Dialekt: Wo sagt man am Wortende k obwohl mit g geschrieben?
Hi,
mir ist aufgefallen, dass meine Mutter oftmals am Ende eines Wortes k spricht, obwohl es mit g geschrieben wird z.B. enk statt eng oder Anhank statt Anhang. Wahrscheinlich bezieht sich das auf das 'ng'. Weiß jemand, ob das typisch für bestimmte Regionen in Deutschland ist? Denn mir ist das in meinem Kreis nie aufgefallen.
2 Antworten
Hallo,
wenn ich mich hier richtig an mein Linguistikstudium erinnere, wobei Linguistik bei mir nur ein Teilfach war, ist das ein allgemeines Phänomen der (gesprochenen) deutschen Sprache – auch der Standardsprache (dem Hochdeutschen), nicht nur des Dialekts –, das sich Auslautverhärtung nennt und nicht ausschließlich auf die Laute
/g/ und /k/ beschränkt ist.
Ich habe jetzt keine exakte Definition zur Hand, aber ich würde die Auslautverhärtung mit Bezug zu deinem Beispiel so beschreiben, dass die stimmhaften Plosive /b/, /d/ und /g/ am Wort- oder Silbenende in der gesprochenen Sprache je nach Lautumgebung in ihre stimmlosen Pendants /p/, /t/ und /k/ umgewandelt werden. Durch diesen Verlust der Stimmhaftigkeit klingen sie „härter“ oder „verhärtet“.
Kurze Erklärung zur ArtikulationsartPlosive sind in der Linguistik eine Artikulationsart, bei der der Atemluftstrom aus der Lunge zunächst kurzzeitig blockiert wird und die angestaute Luft im Folgenden sofort wieder freigesetzt wird. Dadurch entweicht der angestaute Luftstrom sozusagen „explosionsartig“, sodass der entsprechende Laut entsteht.
Es sei angemerkt, dass die Auslautverhärtung auch bei Konsonanten anderer Artikulationsarten (konkret den Frikativen sowie den Affrikaten) auftreten kann, aber das würde hier zu weit führen.
Kurze Erklärung zur StimmhaftigkeitStimmhaft ist ein Laut, wenn bei seiner Produktion der Luftstrom so an den Stimmbändern vorbeigeleitet wird, dass diese in Schwingung geraten. Stimmlos ist ein Laut, wenn der Luftstrom die Stimmbänder passiert, ohne sie in Schwingung zu versetzen.
Gruß, BerchGerch
Mir fällt spontan Kölsch ein, aber das Wort Engk [ʔɛŋkʰ] bedeutet dort nicht "eng", sondern "Ende". Auch bedeutet Hungk [hʊŋkʰ] "Hund".
Im Kölschen wird hier also das auslautende nd > ngk verschoben.
Dazu passt, dass Wörter wie "heute", "Zeit" usw. oft ebenfalls ein k (oder g) verpasst bekommen. Also [hʏkʰ] "hück" und "Zigg". Aus Wände wird "Wäng".
Hück kütter nit, dä hät kä Zigg.
Heute kommt er nicht, der hat keine Zeit.
Es gibt die Aussprache "Zitt" (Zeit), das spricht man aber nicht in der Stadt Köln, sondern im weiteren Umland, daher sagt man auch:
"Zitt säät de Kappesbuur."
"Zitt sagt der Kohlbauer."