Denkt ihr, dass klassische Architekturstile irgendwann zurückkommen?
Ich meine alles bis einschließlich Gründerzeit, also Renaissance, Barock, Fachwerk usw. Und ich meine keine Einzelfälle, sondern eine flächendeckende oder massenhafte Wiederkehr. Meine Hoffnung wäre, dass man durch 3D-Druck und technischen Fortschritt vielleicht irgendwann vergleichsweise günstig Stuck an die Fassaden bringen kann. Die Neubauten hier sind oft einfach nur Quader mit Schlitzen. Finde ich persönlich eher abstoßend, ich mag es wirklich sehr verspielt.
Ich würde auch die (durchaus auch neuen) Einfamilienhäuser aus US-Filmen dazuzählen, die ja oft sehr verspielt sind, z. B. durch unterschiedliche Abstufungen in der Fassade und Erker.
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4 Antworten
Gerade Neureiche lieben es verspielt. Wenn es zu allgemeinen Wohlstand kommen sollte, wäre es demnach möglich. Ob es jedoch so schön, wie die alte Architektur wird, wage ich zu bezweifeln. Eine solche verspielte Siedlung gibt es in Moldawien, als es dort einen kleiner wirtschaftlicher Aufschwung gab. Da war ich und war beeindruckt https://de.euronews.com/2020/11/03/verlassene-roma-villen-in-moldawien
Bei mir hat ein Nachbar seinen Neubau in Fachwerk errichtet, sieht schön, wenn auch in der Siedlung nicht wirklich passend aus.
Der kalte Funktionalismus der modernen Architektur stößt immer mehr auf Ablehnung. Auch mit Beton kann man interessante Massenarchitektur errichten. Gudi in Barcelona hat es vorgemacht. Natürlich müsste es in großen Massen hergestellt werden, damit es sich rechnet.
"Die Neubauten hier sind oft einfach nur Quader mit Schlitzen. Finde ich persönlich eher abstoßend.."
Da bin ich ganz bei dir! Ich habe jedoch die Hoffnung vollkommen aufgegeben. Bei unseren Baupreisen kann sich das ja so kaum einer leisten! Und dann noch mit Rund- oder Spitzbögen und Ornamenten! Unbezahlbar. Außerdem wüsste ich nicht ob es überhaupt noch Steinmetze gibt... glaube kaum...
Du glaubst garnicht, wieviel Bildung so ein ungebildeter Oligarch auf einmal hat, wenn es um Garantien/Gewährleistungen geht.
Die Dämmfassadenhersteller und ausführenden Firmen liefern das alles, zumindest in Deutschland.https://lb-fassadenelemente.com/agb-allgemeine-geschaeftsbedingungen/
Ja, sicher, ich weiß. Die liefern mal so ein bißchen Bogen und Rundungen. Aber was speziell klassische Architekturstile anbelangt, da steigen auch die aus. Da hilft nur der gute alte Steinmetz.
Es gibt Steinmetze, bei denen man Architekturelemente bestellen kann. Vielleicht nehmen auch Dombauhütten private Aufträge an.
Die Dombauhütten gibt es noch, zB in Regensburg. Die ist aber in staatlicher Hand wie der Dom. Dort kann man Steinmetz lernen bis zum Meister. Die meisten Steinmetze bestellen fertige Grabsteine aus Südamerika, Indien oder China und setzen Metallschriften drauf. In Wunsiedel gibt es eine Fachschule. https://www.fachschule-wunsiedel.de/#about
Wow... hätte nicht gedacht, dass es sogar noch eine Schule für die gibt.
Es besteht also noch Hoffnung!
Vereinzelt werden klassische Gestaltungen aufgegriffen oder alte Gebäude rekonstruiert, wie z. B. in manchen Berliner "Latte-Macchiato-Kiezen", der Frankfurter "Neuen Altstadt" oder in Dresden. Aber so etwas ist die Ausnahme und löst nicht die Herausforderungen des heutigen Bauens - nämlich bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Ich denke, dass es im großen Stil mit staatlichen Zuschüssen funktionieren könnte. Aber es ist natürlich auch eine Frage der (finanziellen) Priorisierung, andererseits auch der Fachkräfte. Ich wohne selbst in einem hässlichen Neubauviertel und bin noch nie auf die Idee gekommen, hier spazieren zu gehen, weil die Gegend architektonisch sowie von der Atmosphäre her sehr abstoßend ist, zumindest für meinen Geschmack. Meine Hoffnung wäre, dass der technische Fortschritt vielleicht positive Auswirkungen auf die Möglichkeiten des Bauens haben wird (Quantität und Gestaltung).
Es ist auch eine Frage heutiger Ästhetik, moderner Bauanforderungen und der Wirtschaftlichkeit. Es ist nicht sinnvoll Neubausiedlungen am Stadtrand im Stil barocker oder klassizistischer Architektur zu bauen. Das sähe kitschig und unpassend aus und wäre eine Verschwendung von Ressourcen, wenngleich so etwas tatsächlich schon versucht wurde (google Bofill Montpellier). Was nicht heißt, dass moderne Architektur wie DDR-Plattenbauten aussehen muss. Es gibt gelungene Beispiele für moderne Gebäude mit strukturierter, aufgelockerter oder begrünter Fassade und intelligenten Grundrissen. Hierbei auch kann auch eine Anlehnung an frühere Gestaltungen erfolgen ohne sie nachzuahmen.
Ich bejahe das nicht generell, will es aber nicht ausschliessen. Es dürfte sich höchstwahrscheinlich wie die Mode verhalten, in der es populär heisst: Alles schon mal dagewesen.
Das kann man alles aus Hartschaum und Kunststein herstellen. Einem ungebildeten Oligarchen ist es egal, aus was der Millionen-Kitsch gebaut wird. https://lb-fassadenelemente.com/referenzen/