Deutschland Wirtschaft aktuell?
Ich lese und höre immer öfter, dass die deutsche Wirtschaft in die Insolvenz geht und wir irgendwann wie im zweiten Welt (Schwellenland) werden. Ist das so, oder ist das eher eine überemotionalisierte Reaktion auf die Krise?
2 Antworten
Den Zinszahlungen von 40 Milliarden Euro im Jahr, stehen 1 Billion Euro jährlicher Staatseinnahmen gegenüber. Das bedeutet, dass wir 0,4% unseres Bundesetats für Zinszahlungen aufwenden müssen. Wir sind multiple Dimensionen davon entfernt, zahlungsunfähig zu werden.
Der Grundwert einer Währung entsteht durch die Annerkennung zum staatlichen Zahlungsmittel (bspw. zur Tilgung von Verbindlichkeiten gegenüber staatlichen Institutionen). Beim Euro erstreckt sich dieses Versprechen über mehrere Nationen, der sogenannten Euro-Währungsunion. Der Devisenwert entsteht durch externe Nachfrage an unserer Währung. Da Europa große Mengen Güter mit internationaler Nachfrage produziert, wird der Euro stets auf dem Devisenmarkt nachgefragt. Der Devisenwert ist weniger für die Binnenwirtschaft, als viel mehr für die Außenwirtschaft von Relevanz.
Weiterhin hat die Geldmenge in einem System per se keinen Effekt auf die Staatsfinanzierung.
Ein Artikel des Handesblatt von heute
Laut einer neuen Studie von Deloitte und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fürchtet fast jedes zweite Unternehmen, dass „die Deindustrialisierung des Standorts Deutschland kaum noch aufgehalten werden kann“. Insgesamt 49 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bereits selbst Teile der Produktion aus Deutschland verlagert zu haben und dies zukünftig weiter tun zu wollen.
Und die Gründe hierfür liegen in keinem Ukraine Krieg (der betrifft alle), in keiner Inflation (die hatten alle) und auch nicht in Corona (hatten auch alle).
Täglich bekommen wir Meldungen über Stellenstreichungen. Die Zahl der Firmenschließungen steigt weiter. Und die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts fällt und fällt und fällt.
Ich werd niemanden sagen, was er wählen soll. Aber jedem sollte die Dramatik dieser Lage bekannt sein. Unser Sozialsystem, Unsere Infrastruktur, das alles wird von der Industrie und dem damit verbundenen Arbeitsplätzen gezahlt.
Wer diese wirklich dramatische Lage realtiviert oder leugnet, ist entweder kinderlos, weil für aktuell lebende Menschen dürfte es noch reichen, oder handelt gezielt gegen die Interessen Deutschlands.
Der Grund dafür ist jedoch keine drohende Zahlungsunfähigkeit des Staates, sondern das Fehlen von staatlichen Investitionen.
Die Exportwirtschaft funktioniert in Deutschland noch, den Umständen entsprechend, einwandfrei. Man darf nicht vergessen, dass sich die Weltwirtschaft in einer Rezession befindet. Kritisch sieht es bei unserer Binnenwirtschaft aus. Hier ist klar zu differenzieren. Die Binnenwirtschaft ist auf kaufkräftige Kundschaft angewiesen. Die kaufkräftige Kundschaft besteht hauptsächlich aus Arbeitnehmern. Die Arbeitnehmer werden von ihren Unternehmen mit zu wenig Kaufkraft ausgestattet. Dieser Effekt ist hauptsächlich giergetrieben, denn die relativen Kapitalerträge dürfen sich in keinem Fall reduzieren.
Weiterhin fehlt es an staatlichen Investionen und vor allem Konsumausgaben.