden, um den Hergang des Krieges zu rekonstruieren, als die Berichte der Gegenseite; sodass sich ein Bild der Kriegsparteien ergibt, das nicht unbedingt in jedem Punkt so der Realität entsprochen haben muss.

Na überleg dir mal, Nation A gewinnt gegen Nation B einen Krieg.

Dann kommt jemand aus Nation B und möchte ein Buch veröffenlichen, in dem steht, wie gemein ungerecht und hinterhältig A vorgegangen ist und schildert, mit welch miesen Tricks vorgegangen wurde.

Meinst du, jemand hätte diesen jemand jemals wieder gesehen, geschweige denn dessen Buch zu Gesicht bekommen?

Der Sieger erntet den Ruhm und darf den Sieg als Sieg für die Gerechtigkeit verkünden.