Was ist die beste Kampfsportart für die Selbstverteidigung?

9 Antworten

Diese Frage wird ca. 20mal pro Woche gestellt.

Vielleicht wird dich die Information überraschen, dass es "die beste" Kampfsportart zum Zweck der Selbstverteidigung schlicht und einfach nicht gibt. Gerät beispielsweise ein unbedarfter Angreifer an einen lange trainierten Judomeister oder Ringer, so wird er sich vielleicht noch fragen, welcher Orkan ihn da gerade aus seinen Schuhen gehoben und ins Gras gedonnert hat, bevor er dann im Würgegriff sanft ins Reich der Träume segelt. Das ganze steht und fällt mit dem Trainingsstand und der Qualität des Trainings und der psychischen Stärke des Verteidigers.

Jetzt bin ich persönlich seit über 25 Jahren im Shotokan-Karate zuhause (ich habe damit übrigens erst im Alter von 28 Jahren begonnen!), zuletzt auch ein paar Jährchen als Übungsleiter.

Aus der langen Trainingszeit weiß ich, dass es nun einmal Grundschultechniken gibt - aber auch vielfältige wirksame Anwendungsformen im Freikampf - und darüber hinaus Techniken zum alleinigen Zwecke der Selbstverteidigung, letztere sind dann solche Techniken, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit im Freikampf wiederum nicht erlaubt sind (z.B. Ellbogentechniken, Handkantenschläge oder Fingerstiche). Ein Vorteil des Karate ist, dass der Kampf im Zweifelsfall schnell beendet werden kann, also im Regelfall noch bevor man anfängt sich gegenseitig am Kittel zu reißen. Alleine die Blocktechniken sind bei richtiger Anwendung dermaßen schmerzhaft für den Angreifer, dass der dadurch bereits die Lust verlieren kann, es weiter zu versuchen.

Doch das alles braucht natürlich seine Zeit, um sich zu automatisieren und zu "setzen". Begegne daher Versprechungen wie "unbesiegbar in 24 Stunden" gerne immer mit einer gesunden Skepsis. Gerade das Krav Maga erlebt derzeit aufgrund des guten "Marketings" einen immensen Hype, dies mit der direkten Folge, dass man in diesen Systemen binnen kürzester Zeit zum sogenannten "Instruktor" werden konnte und kann. Da werden also oftmals Übungsleiter eingesetzt, die selbst das Kampfsystem erst ein halbes Jahr betreiben. Stell dir nur einmal zum Vergleich vor, du machst deinen Führerschein - und dein Fahrlehrer ist ein blutiger Fahranfänger!

Denn der wichtigste Aspekt im Rahmen der SV ist - tusch - deine Aufmerksamkeit! Heißt konkret: Handy in die Tasche, Augen geradeaus und keine laute Musik auf den Lauschern. Viele Gefahrenmomente sind damit direkt ausgeschaltet, denn: Ein vermiedener Kampf ist auch immer ein gewonnener Kampf! In meinem bisherigen Leben musste ich meine Kenntnisse erst ein einziges Mal (und in bin jetzt 57 Jährchen alt) in entschärfter Form anwenden.

Doch wäre ich niemals so vermessen zu behaupten, Karate sei "die beste" Kampfsportart. Solche Aussagen sind meistens Anfängern zuzuordnen, die aufgrund Ihrer subjektiven Begeisterung ihr eigenes System natürlich besonders "knorke" finden (welches das auch immer sein mag, ob Krav Maga oder Wing Tsun), jedoch andere Systeme kaum oder nur oberflächlich kennen.

Zuletzt: In jedem Kampfsystem braucht es rund 2 bis 3 Jahre eifrigen Trainings, bis du in Sachen "Selbstverteidigung" etwas Brauchbares in den Händen hältst.

Good luck !

Von Experte kami1a, UserMod Light bestätigt

Mit knapp 20 Jahren Kampfsport und Kampfkunst Erfahrung könnte ich dir jetzt ein Roman schreiben...Ich halte mich aber mal kurz und einfach!

Das beste für dich ist was flexibel auf alle Aspekte eingeht und ein möglichst realitätsnahes Training mit viel Kontakt bietet da ohne Kontakt der Ernstfall dich einfach nur schocken und einfrieren wird.

Ich persönlich finde Krav-Maga am idealsten für die SV und den MMA Sport auch am besten für die SV.


mjutu  16.10.2021, 12:20

Danke. " schocken und einfrieren" trifft den Punkt. Man sollte sich lieber die Option freihalten einen kühlen Kopf zu bewahren und schnell wegzurennen.

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verreisterNutzer  26.05.2019, 21:38

MMA bringt nur was, wenn auch wirklich der Typ ist der selbst zum Angriff übergehen kann, Leute die zu ängstlich sind oder zu Schockstarre neigen sind dann doch besser mit Krav Maga beraten

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Knoppix  26.05.2019, 21:39
@verreisterNutzer

Nein da MMA selbst aus einem Schüchternen Anfänger einen kämpfenden Tiger machen kann.

Ich habe mehrere Jahre MMA in England betrieben (London) und Wir hatten dort viele schüchterne und ängstliche Anfänger. MMA ist da genau das richtige.

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verreisterNutzer  26.05.2019, 21:45
@Knoppix

na da hast du mich falsch verstanden. Es gibt grob unterteilt in solchen Situationen 3 Typen von Menschen

  1. Typus ist alles egal der nimmt aber wenigstens einen mit ins Grab und geht volles Karacho auf den/ die Angreifer rauf
  2. Typus, sucht nach Optionen zur Flucht und nutzt auch nur um eine solche Möglichkeit zu schaffen Gewalt.
  3. Typus wird sich nie wehren, weil Schockstarre.

Das sind angeborene psychologische Neigungen die kann man nur abtrainieren, wenn man einen Menschen psychisch bricht, u.a. durch Folter. Sowas ist nur bei Spezialeinheiten von Polizei und Militär zulässig im privaten Bereich, darf sowas in der Eu nicht vollzogen werden. Außerhalb bin ich mir nicht sicher.

Da MMA sehr offensiv ist bringt es nur bei Typus 1 den gewünschten Effekt. Bei Typus 2 kann es noch helfen, weil wenn Angreifer KO dann auch Option für Flucht. Typus 3 ist nicht in der Lage diese Gewalt auf zu bringen.

Ps ich trainiere nun insgesamt schon über 40 Jahre Kampfsportarten, habe früher bei der NVA Grenzer im Nahkampf ausgebildet und weiß auch ganz gut was machbar ist

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Knoppix  26.05.2019, 21:49
@verreisterNutzer

Ich habe in 20 Jahren nie jemanden getroffen der fest und sicher auf nur einem dieser Verhaltensmuster hängen geblieben ist, dazu war ein brechen der Psyche auch nie nötig.

ich habe unter anderem Gjogsul von einem ehemaligen Soldaten des NVA LSTR gelernt.Ich selbst war 5 Jahre in der Legion und habe dort mit KM angefangen. Ich denke ich weiss aus welcher Richtung du kommst.

Der OP hat gefragt was das beste für die SV ist, die Antwort ist das brutalste, aggressiveste und skrupeloseste System... Und das sind ebend nunmal Krav-maga und MMA. Angriff ist die beste Verteidigung, nur leider ist das in einem Rechtsstaat nicht so umzusetzen.

Ich verstehe deine Aussage im Bezug auf MMA, aber mich würde mal interessieren wie lange und mit wem du MMA trainiert hast um so viel über das System sagen zu können. Ich habe in London selbst MMA unterrichtet und bin Lizensierter Krav-Maga trainer ( Auch in England lizensiert wurden ).

Soweit war deine Antwort nicht von nutzen für den OP.

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verreisterNutzer  26.05.2019, 22:15
@Knoppix

natürlich ist es keine feste Linie jeder Mensch ist in der Lage bis zu einem gewissen Maß von seinem normalen Verhalten ab zu weichen, je extremer die Situation des so extremer kann die Abweichung sein. Eine 180° Wende benötigt aber einen solch massiven Impuls, dass es nur ausgesprochen selten vorkommt.

Kyogsul war hauptsächlich eher für Fallschirmjäger gedacht aber haben im Grunde eigentlich alle Spezialeinheiten zu mindestens nen "Lehrgang" treffender wäre Intensivkurs absolviert. Ich hab mich auf Systema spezialisiert gehabt. Fand ich einfach effektiver in allen Situationen.

Was die beste SV angeht können wa nun streiten. Rein vom militärischen Aspekt hast du klar Recht je "brutaler" des so effektiver. Tote greifen einen nicht mehr an. Das Problem dabei hast aber auch schon selbst angesprochen, wir haben son paar Gesetze, speziell in D sind die recht streng was Notwehr und übersteigerte Handlungen angeht. Von daher ist am Besten, meiner Meinung nach, was einen aus der Situation raus bringt und nicht in Knast verfrachtet oder einen ein Leben lang zahlen lässt für entstandene Schäden.

MMA direkt habe ich nicht trainiert aber ich bin mit allen Bestandteilen des MMA vertraut die meisten beherrsche ich auch auf einem akzeptablen Niveau (nur mit Capoeira komme ich auf Grund von Gelenkschäden nicht mehr so klar). Was meine Ausbildung angeht zu Ost-Zeiten zusammen mit dem "großen Bruder" trainiert -man könnte sagen, wäre der Krieg ausgebrochen, wäre meine Einheit schon im "Westen" gewesen bevor die diplomatischen Beziehungen inoffiziell abgebrochen worden wären. Nach der Wende gabs für mich auch nur 2 Optionen entweder Legion, dies stand aber meinem Willen der Weiterbildung im Weg oder Isreal. Dort konnte ich Zeitgleich noch Studium absolvieren und damit war es für mich das Beste. Heute bin ich aber in dem Bereich gar nicht mehr tätig. Man überlegt sich halt wenn man Kinder hat ob man gewisse Risiken da eingehen sollte oder lassen sollte.

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Keine, Sport ist eine herbeigeführte Situation gegen andere Sportler mit einem Regelwerk und Selbstverteidung ein realer Akt ohne Regeln.

Eine Waffe ist in der Regel bei der Verteidung die beste Wahl. Das geht dann vom Panzer über eine Schusswaffe bis hin zum Stein. Gegen nichts davon könnte ein Kampfsportler viel entgegnen.

Auf der Straße ist man je nach Land indem man lebt an Gesetze gebunden, in den meisten ist es aber möglich einige legale Instrumente zur Verteidigung zu tragen. Bei Notwehr darfst du ohnehin alles einsetzen wenn es denn der Bedrohung angemessen ist. In den USA oder der Tschechei würde ich gar nicht lange herumfackeln und eine ordentliche Schusswaffe empfehlen. Hierzulande wohl ohne Sonderfall nur zur Heimverteidigung möglich. Es bleiben aber noch einige andere Gegenstände, vor allem ein Messer oder ähnliches.

Der Sport selbst bzw. die körperlichen Vorteile die daraus wachsen begünstigen natürlich ein vorteilhaftes agieren. Zum Beispiel bei der Flucht, aber auch beim Kampf. Ansonsten sind noch Kenntnisse in der menschlichen Anatomie sehr praktisch.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

HagenMachtDobby  23.04.2022, 21:35

Was n Schwachsinn. Allein das wissen, wie man kontern kann, bzw einen schlag blockt, bringt enorm viel. Selbst wenn man, wie ich, aus der Übung ist, kann man noch die einfachen Handgriffe nutzen, um zumindest ein paar schläge abzublocken und sich in sicherheit bringen zu können.

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mjutu  16.10.2021, 12:19

Ich würde auf jeden Fall zum Panzer raten. Schusswaffen, Messer und Steine sind weniger effizient. Das Beispiel USA zeigt, dass es kein Sicherheitsgewinn ist, wenn alle sich mit Schusswaffen ausrüsten. Wenn sie aber alle Panzer hätten, vorzugsweise nicht bewaffnete, wäre das hilfreich. Wie hoch sind die Verkaufszahlen von SUVs in den USA?

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Hirn.

Einen Kampf, den man mit Geschick und Weitblick vermeidet, wird man niemals verlieren. Reagiere nicht auf Anrempeln, laufe nachts nicht durch dunkle unbelebte Gebiete, in denen Betrunkene herum hängen, verziehe nicht das Gesicht, wenn jemand behauptet deine Erzeugerin würde durch das Feilbieten ihres Körper Geld verdienen und suche dir deine Freunde gut aus.

Wenn es erst mal zum Kampf kommt, gibt es keine beste Technik. Es kommt immer darauf an, wie gewaltbereit der Gegner ist. Im alten Griechenland wurde Boxkämpfe meist dadurch entschieden, dass man dem Gegner einen Finger gebrochen hat und dieser dann schmerzbedingt schwächelte.

Wenn du Profi in einer bestimmten Kampfsportart bist, sollte dich das auf keinen Fall motivieren, dich eher auf einen Kampf einzulassen. Wenn sich ein Kampf aber wirklich nicht vermeiden lässt, ist es hilfreich einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht im Adrenalinrausch unterzugehen, z.B. in eine Schockstarre zu fallen. Das ist, wie schon erwähnt, auch eine Kopfsache. Ob du das durch Boxen, Judo, Karate oder Mikado trainierst, ist dann zweitrangig. Am besten fragst du vorher den Angreifer, welche Technik er benutzt. Bei "wir sind halt betrunken und enthemmt, zu viert und haben Messer" kannst du die Kampfkunst in die Tonne kloppen.

Es gibt für Frauen Kurse zur Selbstverteidigung und Verhaltenstraining im Gefahrenfalle.

Da braucht es keine Kampfsportart. Um Sport in dem Sinne zu machen wäre Judo empfehlenswert, da lernt man zuallererst auch das Fallen.