Deutschlehrer korrigiert subjektiv, was tun?
Hallo, ich habe gestern meine Deutschklausur zurückbekommen. Ich habe auf die Arbeit 10 Punkte, also eine 2-, bekommen. Der Lehrer meinte, dass gewisse Sachen die ich anspreche wie „aus dem Himmel gegriffen sind“, aber weiter konkretisiert hat es das nicht.
Ich habe mir gestern Abend die Arbeit zum Roman „Homo faber“ von Max Frisch nochmal angeschaut und die Randbemerkungen unter die Lupe genommen. Dort ist mir aufgefallen, dass mein Lehrer ziemlich oft Partei bezieht und Thesen, die ich aufgestellt habe, einfach als problematisch oder falsch absegnet, weil es ja „eigentlich“ anders sei!
An einer Stelle komme ich beispielsweise auf das Frauenbild Fabers zu sprechen. Dort beschreibe ich, dass sein Frauenbild für mich persönlich verständlich sowie eine gewisse Berechtigung hat, da er vor Jahren von seiner ersten Liebe, Hanna, stehengelassen wurde (siehe Hochzeit). Dort schreibt mein Lehrer einfach daneben, dass diese Aussage/Stellungnahme problematisch, wie aus dem Himmel gegriffen sei und zieht mir dafür Punkte ab.
Ich weiß, dass 10 Punkte keinesfalls schlecht sind, jedoch bin ich mit der Benotung nicht zufrieden. Mein Lehrer meinte selbst noch beim Aushändigen der Arbeit, dass ich mich sehr gut ausdrücken könne. Ich habe einfach das Gefühl, dass er wie gesagt bei der Korrektur mit einem subjektiven Blick an die Sache gegangen ist, was sich an den Randbemerkungen meiner Meinung nach sehr deutlich macht.
Ich würde gerne mit meinem Deutschlehrer ein Nachgespräch haben, damit er mir seine Benotung nochmal genauer erklären kann. Ich fühle mich bei dieser Arbeit einfach nicht richtig benotet. Wird ein Gespräch mit de Lehrer Sinn machen, oder sind Deutschlehrer generell so subjektiv beim korrigieren einer Klausur?
LG
4 Antworten
An einer Stelle komme ich beispielsweise auf das Frauenbild Fabers zu sprechen. Dort beschreibe ich, dass sein Frauenbild für mich persönlich verständlich sowie eine gewisse Berechtigung hat, da er vor Jahren von seiner ersten Liebe, Hanna, stehengelassen wurde (siehe Hochzeit). Dort schreibt mein Lehrer einfach daneben, dass diese Aussage/Stellungnahme problematisch, wie aus dem Himmel gegriffen sei und zieht mir dafür Punkte ab.
Nun, du gehst hier meines Erachtens mit einem subjektiven Blick an die Sache heran, und genau das bemängelt dein Lehrer.
Das ist Meinung, die du zwar begründest (er wurde sitzengelassen), aber nicht mit Fabers Worten, sondern mit deinem Empfinden. Natürlich hätten alle Verständnis für ein schlechtes Frauenbild eines Mannes, der verlassen wurde. Aber steht irgendwo, dass er Frauen deshalb so sieht? Das wäre dann die Stelle, die genannt werden müsste. Zudem hatte Faber auch vor der geplanten Hochzeit bereits ein Frauenbild, mit dem sich nicht alle Frauen identifizieren können (auch das ist jetzt eine Herleitung, wie du sie vollziehst: nicht am Text, sondern ein "verständlicher Gedankengang").
Das war jetzt ein kleiner Ausschnitt, der sicherlich nicht zu einer 2- geführt hat, aber eben Punktabzug gibt. Du musst in der Oberstufe viel mehr darauf achten, nah am Text zu bleiben. Der Text ist deine Grundlage, um deine Interpretation zu belegen, nicht ein angenommenes allgemeines Verständnis.
Welche Möglichkeiten du hast:
- Du hast ein Recht darauf, dass der Lehrer dir seine Korrektur erläutert. Du kannst Fragen stellen, wenn du etwas nicht verstehst. Vereinbare dazu einen Termin mit ihm und überfall ihn nicht in der 5-Minuten-Pause damit.
- Du kannst sie ko-korrigieren lassen. Dazu müsstest du dir den Erwartungshorizont geben lassen (auch in diesen solltest du übrigens Einblick haben dürfen!).
Ich entschuldige mich für die miserable Grammatik! Ich habe das heute morgen mit kalten Händen an der Bushaltestelle getippt.
LG
Wie gesagt - ich habe mich nur auf dein Sätzchen bezogen und kann auch jetzt nicht mehr dazu sagen, weil ich weder die Aufgabenstellung noch deine Arbeit im Originalwortlaut kenne. Ich kann sie mir gerne komplett anschauen. Bisher habe ich nur zu erläutern bzw. herzuleiten versucht, was "aus dem Himmel gegriffen" bedeuten könnte.
Was mich getriggert hat, ist nicht deine Grammatik, sondern dein Ausdruck, der meines Erachtens hier und da Willkür unterstellt.
Oh, da entschuldige ich mich, falls das so rübergekommen ist.
Ich vertrete hier nur meine Meinung bezüglich zu diesem Thema, welches mich letztendlich direkt betrifft.
Was mich bei deinem Kommentar leicht „getriggert“ hat war, dass du ohne jeglichen Kontext versucht hast die 2- auf meiner Arbeit zu legitimieren.
Trotzdem danke ich dir für deinen Beitrag! Ich werde morgen früh mich mit meinem Deutschlehrer nochmal zusammensetzen und es wird sich herausstellen, wie der ganze „Schlamassel“ enden wird ;).
LG und einen schönen Abend!
Was mich bei deinem Kommentar leicht „getriggert“ hat war, dass du ohne jeglichen Kontext versucht hast die 2- auf meiner Arbeit zu legitimieren.
Hab ich nicht:
Das war jetzt ein kleiner Ausschnitt, der sicherlich nicht zu einer 2- geführt hat, aber eben Punktabzug gibt.
Was gemeint ist und was du schreibst, sind zwei Paar Schuhe.
Ich wünsche dir ein gutes Gespräch morgen.
Zu einer so differenzierten Beurteilung würde ich mich erst durchringen, wenn ich den von Stereo geschriebenen Text vorliegen hätte.
Die Beschreibung der Möglichkeiten finde ich sehr hilfreich.
Bestens! Du vertrittst die Schülerseite auf Basis eines Fitzelchens und ich die Lehrerseite auf Basis eines Fitzelchens. So ist an alle gedacht!
(Mich triggert die Fragestellung auch etwas, gebe ich zu: "generell so subjektiv beim [K]orrigieren", "dass mein Lehrer ziemlich oft Partei bezieht", "einfach als problematisch oder falsch absegnet, weil es ja „eigentlich“ anders sei!", "Dort schreibt mein Lehrer einfach daneben", "bei der Korrektur mit einem subjektiven Blick an die Sache gegangen ist, was sich an den Randbemerkungen meiner Meinung nach sehr deutlich macht")
Ich habe nicht "die Schülerseite vertreten". Ich habe für ein klärendes Gespräch plädiert.
Vor langer Zeit hat man mal eine Studie durchgeführt mit Deutscharbeiten, die bundesweit von Deutschlehrern benotet werden sollten. Von den Noten 1-6 war für eine Arbeit alles vertreten. So viel zur Subjektivität.
Später hatte ich mal meine Benotung für eine Deutschklausur moniert, woraufhin die Lehrerin sie in dem Kurs zur Diskussion gestellt hatte. Pech für mich, dass keiner der Lehrerin widersprechen mochte ;-)
Ich würde es aber dennoch beim Lehrer versuchen, dass er dir zumindest erklärt, wie er seine Einschätzung begründet.
Viel Glück!
Ja, von dieser sagenhaften Studie höre und lese auch ich immer wieder. Hast Du da vielleicht mal einen Link?
Die Studie würde ich mir nämlich gern mal aus der Nähe ansehen.
Vor 30-40 Jahren... seitdem sollte sich da aber einiges getan haben. Deshalb macht man ja eigentlich solche Studien (sollte man zumindest): um daraus zu lernen.
Ich hätte schon für "damals" gewisse methodische Mängel zumindest nicht ausgeschlossen...
Heute fände ich ein solches Resultat unvorstellbar.
Manchmal gibt es auch bei aus dem Himmel Gegriffenem doch noch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen nicht einmal die Schulweisheit eines Schulmeisters träumt...
Ein Gespräch ist fast immer sinnvoll. Du kommst für mich hier argumentativ und nicht konfrontativ rüber. Mit einer solchen Haltung schätze ich deine Chancen als nicht schlecht ein. Deine Lehrkraft kann ich natürlich nicht einschätzen...
Und ja, ich finde auch, dass Faber irgendwo und irgendwie "hannageschädigt" ist.
Natürlich ist auch dein Urteil über die Subjektivität des Lehrers subjektiv...
Gruß, earnest
Aber es wird nicht am Text belegt und sein Frauenbild war vorher schon nicht so wirklich "frauen- bzw. hannakompatibel".
Da maße ich mir ohne genaue Kenntnis des von Stereo Geschriebenen kein Urteil an.
Ich beziehe mich bei meinem ersten Teil auch nur auf den Ausschnitt, den Stereo eingestellt hat. Diese Herleitung ist nicht am Text belegt.
Da kann ich nur meinen Kommentar von eben wiederholen.
Ich mache mir gern ein vollständiges Bild.
„Aus dem Himmel gegriffen“ klingt für mich evtl. nach zu wenigen und nicht ausreichend eng am Text erklärten Textbelegen.
Hallo, erstmal vielen Dank für deine Antwort!
In der Arbeit sollten wir schauen, inwiefern das Thema „Bildnis“ auf den Roman „Homo faber“ Bezug nimmt. Ich habe in meiner Arbeit Fabers Frauenbildnis als Beispiel genommen, weil es sich einfach hervorragend anbietet.
Was du zu Fabers Frauenbild vor der fehlgeschlagenen Hochzeit kann ich jetzt hier erstmal nicht unterschrieben; da müsste ich mir nochmal die Textstelle sorgfältig durchlesen, wo dies thematisiert wird.
Ich denke, da es bei der Arbeit gerade nicht um eine Interpretation der Lektüre ging, ist eine Stellungnahme berechtigt (habe andere Klassenkameraden auch getan).
Da Faber im Unterricht immer als der alte weiße Mann, der frauenfeindlich ist und scheinbar nur Augen für junge Frauen hat abgestempelt wurde wollte ich in meiner Arbeit mit Textbelegen halt zeigen, dass dies auch einen Urgrund hat (fehlgeschlagene Hochzeit mit Hanna). Danach habe ich Stellung bezogen und gesagt, dass Fabers Einstellung, sein Bild der Frau für mich gewissermaßen gerechtfertigt und erklärend jedoch aus heutiger Sicht problematisch ist.
Faber projektiert das Frauenbild, welches ich meiner Meinung nach sich durch die Erfahrungen mit Hanna gemacht hat, am Anfang der Lektüre regelrecht auf Ivy: „Frauen wollen nur das eine, heiraten“…
Durch seine Affäre mit Sabeth scheint sich ja sein Frauenbild wieder zu ändern, was ich ebenfalls in meiner Arbeit mit Textbelegen in meiner Arbeit erläuterte.
Für mich ist deine Argumentation nicht wirklich schlüssig, da es sich hier nicht um eine „reguläre“ Interpretation des „Homo fabers“ geht.
Ich werde auf jeden Fall im laufe der nächsten Woche nochmal das Gespräch mit meinem Lehrer aufsuchen.
LG