Selbstverteidigung/Kampfsport für Schwächere

7 Antworten

Egal, was man Dir hier erzählt, es gibt keinen Kampfsport, der einen 50kg Hänfling dazu befähigt einen 100kg Aggressor zu besiegen. Sicherlich erhöhen sich Deine Chancen, aus so einem Fight halbwegs ungeschoren herauszukommen, Du kannst Dir ein Fenster schaffen, um abzuhauen, aber gewinnen wirst Du so einen Kampf in der Regel nicht.

Ich mache seit über 30 Jahren Kampfsport, Schwerpunkt Karate, und gehöre selber zur 100kg Fraktion, daher weiss ich, wovon ich spreche. Wenn ein 100kg Brocken seine Kraft und Masse einsetzen kann, dann nützt Dir als 50kg Hänfling weder Aikido noch KravMaga, Karate, WingChun oder sonst etwas. Natürlich besteht die Chance eines Glückstreffers (die besteht immer) aber im Normalfall zieht der leichte, schmächtige gegen einen schweren, muskulösen Gegner den Kürzeren. Daran ändern auch die Stories ala "Der Schwager meines Stammtischkollegen kennt einen, der gehört hat, daß ein 30 kg Lilliputaner einen 140kg Bodybuilder mit nur einer Hand verprügelt hat, weil er (hier beliebige Kampfkunst einsetzen) macht.

Versteh mich nicht falsch: Eine Kampfkunst erhöht Deine Chancen in einem Kampf, nichtsdestotrotz bleiben sie bescheiden, wenn ein grosses Missverhältnis bezüglich der grundlegenden, körperlichen Voraussetzungen besteht.

LL


Enzylexikon  13.04.2015, 15:08


Egal, was man Dir hier erzählt, es gibt keinen Kampfsport, der einen 50kg Hänfling dazu befähigt einen 100kg Aggressor zu besiegen

Das ist ist ein guter Ansatz um sich zu fragen

"Was bedeutet besiegen eigentlich?"

Vermutlich denken leider immer noch viele "besiegen" sei  mit "krankenhausreif prügeln" oder zumindest "völliger Wehrlosigkeit" des Angreifers gleichzusetzen.

Ein Fauststoß hier...ein Tritt da...dort noch ein Wurf...und alle Bösewichte liegen auf dem Boden. So jedenfalls die Idealvorstellung.

Im Ernstfall kommt dann dagegen womöglich die Enttäuschung gerade noch mit heiler Haut davon gekommen zu sein - obwohl dies ja der Sinn einer Verteidigung ist.

Es wird gerne vergessen, dass trotz aller Anerkennung von Notwehr im Strafrecht, die Flucht aus einer bedrohlichen Situation immer noch der massiven Verletzung eines Angreifers vorzuziehen ist.

Für mich ist die Beendigung der Aggression gegen mich, oder zu schützende Personen der "Sieg"

Ob die Aggression dadurch endet, dass ich jemanden kampfunfähig machen muss, davonlaufen kann, meine Brieftasche rausrücke, oder indem ich dem Angreifer ein Bier ausgebe, ist dabei zweitrangig.

Wenn ein 100kg Brocken seine Kraft und Masse einsetzen kann

Hier ist die Formulierung "einsetzen kann" entscheidend.

Jedem Gegenüber sollte der gebührende Respekt entgegen gebracht werden - es besteht jedoch kein Grund, sich durch schiere Masse einschüchtern zu lassen.

Die Lähmung durch Angst angesichts einer Bedrohung ist der erste Schritt dazu, seine Verteidigungsfähigkeit zu verlieren.

Ein sturzbetrunkener 100kg Brocken hat aufgrund der Einschränkungen durch den Alkohol schlechtere Voraussetzungen, als jemand mit klarem Kopf, der seine Techniken beherrscht.

Respekt ja - Angst nein, sehe ich hier als entscheidend an.

Sicherlich erhöhen sich Deine Chancen, aus so einem Fight halbwegs ungeschoren herauszukommen

Für mich persönlich ist das beispielsweise völlig ausreichend, denn ich lege keinen Wert darauf, jemanden ernsthaft gesundheitlich zu gefährden, oder mich selbst unnötig einer Bedrohung auszusetzen.


Das erzielen von "K.O."s kann einer der Effekte geglückter Verteidigung sein - ich selbst sehe das eher als relevant für Wettkampfsport an.

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Danchi18 
Beitragsersteller
 14.04.2015, 19:57
@Enzylexikon

Für mich ist Besiegen auch nicht K.O. schlagen, mir geht es darum mich zu verteidigen und da ist wegrennen sicher mal das erstbeste, vor jeder Kampfsportart, daher ist so schwer werden wie du LazarusLong sicher kein Ziel für mich; schwere Menschen sind zwar stärker, aber lahmer.

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LazarusLong  15.04.2015, 06:52
@Danchi18

Wir sollten uns mal auf eine Runde treffen. Als lahm hat mich, trotz meiner 93kg noch keiner bezeichnet. Ich glaube Du solltest, bevor Du mit Kampfsport anfängst, an Deiner Sozialkompetenz arbeiten.

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Ich würde dir zur japanischen Kampfkunst Aikido raten.

Das Aikido beruht auf spiralförmigen Bewegungen und dabei weicht man dem Angriff nicht einfach aus, sondern nutzt die Bewegungsenergie des Angriffs aus, um den Angreifer aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Dadurch kann er geworfen, oder durch einen Gelenkhebel kontrolliert werden, ohne das besondere Körperkraft benötigt wird. 

Aikido und Verteidigung

Aufgrund dieses Prinzips bietet Aikido auch körperlich unterlegenen Personen eine Möglichkeit zur Selbstverteidigung. Es werden keine Techniken gelehrt, die auf reiner Muskelkraft basieren.

Die Verteidigungstechniken werden sogar leichter, je mehr Kraft und Aggression in den Angriff gelegt wird, da es auf diese Weise noch einfacher ist, die Energie umzuleiten. Der Angreifer destabilisiert sich durch sein offensives Vorgehen also schon von selbst.

Gedanke des Aikido

Es geht im Aikido nicht darum, den Angreifer zu "vernichten", daher werden in den meisten Stilen keine "Gnadenstöße" gegen Personen, die bereits auf dem Boden liegen ausgeführt.

Auch übermäßig grausame Techniken werden im Aikido nicht gelehrt.

Neugierig geworden?

Hier habe ich etwas ausführlicher beschrieben, weshalb ich Aikido so positiv finde, inklusive eines Videos, das einen Eindruck vom Training vermittelt:

https://www.gutefrage.net/frage/gute-kampfkunst-gesucht

Mein Tipp für dich

Informiere dich über verschiedene Vereine in deiner Umgebung und welche Kampfkünste, Sportarten, oder Selbstverteidigungsmethoden dort unterrichtet werden.

Informiere dich etwas über die Angebote, die für dich interessant klingen und vereinbare einfach einen Termin für ein Probetraining. Diese sind entweder kostenlos, oder gegen eine geringe Gebühr möglich.

Schließlich ist das selbst ausprobieren immer noch die beste Möglichkeit, um festzustellen, ob dir das Training Spaß macht. :-)

Solltest du noch Fragen zum Aikido haben, helfe ich gerne weiter.

Viel Erfolg. :-)

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

Hallo Danchi18,

Kampfsport ist dazu da, aus "Schwächeren" "Stärkere" zu machen!

Wie Du an den bisherigen Antworten siehst, empfehlen die meisten das, was sie selbst am besten kennen. Das ist auch normal. Letzten Endes bringt es Dich aber bei Deiner Entscheidungsfindung nicht so viel weiter. Am besten ist es, wenn Du mal ein paar verschiedene Kampfsportarten/Kampfkünste ausprobierst. Es ist schließlich eine sehr persönliche Entscheidung. Die Kampfsportart/Kampfkunst muß Dir Spaß machen und Du musst Dich auch in der Gruppe und mit dem Meister/Trainer wohl fühlen. Alles Dinge, die Du nur durch Ausprobieren herausfinden wirst. Wohlgemerkt: durch Ausprobieren, nicht durch Zuschauen! Ich selbst mache Kung Fu und würde Dir auch empfehlen, das mal auszuprobieren, weil es sehr vielseitig von den Techniken her ist und Körper undGeist gleichermaßen trainiert.

Mach einfach MMA. Du machst alles und lernst alles. Du trainierst alles und kannst jeden auskontern. Standkämpfer besiegst du auf dem Boden, Bodenkämpfer im Stand. Noch dazu wenn du regelmäßig trainierst, weißt du einfach, was du in jeder Situation machen kannst. So gesehen gegen alle Kampfsportarten.

Hallo Danchi, ich möchte dir vorab sagen das es völlig egal ist ob du dünn, schwach, klein, groß, dick, muskolös, oder sonst was bist. Es geht darum Sport zu machen und die muskulösen waren am Anfang auch schwach. Ich mache schon eine längere Zeit Muay Thai. Für mich ist das der ideale Sport. Ich bin nicht besonders groß und als ich angefangen habe, war ich sehr unsportlich und überhaupt nicht muskolös. Sonst kann ich dir Kickboxen nur noch empfehlen. (Muay Thai ist ähnlich wie Kickboxen). Du musst dir einfach mal den Sport angucken und auch mal machen um zu entscheiden ob er was für dich ist.