Depressionen zerstören mich :D?
Hallo ihr Lieben!
Ich bin mit einer schweren Depression diagnostiziert und es erschwert mein Leben erheblich, ja fast schon ruiniert. Ich habe jedes Symptom was man haben kann, außer psychosomatisch. Also kein Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Suizidalität. Gestern war mein schlimmster Tag, es war fast schon surreal. Ich bin 20. Obwohl ich erst vor kurzem die Diagnose bekam, bin ich mir sicher, dass ich schon in der Jugend schwer darunter litt. Das Ereignis war wie damals, also habe ich eine rezidivierende Depression. Ich hab gestern absolut nichts machen können. Als hätte ich keine Muskeln mehr, als hätte ich kein Gehirn mehr. Ich konnte nichts empfinden, nicht denken, nicht handeln. Ich hatte vor mich duschen zu gehen morgens. Ich bin um 8 Uhr aufgewacht. Dann ging ich zum Stuhl und saß da nur. Wie ein Zombie hab ich durchs Handy gescrollt um irgendeine Emotion zu erwecken. Nichts, absolut nichts. Komplette Leere. Mein Zeitgefühl war auch weg. Das ist schwer zu beschreiben. Ich saß bis 18 Uhr (10 Stunden!!) nur auf dem Stuhl und hab zwischendurch was schnelles gegessen und auch mal gebinged um Emotionen zu spüren. Dann hab ich mich mit aller Kraft zu Duschen aufgerafft. Dann war ich platt. Ich lief wie eine Irre hin und her in meinem Zimmer, Kopfhörer in meinen Ohren mit Musik um der Leere in mir zu entfliehen. Das ging bis um 1 Uhr nachts. Dann konnte ich auch nicht wirklich einschlafen, ich habe jeden Tag Schlafprobleme.
Also meine Lage ist sehr dramatisch. Und weil die Suche nach einem Therapieplatz noch keinen Erfolg gebracht hat, aber meine Symptome mittlerweile völlig außer Kontrolle sind, hab ich mir endlich Antidepressiva verschreiben lassen. Ich nehme sie in der Hoffnung, die Kontrolle über mein Leben zurück zu gewinnen. Ich kann mich nicht mehr gesund ernähren, ich suche nach Fettigem wie ein süchtiges Kind. Ich kann nicht mehr Sport treiben weil ich mich wortwörtlich tot fühle und mir die mentale und physische Kraft fehlt. Ich kann mich nicht um meine Klausuren kümmern weil mein Kopf komplett leer ist. Ich fühle mich so müde, dass das Augen auf halten ein Kraftakt ist. Für Personen die nie eine Depression durchgemacht haben, sieht das alles komplett unnachvollziehbar aus, als würde ich mir einfach Ausreden fürs Faulsein suchen. Aber jemand, der faul ist, hat davon wenigstens etwas. Z.b. fernsehen statt die Hausaufgaben machen, du erholst dich statt dich anzustrengen. Depressionen sind komplett anders. Du genießt diese destruktive Zeit überhaupt nicht. Es ist eine Qual, wie du in deinem Körper versinkst, du bist nicht mehr. Dein Körper existiert nur noch, wie ein Schiff ohne Kapitän, er ist von Bord gefallen. Das Schiff ist seiner Umgebung ausgeliefert.
Das waren jetzt viele Metaphern und ich bin jedem dankbar, der mir bis hierhin Aufmerksamkeit geschenkt hat. Ich wollte einfach mein Inneres rauslassen und würde mich über jeden Beitrag freuen :)
Danke
3 Antworten
Warst du schon mal bei einem Psychologen der mit dir über die sachen die dich bedrücken sprichst ? Ich war fast genau so wie du habe mehrmals versucht mich umzubringen und manchmal hatte ich keinen Antrieb habe zu allem Nein gesagt und saß im Zimmer beim zocken teilweise wochen lang und hatte nur den antrieb wieder hinter dem PC zu sitzen und sich nicht um Freunde und Familie zu kümmern dann ist das Zeitgefühl gegangen und ich wusste teilweise nicht mal mehr welcher wochentag es war und welche woche. Bis ein Freund mit mir einmal spazieren gegangen ist und ich einen Hund bekommen habe seit dem muss ich mal mindestens einmal am tag raus und es hat sehr sehr viel geholfen.
Hi. Darf ich fragen ab wann du die Medikamente nimmst?
Diese fangen erst nach 3-4 Wochen an richtig zu wirken und du solltest nach 2 Monaten einen Unterschied bemerken. Dieser kann positiv oder negativ sein - wenn du nichts spürst oder es dir noch schlimmer geht solltest du die Dosis ändern lassen oder ein anderes Medikament ausprobieren (natürlich mit einem Arzt absprechen!) Manche Medis wirken bei dem einen klasse - bei dem anderen gar nicht.
Ich bin auch anfang 20 und in einer ähnlichen Situation, seit Jahren. Du bist nicht allein.
Vielen Dank! Ich nehme Escitalopram, seit heute. Ja mein Arzt hat mich schon darüber aufgeklärt dass das Medikament erst nach frühestens 2 Wochen Wirkung zeigt. Ich hoffe einfach sehr, dass es mir die Kraft geben wird, aktiv gegen die Depression zu handeln und dass es meine Emotionen stabilisieren wird, sodass ich nicht mehr unkontrollierbare Tiefs habe.
Ich möchte diese Situation nicht auf mich beziehen aber vielleicht kann ich dir ein wenig Hoffnung geben.
Ich wurde 2020 sehr krank und verbrachte die meiste Zeit in Krankenhäusern und meine Depressionen wurden extrem. Ende November lag ich nur noch im Bett, mein Zimmer ging in Müll und Dreck unter. Ich hatte keine Lust mehr zu Leben. Diesen Punkt hatte ich schon vorher erreicht aber diese Art von Hoffnungslosigkeit war mir vor diesem Zeitpunkt fremd. Im November 2020 fing ich meine Antidepressiva an.
Nach 3 Wochen habe ich angefangen mein Zimmer aufzuräumen. Nach 4 fing ich an, spazieren zu gehen. 6 Monate später zog ich in meine erste eigene Wohnung.
Und heute? Nun, heute habe ich immer noch Probleme. Ich hab Tage an denen ich denke das alles Scheiße ist. Ich habe neben den Depressionen auch noch Zwangsstörungen und PTSD, die das alles nicht einfacher machen. Aber ja, durch die Antidepressiva habe ich gelernt leben zu wollen. Ich habe Kraft meinen Freunden zu schreiben. Kraft meine Wohnung aufzuräumen. Kraft einkaufen zu gehen. Und ich bin auf einer Therapieliste und… warte.
Ich habe schon in 2015 Antidepressiva bekommen und die waren der Horror. Ich hatte mir geschworen nie wieder welche zu nehmen… doch meine jetzigen haben mir ein Stück vom Leben zurückgegeben.
Ich entschuldige mich für den langen Text. Ich möchte dir nur ein wenig Hoffnung machen. Ich weiß, du denkst es gibt da keinen weg mehr raus. Ich weiß, du willst am liebsten einfach nur verschwinden. Aber ich glaube und denke dass du es da wieder rausschafftst. Wirklich, ich denke an dich. Auch wenn alles gerade so verdammt beschissen ist.
Dankeschön, ja das gibt mir Hoffnung. Ich weiß, die Depressionen verschwinden nicht durch das Medikament aber man kann (hoffentlich) wenigstens seine Symptome angehen, durch einen gesunden Lebensstil und Copingmechanismen. Meine Symptome sind leider auch immer ein wilder, inkonsistenter Mix. Es gibt Tage, wo ich alles hinkriege aber trotzdem die schlimmsten suizidale Gedanken habe. Dann gibt es Tage wie jetzt, wo ich wirklich objektiv gesehen zu nichts tauge und einfach vor mich hin verwese aber nicht suizidal bin, aber auch nicht lebensfroh, einfach leer. Meine Geschwister geben mir jedoch Kraft und ich weiß dass ich sie niemals traumatisieren möchte. Sie sind auch ein großer Grund in meinem tiefen Willen, mein Leben zu verbessern.
Ich hoffe, du wirst auch zu dir selbst finden, sei es mit Medikamenten und/oder Therapien. Wünsche dir auch alles Gute.
Hey du! Ich kann jedes Wort nachvollziehen, da ich selbst mit Borderline, Depressionen und Bipolarität diagnostiziert wurde. Das sucht man sich nicht aus. Es ist super, das alles rauszulassen und aufzuschreiben!👍🏻
Ein paar Tipps, die es dir leichter machen sollen:
- Kein Alkohol o.ä. Drogen (so gut es geht)
- Hinterfrage dich und deine Handlungen nicht auf eine sehr negative Art. Z.B.: "Warum habe ich das und das nicht?" Das wird dir nicht helfen. Reflektiere dir gegenüber respektvoll und konstruktiv, nimm es an und mach was draus. Bring dich dazu zu wachsen, mach dich nicht runter!
- Wenn du dich leer und energielos fühlst: Zwing dich dazu aufzustehen, zu duschen und rauszugehen. Mach Pausen, aber dann leg wieder los. (Ich erstelle mir abends immer einen kleinen Zeitplan für den nächsten Tag, damit ich in Bewegung bleibe :))
- Selfcare! Denk zwischendurch nur an dich. Iss fettiges Essen, zieh deine Lieblingsklamptten an und geh im Park spazieren, mach dir ein Schaumbad oder nimm eine lange, heiße Dusche.
- Wenn du SV- Gedanken hast, lenk dich mit Musik, Filmen, Freunden oder Spaziergängen ab oder iss scharfes Essen, höre seeehr laute Musik oder fletsche Haargummis an dein Handgelenk.
Ich hoffe der Kommentar hat dir geholfen. Ich wünsche dir nur das Beste! Bleib stark und melde dich bei mir, wenn du einen Rat brauchst. Lieben Gruß!
Punkt 3 kann ich nur zustimmen. Ich bin zwar nicht diagnostiziert von wegen Depressionen, weil ich noch zu keinem Arzt gegangen bin, da es mir unangenehm ist und ich nicht der Typ bin, der mit anderen näher über die eigenen Probleme redet, konnte aber den FS komplett nachvollziehen und auf mich anwenden.
Da ich in einer Großfamilie lebe fällt das auch nicht so auf, da man immer auf Trap Gehalten wird und es kein "ich Will nicht" gibt. Ich denke, hätte ich das nicht, wäre ich schon lange eingegangen.
LG
Ablenkung hilft, vor allem wenn sie immer da ist. Aber suche bitte rechtzeitig jemanden (zum Reden) auf. Ich hab es jahrelang verdrängt und dann kam ich nicht mehr klar. Reden hilft immer. Auch dir biete ich an, mir zu schreiben. Ich bin gerne für dich da. Mich kann auch nichts mehr abschrecken :)
Ich habe eine Freundin, bei ihr sind Depressionen diagnostiziert, mit ihr rede ich manchmal über meine Gemütslage und sie über ihre. Da fühle ich mich gut aufgehoben. Klar, die Gespräche ersetzen kein Fachmann aber solange ich den Schritt zum Fachmann noch nicht gegangen bin, ist das eine große wenn auch nicht lösende Möglichkeit, ein bisschen Ballast abzuwerfen.
LG
Ein sehr lieber und süßer Beitrag! Ich kann deine Ratschläge sehr gut verstehen, aber um mich aufraffen zu können brauche ich ein Mindestmaß an "mentaler Kraft". Ich kenne die Tage, wo mir meine depressive Stimme sagt ich solle nicjt rausgehen und ich solle nicht in die Bibliothek, aber ich mache es trotzdem und hinterher fühlt man sich besser. Aber an so schlimmen Tagen wie jetzt geht es wirklich nicht mehr. Da braucht man, wenn man wie ich schon sehr lange darunter leidet und die Krankheit schon zu ausgeprägt ist, auch "äußere" Hilfe. Ich denke Antidepressiva, wenn sie hoffentlich bei mir anschlagen, können da wirklich ein guter mentaler "Tritt" sein um aktiv zu handeln.
Ich wünsche dir auch gute Besserung und viel Erfolg zur Genesung.
Klar. Bei mir sieht jeder zweiter Tag aus. Manchmal ist es inmöglich mir selbst in den "Arsch uu treten". Ich bekomme Medikamente, die auch helfen, z.B. morgens aufzustehen. Was ich sagen möchte ist: Versuch dein Bestes. Wenn es nicht geht, versuch es trotzdem und wenn es wirklich nicht geht, ist das okay!
Ich wünsche dir ebenso viel Erfolg und ganz viel Liebe. Das Angebot steht😊
Danke für deinen Beitrag. Ja ich hatte nur Erstgespräche mit einem Psychologen zur Diagnostik, mich therapieren konnte er aber nicht weil er schon ausgebucht war. Ich bin immer noch auf der Suche, aber es ist sehr schwer, zum einen weil es nicht viele Plätze gibt, zum anderen weil die Depression alleine das Suchen erschwert. Im Moment ist es schon so schlimm geworden dass ich es nicht mehr kann. Deshalb bin ich einfach nur froh jetzt endlich ein Antidepressiva zu haben, welches mir hoffentlich auch die Kraft gibt, aktiver danach zu suchen